SUMMER BREEZE 2014, Tag 2 / 15.08.14 - Dinkelsbühl, Flugplatz

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Größtenteils live vor Ort entstandener Patchworkbericht. Es berichten Helge, Marc AKA Doc Doom, Krischan, Tine, Born und Matt. Wiederum mit geklauten Amateuraufnahmen garniert. Eat it or leave it!

Marc: 12:36 Uhr: Der Schrift schreibt, die Haare liegen und es regnet schon wieder. Scheisse! Das Bier schmeckt und nach bezahltem Luxusschiss sind alle entspannt und gut gelaunt. Und ich ärgere mich, dass ich mir nicht den Ü45 Versehrtenausweis (Anm. d. Red. Die VIP Zufahrt war mit „VIP, Behinderte, Ü45“ gekennzeichnet) geholt habe. So sitze ich mit dem gemeinen Fußvolk im Dreck

Helge: 13:26Uhr:  Bierdose durch Windstoß umgekippt.

Marc: früher Nachmittag: Der Regen macht uns zu schaffen. Wir hängen immer noch am Zelt ab und warten auf sonnige Zeiten. Die regelmäßig aufziehenden Wolken machen uns zunehmend zynisch. Metaller sind ja so mitfühlend: „Ey, guck mal die dunklen Wolken!“ - „Hoffentlich ist das bloß ein Waldbrand!“.


WOLFHEART

Marc: WOLFHEART? Nie was gehört von der Band, aber Beschreibung im Programm war ganz interessant. Soloprojekt von ´nem finnischen Deathmetaller, also hin da. Meine Erwartungen wurden sozusagen enttäuscht, aber im positiven Sinne. Mit Death-Metal hatte das anfänglich nichts gemein, erinnerte eher an Post-Rock der besonders schweren Sorte. Doch unvermittelt kippte die Mucke in Todesblei bester skandinavischer Spielart. Dabei zog sich immer eine leicht melanchlische Note durch, der Gesang blieb aber immer auf der heftigen Seite. Die Songs waren alle echt interessant und abwechslungsreich arrangiert, dazu war der Sound ziemlich amtlich. Eigentlich wollten wir noch woanders hin, aber ich musste irgendwie immer weiter zuhören und blieb bis zum Schluss. Kommt auf die Einkaufsliste.

http://www.youtube.com/watch?v=Bkgl-kkbfnM


MALRUN
Matt:Die Dänen sind so etwas im Nebel meiner Erinnerungen abgetaucht, haben Sie auch nur kurz gestriffen. Eher in Richtung der (dieses Jahr erfreulich unzahlreich vertretenen) Metalcore-Bands angesiedelt, technisch auf gutem Niveau, aber eben auch nichts was – quod erad demonstrandum – hängen bleibt.

ANNEKE VAN GIERSBERGEN

Marc: The Gathering fand ich früher ziemlich gut und fand es äußerst schade, dass Anneke die Band verließ. Da ich sie nur ein einziges Mal live gesehen hatte, wollte ich mir das auf keinen Fall entgehen lassen. Und das war auch gut so. Die T-Stage war gut besucht, Sound sehr edel und die Band – allen voran Anneke herself – bestens aufgelegt. Die neuen Songs waren mir zwar insgesamt ein bißchen zu pop-mäßig, aber der Gesang riß es raus. Nicht zu vergessen ihre Bühnenpräsenz. Alter Schwede, die Frau kann sich bewegen. Sehr sympathisch und sexy (darf ich das hier schreiben?), machte echt Laune. Da war´s auch egal, dass ich die meisten Songs nicht kannte, der Spass, den die Frau auf der Bühne hatte, war auf jeden Fall ansteckend. Zum Schluß gab´s noch wie angekündigt 2 Gathering-Songs, von denen ich aber nur „Strange machines“ kannte. Was für ´ne geile Gesangsmelodie, da kriegste Tränen in die Augen! Zur Verabschiedung rief sie dann noch „See you at Devin Townsend tonight.“ Auf jeden Fall!

http://www.youtube.com/watch?v=KicnqkjCbu0

IGNITE

Krischan: Egal, ob IGNITE eine alte Hardcore Band ist, sie hört sich leider wie eine Schülerband à la BLINK 182 an...sorry...mir kam es so vor. Zwischen den Songs wurden solche Geschichten wie „...ich habe ein Manuskript meines Großvaters gefunden, der im I. oder II. Weltkrieg im Ausland war...blablabla...“ und dann auf die Ukraine umgeschwenkt. Wat soll ich sagen...lassen! Und was gar nicht geht ist, dass man von seiner eigenen Band ein T-Shirt anzieht! (Siehe Festival-Knigge nach Tag 3)

J.B.O.

