GOLD, RISING / 27.03.2017 – Kiel, Meierei

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GOLD in der Meierei, veranstaltet von der Infernal Crust Brigade! Ich war gelinde gesagt erstaunt, als mir Herb von diesem Vorhaben berichtete. Passenderweise verleiht sich der Gastgeber auf dem Flyer einen anderen Namern: INFERNAL DARK ROCK DOOM BRIGADE präsentiert...
 

Ich bin richtig heiß auf dieses Konzert, mag ich doch alle drei GOLD-Alben sehr gern hören. Zunächst gibbet aber RISING aus Kopenhagen auf die Lauscher. Die gefallen mir auf Anhieb. Geboten wird recht klassischer Melodic Doom, was es in der Meierei möglicherweise noch nie zu hören gab. Kollege Doom Frank ist mit der Genrebezeichnung übrigens nicht einverstanden und moniert, dass das Tempo dafür zu hoch sei. Aber ist Langsamkeit das einzig definierende Element von Doom? Die Leute tendieren ja häufig dazu, Dinge auf ein einziges Attribut hin zu reduzieren. Wenn man auf die Straße ginge und irgendwelche Menschen befragte, was z.B. ein Gedicht für Merkmale habe, würden sicherlich viele als erstes Charakteristikum den Reim nennen, möglicherweise sogar als einzige Definition. Lyrikfreunde aber wissen natürlich, dass Gedichte nur manchmal gereimt sind und sich von anderen Texten vor allem durch ihren Rhythmus, die Verse und die oftmals bildliche Sprache unterscheiden. Und ich finde schon, dass RISING von den Riffs und der Art der Gesangsmelodien am ehesten zum Doom Metal zählen. Es stimmt, die meisten Stücke sind im Uptempo gehalten, aber diese wuchtigen Riffs und die generelle Melancholie und der Kopfstimmengesang sind einfach etwas zu episch für Sludge oder was für 'ne Schublade da noch geöffnet werden möge. Jedenfalls arbeiten die beiden Gitarristen hochmelodische Strukturen heraus und das Songwriting weist erfreulich viele Widerhaken auf. Gelungener Auftakt!
 

GOLD! Ich mochte bereits das Debutalbum „Interbellum“, auf welchem Ex-THE DEVIL’S BLOOD-Gitarrist Thomas Sciarone und seine Band sich allerdings noch nicht so stark von einigen typischen TDB-Vibes und einer gewissen Retro-Lastigkeit emanzipiert hatten. Mit „No Image“ gelang es GOLD sich auf überraschende Weise neu zu erfinden, Post Punk mit Psychedelic und Noise zu verschmelzen und vor allem tolle, eigenständige Songs zu komponieren. Das neue Album „Optimist“ habe ich noch gar nicht ganz verdaut, es entpuppt sich aber zusehends als Wundertüte, in die ich immer wieder gierig hineingreife. Es war zu erwarten, dass die Niederländer*innen parallel zu dieser Entwicklung auch in ihrer Bühnenpräsenz gereift sind. Und in der Tat: Milena Eva singt im schwarzen Business Anzug, agiert dabei, als spiele sie auf distanzierte Art Theater – die Refrainzeile „You do not repeat a lie!“ aus „I Do My Own Stunts“ begleitet sie durch vorwurfsvolle Gestik und Mimik, als befände sie sich in einem Dialog mit einem fiktiven Gegenüber. Mal klingt sie dabei kalt und abweisend, dann verletzlich/zerbrechlich. Es gibt keinerlei anbiedernde Animation, „Ihr seid gut drauf“- oder „Kommt doch mal einen Schritt näher“-Sprüche wären bei dieser Band undenkbar. Konzentriert weben die Musiker flirrende blackmetallische Gitarrenharmonien aneinander, die drei Gitarren bieten ein faszinierendes Spiel, das immer wieder aufhorchen lässt. GOLD legen offenbar Wert auf einen perfekten Klang und trotz gehöriger Lautstärke bleibt der Mix differenziert. Bass und Schlagzeug setzen einen mörderischen Groove, der die dunklen Melodien noch tiefer in mein Hirn treibt. Es ist fast überflüssig zu erwähnen, dass die Band das Konzert ohne Zugaben-Spielchen beendet. Souveräne Vorstellung!

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