JEX THOTH / 30.05.2013 - Hamburg, Hafenklang

0 Dislike0

Philipp: Es begab sich im April des Jahres 2011, als mir Niles, der Mann mit den acht Armen, bei einer unserer Doom-Sessions das Debutalbum von JEX THOTH vorspielte. Selten in meinem Leben hat mich eine Platte derart geflasht. Der gewollt knarzige, fast unterproduzierte Klang, die düsteren Melodien, die durchgeknallten Kirchenorgel-Sounds, diese unter die Haut dringende Stimme – Hammer!

Seitdem war es es mir zweimal vergönnt, die Hohepriester_innen des Psychedelic Doom live zu sehen, im Hamburger Marx und auf dem letztjährigen Rock Hard Festival).  

Und plötzlich stellen sich die Wolter’schen Doom-Antennen auf – aus Madison, Wisconsin schwappen Schwingungen herüber – neue Platte, Tour… ARGH, nichts wie hin.

Ufo: Nachdem ich JEX THOTH bei ihrem letzen Besuch in Hamburg leider nicht sehen konnte, freut es mich natürlich umso mehr, dass ich jetzt diese Möglichkeit bekommen und dass sie nebenbei auch noch gleich ein neues Album im Gepäck haben. Nach langer Parkplatzsuche treffen wir dann auch recht pünktlich am Hafenklang ein und vertreiben uns die Zeit mit netten Gesprächen und dem Besuch am Merchstand, wo gleich die neue Platte eingesackt wird.

Doppelbericht von Ufo & Philipp

 

 

Philipp: Zwar gibt es keine weitere Band, aber JEX THOTH haben die Ruhe weg und beginnen einfach so spät, als hätte vor ihnen jemand gespielt. Langweilig wird es für uns pünktliche Addicts aber nicht, da man so ziemlich jeden Gast hier heute Abend kennt. Der neue Longplayer und Patches werden am Merchstand abgeerntet, an dem ein Schild verkündet: „Got weeed? Please share!“

Ufo: Die Band lässt sich Zeit und beginnt trotz der Tatsache, dass heute keine Vorband spielt, recht spät. Ich hab im Vorfeld von vielerlei Seite gehört, dass JEX THOTH live richtig stark sein sollen, wodurch ich natürlich umso gespannter bin, was da gleich auf mich zukommen wird.

Ufo: Das Konzert wird dadurch eingeläutet, dass eines der Bandmitglieder auf die Bühne kommt und die zwei Kerzenständer entzündet, welche als Bühnendekoration dienen. Kurze Zeit später betritt die Band die Bühne und beginnt wortlos mit ihrem Set. Was mir sofort auffällt, ist die starke Bühnenpräsenz von Frontfrau Jex. Sie wirkt, als sei sie tranceartig komplett in der Musik versunken und würde von der Außenwelt nichtmehr viel mitbekommen. Dieser Eindruck wird dadurch noch verstärkt, dass auf der Bühne Räucherwerk verbrannt wird und der Geruch durch das ganze Hafenklang zieht. Ich finde, das Ganze erzeugt eine im positiven Sinne ziemlich "kaputte" Stimmung. Die Band spielt grade in der ersten Hälfte ‘ne ganze Menge von neuen Songs, welche auf mich einen sehr guten Eindruck machen (Dauergänsehaut) und sich perfekt in das Gesamtbild einfügen. Auch das erste Album kommt nicht zu kurz und es werden so ziemlich alle Hits gespielt. Highlight natürlich das sich langsam zur Bandhymne, wenn man hier davon sprechen kann, entwickelnde "Seperated At Birth". Zu erwähnen ist noch, dass die Band nach ihrem Set vier, scheinbar ungeplante (steht nix von auf der Setlist), Zugaben spielt.

Philipp: Ohne Begrüßung geht es los und auch in der Folge verzichtet Jex komplett auf Ansagen. Muss man auch erst mal schaffen, die Anzahl der Ansagen vom letzten KADAVAR-Konzert (zwei) noch zu unterbieten (null). Erhöht aber die Mystik und so. Zu Beginn kommt ein Doppelpack neuer Songs: „To Bury“ und „The Places You Walk“. Mittlerweile habe ich die neue Platte natürlich mehrfach gehört und bin voll in die neuen Stücke eingedrungen – der Kram ist endgültig nicht mehr von dieser Welt. In „To Bury“ spielt der Schlagzeuger ausschließlich die Bassdrum in sehr langsamen Intervallen, Rauschen, unheilvolle Orgelklänge, Jex singt mit manischem Blick die ersten Zeilen „Spend your time in a cage…“ (oder so, keine Texte in der LP dabei) – waah, ich hab tatsächlich eine Gänsehaut auf der STIRN! Auch noch nicht erlebt. Mit „The Places You Walk“ wird es etwas traditioneller im Sinne klassischen Dooms. Im Vergleich zu den bisherigen Stücken klingen JEX THOTH jetzt vielleicht noch ruhiger, düsterer und meditativer. Aber keineswegs weniger intensiv, eher im Gegenteil. Jex zündet wieder ständig Dinge an, die z.T. krass süßlich riechen – der langsam ins gesamte Hafenklang diffundierende Geruch dringt ins Hirn und in die Klamotten, sodass man ihn noch Tage später auf seiner Kutte erschnuppern kann. JEX THOTH – nicht nur ein akustischer, sondern auch ein olfaktorischer Genuss… Weiter geht es mit „Stone Evil“ vom Debut, der vom entzückten Mob mit Headbanging in Zeitlupe quittiert wird. Jex hat schon lange alle Anwesenden in ihren Bann gezogen, schlängelt jedoch weiter über die Bühne oder auch mal mitsamt brennenden Utensilien durch das Publikum. Von den bekannten Stücken werden besonders „Seperated At Birth“ und „Son Of Yule“ gefeiert, aber im Grunde gibt es keinen schwachen Moment bei diesem Auftritt. Die Zugaben scheinen ungeplant zu sein, denn auf der vorn liegenden Playlist stehen zehn Titel, die Band kommt jedoch mehrfach wieder und legt noch diverse Perlen nach, u.a. „Warrior Woman“ und „Nothing Left To Die“, wenn ich mich recht entsinne.

Ufo: Zuletzt kann ich nur sage, dass ich seit langem nicht mehr so ein Intensives Konzert erlebt habe und ich auch nachhaltig noch ziemlich beindruckt bin. Jeder, der dieser doch sehr speziellen Musik was abgewinnen kann, sollte, wenn er/sie die Möglichkeit hat, die Band mal live bestaunen.

Ufo Ende ;)

Philipp: Ich kann nur jedem, der halbwegs auf Doom oder psychedelische Klänge steht, den Besuch eines JEX-THOTH-Konzertes ans Herz legen. Etwas Besseres gibt es in diesem Bereich meiner Meinung nach nicht!

Kommentare   

+2 #1 MetalSon 2013-06-03 18:12
Nächstes Mal klappt es hoffentlich auch bei mir.

Sehr guter Bericht!
Zitieren

Kommentar schreiben


Sicherheitscode
Aktualisieren

Stern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktiv