DIE BIERBUSTERS, FISCHMARKT – RESIST TO EXIST-Soli-Festival / 30.12.2014 – Berlin, Tommyhaus

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Wenn man grad eh in Berlin abhängt, kann man natürlich gern mal ins Tommyhaus schlumbumbern. Bandnamen wie PUNKROCKHENGSTE, WEGBIER oder PIRATENPAPST machen schon beim Lesen der Veranstaltungsankündigung Bock und Durst. Als ich im Tommyhaus eintrudele, ist der Mob schon richtig wild am Zocken. „Geil, der Laden voll mit Bierpfützen und Abschaum!“, jubelt ein Punker, den ich kennenlerne. Recht hat er, so ein richtig bunter Mob mit gesichtstätowierten und Knochenbrecher-Pogo tanzenden Randalinskis erfreut doch das Herz. Einige liegen schon besoffen in den Ecken oder auch mitten im Laden rum. Hier fühl ich mich wohl. Straight Edge ist auch was Feines, klar, aber so eine Meute, die sich selbst zerschießt, liegt mir heute irgendwie.


„Moin, wir sind FISCHMARKT aus Hamburch!“ Ich brech zusammen, obwohl es ja eigentlich völlig klar war, woher die kommen MÜSSEN. Einen oder zwei von den Typen kenn ich auch vom Sehen. Mit im Umfeld, aber nicht direkt im Line-Up ist offenbar Ricco Raw. Nur habe man „Bullenwagen klaun…“ nicht geprobt. Schade, sonst spielen die den wohl. Aber dafür gibt es Texte „über Fußball, über Gewalt und über Fußballgewalt“. Ein ziemlicher Hit ist das wunderbar betitelte „Urlaub in Barmbek“. Band und Mob geben sich Mühe, alles zu zerstören. Erst reißt ‘ne Saite, dann schmaucht ein Topteil ab („Macht nix, hat nix gekostet“), während der Blutpogo immer heftiger wird. Diverse Punker_innen werfen sich mit einem eigentümlichen Juchzen in den Kreis der Herumwirbelnden, was mich an Filme erinnert, die jubelnde Ausdrucks-Reigen-Tänze zeigen. Totales Spektakel. FISCHMARKT haben eigenen Schnaps mit extra draufgeklebten Etiketten dabei, den sie großzügig verteilen. Die Songs rumpeln herrlich asozial nach vorne, dass man unweigerlich zu zucken beginnt und die Pulle hochreißt. Erfolglos stimmen die Leute noch „Bullenwagen klaun…“-Chöre an.


Es folgen: Die BIERBUSTERS. Die kommen aus Velpke und schreddern erst mal vor etwas gelichteten Reihen los. Ist eben auch saugemütlich in dieser Kneipe nebenan. Doch schnell füllt sich der Raum wieder. Der Sound ist zunächst ziemlich dünn, wird aber stetig geiler und voluminöser. Als ich noch gerade denke, dass die Leute das Pogolevel von eben nicht wieder erreichen, geht es doch wieder amtlich zur Sache und schließlich sieht es aus wie bei den Peanuts, wenn Dutzende von Comicfiguren in so einer Wolke aus Dreck durch die Gegend kugeln. Was ich an solchen Deutschpunkbands liebe, ist diese gewisse Anspruchslosigkeit: einfach machen, es muss nicht schön klingen, es müssen keine tollen Musiker an den Instrumenten stehen. Aber die Wut muss raus! Ich kenn viele Menschen, welche die Schönheit von Sachen wie SCHLEIM KEIM oder BRUTAL VERSCHIMMELT nicht erkennen wollen oder können. Ich kann sowat ja den ganzen Tag hören, wenn ich Bock hab. Plötzlich vibriert aus dem Geknüppel eine zuckende Basslinie – die Dreckswolke rotiert noch fixer. Die Texte scheinen auch voll auf den Punkt zu kommen, was bereits Titel wie „88 halt’s Maul“ oder „Nazipack“ (oder so) ausdrücken. Mittendrin kommt ein Veranstalter auf die Bühne und bedankt sich für die Unterstützung dieses RESIST-TO-EXIST-Soli-Konzertes für das gleichnamige Festival, nach eigenen Angaben „Deutschlands größtes Nonprofit- und DIY-Open Air Festival für Punkrock, Streetcore und SKA.“


Danach kommen wohl noch weitere Bands, aber mich zieht es weiter in die Nacht. Nächste Station bezüglich Konzertberichte: Wieder zu Hause, TOTAL CHAOS.

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