Von wegen stille Nacht-Festival / 07.&08.12.07 - Kiel, Räucherei

0 Dislike0
Schon fast 1 1/2 Wochen her - aber trotzdem sollte man es nicht vergessen: Kiels erstes "Von wegen stille Nacht" Festival in der Räucherei mit den Brainfuckers, 4tune8, Pesticide & Co...

Wie es ja mittlerweile um die Weihnachtszeit üblich ist, sollte es dieses Jahr auch in Kiel eine Art „Anti-Weihnachtsfestival“ geben: „Von wegen stille Nacht!“ dachten sich um die 20 Bands, die die Wände der Räucherei am 7.12. und 8.12.07 zum beben bringen wollten – und das für gerade mal 10 Tacken! Die Bandauswahl bestach in erster Linie durch die für Kiel recht ungewöhnliche musikalische Mischung und in zweiter Linie damit, dass doch einige durchaus Bekannte Vertreter der Kieler Musikszene zu finden waren, u.a. genannt seien dabei Brainfuckers Fun Foundation, Plastic Skanksters und Pesticide.
Also ließ man sich nicht lumpen und nach getaner Arbeit ging's Freitag Abend gen Räucherei – leider durch strömenden Regen, was mich in der darauffolgenden Woche meine Gesundheit kostete, aber was tut man nicht alles für ein bißchen gute Musik.
Pünktlich zu 4tune8 schlugen wir schließlich auf - das Festival war mittlerweile schon seit einigen Stunden, genauer seit 17.00 h in vollem Gange. 4Tune8 standen gerade auf der Bühne und waren zu unserer Einstimmung nicht übel. An sich kannte ich die Band vom Wilwarin Festival, aber irgendwie hatte ich sie anders – oder auch gar nicht mehr (?) in Erinnerung. Was die Jungs da machen, nennt sich wohl Electro NuMetal - meiner Meinung nach geht das ganze aber schon in die traditionelle 80er Jahre Gothicrichtung – zumindest was die Live-Performance angeht. Von CD hört sich das allerdings nochmal irgendwie anders an, daher empfehle ich persönlich den Konzertbesuch.
Im Anschluss gab's dann Kontrastprogramm – die Plastic Skanksters stürmten die Bühne und machten das, was sie immer machen: Gute Laune und dazu die passende Musik. Allerdings schien das Publikum an diesem Freitag Abend etwas bewegungsfaul zu sein. Aus diesem Grund verzogen wir uns nach dem Konzert erst mal auf die vor der Tür angesiedelte Verandaparty und verpassten damit [fju:z], die laut Running Order dem „Rock“ zuzuordnen sind . Irgendwie mochten die anwesenden Gäste aber entweder keinen Rock oder mit Rock war etwas anderes gemeint, denn laut meiner Informanten wurde die Band knallhart ausgebuht, obwohl sie technisch eine gute Show ablieferte. Ich habe mittlerweile einmal nachträglich in deren CD reingehört und finde, sie klingen wie Kettcar mit englischen Texten – auch wenn man's nicht mag, ist das noch kein Grund eine Band von der Bühne zu buhen.
Nachdem der Verandaparty schließlich ein Stuhl zum Opfer gefallen war, sollte es aber auch für uns zurück zum Hauptact des Abends gehen: Brainfuckers Fun Foundation hatten sich angekündigt und standen bereits auf der Bühne, als wir wieder den Saal betraten, der sich noch einmal kurzweilig gefüllt hatte. Die Betonung liegt allerdings auf kurzweilig, denn der Sound der Brainfuckers war erstmal ein totaler Griff ins Klo, wodurch das Konzert zu einer Abmischtortur und der Saal nach und nach leerer wurde - die letzten 4 Lieder klangen allerdings optimal und gaben dem Konzert immerhin einen guten Abschluss, der auch für mich den Abschluss des ersten Abends einläutete, denn die Chance auf eine Mitfahrgelegenheit wollte ich mir auf Grund der Wetterlage in diesem Moment nicht nehmen lassen...während ich wahrscheinlich schon seelig schlummerte, folgten in der Räucherei laut Plan aber noch Halbtrocken, SubroomSix und Minor Reality.




Tag 2

Nachdem es Freitag ja verhältnismäßig früh nach Hause ging, war es Samstag zum Glück nicht all zu schwer in die Gänge zu kommen. Nach einem gediegenen Nachmittag schlugen wir somit pünktlich zu The Special Refuse in der Räucherei auf und hatten damit nur 3 Bands verpasst – am Vortag waren es immerhin 5. The Special Refuse aus Kiel gibt es erst seit 2006 – dafür sind sie aber bereits mächtig gut und richtig lustig. Es gab feinsten Ska gemischt mit allem, was die alternative Musikszene zu bieten hat und dazu gleich noch eine Packung mitgebrachter Fans, welche die ansonsten immer recht freie Fläche vor der Bühne bevölkerten und ein wenig Stimmung in den Laden brachten. Leider werden mitgebrachte Fans aber offensichtlich nach dem Auftritt auch immer wieder mitgenommen, denn als Lafrontera an den Start gingen, war es vorne schon merklich leerer.
Lafrontera lieferten wie immer eine gute Show - irgendwie ist deren Stil für mich aber nur als Hintergrundmusik tauglich und kann mich nicht so vom Hocker reißen. Danach gab's für uns mal wieder eine Dosis frische Luft, diesmal leider ohne Verandaparty – naja, waren auch keine Stühle mehr da - während drinnen schon Denying Truth irgendwas crosscoremäßiges zum Besten gaben. Für die letzten Lieder gönnte ich ihnen dann doch nochmal einen Teil meiner Aufmerksamkeit - war aber nicht so mein Fall. Eventuell lag dies aber auch am Sound, denn der war wie schon am Vorabend auch heute mal wieder ein großes Problem.
Dies sollte sich beim samstägliche Hauptact Pesticide noch ein weiteres unter Beweis stellen. Ich war ja schon sehr gespannt die Jungs mal live zu sehen, denn sie zeigen durchaus ein gewisses Talent zur Selbstinszenierung und dies auch außerhalb der Bühne. Irgendwas muss da ja dahinter stecken.
Während für Pesticide also alles aufgebaut wurde, füllte sich die Räucherei – bis heute frage ich mich, wo die ganzen Menschen herkamen - und die Gäste drängten geradezu in die ersten Reihen, die nun wirklich eng und voll waren. Pesticide hopsten schon seit ein oder zwei Stunden gestyled und geschminkt durch die Räucherei, mussten sich vor dem Auftritt allerdings ein weiteres mal umziehen, evtl. gehörte dieses „Auf-sich-warten-lassen“ aber auch zur Inszenierung ...man weiß es nicht. Nach mehr oder minder vielen oder wenigen Minuten ging's los und gleich voll in die Hose. Der Sound war mehr als dürftig und das wirklich herausragende der Band, nämlich ein eigentlich echt guter Sänger, war das gesamte Konzert über nicht zu hören. Sehr schade, die Fans hat es aber kaum gestört, denn die tobten und feierten ihre Jungs, während wir uns dieses Spektakel des Grauens voller Übersteuerung und Gepiepse von der Galerie aus anschauten, da es unten vor der Bühne einfach viel zu laut war. Schade eigentlich und schade auch, dass im Anschluss wieder das eintrat, was mir schon zu einem vorherigen Zeitpunkt aufgefallen ist: mitgebrachte Fans werden nach dem Konzert auch wieder brav mitgenommen.
So spielten die drei Jungs von Corporate ID nun nur noch vor einer handvoll im Takt wippender Metaler, obwohl sie weitaus mehr verdient hätten. Der Sänger erinnerte mich ein wenig an alte Maidenscheiben und die Darbietung war ein angenehmer Kontrast zum vorherigen Programmpunkt.
Mit dem Ende von Corporate ID beschloß ich dann aber auch an diesem Abend noch einmal das Angebot einer Mitfahrgelegenheit nicht auszuschlagen, auf Skoil zu verzichten und mich auf den Weg nach Hause zu begeben. Irgendwie sind so viele Bands hintereinander auch anstrengend, obwohl ich nicht mal die Hälfte der Auftritte geschafft habe...

Fazit der Abende: Ich liebe Festivals mit absolutem Mischprogramm – und das gab es hier, doch scheinbar gehöre ich zu einer Minderheit. Die meisten Fans wurden von den Bands mitgebracht und waren offensichtlich zum größten Teil nicht bereit ihre Aufmerksamkeit auch mal über den Tellerrand hinaus anderen Musikstilen zu widmen. Das Spektrum der beiden Tage war wirklich sehr breit gewählt und meiner Meinung nach war durchaus das ein oder andere Schmankerl dabei, welches ich vorher noch nicht kannte oder einfach nicht wahrgenommen hatte - und an sich sind solche Festivals doch auch dafür da, die Chance zu nutzen auch mal neue Bands zu sehen und seinen Horizont zu erweitern, denn immer das selbe wird irgendwann langweilig.

Wenn es somit im nächsten Jahr eine Wiederholung gibt, bin ich auf jeden Fall mit dabei – insbesondere, da die Veranstalter bereits versprochen haben, diesen miesen Mischer nie wieder zu buchen!

Kommentar schreiben


Sicherheitscode
Aktualisieren

Stern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktiv