RD-ROCK IV / 20.07.07 – Hademarschen, Tag 1

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Philipp:

Für die Menschen, die dat Rd-Rock-Festival organisieren, waren es hektische Wochen: Kurz vor knapp hatte das Ordnungsamt der Planung für die Campingplätze einen Strich durch die Rechnung gemacht. In Windeseile musste improvisiert bzw. neu organisiert werden. Die endgültige Campingplatzsituation war letztlich nicht optimal – es gab einen Parkplatz für Autos, einen getrennten Zeltplatz und als Ausnahme für „Bänds & Fränds“ einen gemischten Platz für Karren und Zelte. Einige Leute meckerten also über etwas lange Wege, aber wie gesagt war das eine Notlösung, für näxtes Jahr ist wohl schon eine bessere Variante gefunden worden.

Matt:

Fotos zum Festival findet Ihr hier.  


Philipp:
Verbessern könnte man noch das Toilettenangebot (Zwei Scheißhäuser für 2500 Leute sind dann doch etwas knapp, zumal das eine Männerklo keine funktionierende Tür besaß…), aber ansonsten war das Rd-Rock 2007 ein gigantischer Haufen Spaß: Geniale Lage inmitten Wald und Wiese, Duschen für umme (mit bot sogar ’nen Typ an, mich abzuschrubben, voll selbstlos, stellte sich nur heraus, dass dat gar kein offizieller Helfer war…), lecker vegetarisches/veganes Essen, korrekte Preise, viiiiele nette BesucherInnen und natürlich grandiose Bands in feister Stilvielfalt.
 
Nach erfolgreicher Akklimatisierung ging es gleich zu BORDERPAKI, die auf der Wiesenbühne, also im Zelt, zockten. Unglaublicherweise hatte ich diese Band vorher noch NIE gesehen, obwohl es sie ja schon ETWAS länger gibt. Vor einiger Zeit lag die neue CD in meinem Postfach (äh, Rezi kommt noch…), daher kannte ich einige der gespielten Songs bereits. Charmant und räudig verteilten die Neumünsteraner ihre Deutschpunk-Schellen, sodass bereits zu diesem frühen Zeitpunkt (zumindest gefühlt früh, es sind schließlich Ferien, da nehm ich um 18.30 Uhr sonst erst das zweite Frühstück ein) ein fröhlicher Pogoreigen entstand. Mir wurden in der Vergangenheit auch schon mal zwiespältige Meinungen über BORDERPAKI zugeflüstert, aber weder dieser Auftritt noch die CD ließen eindeutige Aussagen vermissen: Klare Kante gegen rechts, kritischer Blick auf globalisierungspolitische Entwicklungen – „kein Platz für Poesie“ eben, für ein enthemmtes Punkrockkonz allerdings schon!
 
Steffi:
Los gings am späten Freitagnachmittag, zu borderpaki wollte ich spätestens vor der Bühne stehen und feiern.
Daraus sollte aber nichts werden, denn ich habe nicht mit der Baustelle in Rendsburg gerechnet, die mir etwa eine halbe Stunde der ohnehin schon knappen Zeit nahm. Außerdem wollte ich von einer Leo aus dem Gästebuch des RD-Rocks Karten zum Preis vom VVK kaufen und habe diese nicht erreicht, was mir auch wieder ungefähr ne halbe Stunde sinnloses Rumstehen einbrachte.
Bei den Klängen von borderpaki stand ich dann in der Schlange an der Kasse um mir ne Karte zu kaufen und ein sehr hübsches gelbes Papierbändchen zu bekommen.
Die letzten paar Lieder von borderpaki bekam ich dann noch mit und trotz der Handverletzung des Guitarristen klangen die Jungs wie immer - gut. Die Menge reagierte hingegen leicht verhalten, aber es war ja auch noch früh am Tach und man hatte noch nicht allzu viel Zeit zum Trinken gehabt.
Nun kam erstmal nichts von Interesse, so dass ich nochmal zurück zum Auto ging (mit etwa 20 Minuten Fußmarsch ein viiel zu langer Weg) um zu plaudern und etwas zu trinken zu sich zu nehmen.

 
Philipp: 
Das Schleswiger Punkrock-Dreiergestirn VAMOS BLATELLA/FILIBUSTERS/NORDSCHROTT ist leider Geschichte – sowohl die Filibusters als auch Vamos Blatella haben leider die Segel gestrichen. Find ich schade, von beiden Bands wär bestimmt noch einiges gekommen. Bleiben NORDSCHROTT! Die klangen heute derber denn je, nach einigen Songs fühlte ich mich, als hätte mir jemand die Rübe in stereo mit zwei Mülleimerdeckeln aus Blech malträtiert. Also ein angenehmer Zustand, hervorgerufen durch die doch im Vergleich zur Platte deutlich metallischere Ausprägung. Bocki und Burgl sind tief in ihren schmierigen Herzen eben doch Metalheads, he he. Jedenfalls schredderten die Klampfen amtlich und Dickis Stimme klang bösartig, wenn er uns Botschaften wie „I am an anarchist / I am no democrate / I only have fire and flame for every state“ in die Lauscher kotzte. Begeisterung!
 
