BAND OF FRIENDS / 09.03.2016 – Hamburg, Downtown Bluesclub

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BAND OF FRIENDS – das mag zunächst ein Name sein, der Fragezeichen auf eure Stirne zaubert. Allerdings wohl nur denjenigen, die sich nicht genauer mit dem Werk von RORY GALLAGHER beschäftigen. Denn BAND OF FRIENDS verkörpern folgende Intention: „Keeping the music of Rory Gallagher alive, as well as working towards original material from Band Of Friends ..." Und man sollte sie nicht als bloße Tributeband bezeichnen, den in dem Trio spielen immerhin zwei Ex-Bandmitglieder von RORY GALLAGHER, nämlich der Bassist Gerry McAvoy (spielte 20 Jahre und auf jedem Album von RG mit) und der Drummer Ted McKenna (von 1978 bis 1981 in RGs Band, außerdem THE SENSATIONAL ALEX HARVEY BAND). Zu BAND OF FRIENDS gehört zudem der niederländische Gitarrist und Sänger Marcel Scherpenzeel. Da ich mittlerweile von einigen Leuten gehört hatte, dass sich das Trio live unbedingt lohnen solle, schnappte ich mir frühzeitig ein Ticket. Los geht’s:


Zum Downtown Bluesclub habe ich bereits einiges in meinen Reviews zu LUCIFER’S FRIEND und Y&T geschrieben – immer ein Vergnügen, dort abzuhängen und während der kurzen Wartezeiten auf die alten Fotos aus dem Star Club zu glotzen. Es scheint in dem Schuppen mehrere Traditionen zu geben, wenn man das auf der Basis von drei Konzertbesuchen ableiten darf: Erstens: Vorm Konzi kommt immer ein Ansager auf die Bühne, welcher die Band ankündigt und über das Programm der nächsten Woche referiert (letzteres kann sich so schnell zwar kein Schwein merken, aber ich mag das, weil es dem Abend gleich ‘ne persönliche Note verleiht). Zweitens: Es beginnt dort immer recht pünktlich, man sollte also auf die Flyer nicht unbedingt die punktypischen drei Stunden draufrechnen… Drittens: Man verzichtet offenbar auf Supportbands. Erwähnter Ansager nutzt die Gelegenheit, um auf die Flüchtlingssituation in Hamburg aufmerksam zu machen: „Wendet euch nicht von diesen Menschen ab. Wie schnell kann es einen selbst treffen!“ Das ist super und bekommt hauptsächlich Applaus. Eine Frau ganz vorne schäumt allerdings vor Wut und pöbelt lauthals gegen diese doch eigentlich von purer Menschlichkeit geprägte Aussage. Armselig, aber das zeigt nur, wie angebracht die Ansage war.


Wir drängeln uns gerade mit Getränken bewaffnet nach vorne, da betritt die Band auch schon die Bühne. Den ersten Eindruck fasst wohl jede_r sofort in den Gedanken: „Alter, haben die Bock!“ Die drei lieben, was sie tun, das ist mal ganz klar. Im Grunde grinsen sich alle drei permanent an. Und liefern dabei dynamisch ab. Wenn man sich die alten Plattenhüllen bzw. Backcover ansieht, erhält man bei Gerry McAvoy den Eindruck einer sehr energischen Bühnenpräsenz. Und genau so ist das immer noch! Der Kerl ist ständig in Bewegung und feuert die Menge an. Letzteres übrigens nicht auf eine nervige Art mancher Bühnenanimateure, sondern mit einer sympathischen Selbstverständlichkeit und einem steten Augenzwinkern. Alles drei sind natürlich Hammermusiker, stellen dabei aber ihr Können behutsam in das Zelebrieren von RORY GALLAGHERS Musik. Beeindruckend dabei, wie nah Scherpenzeel sich spielerisch (und auch gesanglich) an Mr. Gallagher anzulehnen vermag – diese typische Mischung aus Blues, (Hard)Rock, temporeichen Songs und Virtuosität. Offenbar sind wohl sogar einige Instrumente Gallaghers im Einsatz. In über zwei Stunden werden Klassiker wie „Moonchild“, „Calling Card“, „Shadowplay“ oder „Laundromat“ gezockt. Auch ein paar eigene Stücke der BAND OF FRIENDS sind dabei, welche recht bluesig (ach was) und melodisch ausfallen. Herrlichster Moment: Bei einem Song werden Scherpenzeel und McAvoy immer leiser, spielen ohne Drumbegleitung schließlich nur noch abgedämpft. McAvoy ermahnt wiederholt „Sssh!“ Bis ein Grobmotoriker direkt neben uns gegen einen Abstelltisch wankt. Flaschen klötern. Scherpenzeel und McAvoy lassen mit vorwurfsvollen Blicken zeitgleich die Instrumente sinken und hören eine Atempause lang auf zu spielen - bevor beide grinsend wieder einsteigen… Das Publikum geht übrigens gut mit – natürlich nicht mit Circle Pits oder Affenhardcoremoves, aber mittels O-ho-ho-Chören, die IRON MAIDEN zur Ehre reichten.


Ein großer Spaß – werde ich mir definitiv nochmal ansehen. Am 19.03. übrigens im Downtown Bluesclub: DON fuckin‘ AIREY!

Kommentare   

0 #1 Philipp 2020-10-20 19:56
RIP, Ted McKenna!
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