Rampart - Voice of the wilderness (Inferno Records)
RAMPART war ein kleines, sehr unterhaltsames Videospiel für den C64 - auf Deutsch hieß es wohl Ballerburg. (Auch ein geiler Bandname!) Ob RAMPART aus Bulgarien auch eine kleine unterhaltsame Band sind? Lasst es uns herausfinden! Ab mit der Promo in die Anlage und reingehorcht. Schon vernehmen wir wohltuende Gitarrenklänge, zu wohltuende Gitarrenklänge, klingt ja viel zu brav. Das bulgarische Trio spielt klassischen Heavy Metal, der Fans des Genres bestimmt begeistern kann, mich aber nicht. Der Sound ist altbacken (vielleicht Absicht?), der Gesang ist verkrampft melodiös und überhaupt hört sich die Musik sehr steif und gewollt an. Genre Fans hören mal rein, alle anderen lassen es wohl lieber. www.myspace.com/rampartbg
Ich habe mir also die No Mercy EP von Mentora gekauft. Diese Band aus Emden habe ich vor längerer Zeit im Internet entdeckt und fand ihre dort veröffentlichten Demo Songs schon ziehmlich geil, da steckte ordentlich Dampf hinter! Und nun habe ich mir diese CD für 5,50€ incl. Porto bei der Band selbst bestellt, mittlerweile liegt sie bei mir im CD Player und dreht sich.
In Rezis von Kieler Bands liest man ja häufig Bemerkungen wie “boah, wieder so’n Gebretter vonne Küste” oder “was tun die den Norddeutschen bloß ins Trinkwasser, die ham offenbar die Härte gepachtet”. Aber dabei wird gern übersehen, dass es hier auch eher melodiös aufspielende KollegInnen gibt.
Auch die TYPHOON MOTOR DUDES haben wieder einen ganzen Sack voller Ohrwürmer eingetütet und zeigen sich gerade im Bereich der Hooklines und Refrains (samt O-ho-hos) weiterentwickelt. Der leicht raue Gesang von Ole verhindert dabei, dass es zu „nett“ klingt.
Insgesamt könnten die Dudes aber doch auch ‘ne Portion Rotz und Dreck mehr vertragen, zwei, drei Titel kommen bisken zu zahnlos daher.
Auf der Haben-Seite stehen zum Glück jedoch genügend Volltreffer, so zum Beispiel „Back For More“ (mein Fave, Hammer-Mitsingbiest), “Glass And Good Luck Brittle Muck“, „If Only“, „Into Confusion" (mit Gastgesang vom ollen Letten) oder das flotte „No Reason“.
Überflüssig zu erwähnen, dass die Ulf-Nagel-Poduktion schön cremig den Ohren schmeichelt – „Stranded In Hell“ ist somit ein gelungener Nachfolger zu „Common Loser“, da darf man sich vom etwas unspektakulären Coverartwork auf keinen Fall abschrecken lassen (und das Innere ist weitaus spannender – da lassen die Dudes glatt die Hosen runter…)!
Ah, fast hätte diese CD noch länger inmitten des Bergs noch zu rezensierender Platten verweilt, aber als El Tofu das Ding neulich bei mir in die Griffel nahm und mit Unschuldsmiene fragte, ob er die Platte nicht besprechen solle, gingen die Alarmglocken an: Aha, das muss feiner Krach sein! Also nix da, gib wieder her!
Und tatsächlich: REDCRAVING werden nicht zu Unrecht manchmal als die deutsche Antwort auf A LIFE ONCE LOST bezeichnet. Es mahlen die Riffs, es schreit der Sänger, es treffen Hardcore, Screamo und Metal aufeinander. Sogar vor dezentem Elektrogelurche und ruhigeren Southern-Gitarren schrecken diese Berliner nicht zurück. Und klingen geil dabei! Ich bin mal echt überrascht, habe diese Platte jetzt häufiger rotieren lassen und der Genuss nimmt zu.
Klar, für Krusten, die alles verachten, was kein „Dis“ im Namen trägt, ist das nix (heißen ja auch nich DISCRAVING), aber Energie, Spielfreude und Soundwand stimmen.
Macht euch erst mal von allen möglichen Vorstellungen oder gar Vorurteilen frei, die ihr über ARMSTRONG haben mögt. Schon mit der „1978“-EP hatten sich ARMSTRONG neu erfunden, Ingo vom Schlagzeug ans Mikro geholt und Christian Bahr dafür an die Schießbude gesetzt. Obwohl mir auch schon „The Other Half“ (2006) gefallen hatte, klang die Mucke jetzt zeitloser und irgendwie luftiger.
Und jetzt holen die Jungs zum ganz großen Wurf aus! Was für ein Songwriting! Die Stücke strotzen vor Selbstbewusstsein und positiver Energie. Wen nicht mitreißt, wie Christian Bahr in bester Dave Grohl-Manier alles nach vorne drischt, wen diese Hooks nicht die Rock’n’Roll-Faust ballen lassen – der/die liest diese Zeilen hier wohl eh nicht.
Besonders geil dabei finde ich, wie lange die einzelnen Protagonisten schon dabei sind. Oliver Klein und Ingo Scheel sind echt ma zähe Leder, sozusagen die Kieler Versionen von Lips und Robb Reiner (siehe: „The Story Of ANVIL“), die einfach nicht aufgeben und trotz aller Widrigkeiten weiterrocken.
Endgültig zu Volltreffern werden Stücke wie „Sick City Something“, „This Time“, „Not Yet Ready To Fade“ oder „1978“ (Ingo, dir glaubt doch keiner, dass das dein Geburtsjahr ist...) nicht nur durch die feiste Ulf-Nagel-Produktion, sondern auch durch nette Gastauftritte von Späthi (Ex-Bonehouse), Letten und Uller Nagel.
Tut euch einen Gefallen und hört euch diese geile Scheiße mindestens mal an! Selbst so ein misanthropischer Wemmser wie Helge Schreiber soll nach der ersten Einfuhr gerufen haben: „Heureka! Diese Scheibe packt mich derart bei den Eiern – jetzt kann ich sogar meine ehelichen Pflichten wieder erfüllen!“