Der Bandname ist irreführend, denn mit irgendwelchen amputierten Kampfchristen, wie sie so oft im US-Metalcore zu finden sind, haben diese vier Typen aus England so garnix am Hut. Vielmehr geht´s immer schön gegen die Kirche und andere Penner an (God Kills America, Human Race, Vatican Assassin). Doch zunächst mal muss man sich die Besetzung ansehen, denn hier spielt eine Art "Underground-who-is-who" zusammen. Der Sänger des letzten, großartigen Xentrix- Albums, der Gitarrist von Kill II This, der Bassist von Dearly Beheaded und der Schlagzeuger von Paradise Lost. Warum dieses Namedropping? Weil diese Typen ihre Talente wirklich hervorragend in einen Pott geschmissen haben: dieses komplett D.I.Y. gemachte Album ist nur geil und lässt hoffen, dass die Combo langlebiger ist als der Großteil der Vorgängerbands. Die Musik klingt auch in etwa wie ein Mix aus besagten Combos. Das heißt, es gibt moderen (Thrash-)Metal mit dicksten (und geilsten) Riffs, brutales Gebrüll, getragene Gesangslinien und kritische Texte. Warum sind Bands, ganz besonders in diesem Bereich (siehe Machine Head & Co.), eigentlich immer gleich so viel cooler und haben so viel mehr zu sagen, wenn sie nicht aus Amerika kommen? Wie auch immer, musikalische Vergleiche müssen hier hinken, denn CITY OF GOD haben einen sehr düsteren, leicht depressiven touch (immer wenn´s melodisch wird), der sie von den üblichen Verdächtigen ziemlich deutlich unterscheidet. Spielerisch ist alles perfekt, aber die Jungs üben ja auch alle schon ne ganze Weile. Der Sound ist genreüblich zwar sehr fett, aber auch sehr künstlich. Egal, hier sind Mucke und Texte einfach so cool, dass man das ignorieren kann. Was die Einzelleistungen angeht, kann man nur sagen, dass Mr. Gitarrist für mich mittlerweile zu den unterbewerteten zu zählen ist, denn er ist nicht nur technisch perfekt, sondern hat sich auch einen eigenen Stil und Sound geschaffen. Man hört, dass er es ist, und das schaffen, wenn man ehrlich ist, nur sehr, sehr wenige. Außerdem hört man zuweilen, dass er wohl VOIVOD-Fan sein muss, und das qualifiziert ihn schon mal zum guten Menschen. Gleiches gilt für Sänger Simon Gordon. Bei Xentrix schon echt geil, hat er einen Riesensatz gemacht und bringt vom ziemlich aggromäßigen Thrash-/Hardcoreshout bis zur tollsten Melodie alles souverän und fehlerfrei. Einfach nur geil, aber das sagte ich ja schon. Auf der homepage kann man drei Songs komplett hören, das sei dringend empfohlen. Hoffentlich schlägt das Ding ein, hoffentlich wird was draus. Nach Suicide Watch schon die zweite geile neue Band aus England dieses Jahr. Support the Underground!
www.cityofgod.co.uk
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---Punkte: 10
Na endlich ein Lichtblick für alle Metalhasser und anderen besseren Menschen: die Hardcoreplatte des Jahrzehnts ist da. Besser kann man´s eigentlich nicht hinkriegen, auch wenn´s noch ein paar Jahre hin sind bis 2010. THE ACCÜSED sind doch tatsächlich die einzige mir bekannte Band, bei der eine Auflösung und Reunion nur Verbesserungen bewirkt hat. Und zwar in allen Belangen. Die 18 Songs bieten wie immer zackig-fixen Hardcore mit deutlich angemetalten Riffs und killen völlig, wobei die letzten 4 neu aufgenommene Klassiker sind. Allerdings ist man etwas straighter geworden und klingt ein bisschen wie die letzte Discharge auf 45 rpm. Der Sound knallt ohne Ende (aufgenommen von Grunge-Papst Jack Endino) und ist einfach PERFEKT für diese Art Musik. Schön rauh, natürlich und dick. Den Sänger kann man immernoch kaum aushalten, obwohl er ein Klitze tiefer ist als früher. Lieben oder hassen. Und immernoch kreischt er seinen kranken Humor in die Gegend, jedoch nicht ohne politischen Hintersinn (abgesehen von so Songs wie "Fucking for Bucks", das mal ganz schön un-pc ist). Spielerisch war die Band auch vor 15 Jahren schon praktisch allen anderen Bands des Genres himmelweit voraus, und so besitzt diese Platte bei allem Tempo auch eine spielerische Lockerheit (wie geil ist der Gitarrist denn bitte?) und einen Drive, der einem ein breiiites Grinsen ist Gesicht zaubert. Das Cover ist wie gehabt im Comicstil, schön bunt und superfett (eine Illustration pro Song). Ich hab das Ding seit Freitag und seitdem nix anderes gehört. Platte vorbei: Play!
Ganz großes Kino!!!
www.splatterrock.com
---Punkte: 10
An alle, die sich jetzt gleich wieder aufregen werden, weil sie die Band, deren Platte ich hier rezensiere, nicht kennen oder weil die Truppe oder die Musikrichtung sie nicht interessieren oder die ein Problem mit einer hohen Wertung haben oder sich aufgrund ihrer Indoktrination auf die wahre Lehre des was-auch-immer für bessere Menschen halten und dann anonyme Kommentare ausschwitzen: einfach nicht weiterlesen! Bitte!
Für den Rest: wie würde es wohl klingen, wenn Eyehategod ihre Songs nicht auf Hardcore, sondern auf Metal aufbauen würden? So wie das hier. Fiesester Slo-Mo-Krach mit fast durgehendem Crash-Becken-Geschepper, finster, nihilistisch, negativ. Trotz des Fehlens von Geschwindigkeit ist Sludgecore (oder hier Sludgemetal) für mich eine der krassesten Musikrichtungen, und die Jungs mit dem programmatischen Namen bilden da keine Ausnahme. Durch die Metalbasis wird das ganze sogar noch ätzender als Negative Reaction, Bongzilla und andere Krachmaten. Dazu kommt, dass fast schon genretypisch diese Platte besser gespielt ist als die meisten der üblichen Verdächtigen, und einige nette Tricks lassen die Typen dann auch hören. Der Sound ist schön fett und brutal und die dicken Riffs drücken dahin, wo´s wehtut. Textlich wird sich über die Abgründe der menschlichen Seele ausgekotzt, was das Ganze na klar auch nicht gerade fröhlicher macht. Im Gegenteil: böser geht´s kaum noch.
Wer auf negative Mucke steht, Black-Metal aber zu aufgesetzt, Neurosis zu anstrengend und die ollen Eyehategod zu dillettantisch findet (soll´s ja geben, hab ich gehört), der sollte mal das hier antesten. Noch ne Fußnote: Gitarre spielt einer der Samael-Gitarristen.
www.sludge.ch
HIER REINHÖREN:
---Punkte: 9
„Riff Metal“ nennen diese vier Kieler ihren Stil, angesichts der zahlreichen wirren und hilflosen Wortschöpfungen, die heutzutage so durch die Medien schwirren, gar nicht so verkehrt. Denn grob gesagt können Bands wie XENTRIX, TESTAMENT oder METALLICA mit ihren mittelschnellen Songs als Vergleich zu MITHRIL herangezogen werden. Man böllert also sehr selten im Uptempobereich, konzentriert sich lieber auf kackenschwere Riffs und webt auch mal Akustik-Passagen in die Songs hinein. Ich bin zwar eher ein Speedfreak, muss aber sagen, dass mir das Material von MITHRIL mit jedem Durchgang besser gefällt. Erstmal ist der Gesang sehr angenehm – Schreigräte Henner versucht erst gar nicht in höhere Gefilde vorzudringen, sondern singt kraftvoll in mittleren Tonlagen. Außerdem scheinen die Songs ordentlich gereift, bevor die Kieler sich an die Aufnahmen gemacht haben, gerade der Opener „Dare The Heavens“ steigert sich in verschiedenen Parts zu einem erinnerungsträchtigen Refrain. Die ganze Platte versprüht Underground-Charisma und Liebe zum Detail, was letztlich kein Wunder ist, existiert die Band doch bereits seit 1996 und haut hiermit erst das zweite Demo raus. Bin gespannt, was da noch so passiert!
Das Ding gibt es für sieben Euro (keine CD-R, vierseitiges Booklet mit Texten, vier Songs, 15.35 Minuten) bei http://www.mithril-metal.de ---Punkte: 8
Es gibt wenige echte Konstanten im Universum. Aber Bolt Thrower sind so eine. Das neue Album ist natürlich wie immer hammergeil. Uns es klingt selbstverständlich nur um Nuancen anders als das davor. Diese Mini-Veränderungen betreffen das gelegentlich mal wieder etwas höhere Tempo, nachdem die beiden letzten Platten fast komplett Midtempo waren. Außerdem haben sich ein oder zwei Uffta-Uffta-Hardcore-Parts ins Schlagzeugspiel geschlichen, und das ist nun tatsächlich neu. Trotzdem kann man die Songs der letzten drei Aben immer noch mischen, ohne dass es auffällt. Der Sound ist klar besser als beim letzten Album, bei dem vor allem das Schlagzeug einfach scheiße klang.
Die neue ist na klar tight (aber nicht perfekt) gespielt und bis zum Eichstrich voll mit grandiosen Riffs, dick und massiv wie ne Wand. Und eine Fortsetzung von World Eater/Cenotaph/Embers/Powder Burns ist auch dabei, diesmal heißt der Song mit DEM Anfangsriff The Killchain.
Die interessanteste Nachricht dürfte sein, dass Karl Willets wieder singt . Und das ist gut so. Zwar fand ich die Leistung von Dave Ingram auf dem Vorgänger wirklich klasse, aber bei Motörhead kann ja auch nur einer singen...
Textlich geht´s wie immer um das Thema Krieg und Tod und die vielen lustigen Wege, wie der Mensch dem Menschen das schlimmste antun kann. Negativ, zynisch, resigniert. Auch das grunzt Mr. Willets schon seit mehr als 15 Jahren in die Gegend, aber einige Konstanten braucht der Mensch doch in seinem Leben, oder nicht? Lange Rede, kurzer Sinn: geiles Brett, volle Punktzahl.
Am 5.1.06 ist Konzert in Hamburg, wir sehn uns.
www.boltthrower.com
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---Punkte: 10