SODOM, DAWN OF DISEASE, DAMNATION DEFACED / 30.12.2016 – Bremen, Tivoli

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Da das neue SODOM-Album “Decision Day” ein ziemlicher Klopfer ist und der PartySan-Auftritt restlos begeisterte (Festivalreview folgt übrigens noch…), wollten wir uns die Band gern noch ein weiteres Mal auf ihrer Tour gönnen. Mit dem Zug in ‘ner Kleingruppe von Kiel nach Bremen (und zurück) zu fahren, das kann mensch kostengünstig wuppen. Wir schnappen uns ein Quer-durchs-Land-Ticket und bleiben mitsamt der Eintrittskarte unter 50,- Euro pro Nase. Den letzten Teil der Wegstrecke gilt es mit dem Metronom zu überwinden, der privaten Eisenbahngesellschaft mit dem bösen Alkoholverbot, welches Jan findigerweise mittels selbstgepantscher Turbomatemischen umgeht und uns diesen Streckenabschnitt versüßt.  


Vor dem Tivoli/Aladin-Komplex hängen bereits unzählige Kuttenträger*innen ab und betreiben Streetboozing. Ich war länger nicht in dem Schuppen, habe aber den Tresen als extrem langsam in Erinnerung. Ob sich das gebessert hat? Leider überhaupt nicht. Es dauert jeweils die komplette Umbaupause, sich auch nur ein Bierchen zu holen, weswegen ich mich vor SODOM schließlich gleich doppelt versorge.
 

DAMNATION DEFACED läuten den Konzertabend höchstens so halbgut ein. Der Sound ist ziemlich matschig, und auch der Stil will mir nicht so recht schmecken. Denn der Melo Death Metal wird mit Metalcore-Einflüssen verwoben und stampft etwas monoton im Stil von KATAKLYSM oder BLACK DAHLIA MURDER daher. Sehenswert ist immerhin der Drummer, der während des Zockens amtlich den Propeller kreisen lässt. Ansonsten alles etwas statisch.


DAWN OF DISEASE gefallen mir deutlich besser und bringen den proppevollen Laden in Fahrt. Da recken sich mit jedem Song mehr Fäuste gen Hallendecke. Verdientermaßen, denn wir haben es hier mit gut gespieltem Death Metal schwedischer Prägung zu tun, der mich an GRAVE und DISMEMBER erinnert. Das sind doch schon ganz andere Referenzen. Und auch wenn die Osnabrücker jetzt nicht superoriginell sind, ist das Ganze doch insofern überzeugend, als dass hier kompakte Songs spieltechnisch ansprechend vorgetragen werden. Es gibt satte Grooves, Growls mit dem nötigen Speck auf den Stimmbändern und ab und zu blitzen gar melodiöse Leads auf. Würd ich mir wieder angucken.


Nach der erwähnten Tresentortur geht es ab in die ersten Reihen. Auf ein Intro voller düsterer Klänge böllert das Trio dann gleich mit „In Retribution“ los. Das bedeutet geil rollende Roto-Drums, ein mahlstromartiger Rifforkan, lemmyartiges Bassgedengel und ein Angelripper, der so geil röhrt wie zu „Sodomy And Lust“-Zeiten. Ich denke, dass Markus „Makka“ Freiwald der Band sehr gut tut! Seit der Mann am Schlagzeug sitzt, hat das live einen ganz anderen Zug, ist ein geilerer Punch mit Old-School-Thrasheinfluss zu spüren. Weiter geht es mit dem geilen „In War And Pieces“ vom gleichnamigen 2010er Album. Die Halle steht endgültig Kopf und überall fliegen Bierbecher durch die Gegend (trotz Pfand, tztz), als SODOM sich mit „Sodomy And Lust“, „Surfin‘ Bird“, „The Saw Is The Law“ und „Outbreak Of Evil“ tief durch die (Live-)Klassiker ihres Repertoires wühlen. Von der neuen Platte kommen gar nicht so viele Songs – ich meine insgesamt vier („In Retribution“, „Sacred Warpath“, „Caligula“ und „Rolling Thunder“, alle super) – aber der Backkatalog ist eben so stark, dass es mittlerweile sicher nicht einfach ist, eine SODOM-Setlist zusammenzustellen, bei der keine*r meckert. Ein Problem, das nur Bands mit umfassender Discographie haben. Mit „Iron Fist“ wird MOTÖRHEAD gehuldigt – das Cover ist eh eins der besten, was je ‘ne Band von einem Motörheadsong gemacht hat. Der Sound ist übrigens auch bei SODOM nicht ganz optimal, aber dafür wenigstens schön laut. Wir müssen leider vor dem Ende des Sets aus der Halle, um unseren Zug zu erwischen und verpassen daher das bestimmt noch folgende „Blasphemer“ mit seinen unsterblichen Zeilen: „I turn the cross upside down / and read Satanic Bible with fucking grown / my life begins at midnight twelve / masturbate to kill myself“ Schade, aber so bleibt man heiß aufs nächste SODOM-Gastspiel.

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