CJ Ramone, Lamebrains - Kiel: Schaubude, 10.8.2016

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„Vor Elvis war nichts!“ (Johnny Ramone, R.I.P.)

Demzufolge gab es vor den Ramones etwas. Und selbst wenn man nicht der Meinung ist, dass die Ramones den Punk erfunden haben, muss man zumindest sagen, dass sie einer DER Initialzündungen in den sagenumwobenen Jahren und Wegbereiter dieser neuen Strömung, in der man sich so herrlich freischwimmen konnte bzw. immer noch kann, waren. Auch heute erfreuen sie sich einer großen weltweiten Beliebtheit, und das 40 Jahre(urrrghhh) nach der Veröffentlichung des grandiosen Erstlingswerkes. Entweder kennt man die Musik oder man denkt, das ikonenhafte Logo stellt eine Klamottenmarke dar.


Auch bei dem vorvorgestrigen Gast namens CJ Ramone gab es bestimmt vorher etwas, aber erst nach seinem Einstieg bei den Ramones wurde er in der ganzen Welt bekannt. Als ich das erste Mal mitbekommen habe, dass CJ Ramone in die Schaubude kommt, hab ich mich früh in Vorfreude geübt. Passt irgendwie zu meinem persönlichen Ramones-Jahr, in dem ich u.a. die Marky Ramone-Biografie sowie die Touranekdoten vom ewigen Roadie Monte gelesen und so viel Ramones wie seit Jahren nicht mehr gehört habe, und sollte daher noch ein Highlight oben draufsetzen, das i-Tüpfelchen sozusagen. Um es vorwegzunehmen, war es das wohl nicht nur für mich. Als ich bei der Schaubude ankam, war es nicht zu übersehen, dass einige ältere Herrschaften sich ma wieder aufraffen konnten, ein Konzert zu besuchen. Viele Ramones-T-Shirts konnte man erblicken. Einige T-Shirts waren bestimmt schon seltene Antiquitäten. Aber schön, dass man noch in ein Jahrzehnte altes Shirt passt! Respekt!


Die Vorband „Lamebrains“ kam anscheinend direkt ausm Sommerurlaub, nach dem Hansaauftritt im Mai mit den Muncie Girls erneut aus der Bundeshauptstadt in die Landeshauptstadt. N paar Lieder habe ich leider draußen schnackenderweise verpasst. Die Bude war schon sichtlich gut besucht, als sie spielten. Auch das Zuschauer-Echo fiel sehr positiv auf. Passten mit ihrer Art von Mucke ja auch sowieso gut in das Feeling des Abends. Können gerne wieder kommen! Niiiice!


In der Zwischenpause fand ich schon, dass man spüren konnte, dass für einige etwas ganz Besonderes folgen sollte. Auch wenn die alte Punkdevise „No Gods, no masters“ nach wie vor gilt, manchmal wird ne Ausnahme gemacht. Wie oben bereits erwähnt, sind die Ramones für viele dann doch quasi irgendwie in der (Super-)Helden-Liga angelangt. Ich stelle mir das manchmal so vor: der Teufel kam zu den Ramones und bat ihnen folgenden Deal an: „Also, ihr werdet keine Millionen mehr von Platten verkaufen, aber dafür werdet ihr irgendwann kultisch verehrt werden! Deal?“ Nicht, dass die Gründungsmitglieder schon zu Lebzeiten den verdienten Respekt entgegengebracht kriegten. Aber dieser Hype um die vier New Yorker kam doch eher (wie so oft) posthum. So kann man halt bei H&M (natürlich auch im used-Look...) Shirts mit dem Ramones-Motiv kaufen, in NYC is ein Platz nach Joey benannt und n Museum gibt’s sogar auch.


Gibt ja doch n paar Kritiker, die CJ sowas wie Leichenfledderei vorwerfen und dass man doch keine Ramones-Lieder (die er nicht geschrieben hat) ohne die anderen Mitglieder spielen könne. Klar, CJs eigene Musik hat ganz deutlich die Handschrift seiner musikalischen Vorbilder (wie bei vielen anderen ähnlich gearteten Bands wie Teenage Bottlerocket, Mean Jeans etc.) und allein der Nachname sells, aber ich bin zu dem Schluss gekommen: wieso auch nicht? Sein letztes Album „Last Chance To Dance“ gefiel sicherlich nicht nur mir gut. Überdies betont er nach wie vor, dass er immer Fan geblieben ist und er bringt dem ganzen großen Respekt entgegen. So n Unsympath wie Richie ist er auch nicht, zum Glück. Er scheint zu wissen, was er der Zeit zu verdanken hat. Das hat man das ganze Konzert über gemerkt, nicht nur an einzelnen Ansagen, die an seine ehemaligen Mitstreiter im Himmel gerichtet waren. Musikalisch mischten sich seine „Solo“-Sachen sowie Songs der Gang aus Queens. Mittlerweile war es auch schon ziemlich gerammelt voll und die Stimmung war den ganzen Abend über supi. Was ich gut fand, dass auch bei seinen eigenen Songs gefeiert wurde, wenn auch selbstredend bei den (zahlreichen) Ramones-Klassikern sich die Stimmung nochma deutlicher steigerte. „I wanna be your boyfriend“, „Rockaway Beach“, „The KKK took my baby“, „Sheena is a punk rocker“, „R.A.M.O.N.E.S“ sind einige Titel, die mir noch in Erinnerung geblieben sind. Bei „53rd & 3rd“ fand ich auch sehr schön, dass der herrliche Hintergrundfetzen „Then I took out my razor blade ...“ ähnlich schräg wie Dee Dee gesungen wurde. Bei „Blitzkrieg Bop“ habe ich versucht, mich ins CBGB der 70er zu beamen und ne kleine Ahnung davon zu kriegen, wie geil das damals gewesen sein muss. So wüst und chaotisch wie Ramones waren CJ und dessen Mitstreiter (selbstverständlich) nicht, aber seine Backing-Band möchte ich auch nochma lobend erwähnen. Sound war wie so oft super, ich finde das immer sehr angenehm, dass es laut und druckvoll is, aber keine Ohrenschmerzen verursacht.


Zusammengefasst: war n richtig supi Abend! Mir war es leider vergönnt, die Ramones je live zu erleben, aber CJ samt Kumpanen haben mich nun ein wenich versöhnlich gestimmt. Auch wenn klar is, dass niemand je auch nur annähernd an das Original rankommen wird! Und irgendwie hält er somit auch das Vermächtnis aufrecht. Es gab einige, die sich alte CDs/Platten haben signieren lassen und Fotos wurden auch fleißig geschossen.


So viele jahre möchte er das nach eigenen Aussagen auch nicht mehr machen, in ein paar Jährchen ist der damalige Jungsspund-Ramone ja auch schon Mitte 50. Nach den Ramones gab es halt viel!


P.S.: Gab es eigentlich schon einmal eine Person in der Schaubude, die wie CJ bei den Simpsons dabei war ?


P.P.S.: Ich kann es wieder nur erwähnen: Vielen lieben Dank an das Schaubuden-Team! Ihr macht immer super Arbeit! Auf weitere geile Konzerte (die letzten Wochen waren echt heftig: Turbo Acs, Negative Approach, Valient Thorr, Reagan Youth, Casualties, Fahnenflucht...)!

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