HIRAX, BONDED BY BLOOD, NUCLEAR, CRESCENT, THRASHING PUMPGUNS / 13.05.2014 – Hamburg, Bambi Galore

0 Dislike0

Zunächst mal ‘ne Frage an die Metal-Historiker-Nerds: Haben HIRAX überhaupt jemals zuvor eine Klubshow in Hamburg oder generell im Norden gespielt? Meines Wissens nach nicht einmal in den Achtzigern. Immerhin waren sie aber mal auf dem Metal Bash sowie auf dem Headbangers Open Air. Letzteres ist auch bereits zehn Jahre her (Bericht HOA 2004) – zehn Jahre, in denen HIRAX international ordentlich aktiv waren, sehr geile Scheiben veröffentlicht haben und in denen mein Hunger, die Band ENDLICH wieder live zu sehen, kontinuierlich stieg!

 

HIRAX

Fotos von Siggi Sick

Endlich ist es soweit und die auf der Hinfahrt flatternden Nervenenden können nur unzureichend durch Bier beruhigt werden. Am Bambi trifft man eine Hackfresse nach der anderen und der Abend wird zum einzigen Begrüßungsritual. Allein dat ist schon super.

 

THRASHING PUMPGUNS

 

Die THRASHING PUMPGUNS legen pünktlich um 20.00 Uhr los. Gut so, schließlich sollen uns heute fünf Bands beglücken. Die Hamburger werden tatsächlich mit jedem Auftritt besser. Ich hoffe, damit hören sie jetzt mal langsam auf, sonst platz ich ja beim nächsten Mal. Rolf röhrt sich die Lunge aus dem wohlgeformten Brustkorb und spaziert durch die eintrudelnde und z.T. bereits begeistert bangende Menge, während Flo, Oli und Gunnar wild auf ihre Saiten dreschen und ihr Haupthaar schütteln. Auch Viktor am Schlagzeug ist wie immer ‘ne Augenweide. In einem der neuen Stücke geht es um das wichtige Thema „Fahrkartenkontrolleure“ („Conductor’s Curse“ oder so). Find ich gut, aber gibt’s die in Hamburg überhaupt? Hach, die Pupsies sind wieder ‘ne Wucht heute!

 

CRESCENT

 

Ägypten? Ja, die nächste und mir bisher vollständig unbekannte Band namens CRESCENT stammt tatsächlich aus Kairo. Zunächst ist das stilistisch eine gehörige Umstellung und scheint nicht so recht zum Rest des Abends zu passen. Denn CRESCENT sind eher in der Blackened Death Metal-Ecke zu verorten. Von Song zu Song finde ich aber besser in den Sound der Band hinein und das geht offenbar nicht nur mir so. Witzigerweise erinnert der Vierer etwas an NILE, die ihren Stil ja selbst als Ägypten Death Metal bezeichnen. Im Vergleich zu NILE, bei denen man gerade live immer denkt, es spielten gerade zwei Bands gleichzeitig, sind die Stücke aber nicht so vollgestopft. Einen leichten SONNE-ADAM-Einschlag mache ich zusätzlich aus. Der etatmäßige Bassist der Band kann übrigens aufgrund von Visa-Problemen an der Tour nicht teilnehmen, weswegen eine Session-Bassistin namens Sonja Bossart einspringt. Im Sommer wird die Band im Rahmen dieses Metal-Battle-Gedöns in Wacken spielen. Am Ende recken sich zahlreiche Fäuste und CRESCENT können zufrieden die Bühne verlassen.

 

NUCLEARNUCLEAR

 

Weiter geht es mit NUCLEAR aus Chile. Kannte ich auch noch nicht, aber die Freaks gefallen mir auf Anhieb! Ich war ja im Vorfeld etwas skeptisch, ob fünf Bands nicht zu viel seien, aber wenn man derart gute Neuentdeckungen machen kann, sieht die Sache ja gleich anders aus. Der Sänger hat bei mir aufgrund seiner Patches von BLACK FLAG und DISCHARGE eh gleich ‘nen Stein im Brett. Ich mag es, wenn Thrashbands einen gewissen Hardcore/Punk-Background haben. Musikalisch ist aber ganz klar Old School-Thrash angesagt, ganz klassisch geparkt zwischen alten SLAYER und frühen EXODUS. Sänger Matías Leonicio hat was Raubtierhaftes in der Stimme, was mich sehr anspricht. Der Kerl feuert uns permanent an und so langsam brodelt dat im Bambi!

 

BONDED BY BLOODBONDED BY BLOOD

 

Auf BONDED BY BLOOD hatte ich mich gefreut, ist auch schon wieder sechs Jahre her, dass ich die zum letzten Mal gesehen habe (Hafenklang). Ich bin erst mal überrascht – hoppla, die haben ja mittlerweile einen anderen Sänger. Ich erfahre, dass Jose Barrales bereits vor ein paar Jahren durch Mauro Gonzales ersetzt worden ist. Der ist auf jeden Fall keine schlechte Wahl! Mit Tattoos, Nieten, Vollbart geht der Typ schon mal optisch voll klar, hat dann auch noch ‘ne mächtige Röhre und ist sich nicht zu schade, von der Bühne in den Mob zu hüpfen. Musikalisch fühle ich mich immer noch positiv an die Energie und Wildheit von NUCLEAR ASSAULT erinnert, wobei ich das Gefühl habe, dass die Kalifornier etwas melodischer geworden sind. Gitarrist Juan Juarez spielt jedenfalls diverse melodische Schweinereien, die auch hervorragend zum High-Speed-Geknüppel passen. Ich würde es wahrscheinlich noch mehr genießen, wenn mir nicht alle drei Minuten das Mantra „Alter, gleich kommen HIRAX. Alter, gleich kommen HIRAX. Alter, gleich…“ in der Birne herumgeisterte…

