J.B.O. & Hyrax, Kiel – Max, 11.10.2013

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Schon um 18 Uhr öffneten sich die Tore des Max um den Anhängern der Rosa Armee-Fraktion (wobei dieses Album neben Head-Bang-Boing an diesem Abend leider nicht berücksichtigt wurde) Einlass zu gewähren. Dabei fiel es auf, dass diese eine sehr bunte Mischung boten, wie die Musik (dazu später mehr) der selbsternannten Verteidiger des wahren Blödsinns selber: Die Eltern, die ihren Sprössling zum Ende-der-Ferien-Konzert begleiten, ein paar Punks, Biker, Kuttenträger, Studenten, Beamte nach Dienstschluss aber auch das etwas nervige, nennen wir es mal „Wacken-Ballermann-Publikum.

 

Da ab 23 Uhr die nächste Disko-Veranstaltung im Max folgen sollte, enterten die Erlanger schon um kurz nach acht die Bühne und stiegen nach dem Intro „Elter Schelter“ mit „Bolle“ und dem „Fest“ in ihr Set ein. Dabei wurden die Jungs von zwei, ich sage mal „männlichen Hupfdohlen“ unterstützt, die mit Verkleidungen, Tanzeinlagen, Hochhalten von Schildern und Backroundgesang das Publikum animierten. Besonders während der ersten beiden Songs wirkten sie wesentlich motivierter als Hannes und Vito, die eher steif, etwas müde oder auch lustlos herüberkamen. Wahrscheinlich war es für die beiden einfach noch zu früh. Erst zu der Country-Nummer „Ich möcht so gerne Metal hörn“ hatten sie ihre Betriebstemperatur erreicht und waren gewohnt locker und gut drauf. Oder war etwas in den Cowboyhüten versteckt, die Hannes & Veit sich für diesen Song aufsetzten? Ein Highlight bot auch Hupfdohle Nummer 1 (später HD1), die bei der Strophe mit der Beerdigung als Pfarrer posierte. Ein Zufall war es wohl nicht, dass dabei das Kreuz falsch herum gehalten wurde. Als nächstes folgte der Beitrag der „S.P.O.R.T.“-EP „Jetzt ist er drin“, bei dem Hupfdohle Nummer 2 (HD2), die sich als Fronter von Hyrax enpuppte, ihren Auftritt als ablenkende Freundin hatte… Danach kochte zumindest bei der „Ballermann-Fraktion“ des Publikums die Stimmung zu „Hose runter!“ fast über, während ich diese Nummer einfach nur daneben und somit als Tiefpunkt des Konzertes empfinde. Mit „Dr. Met“ ging es wieder aufwärts, wobei HD2 als Krankenschwester mit einer riesigen Spritzer HD1 vom HipHop dasein erlöste.

Danach schnallte Vito sich eine Akustik-Klampfe um und bot bezipfelmützt den Hofnarren, während Hannes bei der trötendenden Fanfare an der Vuvuzela scheiterte…doch da ich dieses „Instrument“ bei den letzjährigen Fußballgroßverantaltungen mit „Public-Viewing“ hassen gelernt habe, tat das dem Song eher gut.

Und etwas muss man J.B.O. ebenfalls hoch anrechnen: Ähnlich wie Hannes Wader, der in seinem „Trotz alledem“ immer wieder die momentane Politik und Ähnliches berücksichtigt, aktualisieren auch J.B.O. ihre Lieder (auch wenn ich jetzt damit kurz vorgreife), so versinkt bei „Ällabätch“ nicht mehr Aaron Carter sondern Justin Bieber in der Jauchegrube, bei der „Alde im Playboy“ ist es nun eine Digi-Cam und keine Polaroid mehr und beim bayrisch-folkloristischem „Medtl-Gschdanzl“ werden auch so manche traurige aktuelle Wahrheiten doch witzig offenbart: „Die Welt ist ungerecht und furchtbar dumm, denn Pussy Riot haben sie eingekerkert und Bushido läuft frei herum“…

Das Andere was J.B.O. auszeichnet sind ihre Cover- bzw. neu Interpretationen bekannter Songs aus diversen Genres, die sie zum Teil mit eigenen Texten versehen oder mit fremden Songtexten mischen. Da auch hier der Grundsatz gilt: was dem einen gefällt, muss der andere noch lange nicht toll finden, darf der „Rammstein-Reggae“ (Sunshine Reggae von Laid Back mit u.a. Sonne von Rammstein betextet) nur live dargeboten werden.

