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Kategorie: Tonträger Reviews
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Veröffentlicht: Dienstag, 14. April 2020 20:46
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Geschrieben von Philipp Wolter
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Zugriffe: 887

Wer angesichts des Covers nicht sofort die Manifestierung des Gedankens “Geil, muss ernten!” im Kopf verspürt, braucht diese Rezension im Grunde nicht weiterzulesen.
Der Vierer mit Mitgliedern aus Hamburg, London und Brasilien verkündet „Four super-rockers together to keep Rock’n’Roll alive!“ Nun gibt es ja unzählige MOTÖRHEAD-Clones, die kein Mensch und kein Alien braucht, aber das Erfrischende an VENENO ist, dass sie lange nicht so sehr nach ihrem Idol klingen wie andere Bands, die keinen Lemmy auffem Cover haben. Will sagen: VENENO verweisen derart ehrlich auf ihre Einflüsse, dass ihnen keine*r böse sein kann, watschen dem (neu)gierigen Motörheadbanger aber ihre ganz eigene Version des dreckigen Rock’n’Roll um die Lauscher. Da steckt ganz viel HELLACOPTERS drin, und zwar in einer sehr derben, breitbeinigen Spielart, quasi „Supershitty To The Max“ in noch räudiger. Die drei Stücke heißen „Motörheadbanger“, „Rock In Hell Together“ und „High Energy Rock’n’Roll“, kümmern sich inhaltlich somit sofort erkennbar um die wirklich essentiellen Themen, denen sich Denker*innern, Philosoph*innen und Höllenhunde seit Anbeginn der Menschheit widmen. Der Opener vesetzt dich gleich in die Golden-Years-Phase von Lemmy, Philthy und Fast Eddie, der Groove zwingt zum Durch-die-Bude-Stampfen und dabei Haustier und/oder Partner*in herumzuwirbeln und als Luftgitarre zu bespielen. Wer bei „Rock In Hell Together“ die Augen schließt, findet sich fix in einem Tarantino-Streifen wieder. Geil geschmettert übrigens von „Rodge V“, der sonst unter bürgerlichem Namen in einer Hamburger Death Metal-Band röchelt (ihr kennt ihn alle….). Dreckig, aber mit der Schüppe Melodie, die für derartigen Rock’n’Roll nötig ist, bzw. diesen noch suchterzeugender werden lässt. Das Schlagzeug klingt natürlich und galoppelt treibend, fast schon crustig voran. Jeder Song besitzt einen coolen Mittelteil, mit denen AC/DC ein ganzes Stadion zum Ausrasten bringen könnten. Der dritte Track bleibt durch punkige „Ohh! Oh! Oh!” als erster richtig tief im Hinterhirn kleben, wobei alle drei Songs nach wenigen Durchläufen mitgeschmettert werden können. Wilde Soli runden die Sache ab, sodass VENENO auch nicht ansatzweise langweilig oder nach dieser biederen Bierzelt-Rock-Variante klingen, die es ja leider auch gibt.
Das Tape sowie das sechsseitige Booklet kommen passend in Giftgrün, der Klang ist hervorragend.
Besucht die Freaks: https://www.facebook.com/venenorockers/
Und ordert hemmungslos: https://janmlrecords.bigcartel.com/product/veneno-motorheadbanger-ep-green-tape-downloadcode

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Kategorie: Tonträger Reviews
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Veröffentlicht: Montag, 13. April 2020 17:51
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Geschrieben von Hammerheadphil
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Zugriffe: 2794

Vladimir Harkonnen ist nicht nur der Bösewicht von „Dune – der Wüstenplanet“ und für den Abbau des Spice verantwortlich, sondern auch eine Punkband aus Kiel, mit thrashiger Hardcore-Kante, die sich eben nach dem Bösewicht benannt hat. Warum die Wahl auf den Schurken fiel, weiß ich nicht mehr. Die ersten beiden Longplayer sprachen bereits für sich. Warum die Band nur einem ausgewählten Kreis von unhippen Musikliebhabern bekannt ist, entzieht sich ebenfalls meines Wissenstandes. Wie schon einst Rüdiger Thomas, seines Zeichens Labelchef von Teenage Rebel Records, es beschreib: “Gute Musik und Plattenverkäufe sind zwei Paar Schuhe!“
Wer die Band je live erlebt hat, weiß, dass die Harkonnen-Jünger ein absolut heißes Eisen sind. Dafür benötigt man kein Musikstudium oder muss Noten lesen können – die Energie, welche freigesetzt wird, ist Ausdruck genug, wie geil die Band ist!
Nun aber zur Platte „Vlad Smash!“, die sich regelmäßig auf meinem Plattenteller dreht. Der erste Song „Thirteen Minutes“ überzeugt bereits nach der ersten Sekunde mit dem Intro: Satan is here! Und ab diesem Zeitpunkt blökt das Quartett/Quintett bestehend aus Andi Uranus (Bass), Erick Zölck (Drummer), Niko (Gitarre), Zark Zölck (Gitarre) und Philipp Bonehouse Wolter (Reibeisen) ihren auf 55 Sekunden limitierten stampfenden Song durch die Boxen und es ist überraschend eingängig, bis es auch schon wieder vorbei ist. Der zweite Song „In The Good Old Days“ ist ein klassischer Vladi, der knüppelt, keift und wie eine extrem frische Walze macht er alles dem Erdboden gleich. Song Nummer drei mit dem Titel „White Ghosts“ ist verspielter als das bereits bekannte Material und bevor der Song richtig im Gehörgang ankommt, ist er auch schon wieder (gefühlt) vorbei. „Stagnation Is Death“ ist für mich ein geheimer Favorit, die peitschende Soundwand und der rastlose Gesang kommen so brutal bei mir an, dass ich nicht anders kann, als mich zu den Klängen zu bewegen. Gefolgt vom nächsten Kracher „The Chips Are Down“, der gerade, wenn man sich das gesamte Album und die Songs in ihrer Reihenfolge betrachtet, keine Atempause zulässt. Dabei schaffen es die sympathischen Schergen, das Level so hochzuhalten, dass mir spontan keine deutsche Band einfällt, die eine solche Qualität über Alben hinweg hält. „Flatties“ - was ein Powersong und die Spielzeit von 1:34 dürfte keine Sekunde kürzer sein. Zwischenzeitlich frag ich mich ja tatsächlich, ob die Band bewusst die Songs auf das minimalistische Rohmodell heruntergebrochen hat, wobei musikalisch hier extrem viel reingepackt wurde. Denke da an Bands wie Hammerhead, die das bei ihrer letzten 7inch „Opa war in Ordnung“ ebenfalls gemacht hat, jedoch mit minimaler musikalischer Raffinesse. Vladimir Harkonnen gelingt selbst das in „Vladi Smash!“. Bei „Ram it down“ wird sich der Handbremse endgültig entledigt, wozu auch eine Bremse, wenn diese ohnehin nicht benutzt wird. Ein weiteres Highlight für mich. „Butcher of Petrograd“ besticht durch seine wunderschönen Wechsel, einem Timing, bei dem mir schon beim Hören der Kreislauf kollabiert und nach wiederholtem Hören wird es jedoch besser, das geneigte Ohr benötigt mehrmaliges Hören, um zu verstehen, was hier geboten wird. Den Abschluss bildet der Song „Meteor Impact“, eine Ballade, ein Akustiklied, der als Outro dient. Fast schon schade, da der Song viel Potenzial hat. Fazit des Albums: ein extrem kurzweiliges Stück junger Musikgeschichte, das es verdient hat, von einem breiten Publikum gehört und gefeiert zu werden. Das Album hat 10 von 10 Punkte verdient, da die Musiker Dinge ausprobieren und wagen abseits des Bekannten! Vladimir Harkonnen fand ich nie spannender als 2020 - nur schade, dass die Band wohl für dieses Jahr dem COVID-19 Virus geschuldet keine Livekonzerte mehr spielen wird.
Euer Hammerheadphil