LONELY KAMEL, ORDER OF ISRAFEL / 17.09.2014 – Kiel, Schaubude

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Diese Woche fallen die (für mich) besonders interessanten Veranstaltungen mal wieder nicht aufs Wochenende. Ich find ja, dass das einem Die-Hard-Rock’n’Roll-Fan egal sein sollte. Lieber unter der Woche zwei, drei Mal keinen oder nur sehr wenig Schlaf abgreifen und dann notfalls am Wochenende zu Hause rumhängen und schlafen, statt die relevanten Konzerte zu verpassen und nur deswegen wegzugehen, weil man am nächsten Tag frei hat. Leider haben es aber gerade eher unbekannte Bands schwer, unter der Woche Leute zu ziehen und angesichts der eh stetig beschissener werdenden Bedingungen können tourende D.I.Y./Underground-Bands das Ding als längerfristige Perspektive bald haken. Kein Wunder, dass Eintrittspreise unter 15,- Euro selbst in Läden wie der Schaubude kaum noch zu halten sind. Was das Gefasel soll? Es liegt einfach an uns, ob Läden wie die Schaubude und weltweit tourende Undergroundbands in Zukunft noch existieren werden können. Wenn wir nur noch am Freitag und/oder Samstag auf solche Konzerte gehen, ist der Ofen jedenfalls bald aus. Mal von anderen Aspekten, welche die Zukunft „unserer“ Nische gefährden, ganz abgesehen.


LONELY KAMEL


Bericht von Philipp, Fotos von Alex Beh



Okay, das Intro hört sich schlimmer an, als es gerade in der Schaubude aussieht. Dennoch hätten ORDER OF ISRAFEL bestimmt so viele Zuschauer_innen verdient wie KARMA TO BURN ein paar Tage zuvor. (Psst, eigentlich sogar mehr.) Gesanglich muss ich des Öfteren an COUNT RAVEN denken. Manche mögen dieses leicht Leierige bei Doom-Sängern ja nicht – ich steh da total drauf, das war/ist schließlich bei Ozzy auch nicht anders. Emotionen sind mir da wichtiger als Perfektion, gerade im Gesangsbereich. Aber ORDER OF ISRAREL überzeugen vor allem durch ihre erschlagenden Kompositionen, welche ihr Debutalbum noch in vielen Jahren auf diverse Best-Of-Listen hieven werden. Aber Stopp! Was machen ORDER OF ISRAFEL überhaupt für Musik? Die grobe Richtung ist ganz klar Doom Metal mit großen, epischen Melodien. Ganz langsam entwickeln sich die Songs zu monströsen Toren in fremde Welten, plötzlich schleichen unterschwellig folkige Töne in dein Hirn, die ausufernden Jams von heavy/proggigen 70ies- und NWOBHM-Legenden werden beschworen, bevor der Bogen dann doch im Sinne einer Kollaboration von BLACK SABBATH (natürlich), COUNT RAVEN und CANDLEMASS geschlossen wird. Kein Wunder auch, dass sich einige Bandmitglieder bereits einen Namen gemacht haben – Tom Sutton war (ist?) der Live-Gitarrist von CHURCH OF MISERY, Patrick Andersson war Mitglied der DOOM DOGS. Interessant finde ich, dass ORDER OF ISRAFEL von Song zu Song stetig langsamer und doomiger werden. Und plötzlich fällt mir auf, dass Andersson etwas wie Cliff Burton spielt, zwar nicht durchweg mit den Fingern, aber auf ähnlich eigenwillig-unkonventionelle Weise mit z.T. eigenständigen Basslinien und fies chromatischen Abfahrten. Das Bass-Intro zu „Promises Made To The Earth“ verzückt durch verzerrende Effekte. Auch wenn die Kulisse hinsichtlich der Besucherzahlen spärlich ist, so liegt doch Magie in der Luft und ich bin gerade einfach verdammt froh, dass ich diese Band zu einem derart frühen Stadium ihrer Existenz erlebe. Checkt „Noctuus“ oder „Promises Made To The Earth“ mal aus – und erzählt mir dann, dass ihr angeblich keine Gänsehaut bekommen hättet. Killer!

ORDER OF ISRAFEL



LONELY KAMEL stammen aus Norwegen und haben sich eher bluesigem Rock und 70er Hardrock verschrieben. Im Vergleich zu ORDER OF ISRAFEL kommt das deutlich straighter und versetzt mehr Besucher_innen in ausdruckstanzartige Zuckungen. Ein Hüne mit Megamatte beginnt direkt neben mir ekstatisch am Propeller zu drehen, was einen angenehmen kühlenden Effekt hat. Der Typ ist ab jetzt für stickige Schaubuden-Konzis als mein persönlicher Ventilator engagiert. Den schmerzfreiesten Eindruck hinterlässt allerdings ein anderer Anwesender. Neu-Kielerin Sarah sagt am Tresen zu mir: „Guck mal, was der Typ da in der hinteren Arschtasche stecken hat!“. Ich dreh mich zur Seite – sitzt da Siggi Sick mit ‘ner zusammengerollten PLAYBOY-Ausgabe in der Gesäßtasche seiner Jeans… „Das ist Siggi Sick, alles normal.“ „Ach so, ja, von dem hab ich schon gehört.“ Gut, aber zurück zur Musik, verdammt. Sehr geile zweistimmige Gitarrenbreaks werden gern mal eingestreut, was die donnernden Riffs angenehm auflockert. Von der Vehemenz her sind LONELY KAMEL durchaus mit KARMA TO BURN und anderen, etwas heftigeren Stoner/Sludge-Kapellen vergleichbar, wobei sie ebenfalls sehr direkt und wenig verspielt zu Werke gehen. Das spiegeln auch Songtitel wie „Damn, You’re Hot!“, „I Feel Sick“ oder „Roadtrip With Lucifer“ wider. Ich genieße das durchaus, finde aber THE ORDER OF ISRAFEL deutlich zwingender.

Gute Nacht. Doom on!

Kommentare   

#4 Guest 2015-09-24 09:07
Kommentar wurde vom Administrator gelöscht
+3 #3 Torsten 2014-09-21 11:36
Da is man mal drei Tage nicht online, schon is der Bericht fertich ... - Doom geht anners, doh! ;-)
War aber wirklich seeehr geil!!! Beide Bands toll, wenn gleich auch ich Order of Isfrael den kleinen Vorzug gebe - wie geil, dass die von Song zu Song langsamer und länger wurden!!!
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+5 #2 Lu* 2014-09-20 19:29
meine volle zustimmung zu deinem intro!
ich kann hier in las palmas grad mal erleben, wie ätzend ein leben ohne dreckige subkulturveranstaltungen ist. in kiel wird ja oft über zu wenige oder die falschen konzerte gejammert - ich kann nur sagen: wie gern wäre ich jetzt in dort!
lasst uns was dafür tun, dass uns diese (frei)räume nicht abhandenkommen! und danke an alle, die diesen kram immer wieder auf die beine stellen!
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-1 #1 siggi sick 2014-09-20 14:31
Wtf...hehe.....das Mag gabs For Free...anyway.....2.band war ganz geil.....aber sind zuviele Hippie Stoner Clone Combos unterwegs. ...die den dreck von den 20 jahre alten staubigen stiefeln von QOTSA usw lecken.....get a Haircut Hippie
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