Matt: J.B.O., PRIMAL FEAR und GAMMA RAY am Stück war für uns eine tolle Gelegenheit, uns ganz woanders aufzuhalten.

Tine: Merke: endlich mal ein Event, bei den die Schlangen vor den Herren-Toiletten (und Duschen) um ein Vielfaches länger sind als bei den Damen – Victory!

Born: Bevor ich zum Summer Breeze 2014 gegangen bin hatte ich ein paar Bekannte gefragt, wen ich mir auf dem SB Festival mal anschauen sollte. Gefragt hatte ich, da mir bis auf 4 Bands der Rest unbekannt war. Mehrmals ist da der Name J.B.O genannt worden. Und so kam es, dass ich völlig unvoreingenommen vor der Hauptbühne stand und auf J.B.O wartete. Ich hatte mich vorher nicht weiter über die Band informiert und nur die Beschreibung im Festival-Guide gelesen. Rosa Anzüge, Spass-Metal, bayrische Herkunft. Klang interessant fand ich. Eine Warnung hätten mir die schrägen Blicke meiner Festivalkumpel sein können, als ich mein Vorhaben verkündete zu J.B.O zu gehen. Egal, nun stand ich da. Die Hauptbühne war sehr gut besucht. Vorwiegend jüngere Besucher um die Anfang 20 ebenfalls bayrischer Herkunft. Der harte Fan-Kern stand selbstverständlich direkt vor der Bühne mit allerlei Merchandising-Produkten geschmückt. Aufblasbare Hände und Keulen über T-Shirts und Hütte. Dominierender Farbton: Rosa. Dann startete die Band. Nach genau 3 Songs war mir klar, warum ich da alleine ohne meine Kumpels stand. Das Paket aus gewöhnlichen E-Gitarren Metal verpackt mit anzüglichen bayrischen Texten, zusammengeschnürt mit Hampeleien der Band hatte ich so nicht erwartet. Zwei Band-Roadies hatten während des Auftritts die Aufgabe sich in traditioneller bayrischer Kleidung über die Bühne zu jagen um sich dann in schlüpfrigen Bewegungen wieder zu vereinen. Den Fans hat es gefallen. Ich habe den Trubel und die Heiterkeit dann aus weiterer Entfernung nur noch ein wenig weiter am Bierstand verfolgt. Für die Fans war der Höhepunkt angelangt, als J.B.O im „Holi-Style“ dem Publikum ihren rosa Stempel aufgesetzt haben. Fazit: Wem es gefällt kann sich das antun. Ich höre das nächste mal auf meine Kumpel.
 
http://www.youtube.com/watch?v=pSUtrc1gALg

AUGUST BURNS RED

Matt: Der brennende August dient uns eher als Lückenfüller, bevor es mit CARCASS weitergehen soll. Ich hab sie ja schon auf  dem WITH FULL FORCE gesehen, und da haben sie mich nicht so richtig berührt. Diesmal hab ich mir etwas mehr Muße genommen, und stelle fest: Technisch anspruchsvoller Metalcore mit den genreüblichen Elementen. Ist eigentlich ganz gut gemacht, und ich kann schon verstehen, warum die Band viele Fans hat. Selbst wenn ich nicht dazu gehöre.

http://www.youtube.com/watch?v=iuSSwpbdCRU

CARCASS

Marc: Die wichtigste Band des Festivals, klaro! Da war es ganz gut, dass ich mich im Programm etwas verguckt hatte und Matt glatt eine Stunde zu früh auf´s Gelände gedrängt hab´. Eine gute Gelegenheit, den Flüssigkeitshaushalt in Ordnung zu bringen und sich ein schönes Plätzchen zu suchen. Dass die neue Scheibe kein fader Aufguss alter Glanztaten ist, hat sich ja mittlerweile herumgesprochen und so war ich gespannt, wie sich das neue Material live in den Set einfügt. Mit  „Buried dreams“ als Opener haben Carcass auf jeden Fall alles richtig gemacht, ist ja für ihre Verhältnisse eher langsam und schön eingängig. Zum Aufwärmen war das schon ganz anständig, aber „Master butcher´s apron“ zieht das Tempo deutlich nach oben und da bleib es die meiste Zeit auch. Gefreut hab´ich mich ja auch auf die schrägen Ansagen von Jeff Walker: „Hallo wie geht’s? Mein Deutsch kaputt.“ Macht ja nix. Die Band bot einen gut ausgewogenen Mix der letzten vier Scheiben, von der „Heartwork“ war´s gefühlt am meisten. Bill Steer´s filigrane Soli sind akustisch wie optisch ein Genuss – schön in Großeinstellung auf der Vidoewand zu beobachten. Und auch der Neuzugang an der zweiten Klampfe war ´ne Macht. Da lässt sich der Weggang von Mr. Amott verschmerzen. Bei „Heartwork“ schraubt´s mir fast die Rübe ab. Unglaublich! Leider auch unglaublich, dass es damit schon vorbei ist. Großartige Band – Headlinertour ist dringend geboten!

http://www.youtube.com/watch?v=gxgexiKjDfc

AHAB

Matt: AHAB waren langsam und eintönig. Das muss gar nicht so negativ sein, wie das jetzt klingt, denn gepflegte Monotonie kann auch groß sein, wie wir nicht erst seit KYUSS  & diversen schicken Doombands wissen. Zu unserer Stimmung passte das aber auch jeden Fall nicht so richtig, deshalb hielt es uns nicht bis zum Schluss. Kann man gerne mal aus Konserve antesten, könnte die richtige Mucke für zähe Sonntagnachmittage sein, aber auf meiner nächsten Party läuft das sicher nicht. Es sei denn es ist eine Party für melancholische Cracksüchtige.

http://www.youtube.com/watch?v=vz_NUZXsBcQ

Marc: Kenne ich nicht, der Bandname weckt aber schon mal positive Assoziationen. Bis auf den Pottwal als Bühnendeko haben Ahab aber mit Mastodon nix gemein. Verträumt Psychedelisches kippt unvermittelt in Slow-Doom. Jou, was für ´ne Wand. Klingt wie ´n Doom-Variante von Opeth, was auch viel am Sänger liegt, der zwischen klarem Gesang und derben Growls hin und her wechselt. Die doomigen Parts sind manchmal etwas gedehnt und langatmig, dafür sind die Wasserprojektionen auf den Speakern sehr passend. Nix für Ungeduldige, aber mir hat´s gefallen.

MACHINE HEAD

Krischan (um 19:05 Uhr): Um 22:55 spielen MACHINE HEAD und ich kann jetzt schon schreiben, sie sind und waren geil!
Helge: Da kann ich nur zustimmen! Eine Band, deren Überzeugung es ist, das die Musik nicht nur ein Job ist, sondern Teil Ihres Lebens! (Aber bitte auch den Festival-Knigge lesen, „Fuck, Fuck, Fuck, Fuck....“) Zudem hat MACHINE HEAD eine reichhaltige Songauswahl, die sie dazu befähigen auch drei Stunden zu spielen. Tolle Songauswahl – Slowwwwwwwwwwww!

Matt: Tja, zu MACHINE HEAD kann man nix sagen. Programmatisch können die Kalifornier aus dem vollen Schöpfen, verfügen mit Rob Flynn über einen sympathischen Profi als Fronter und boten genau das was erwartet wurde. Top. Erwähnenswert ist noch der IGNITE Coversong, so dem die Erbauer des Machwerks sich auf die Bühne begaben und der IGNITE Shouter selbst mitsang. Treffen der Generationen!

http://www.youtube.com/watch?v=aJ56JDKgKCc

DEVIN TOWNSEND PROJECT

Marc: Als letzter Act des Abends auf der großen Bühne verstand es der quirlige Kanadier erste Anzeichen von Müdigkeit mal fix zu verscheuchen. Der Opener „Seventh wave“ war schon mal ´ne sichere Bank. Das Ding hat ´nen Ohrwurm-Refrain vom Feinsten. Im Hintergrund lief dazu ein witziger Cartoon-Loop, in dem sich die Köpfe von bekannten Comic-Figuren wie in einem Daumenkino ineinander verwandelten. Wer gehofft hatte, der gute Devin würde es mit ein paar Strapping Young Lad-Songs auch mal brutal krachen lassen, wurde enttäuscht. Hier gab´s nur die Wohlfühlnummern von DTP. Von Enttäuschung war bei mir nicht die Rede. Dieser Mix aus Industrial, Bombast und Pop zog bei mir (und wohl bei den meisten Anwesenden auch) die Mundwinkel kräftig nach oben.Dazu kamen Devin´s sehr witzige, locker geplauderten Ansagen im Sinne von: Ich kreisch hier mal ein bißchen rum, aber eigentlich bin ich total lieb, ich bin ja schließlich Kanadier. Aha! Äußerst unterhaltsam und sympathisch, sozusagen der Gegenpol zu einem gewissen Mr. Anselmo. Von den Songs kannte ich zwar vieles nicht, was aber bei der Produktivität von Hevy Devy nicht verwundert. Ein bißchen schade, dass so begnadete Scheiben wie „Terria“ oder „Accelerated evolution“ nicht dabei waren. Dafür ließ sich Anneke noch blicken und verlieh den Songs noch die Extraportion Kuscheligkeit. Finale und Meisterstück des Ganzen war „Grace“, wo vertracktes  Doublebass-Geballer a la Fear Factory auf eine hymnische Musicalmelodie trifft. Wer sonst traut sich so was?

http://www.youtube.com/watch?v=qpTL159wja0

Matt: Mit Devin Townsend hatte ich mich bis dato nur am Rande beschäftigt. Natürlich kannte ich die Sachen als Sänger mit Steve Vai und STRAPPING YOUNG LAD, die mir aber immer etwas zu anstrengend waren. Ein Fehler. Denn der Kanadier hat mich mit seiner sympathischen, selbstironischen Art trotz später Stunde und müder Füsse sofort gefangen genommen. Bombastisch, das ist das einzige Wort, welches mir zu dem Auftritt einfällt, das bezieht sich sowohl auf die Musik als auch auf das Drumrum. Musikalisch verwöhnte uns die Band mit unglaublich dichten und komplexen Kompositionen, die eher an klassisch-orchestrale Werke als an schnöden modernen Metal erinnern. Dabei tritt die Band mitnichten mit Orchester, sondern in klassischer Rockbesetzung an. Unterstütz wurde das DEVIN TOWNSEND PROJECT dabei fast durchgehend von der Ex-GATHERING Sängerin Anneke, die auch schon auf mehreren DTP Alben  dabei war und sich nach ihrem eigenen Gig am Nachmittag im Zelt nicht lumpen ließ, auch hier noch dabei zu sein. Optisch wurde das Ganze massiv untermalt von einer auf die Sekunde getimte Videoshow, die zum Teil auch auf der aktuellen DVD zu bewundern ist. Diese abgefahrene Slideshow unterstützte den Eindruck der Musik perfekt, ich glaube ohne diese Untermalung wäre es nicht ganz so genial gekommen (auch hier die Mischung aus Selbstbeweihräucherung, da die Person Devin Townsend oft im Mittelpunkt stand, und Selbstironie -köstlich der DT Kopf auf verschiedene berühmte Persönlichkeiten montiert, z.B. Biker aus der Muppet Show!)...Blieb nicht nur im Ohr, sondern auch im Auge! Und so gingen wir mit einem Grinsen zurück zum Zelt.

Dort fanden wir dann auch einen weiteren Teil unserer Reisegruppe ziemlich zerstört vor, die irgendwas faselten von fiesen Franzosen, die ihnen auf dem Nachhauseweg auflauerten und sie zwangen, an gruppendynamischen Aktivitäten mit Alkoholkonsum teilzunehmen (der Volksmund spricht hier auch von „Saufspielen“). Und die Versicherung, man würde zu dem Gewinnerteam gehören, schien sich als dreiste Lüge herauszustellen, wie der Zustand unserer Kollegen verriet. Sehr lustig, wie man aus dem Zelt dann noch den Kampf um den offenbar einzigen Pullover dort hörte, weil es wirklich lausekalt war...

Zu Tag 1: http://www.dremufuestias.de/index.php?option=com_content&view=article&id=4647:summer-breeze-2014-tag-1-14-08-14-dinkelsbuehl-flugplatz&catid=15:berichte-aus-dem-pit&Itemid=290

Zu Tag 3 & dem Festivalknigge: http://www.dremufuestias.de/index.php?option=com_content&view=article&id=4689:summer-breeze-2014-tag-3-16-08-14-dinkelsbuehl-flugplatz&catid=15&Itemid=290

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