Nach dem Genuss dieses besonderen Non-Album-Tracks und der „Kalaschnikow“ kam der „Kuschelmetal“, der gerade besonders zu Kiel, Sailing City, passt und der Countryroad-Abschnitt wurde natürlich mit „Bring mi ham, Autobahn, bis nach Kiel“ angepasst. Mittendrin folgte ein Drum-Solo, das für meinen Geschmack zwar einen Tick zu lang war, aber neben den Trommelkünsten Wolfram Kellners auch durch eine geschickte Light-Show zu überzeugen wusste.

Nach dem oben erwähnten“ Medtl-Gschdanzl“ folgte das Jeff Hanneman gewidmete „Gehen mer halt zu Slayer“ und das für die Metal-Fraktion eher schwächere, rappige „Ich sag J.B.O.“

Das Finale wurde dann eingeläutet mit „Schlumpfozid“ (hatte ich überhaupt nicht erwartet!) inklusive einer HD als Fadder Abraham, der Party Nummer „Alde im Playboy“ und dem epischen „Verteidiger des wahren Blöddsinns“.

Und obwohl die Zeit drängte, schafften J.B.O ihr gesamtes Programm durchzuziehen und mit einem vom Publikum mit gesungenem „Ein guter Tag zum Sterben“ mit echt fränkischem rollenden „R“ wie Hannes begeistert feststellte, und dem an Manowars „Carry On“ angelehnten „J.B.O.“ verabschiedeten sich die fränkischen blödel Barden für dieses Mal in Kiel.

Ein herrliches Konzert, wobei die Songauswahl natürlich Geschmacksache ist, welches sich nach einer kleinen Startschwierigkeit richtig gut entwickelt hat. Bleibt nur zu sagen: J.B.O. dürfen gerne wiederkommen!

Ein paar Worte noch zu Hyrax, aber vielleicht bin ich auch etwas voreingenommen, denn ich hatte von einem Kommilitonen erfahren, dass „Heiräx“ eröffnen sollten, und dadurch erwarteten wir beide automatisch an die Thrash-Legende Hirax um den Sympathiebolzen Katon W. de Pena. Bei der Betrachtung des Banners stellte sich also schon eine kleine Enttäuschung ein. Möglicherweise trug diese auch ein wenig dazu bei, aber musikalisch und vor allem auch gesanglich konnten mich Hyrax um „Hupfdohle 2“ wie ich später heraus fand, nicht wirklich überzeugen. Gesanglich wechselte es zwischen Clear (eine unserer Gruppe meinte später, der solle eher in einer Boygroup singen) und Growls. Musikalisch überzeugte teilweise das Riffing, aber die Cross-Overparts mit Sprechgesang waren insgesamt „not my cup of tea“, doch einem Großteil des Publikums gefiel es und es gab mehr als Höflichkeitsapplaus. Ansonsten fiel die animierstärke von HD2 auf: Trotz des Geographischen Fehlgriffs über die Lage von Wacken verstand er es das Publikum zu „Hei-Räx!“- und „J.B.O.!“-Rufen animieren. Dazu kam auch ein gewisses Rede-Talent, das auf eine entfernte Verwandtschaft zu den Häusern Deris oder Sammet schließen könnte.

Daraus ergab sich folgende Frage: Muss jede J.B.O. – Vorband einen Animateur stellen oder war der Support-Slot die Belohnung für gute Animateur Dienste?

Setlist J.B.O.:

Elter Schelter (Intro)

Bolle

Ein Fest

Ich würd‘ so gerne Metal hör’n

Jetzt isser drin

Hose runter!

Dr. Met.

Gänseblümchen

Der Hofnarr

Ällabätsch!

Rockmuzik

Rammstein Reggae

Kalaschnikow

Kuschelmetal incl. Drumsolo

Medtl-Gschdanzl

Gehn mer halt zu Slayer

Ich Sag J.B.O.

Ich liebe dir / Nur geträumt

Schlumpfozid im Stadtgebiet

Mei Alde is im Playboy drin

I don’t like Metal

Verteidiger des Blödsinns

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Ein guter Tag zum Sterben

Wir ham ne Party

M.E.T.A.L.

J.B.O.

Kommentare   

+6 #1 Andy 2013-10-21 21:16
Ich glaube ein JBO Konzert kommt dem dritten Kreis der Hölle sehr nahe.
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