SNEAK CONCERT / 08.01.2015 – Kiel, Schaubude
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- Kategorie: Berichte aus dem Pit
- Veröffentlicht: Freitag, 09. Januar 2015 22:05
- Geschrieben von Philipp Wolter
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Matze klärt auf: Es gibt heute gleich DREI Bands. Value for money. Drei Repräsentanten dieser Acts stehen mit noch umgewendeten Schildern neben ihm auf der Bühne. Der erste Kerl wird aufgefordert, sein Schild umzudrehen. Druff steht: LIRR. Was das denn heiße? „Life is richtig rallig!“. Oha, aha. Post Punk sei ihr Ding. Der folgende Typ erweist sich als Singer/Songwriter namens JOHN ALLEN. Schließlich fällt auch die letzte Hülle: MATTEN ZWEI zocken keinen Heavy Metal, sondern Electro-Alternative/Pop. Alle drei spielen noch Losfee und glückliche Gewinner_innen streichen Waldmeister-Shots, Tonträger, T-Shirts und einen Tag am Strand mit Bocky ein. Ich hab ‘ne Niete. Macht nichts, ich war schon mit Bocky am Strand.
LIRR starten den musikalischen Teil des Abends. Nicht wenige, die eben noch geschmunzelt haben, werden positiv überrascht: Der Drummer ist ja irre! Mit Doppelfußmaschine geht’s ganz wild zur Sache, wobei es auch viele ruhige Parts gibt. Die Gitarren flirren und schweben dazu, unterstützt von x Tretmienen. Ich steh zwar insgesamt eher auf rifforientierte Songs, aber LIRR machen das auf mitreißende Weise und offenbaren Potenzial. Der Gesang pendelt zwischen Screamo-artigem Geschrei und sanfteren Momenten. Letten würde sagen: Geht.
Nun kommt JOHN ALLEN. Beim Begriff Singer/Songwriter habt ihr weiter oben bestimmt an so einen bärtigen Typen mit Brille und Holzfällerhemd gedacht? Jo, genau so sieht John Allen auch aus… Geile Stimme, die schön röhrig und rauh aus dem Mikro gepresst wird. Die Texte sind komplett in Englisch und sehr gut verständlich. Besonders gefällt mir das Ding über Silvester, „New Years Eve“, welches die Scheiße herrlich auf den Punkt bringt: „Seems like everyone goes crazy on the last day of the year / The most peaceful kind of people turn to playground bombardiers / Shooting fireworks to light the sky from the early morning hours / Surely everyone who wastes his cash like this must be a coward / New Years’ Eve quite simply serves one purpose and one goal / A lame excuse for idiots to get canned beyond control / Making phony promises that they won’t even roughly keep / To the world and to themselves, before the old year goes to sleep.” Natürlich endet der Song damit, dass dat lyrische Ich selbst eingepisst in der Ecke liegt. Auch die Ansagen unterhalten. Mir schon fast zu sehr, obwohl ich ja auf Band/Publikum-Konversation stehe. JOHN ALLEN erzählt aber zu wirklich jedem Song eine Geschichte und animiert uns sogar zum Mitsingen, obwohl wir ihn davon abzuhalten suchen. Trotzdem nett, auch wenn ich zugebe, mich phasenweise lieber im Raucherraum dichtquarzen zu lassen. Bin halt so’n Passivsuchtie.
Was zur Hölle? Zwei Typen in Nasa-Klamotten und ein Roboter betreten die Bühne. Es handelt sich um MATTEN ZWEI, die zwar musikalisch heute am allerwenigsten mein Ding, aber dabei dennoch derart unterhaltsam sind, dass ich den „Gleich geh ich“-Gedanken immer wieder um ein weiteres Stück verschiebe. Der Roboter darf ab und zu Unsinn faseln. Noch besser ist aber der Sänger, der ironisch bis zynisch agiert. Da gibt’s keinen Move und keinen Spruch ohne doppelten Boden. Der Weltraumanzug wird auf Hüfthöhe runtergeschält, um das Becken besser kreisen lassen zu können. Ganz logisch wird auch das Licht gedimmt, um die „optimale Rave-Stimmung“ zu ermöglichen. Matten zwei dürften zur passenden Uhrzeit auffem Wilwarin gut einschlagen. Oder unter irgendwelchen Brücken bei illegalen Events. Ach so, wie nun eigentlich die Musik genau klinge? Halt Electro-Teppich, dazu aber auch ‘nen „richtiger“ Schlagzeuger, Gesang zum Teil richtig melodisch und eingängig („Ich kann nicht denken“), Synthiegeorgel. Flickerflacker, blingbling.
Sneakiger Abend, ich komm wieder.
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