BLACK FAG, SUBURBAN SCUMBAGS / 17.12.07 – Kiel, Schaubude

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 Nicht erst nach dem Inti mit BLACK FAG war dieser Termin absolute Pflicht, auch wenn ein Konz in der Schaubude unter der Woche für mich momentan die Konsequenz von max. 3,5 Stunden Schlaf hat.

Nachdem man durchaus konträre Meinungen über BLACK FAG gehört hat, war ich wirklich gespannt, wie sich das Ganze denn nun live konkret darstellt. Auf der Bühne würde sich zeigen, ob BLACK FAG eine gelungene Parodie auf die Hardcore-Szene, eine miese Schwulenverarsche auf Bully-Herwig-Niveau oder was auch immer sein mögen. Here we go:

 

Zunächst konnte man sich endlich mal wieder über einen Auftritt der SUBURBAN SCUMBAGS freuen. Lange nich gesehen, ich zumindest! Es wurde schnell deutlich, dass die SCUMBAGS in letzter Zeit ihre Instrumente nicht unangetastet gelassen hatten, denn das Zusammenspiel der Hunde flutschte wie geschmiert. „Sorry, der Song kam jetzt nicht so schwul – vielleicht haut das mit dem nächsten eher hin“, verkündete Ulf, der gesundheitlich gerade ziemlich angeschlagen war, was man seiner Stimme eigentlich nur bei den Ansagen anhörte. Wie die Stimmung im Mob war? Halt irgendwie… montagstypisch, man merkte aber, dass so ziemlich jedem der Gig Spaß machte. Kein Wunder bei Krachern wie „Small Minded Man“ oder „Antisocial Stomp“!


In der Pause erzählte KLOWNHOUSE-Benny von der Tour. 16 Gigs ohne Day-Off – nicht schlecht. Keiner der Amis trinke Alkohol, was aber irgendwie anstrengender sei als bei Bands, die ständig pflastern, he he. Übrigens heißt Sänger Liberace in Wirklichkeit Jeff, Gerüchte im Internet, dass er zur Zeit der Sänger der DEAD KENNEDYS sei, wollen wir hier aber nicht kommentieren. Viel schöner fand ich, dass ein Anwesender davon ausging, dass hier und heute inne Bude die wahren BLACK FLAG spielten, hi hi.


Okay, pants down! Nach dem Soundcheck mussten sich die drei Typen und die Frau erstmal zwecks Kostümierung zurückziehen. Als sie dann auf die Bühne zurückkamen, beschlugen mir erstmal die Kontaktlinsen – ihr kennt die Bandfotos – pinke Glitzerhemden, enge Shorts, Lippenstift, angeklebte Schnurrbärte – klotzen und nicht kleckern war die Devise… Und schon ging es mit BLACK FLAG-Klassikern wie „Nervous Breakdown“, „Six Pack“ oder „Wasted“ los. SUPER gespielt, das mal vorweg. Der Schlagzeuger war der HAMMER, aber auch Bassistin und Gitarrist bekamen den Spirit der Originale richtig gut hin. Der Gesang war aber mal echt Geschmackssache – Liberace sang selten mit seiner „eigentlichen“ Stimme, sondern in so einem gekünstelten megahohen Piepsstimmchen. Klar, das war gewollt und sollte halt „gay“ wirken – ich hätte mir nur gewünscht, dass er das nicht ganz so übertrieben hätte. Das ist aber fast die einzige Kritik meinerseits – es war schon verrückt, wie GUT man die Songs oder besser Texte von BLACK FLAG auf schwul münzen kann: Wenn man Liberace bei „Jealous Again“, „Gimme Gimme Gimme“ oder „Slip It In“ („You’re not loose, you’re wide open“) zuhörte und –sah, dann kam man in der Tat ins Zweifeln, ob die Stücke nicht schon immer so und nicht anders gemeint waren… Und genau da, auf dieser Ebene, funktionieren BLACK FAG! Wer eine authentisch homosexuelle Band erwartet, die für Schwulenrechte kämpft, mag zu Recht angenervt sein. Aber wer seit jeher hinter diese „Harte-Männer“-Mentalität in der Hardcore-Szene blickt, der hatte wirklich Spaß. Es ist einfach offenbarend, wenn Liberace Hardcore-Shows beschreibt: „A bunch of half-naked guys rubbing against each other“. Jede/r, der diese typischen HC-Pits kennt, weiß, was Liberace meint… Mir gefielen BLACK FAG dann am besten, wenn Liberace spontan agierte (und nicht sein „Programm“ abspulte, was er anhand von „van Damme“-Fotos und sonstigen Utensilien vorbereitet hatte): Zum Beispiel fragte er irgendwann, welchen BLACK-FLAG-Song wir jetzt gerne hören mögen. Stille. „Do you even KNOW BLACK FLAG?“ Stille. „Uh, do you speak english?“ Stille. „Oh, then you might find this a little bit confusing“… Meine absoluten Highlights im Set waren „TV Party“, „Police Story“, „Revenge“ und natürlich das unverwüstliche „Rise Above“ (samt Ausflug von Liberace ins Publikum). Je länger der Auftritt dauerte, desto ausgelassener die Stimmung. „My War" wurde zu „My Wardrobe“, zu „No Values“ tanzte Liberace im Boulevard-Stil mit Tanzstock, verabschiedet wurden wir mit „Louie Louie“. Insgesamt sach ich ma: Es war einfach ein großartiger Tribut an BLACK FLAG – „the most bitchiest band in the world“…

Kommentare   

0 #3 DoctorJoyBoy Love 2007-12-18 19:39
Okay, guter Einwand.
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0 #2 casi 2007-12-18 19:39
der sänger klang ein wenig nach tiny tim... hat mir sehr gefallen!
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0 #1 DoctorJoyBoy Love 2007-12-18 19:39
Na ja - ich finde als wirklicher Homophobenschocker hätte das Ganze schon noch etwas weniger harmlos und eben weniger 'Traumschiff Surprise'-artig sein können (siehe Van Damme). Das hat die Hemmschwelle angetrunkener Betriebsfeierkomiker nicht so wirklich überschritten.
Ich denke man könnte drüber streiten, ob der verschwitzte Oberkörper von Henry Rollins nicht doch mehr glaubhaften Homo-Appeal besitzt.

Aber gut gespielt wars und n paar gute Ideen hats auch gehabt ...und die Scumbags nicht zu vergessen.

Stay Gay!
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