Steffi:
Zu Nordschrott stand ich dann wieder an der Wiesenbühne. Diese schleswiger Band hatte ich mal in Schleswig im JUZ gesehen, da hatten die noch zwei Sänger und der zweite Sänger hatte geile Hardcoreshouts gemacht, da fand ich die richtig geil. Seitdem der zweite Sänger nun weg war, hatten sich Nordschrott qualitativ verschlechtert, fand ich, aber aufm RD-Rock haben sie mir dann wieder richtig gut gefallen. Im Gegensatz zu ihrem Auftritt in der T-Stube hatte ihre Musik diesmal den Namen Hardcorepunk wirklich verdient.

Als nächstes durften One Fine Day ihr Talent auf der großen Bühne zeigen und man merkte gleich am Publikum: Jetzt wirds Emo. One Fine Day hören sich in etwa an wie Billy Talent, kommen aber anstatt aus Kanada aus Kiel oder Hamburg und sind auch noch nicht ganz so bekannt wie Billy Talent, aber dank dem DeltaRadio Indiekator (oder wie dat heißt..), werden wohl bald massig kleine Mädchen vor der Bühne stehen und kreischen.

Der Spruch des Tages kam vom Hallo Kwitten Sänger. Hallo Kwitten sollten nämlich nach One Fine Day spielen und mussten somit warten bis diese fertig waren. Er fragte genervt: "Ist die Frau da drüben auf der Bühne jetzt endlich mal fertig?"
Naja - Hallo Kwitten haben sich bei myspace ganz anders angehört als live. Deshalb nutzte ich die Zeit um übers Gelände zu bummeln, aber behielt ein Ohr offen für den Rock´n´Roll-Sound der Flensburger. Was die machen, machen sie ja auch gut - ich hatte bloß mehr mit Hardcore gerechnet als mit Rock´n´Roll.

Die Fro-Tee Slips machen eigentlich ganz lustigen Funpunk - aber nachdem sie bei Protest in der Pumpe 1 1/2 Std gespielt hatten, musste ich sie mir nicht nochmal live geben und ging nochmal zurück zum Auto. Das war ein böser Fehler. Kaum im Auto angekommen, begann es zu schütten wie aus Eimern und auch zu den Creetins war der Himmel nicht gnädiger. So war ich bei der Ankunft auf dem Festivalgelände komplett durchnässt und fror. Ich hatte mich auch vom warmen Wetter tagsüber täuschen lassen und mir nichts zum Überziehen geschweige denn zum Umziehen mitgenommen. Schön blöd.
 
Philipp:
Gar nicht mein Ding dagegen ONE FINE DAY, da decken wir doch lieber schnell den Mantel des Schweigens drüber und erfreuen uns an HALLO KWITTEN. Ja, was ging denn jetzt ab! Ich bin spätestens seit dem Auftritt in der Pumpe zum „Move against G8“ sehr angetan von der Band. Heute setzten die Typen sogar noch einen drauf. Ein, zwei, drei wurde uns wieder aufs Wesentliche reduzierter Hardcorepunk geboten, einfach hervorragend gezockt. Die Jungs sind irgendwie erbarmungslos, denn sie müssen doch wissen, dass sie einen damit nur in den Wahnsinn treiben können! Stillstehen unmöglich! Eigentlich wollte die Band das vor der eigentlichen Bühne stehende Podest zur Präsentation besonders exaltierter Tänzer nutzen, doch plötzlich schwappte ein ganzer Mob auf die Bühne, vermengte sich zu einer wabbelnden Masse, aus der zuckende Extremitäten herausragten. Darunter ein Macker in einem Ganzkörper-Spider-Man-Kostüm, wie geil! In der allgemeinen Hysterie ging dann fast die coole Pyramide unter, welche die Band wieder bot! Wer’s nicht kennt: Bassist und Gitarrist stellten sich breitbeinig hin, der Drummer wetzte nach vorne, kletterte auf die Oberschenkel und… warf Blumen ins Publikum!
 
Ich saß unter dem Zelt bei der Heckenbühne, angeregt ins Gespräch vertieft, als dort eine Band namens PHLEGMATIX loslegte. Kaum losgerockt, wurde allerdings plötzlich alles dunkel. Grund: Regen und ein damit einhergehender Stromausfall. Doch ruckzuck hatten eifrig herumwuselnde RD-Rock-Helfer den Saft wieder am Fließen (Insider munkelten, dass bereits den ganzen Tach N.O.M.-Andi in so einem überdimensionalen Hamster-Laufrad zugange war, ihm jedoch kurzzeitig der Sprit ausgegangen sein soll). Yeah, hab die PHLEGMATIX nur so am Rande mitbekommen, klang aber gar nicht phlegmatisch, eher energisch und dreckig rockend.
 
Irgendwann bekamen wir mit, dass zur selben Zeit die CREETINS auf der Hauptbühne zockten. Schnell hin! Der Regen hatte allerdings nicht nachgelassen, eher wurde es stetig nasser auffem Gelände. Wir hatten Glück bzw. waren so dreist und schmiegten uns kurzerhand an einen Typen, der dort mit einem großen Sonnenschirm stand (irgendwat Werbung für Eiscreme druff). Somit konnten wir den Rest des CREETINS-Gigs in relativer Trockenheit verbringen, der Großteil der Leute flüchtete mit der Zeit allerdings vor dem Niederschlag. So mühten sich die drei Akteure vor lediglich einer Handvoll Leute ab, die patschnass weiterpogten. Die Mitsingstelle „I wish this moment lasts forever“ war somit sowohl für Band als auch Publikum eher mit ’ner dicken Portion Zynismus zu verdauen… Na ja, zum Abschluss gab es „Dremon Dreams“, schön schön.
 
Steffi:
Naja, die Creetins waren gewohnt gut, weit mehr verwunderlich war aber das Heu, welches sich im Wiesenzelt fand, aber da haben wohl Fro-Tee Slips ihre Finger im Spiel gehabt.
Als nächstes durften Noise Forest einspringen, da Nayled ausfallen musste, da ihnen ihr Sänger abhanden gekommen ist (naja, aus persönlichen Differenzen hat Ronny die Band verlassen, heißt es bei myspace). Das war für mich das erste Mal, dass ich Noise Forest in ihrer neuen Besetzung gesehen hab und ich persönlich habe den Eindruck, dass der Sound der Band sich ins positive verändert hat. Erschien mir die Musik bei ihrem letzten Auftritt im Roxy in Flensburg noch schleppend und irgendwie unmotiviert, kam sie mir jetzt viel motivierter vor.
 
Philipp:
Wer bei so ’nem Wetter überdacht spielt, hat na klar die besseren Karten. Und so kam es, dass NOISE FOREST vor voller Hütte ballerten und sicherlich auch den einen oder anderen Punker erreichten, der sonst vielleicht nicht reingeschnuppert hätte. Mittlerweile an Umbesetzungen gewöhnt hatte man sogar ein anderes Line-Up als noch kürzlich in der Pumpe! NF hatten kurzfristig die Möglichkeit einzuspringen (für NAYLED, glaub ich), nur hatte der neue Drummer Jürgen keine Zeit, kurzerhand wurde einfach der alte Schlagwerker Steni auffe Bretter gezerrt. Respekt wiederum für den neuen Gitarristen Eike, der sich gerade mal das Programm draufgepackt hat und sich nun gleich wieder auf einen anderen Schlagzeugstil einstellen durfte. Ballerte und böllerte jedenfalls ganz ordentlich, was NOISE FOREST da fabrizierten.
 
Auffer Waldbühne: MUMMLOX. Am Bierstand: Ich. Hab daher das Thrash-Kommando nur aus der Ferne genossen, reicht trotzdem, um auch im Nachhinein den abgespreizten Daumen nach oben zu recken. So langsam bin ich ja gespannt, was die Jungs auf ihren unlängst fertig gestellten Aufnahmen geleistet haben. Aber wer sich ZEHN Jahre Zeit lässt mit der zweiten Platte, der hat wahrscheinlich auch die Ruhe weg, gemächlich an den letzten Details zu feilen.
 
Steffi:
Immer noch frierend begab ich mich zur Waldbühne, denn Mummlox standen jetzt auf dem Programm. Während sie aufbauten (ja, es gab mal wieder zeitliche Verschiebungen), gab der Sänger von borderpaki mir seine Jacke, damit ich mich n bisschen aufwärmen konnte (danke an dieser Stelle nochmal :-)). Zum Beginn von Mummlox verschwanden sowohl Rübi als auch seine Jacke, aber das war nicht so schlimm, denn Mummlox heizten die Luft sprichwörtlich auf.
Die neuen Songs sind sehr viel schneller und gehen viel mehr in Füße und Nacken als die alten. Außerdem haben die Jungs an ihrer Bühnenshow gearbeitet, so dass es ordentlich Gepose gab. Ringo (der Guitarrist) sagte mir später, es habe ihm sehr viel Spaß gemacht und das merkte man auch.

Zyclotron - hmm, naja. Ich fand die Band auf dem Metal Battle 2005 sehr gut, aber seit dem (neuen) Album ist mir in den Songs zuviel Melodie.
Angeguckt habe ich sie mir trotzdem und sie haben ihre Sache auch gut gemacht.
Brainfuckers Fun Foundation habe ich auch kurz geschaut, der NuMetal/Crossover der Jungens beeindruckt mich immer wieder, vorallem der Einsatz ihres E-Cellos ist mal sowas von ungewöhnlich. Allerdings wurde es mir doch zu kalt vor der Waldbühne, so dass ich mich lieber zu Morbus Down ins Zelt gesellte und n Schwätzchen mit denen hielt. Eine halbe Stunde später als sie eigentlich sollten, fingen sie dann auch an. Mittlerweile waren alle sehr betrunken und das merkte man auch der Pit an, in der die meisten einfach rumtaumelten und sich hin- und herfallen ließen oder aber im Kreis über die Bühne liefen. Davon ließ sich aber niemand stören, die Band war wie immer klasse.
Um 5 Uhr morgens bin ich dann zuhause angekommen. Ich musste nämlich über Nacht nach Hause, da mein Zelt auf dem With Full Force kaputt gegangen ist und die Entscheidung, zum RD-Rock zu gehen recht spontan kam und somit kein Zelt mehr zu organisieren war. 
 
 
Philipp:
Kurzer Blick auf die BRAINFUCKERS FUN FOUNDATION: Einerseits lässt sich bei denen eine deutliche Steigerung feststellen und optisch wird mit wirbelnden Matten und der Malträtierung eines E-Cellos auch einiges geboten, andererseits wirken die ständigen „Limbo, ihr Fotzen!“-Rufe zwischen den Songs arg pubertär und kümmerlich. 
 
Die deutlich intensiveren Auftritte gingen im Zelt ab, so auch bei MORBUS DOWN. Schade, dass dieser Orkan erst um 03.00 Uhr rum toben konnte! Aber die Verantwortlichen werden sich dabei schon etwas gedacht haben, denn das Zelt sollte ja am nächsten Tag noch stehen… Trotzdem fanden sich erstaunlich viele noch ein, um den spielfreudigen Auftritt mitzuerleben. Was für ein Geknüppel, was für ein Gekreisch! Neben den mittlerweile bekannten und bewährten Stücken „Gammel und Ranz“, „Terror Blut Gewalt“, „Stumm“, „Henker“, „E.F.A.R.“, „Inkompetenz“ oder „Allein“ gab es diverses neues Zeug mit so programmatischen Titeln wie „Durchbrich die Wand“ und „Kriegführung Nuclear“. Ein Stück am Ende hatte richtig Ohrwurmcharakter mit so „Oh ho ho“-Backgroundchören. Das war ’nen Klasseauftritt um den ersten Tag würdig zu beschließen.
 
Nun hätte ich glücklich ins Zelt krabbeln können, doch leider wurde N.O.M.- und VLADIMIR HARKONNEN-Andi just aus seinem Laufrad gelassen, als ich mich am Tresen vorbeischleichen wollte. Der Kerl erblickte mich und war in Feierlaune, es nützte nichts, an Schlaf war erstmal länger nicht zu denken. Immerhin kamen wir so in den Genuss einer Privatshow von Clöse, der erstaunliche Dinge aus unseren Ohren zauberte.

Kommentare   

0 #3 Kochi 2007-07-24 20:25
So ein Festivalbesucher mit ´ner Rolle Kackpappe unterm Arm ist ja schon ein geiles Bild, aber demnächst auch noch mit Tür? Davon will ich Fotos! Am besten noch eine Schlange vorm Scheißhaus und jeder mit einer individuell gestalteten Tür...*brüll*
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0 #2 Herbert Hackepeter 2007-07-24 20:25
Hier, Philipp, die Klotür hättest du dir auch im Büro abholen können. Aber nur wenn du sie dann auch wieder zurückgebracht hast.

Ansonsten: geile Geschichte das mitm RD-Rock. Fett.
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0 #1 Sascha Meyer 2007-07-24 20:25
He he, geiler Bericht! War aber auch ein hammer Festival.
Einfach nur große Klasse.
Bis zum nächsten Jahr.....hoffentlich dann ohne Polizeikontrolle und Pusten :-)
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