 

HIRAXHIRAX

 

Und irgendwann ist es soweit. HIRAX! Die Erwartungen sind hoch – vielleicht gar ZU hoch? Steigert man sich da zehn Jahre lang hinein und dann wird es am Ende gar nicht so doll? FUCK OFF, NEIN! HIRAX zelebrieren den totalen Abriss mit breitem Grinsen auf den Gesichtern! Mit unwiderstehlicher Power prasseln 30 Jahre alte Stücke und brandneue Biester im Wechsel auf uns ein. Wenn du die Nadel auf einen der ersten beiden Tonträger senkst, stellst du fest, dass diese noch etwas ruppiger, schneller und leicht von Hardcore/Punk beeinflusst sind, während das spätere Material thrashiger ausfällt und mit walzigen Midtempo-Parts versehen ist. Natürlich erkennst du bei jedem Album SOFORT, um wen es sich handelt – allein aufgrund der markanten Stimme von Katon W. De Pena. Überhaupt Katon – den Typen kann man doch nur lieben! Lederjacke, Nieten, Handschellen am Gürtel, Hundehalsband, ‘nen kurzer Afro und vor allem in jeder Sekunde mit einer unfasslichen Inbrunst bei der Sache! Der entrückt-manische Gesichtsausdruck ist echt die Härte. An ganz alten Stücken sind u.a. „Bombs Of Death“, „Blind Faith“, „Hate, Fear And Power“ und „The Plague“ dabei, die meisten Dinger auf der Playlist stammen aber aus der zweiten Häfte der Bandkarriere. Mir bleiben da zum Beispiel „The New Age Of Terror“, „El Rostro De La Muerte“, „Unleash The Dogs Of War“, „Hostile Territory”, “Kill Switch”, “The New Age Of Terror” oder “Assassins Of War” nachhaltig in der Birne klingeln. Wobei es scheißegal ist, aus welcher Phase oder von welchem Album die Stücke stammen – es geht permanent so brutal ab, dass ich einfach nur durchdrehen könnte! Was heißt „könnte“ – ich dreh ja durch, haha. Stillstehen unmöglich und wer das dennoch versucht, wird einfach in den Pit geschubst. Zu geil find ich auch einen der Songs vom aktuellen „Immortal Legacy“-Album, nämlich „The Conquest Thunder Roar. La Boca De La Bestia - The Mouth Of The Beast“: Hier ritzen sich die Zeilen „The Overlord rides on wings of steel / La boca de la bestia for the … KILL!“ in Verbindung mit der Gesangslinie ohrwurmartig in die Hirnrinde ein. Wie mein Kumpel Tobi sagt: Mehr Metal geht nicht! Immer wieder gibt es launige Ansagen von Katon, der jede Sekunde zu genießen scheint und seine Bandmitglieder charmant vorstellt. Der Auftritt ist auch zum Glück angemessen lang, über zwanzig Songs stehen bestimmt auf der Playlist. Völlige Begeisterung!

 

HIRAXHIRAX

 

Was für ein Abend! Hoffentlich dauert es nicht wieder so lange, bevor HIRAX zurückkommen!

 

KATON

Kommentare   

+1 #2 Philipp 2014-05-26 09:26
Hm, das hab ich nicht so erlebt. Katon wollte 'ne Fahne schwenken, wurde aber recht höflich darauf hingewiesen, dass wir da nicht so drauf stehen, weswegen er das ebenso höflich kurz erläutert hat, dass er das respektiere und es nicht irgendwie nationalistisch meine. Hab ich zu keinem Moment als sehr kritische Situation empfunden, weswegen ich es auch nicht erwähnt hab.
Zitieren
0 #1 HOA-Rick 2014-05-25 10:52
Moin Philip,
wieder toller Bericht. Aber eine wichtige Frage nach dem ein Kumpel vom Konzert berichtete: Hast Du etwas von dem "Fahnenvorfall" mitbekommen? Katon soll eine Deutschlandfahne entrissen worden sein und er soll als Nazi beschimpft worden sein, angeblich sogar von einem Mitglied der Vorbands.
Ich bin beileibe kein Fahnenschwenker und würde mich selbst eher als Hatriot denn als Patriot bezeichnen, und mir wird schon übel wenn ich an das Fähnchenschwenken bei einer kommenden Sportgroßveranstaltung denke, aber dieses Verhalten finde ich total daneben und es sollte auch angeprangert werden. Für Katon war es eine Art dem Publikum Respekt zu zollen! Und dafür auch wenn die Methode unglücklich gewählt ist, wurde, das respektlose Verhalten des Types aus dem Publikum geht gar nicht. Damit stellt er sich meiner Meinung nach auf die Stufe derer, die er verurteilt!
Wenn es denn so gewesen war!
Zitieren

Kommentar schreiben


Sicherheitscode
Aktualisieren

Stern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktiv