KRISIUN, ROTTING CHRIST, INCANTATION, CRIONICS / 12.09.07 – Kiel, Pumpe

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Eigentlich wollte ich ursprünglich an diesem Abend VOLBEAT in Hamburch gucken gehen, aber als sich die Kunde dieses extrem leckeren Paketes todesmetallischer Prägung verbreitete, wurde der Plan flugs umgeschmissen. Nicht nur, dass der Kram um die Ecke abgehen sollte, man ohnehin lokale Konzis unterstützen sollte, nein, es bot sich darüber hinaus auch noch zum ersten Mal die Chance, INCANTATION live zu beglotzen. Alte Liebe rostet nich, heißt et schließlich, und der INCANTATION-Longplayer "Onward To Golgotha" dreht in schwarzem Vinyl seit 15 Jahren unermüdlich und regelmäßig seine Runden auf meiner Mühle.  

 

CRIONICS aus Polen hatten bereits begonnen, als ich eintrudelte. Gefielen mir musikalisch auf Anhieb, eine Mischung aus MORBID ANGEL und EMPORER, zumindest mein Eindruck nach der Handvoll Songs, die ich mitbekam. Also recht komplex, gut gezockt und aggressiv. Der Vortrag wirkte zwar etwas steif, aber wenn circa 20 Nasen in respektvollem Abstand vor der Bühne verharren, fällt es nicht jeder Band leicht, entspannt aufzuspielen. Es war also noch ziemlich leer, was sich bei den folgenden Bands etwas bessern sollte, wenngleich es wohl nicht mehr als 100 Nasen werden sollten.

 

Zu INCANTATION fanden sich schon ein paar Schüttelrüben zusätzlich ein. Ihr Glück, denn nun konnte man einen herrlichen/zeitlosen Death Metal Gig genießen. Ja, ich sage bewusst „genießen“, denn der Klang war einfach hervorragend, es ergab sich dieser pulsierende Sound, den das Zusammenspiel von Schlagzeug, Bass und tiefen Gitarren erzeugt, wenn im Stil des Frühneunziger Death Metal gezockt wird. Nicht total simpel a la MASTER, aber auch keinesfalls übertrieben technisch. Dazu diese Growls, die wohl zu den tiefsten und brutalsten Hundekläff-Vocals der Musikgeschichte zählen! Natürlich gab es viel Geballer im hohen bpm-Bereich, aber auch INCANTATION typische Zeitlupenriffs. Gaanz langsam rollten dann die Riffwellen über den Hörer herein, und wer diese Stilistik im Herzblut hat, der konnte lustvoll die Birne kreisen lassen. Die drei Typen der Band machten den unbedingten Eindruck von Underground-Überzeugungstätern, wirkten mit wirren Haaren und wilden Bärten auch, als seien sie lange keinen bürgerlichen Berufen mehr nachgegangen… Besser sollte/konnte es diesen Abend nicht mehr werden, wobei KRISIUN auf ihre Art durchaus gleichwertig waren.

 

Das galt in meinen Augen für ROTTING CHRIST definitiv nicht. Klar, musikalisch total professionell und so, aber diese Band wirkt auf mich nicht „echt“. Zu oft ham die Griechen stilistische Kurskorrekturen vorgenommen, zu Urzeiten wohl mal im Hardcore verwurzelt, später Black Metal gespielt („Thy Mighty Contract“ mochte ich damals sehr), dann irgendwie ständig krampfhaft modernisiert – „die neuen ROTTING CHRIST – jetzt voll groovig!“ war glaub ich mal der Text ’ner Century Media-Anzeige, he he. Da hieß es doch lieber rausgehen und gemeinsam lästern.

 

KRISIUN sollten nun den Abschluss markieren, ähnlich wie INCANTATION sind diese drei brasilianischen Brüder Vollzeitfreaks. Irgendwie sind es ja manchmal Details und Oberflächlichkeiten, die einem auffallen – während ROTTING CHRIST offenbar penibel auf Dresscode achten und ja kein Shirt einer „Konkurrenz“-Band präsentieren, liefen KRISIUN in ihren ältesten Lappen rum und ließen später mit VENOMs „In League With Satan“ ein musikalisches Lippenbekenntnis folgen. Vorher hieß es aber dengeln, dengeln, dengeln! Wie immer mit sinnverwirrender Geschwindigkeit dargeboten, gab es Highlights der fünf Platten. In den Jahren seit „Black Force Domain“ sind KRISIUN auch nicht einen Millimeter von ihrem Stil abgewichen, es gibt im Grunde lediglich produktionstechnische Unterschiede und vielleicht musikalisch erweiterte Fähigkeiten, die ich aber eh nicht mehr mitbekomme, weil die Typen schon vor zehn Jahren over the top waren. Sänger Alex bedankte sich immer wieder beim Publikum und wies daraufhin, dass dies nicht nur Gerede sei, es sich hier um Underground handele und Rockstars überhaupt scheiße seien. Jep, so isses, bitte weitermachen, die Herren!

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