RUHRPOTT RODEO 2013, Tage 0&1/17.&18.05.2013 - Hünxe

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Doppelbericht von Casi und Bocky

joomplu:6207

Bocky:
Da im letzten Jahr zwei Festivals, auf die ich regelmäßig gefahren bin, gestorben sind, Rd-Rock (wirklich tot, R.I.P.) und das Force Attack (voll für'n Arsch, nach der Verarsche letztes Jahr keinen Bock mehr drauf), wurde es Zeit, Alternativen zu finden. Das Ruhrpott Rodeo hatte mir noch nie so den großen Reiz gegeben, dass ich dachte, ich muss da unbedingt hin. Das Line-Up fand ich zwar die letzten Jahre ganz ok, aber nicht zwingend, meistens als Headliner irgendeine alte Reunion-Band (naja der Veranstalter des Festivals spielt ja auch selber in einer) und der Rest schon gut, aber meistens nicht so überzeugend, dass ich 500 Kilometer dafür fahren wollte. Damit will ich jetzt nicht sagen, dass ich Reunions generell kacke finde, aber bin halt auch schon oft enttäuscht worden und da eher skeptisch, als positive Beispiele fallen mir dann auch allerdings immer wieder TOXOPLASMA, ANTI NOWHERE LEAGUE oder SUBHUMANS ein. Also immer erst mal locker bleiben und sich das mal reinziehen, aber ja nicht zu viel erwarten. Wie sich in diesem Falle BLACK FLAG geschlagen hat? Dazu komme ich später. Mit den BAD BRAINS konnte ich noch nie viel anfangen, die hatten dann aber auch schon im Vorfeld abgesagt.

In den Monaten vor dem Festival zeigte sich schon, dass so einiges an Kieler Gesindel mitkommen wird, was auch eigentlich der größte Anreiz für mich war, mit in den Pott zu fahren.

Casi:
Ich war 2010 das erste mal auf dem Ruhrpott-Rodeo und habe seitdem eigentlich jedes Jahr überlegt, wieder hinzufahren. Irgendwie gefiel mir das ganze doch ziemlich gut. Nicht ganz so asozial wie das Force-Attack und ein gut durchmischtes Line-Up, aber trotzdem Punkrock.
Als das diesjährige durchaus solide Line-Up dann durch eine plötzliche BLACK-FLAG-Reunion komplettiert werden sollte, konnte ich irgendwie nicht anders als endlich mal wieder hinzufahren. So nach dem Motto „Oh Gott, das wird bestimmt voll kacke. Was soll das überhaupt? Ich muss es mir angucken!!!“.
Die BAD BRAINS haben vorsichtshalber lieber von selbst abgesagt. So sehr ich die ersten Alben mag, wer will die denn heute noch sehen? Von einigen Ansichten der Band mal ganz abgesehen.

 

 

Bocky:
Die erste Zeit nach unserer Ankunft am frühen Freitagabend war ich erst mal eine ganze Zeit lang echt genervt von den ganzen Regeln, hier zelten, da parken mit PKW, da hinten mit Wohnmobil (wo zum Glück auch Kleinbusse zu zählen). Aus diesem Grund gab es dann auch vier, mir bekannte, Kieler Lager, drei auf den Zeltplätzen, eins auf dem Caravanplatz. Nach einer Gewöhnungsphase und ein paar Bier später verflog auch langsam meine Genervtheit und wahrscheinlich ist einiges der Auflagen (ich habe z. B. noch nie so übergroße Notausgangsschilder an Bauzäunen gesehen) auch mit der Katastrophe bei der Loveparade begründet, manche wahrscheinlich auch sinnvoll, manche in meinen Augen einfach nervig. Die Tatsache, dass man für einen der Zeltplätze zwei Armbänder brauchte, fiel mir erst später auf, als ich zurück zum Auto wollte und nach dem Müllband gefragt wurde, das hatte ich im Auto liegen lassen, hatte mir niemand erzählt dass man beide Armbänder tragen muss, den Sinn kann ich mir auch immer noch nicht erklären. Auf den einen Zeltplatz darf man nur wenn man Müllpfand bezahlt hat, auf dem anderen ist es irgendwie egal? Check ich nicht.

Also den ersten Abend mit stumpf trinken und Blödsinn von sich geben verbracht, dann relativ früh ins Bett (sehr schön so ein Alte-Leute-Wohnmobilcamp, da hat man seine Ruhe, das sollte allerdings die nächsten Nächte nicht ganz so bleiben).

Am Samstagmorgen wachte ich auf und hörte Regengeräusche auf dem Autodach, nach dem Aufstehen war es auch erst mal nicht sehr warm, das änderte sich später zum Glück.

Also Frühstücken, Bier rein, ins andere Kieler Lager, mehr Bier rein und mal ab auf das Gelände.

Auf jeden Fall hat das Ruhrpott Rodeo eine amtlich ausgestattete große Bühne zu bieten, dazu gibt es noch eine kleine Hängerbühne auf der abends Unplugged-Shows stattgefunden haben. Dass die sehr kurzen Umbaupausen (bei den Bands am Nachmittag gerade mal zehn Minuten) keinen richtigen Soundcheck zugelassen haben, machte sich aber doch das ein oder andere Mal bemerkbar.

Zum ersten Mal habe ich auf einem Open Air-Festival erlebt, dass der Bereich vor der großen Bühne komplett mit Bodenplatten aus Kunststoff ausgelegt war, schafft irgendwie ein merkwürdiges Ambiente, wäre aber bei Dauerregen (der zum Glück ausblieb) wohl doch sehr praktisch gewesen.

Casi:
Nachdem ein Großteil der DreMu-Gemeinde schon am Freitag aufgebrochen war, startete unsere kleine Reisegruppe in der sonnabendlichen Morgensonne von Kiel gen Ruhrpott. Südlich der Elbe verwandelte sich das sommerliche Wetter in Dauerregen, der fast die ganze Fahrt anhalten sollte. Erste Nachrichten vom Festival sicherten uns allerdings eine bewölkt-kühle, aber trockene Wetterlage zu, wovon wir uns bei der Ankunft dann auch überzeugen konnten.
Nach dem wir unsere Karten in verschiedene Bändchen getauscht, die Lage ausgecheckt und einen Apparativ zu uns genommen haben, standen wir vor ersten Logistischen Problemen: Unser Komfort-Luftbett, soll über eine kleine, elektrische Luftpumpe in eine schlafgerechte Form gebracht werden. Da wir nun aber nicht neben dem Auto Zelten dürfen müsste die Matratze bereits auf dem Parkplatz aufgepumpt werden, allerdings passt diese gefüllt nicht durch den Eingang des Zeltes. Das Problem ließ sich allerdings relativ leicht lösen: Die unaufgeblasene Matratze wurde einfach in das unaufgebaute Zelt gestopft und darin aufgeblasen, so konnte dann die aufgepumpte Matratze von Zeltplane umhüllt auf den Zeltplatz befördert werden und dann das Zelt um das Bett aufgebaut werden. Am Eingang des Zeltplatzes wurde uns zunächst aber aufgrund eines fehlenden schwarzen Müllbändchens (von Bocky bereits erwähnt), welches wir im Auto gelassen hatten, der Einlass verwehrt. Da uns der Sicherheits-Mitarbeiter den Sinn dahinter auch nicht erklären konnte („Wir haben die Anweisung...“) drückte er nochmal ein Auge zu und wir mussten nicht nochmal mit unserem ganzen Geraffel zurück zum Auto latschen.

KEIN HASS DA:

Bocky:
Den Opener machten KEIN HASS DA, BAD BRAINS-Cover auf Deutsch, meine Meinung dazu: Siehe Oben.

NOTHINGTON

Bocky: 

Gleich die ZWEITE Band sollte auch schon einer meiner Höhepunkte sein. NOTHINGTON spielten hier heute den letzten Gig auf der Tour. Zwei Wochen vorher, in der Hansa48 in Kiel, war das Ganze echt der Hammer, auch auf dem Ruhrpott Rodeo wurde gut abgeliefert, allerdings ließ die große Bühne und die Uhrzeit natürlich nicht so einen Abriss wie in Kiel zu. Böse Zungen bezeichnen die Band ja als Befindlichkeits-/ Erwachsenenpunk, mag vielleicht stimmen, meine Befindlichkeit sagt mir, ich find's geil.

joomplu:6205

Casi:

Durch Zelt aufbauen, Müllbändchen anlegen und ein bis zwei weitere Getränke trinken, war soviel Zeit vergangen, dass wir NOTHIGTON und BONSAI KITTEN leider komplett verpasst hatten. Mist! NOTHINGTON wäre so ein grandioser Einstieg gewesen.

BONSAI KITTEN

Bocky:

BONSAI KITTEN konnten mich dann nicht überzeugen, ist so Rockabilly, das einzige, was die Band für mich etwas interessant machte, war die starke Stimme der Sängerin, allerdings gefällt mir der Stil halt nicht, was sich auch auf den Gesang bezieht. Bei der Version von ALICE COOPERs „Poison“ reichte es mir dann und ich ging das Schnapsangebot auschecken.

Die Getränkeversorgung fand ich nicht sooooo überragend. Dass man erst Marken kaufen musste, um damit dann am Tresen Bier zu kaufen, fand ich erst mal auch irgendwie überflüssig, allerdings geht es dadurch am Tresen, denke ich, auch schneller. Die Preise 2,50 für'n Bier (ich glaube 0,4 Liter) nicht unbedingt billig, aber schon in Ordnung, 4 Euro für einen kleinen Becher (keine Ahnung mehr wie groß) Wodka-Energy und 2,50 für 2 CL Mexikaner sind dann schon nicht mehr das, was für den Durchschnittspunkergeldbeutel auf Dauer zu ertragen ist, im Vergleich zu anderen größeren Festivals aber auch noch in Ordnung. Dass Wasser und Softdrinks allerdings teurer als das Bier waren (gleicher Preis, kleinerer Becher), ist nach dem „Apfelsaft-Paragraphen“ in Kneipen sogar illegal, aber scheiß auf Gesetze, wenn man kein Wasser mit aufs Gelände nehmen darf, muss es doch eine Möglichkeit geben, günstig oder besser noch für lau an welches zu kommen. Das geht so mal gar nicht klar.

Aber zurück zur Musik:

THE GENERATORS

Bocky:

THE GENERATORS langweilten mich ganz schön, irgendwie so California-Streetpunk-Gedöns, absolut nichts, was bei mir hängen blieb, außer der echt überzeugend vorgetragenen Version von COCK SPARRERs „Running Riot“.

Casi:

Als wir endlich an der Bühne ankamen, gaben die GENERATORS gerade COCK SPARRERs „Running Riot“ zum besten. Großartig! Im Publikum trafen wir dann schnell auf unglaublich viele Kieler Asis. Man konnte fast denken, dass wir nur ein paar Kilometer von zu Hause entfernt wären. Die GENERATORS spielten sich weiter durch ihr Set. Ich mag mir die immer wieder gerne angucken. Schöner Californischer Punkrock, irgendwo zwischen BAD RELIGION und SOCIAL DISTORTION mit ner Priese Streetpunk. Und zwischen neueren Stücken, wie POINT OF NO RETURN und alten Gassenhauern wie CITY OF ANGELS (welche Band aus LA hat eigentlich keinen Song mit dem Titel), ging sogar die Sonne auf. Die Band behauptet, dass sie die aus der Heimat mitgebracht haben, wenn das stimmen sollte bedanke ich mich hiermit nachträglich dafür, mir dass Festival noch mehr versüßt zu haben.

ARGY BARGY

Casi:

Nach einer wirklich kurzen Umbaupause betraten alte, dicke Engländer die Bühne und spielten soliden Oi!/Streetpunk, der leider so sehr Lust auf Bier machte, dass ich mich erstmal wieder auf den Parkplatz verdrückte.

Bocky:

ARGY BARGY und STRUNG OUT verpasste ich dann, erstere aus Desinteresse, STRUNG OUT dadurch, dass ich mich irgendwie auf dem Zeltplatz festgetrunken hatte, schade, die wollte ich doch sehen.

UK SUBS

Casi:

Zurück auf dem Festival-Gelände, standen bereits Punk-Opa Charlie Harper und seine UK SUBS auf der Bühne. Irgendwie hab ich die mittlerweile zu oft gesehen, als dass mich das noch so sehr umhauen würden. Schlecht sind die sicherlich nicht und an Hits fehlt es auch nicht, aber es ist halt auch immer das gleiche und irgendwelche neuen Lieder interessieren mich dann auch nicht. Außerdem scheint Herr Harper etwas senil geworden zu sein, zumindest lassen einige sehr eigenartige Aussagen, die er einst im Plastic Bomb von sich gab, darauf schließen. Das gibt dem ganzen dann noch einen komischen Beigeschmack.

Bocky:

So etwa zur Hälfte des UK SUBS-Gigs war ich dann wieder vorne, die Band habe ich nun wirklich schon unzählige Male gesehen, ich fand sie auch eigentlich immer gut, diesmal hatte ich totales Desinteresse. Texte wie „Third World England“ sind, wenn man einige Aussagen, die Charlie Harper im Plastic Bomb #58 von sich gegeben hat, schon kritisch zu beäugen. Ich will den alten Herren hier jetzt nicht an den Rassistenpranger stellen, da sollte sich wohl jede_r selber sein Bild zu machen, ich kann die Band seitdem auf jeden Fall nicht mehr unbeschwert genießen.

DIE KASSIERER

Bocky:

Als nächstes noch ein kritisch zu beäugender Programmpunkt: DIE KASSIERER. Wie weit darf Kunst/ Satire gehen, ist da die Frage, sie spielen halt offen mit sexistischen Inhalten und über Bands, die das tun, gab es hier ja auch an anderer Stelle schon lange Diskussionen.
Das, was da auf der Bühne gezeigt wurde, war auf jeden Fall äußerst stumpf, ich würde lügen, wenn ich nicht zugeben würde, dass ich hier und da schon lachen musste, dumm sind Wölfi und Co. auf jeden Fall nicht, allerdings sehe ich manchmal das Problem, dass nicht jeder Stumpfproll die Satire sieht und das schon von vielen für bare Münze genommen wird, ganz ungefährlich ist diese Show dann halt nicht. Dass ich da so lange rumstand, kann ich mir nur durch den doch schon sehr hoch gestiegenen Alkoholpegel meinerseits oder Gruppenzwang erklären. Nochmal tue ich mir das jedenfalls nicht an.

joomplu:6206

Casi:

In der Zwischenzeit widmete ich mich interessanteren Sachen, als auch schon von weitem die mächtigen KASSIERER über den Zeltplatz schallten. Die KASSIERER bewegen sich für mich zwischen absoluter Genialität und pubertärem Pillemann-Humor. Wie Bocky treffend beschrieb geht die satirische Note verloren, wenn hunderte stumpfe Prolls „Mein Glied ist zu Groß“ mitgröhlen. Ich hab die Band aus diesem Grund zuletzt auf Festivals auch immer links liegen lassen, trotzdem finde ich die KASSIERER als Gesamtkunstwerk immernoch sehr großartig. Diesmal hab ich sie auch mehr aus der Ferne wahrgenommen und leider war die Songauswahl wieder auf die eher schwächeren, massenkompatiblen Fick- und Sauflieder ausgelegt und das Absurde und die Gewalt fand leider nur einen sehr kleinen Anteil. Eigentlich schade! Aber bei „Blumenkohl am Pillemann“ muss ich irgendwie auch über zehn Jahre nach dem ersten hören immer noch stumpf lachen und „Das schlimmste ist, wenn das Bier alle ist“, „Ich töte meinen Nachbarn und verprügel seine Leiche“ und „Das Lied vom Hass“ sind einfach ziemliche Hymnen. Faszinierend finde ich auch immer wieder die Kombination aus einer musikalisch unglaublich fitten Band und dem völlig unfähigen Wölfi als Sänger. Trotzdem weiterhin lieber von Platte. Da muss ich wenigstens auch keine Pimmel sehen.

ZWAKKELMANN

Bocky:

Dann war ZWAKKELMANN das erste, was auf der kleinen Hängerbühne lief, hab ich nichts von mitbekommen.

COCKNEY REJECTS

Casi:

Eigentlich wollte ich mir als nächste die COCKNEY REJECTS reinziehen, aber mindestens zwei Menschen rieten mir schon auf dem Zeltplatz davon ab. Ich folgte lieber diesem Rat und versackte im Kieler Lager II um die Abendsonne zu genießen. Reicht ja sich später von BLACK FLAG enttäuschen zu lassen, so mein Gedanke...

Bocky:

COCKNEY REJECTS habe ich auch nur aus der Ferne wahrgenommen, hab die nie viel gehört, aber die Band ist schon ein Klassiker und mindestens die Hälfte der Songs waren mir dann doch bekannt.

EISENPIMMEL-Unplugged

Bocky:

Das erste, was ich dann auf der Hängerbühne gesehen habe, war EISENPIMMEL-Unplugged. Eine ähnliche Sache wie bei den Kassierern, jedoch denke ich, dass für mich bei EISENPIMMEL der Satirefaktor sehr klar zu erkennen ist und „Bärbel“ und „Siggi“ die Rollen, die sie spielen, sehr gut rüberbringen. Vielleicht macht das auch den Unterschied aus, dass hier nun mal Rollen vorgetragen werden, die das Ruhrgebiet-Prolltum überzogen auf die Schippe nehmen. Von den Songs, die gespielt wurden, kannte ich nicht besonders viel, so kann ich mich nur noch an „Duisburg“ und „Malle Mallorca“ erinnern.

joomplu:6204

Casi:

EISENPIMMEL-Unplugged hab ich leider auch irgendwie verpasst. Das hätte mich schon irgendwie gereizt.

BLACK FLAG

Bocky:

Jetzt kam die Band, über der im Vorfeld wohl das größte Fragezeichen schwebte: BLACK FLAG.

Die beiden zeitgleichen Reunions haben natürlich schon für viel Wirbel gesorgt, immerhin handelt es sich hier ja auch um eine der wichtigsten Bands der Punkgeschichte, die es jetzt auf einmal doppelt, unter zwei verschiedenen Namen, in mit verschiedenen mit Originalmitgliedern versehenen Besetzungen gibt. Ich weiß allerdings auch aus sicherer Quelle, dass der, mehr oder weniger, Kleinkrieg zwischen beiden Reunionbands keine Marketingmasche ist, das hatte auch einiges mit Anwälten zu tun, volle Kanne unpunk und irgendwie peinlich. Bei der Band, die jetzt unter dem Namen BLACK FLAG auftritt, handelt es sich immerhin um das wohl relevanteste Mitglied Greg Ginn an der Gitarre und mit Ron Reyes ist ja auch einer der drei wichtigsten Sänger der Bandgeschichte dabei.

Wenn ich mich richtig erinnere, war die Setlist ungefähr so, als würde man einfach die „Everything Went Black“ zocken, was in meinen Ohren schon mal positiv klingt, die beiden, kürzlich veröffentlichten, neuen Songs gab es auch zu hören, die nun wieder sind gar nicht mein paar Schuhe.

Ich empfand das im ganzen dann irgendwie als zu zahnlos, das Gitarrenspiel von Greg Ginn war ohne Frage unverkennbar geil, die Drums mir allerdings doch ein wenig zu rumpelig und der Gesang nicht aggressiv genug. Das Set wurde ohne wirkliche Ansagen einfach runtergezockt, Publikumskontakt war nicht wirklich vorhanden, irgendwie alles unpersönlich bis routiniert. Ich kann allerdings auch nicht sagen, dass ich enttäuscht war, hab nämlich einfach nichts erwartet.

Nach BLACK FLAG und FLAG, fehlt jetzt eigentlich nur noch, dass Henry Rollins eine Band namens BLACK gründet. Ob die Welt das alles braucht? Ich weiß ja nicht.

Casi:

Im Internet wurde sich im Vorfeld viel gestritten, wer nun die geilere Besetzung ist, die grad BLACK FLAG-Songs zum Besten gibt.
Zum Einen gibt es da das Allstar-Projekt FLAG (Ex-BLACK FLAG Mitglieder Morris, Dukowski, Stevenson und Cadena + DESCENDENTS Gitarristen Steven Egerton) und zum Anderen Greg Ginn und Sänger Nummer Zwei Ron Reyes aka Chavo, die den Namen BLACK FLAG seit neusten für sich allein beanspruchen.
Greg Ginn scheint irgendwie ein schwieriger Typ zu sein, zumindest scheint er es sich mit fast allen seiner alten Weggefährten verscherzt zu haben. Man liest selten was positives über ihn oder sein Label SST. Viele Bands, wie zum Beispiel HÜSKER DÜ fühlten sich geprellt, Keith Morris (FLAG) mag nicht einmal seinen Namen aussprechen. Naja, das ist mir alles auch relativ egal, sein wirklich einmaliges Gitarrenspiel ist und bleibt trotzdem eines der wichtigsten Wiedererkennungsmerkmale von BLACK FLAG, zumal er das einzige konstante Mitglied war.

FLAG sollen zuletzt sehr gut abgeliefert haben, eigentlich auch kein Wunder, das sind allesamt heutzutage noch erfolgreiche Profi-Mucker die ne Setlist vollgepackt mit Klassikern spielen. Aber halt irgendwie trotzdem nicht BLACK FLAG. Über die neuen „BLACK FLAG“ war im Vorfeld nicht viel bekannt. Die Tour begann erst am Donnerstag vor dem Festival, so dass es noch keine Live-Videos oder Reviews gab. Außer zwei neue Studio-Tracks, von denen einer solide und einer eher langweilig war, wusste ich also nicht was mich erwarten wird. So weit so gut, Schluss mit dem Geschwafel.

Auf dem Weg zur Bühne schrie Ron Reyes bereits die Worte „It‘s not my imagination, I‘ve got a gun on my back!“ und schon gings los mit Revenge... Irgendwie etwas zu zahm das ganze. Hört es sich so an, wenn man ne Waffe im Rücken hat?
Naja, ich wollte dem ganze ja eine Chance geben und begab mich ziemlich weit nach vorne ins Getümmel.
Ja, das war eindeutig Greg Ginns eigensinniges, genial-dissonantes Gitarren-Gefrickel. Man merkte aber leider auch sofort, dass das nur eine zusammengewürfelte Band um Greg Ginn ist. Irgendwie wollte der Funke auch im Laufe des Konzerte nicht überspringen.
Vielleicht spielte die etwas überdimensionierten Bühne etwas mit rein, jedenfalls schaffte es Ron Reyes einfach nicht, eine Verbindung zum Publikum aufzubauen. Er ist halt doch keine Rampensau wie Henry Rollins oder so ein charismatischer Typ wie Keith Morris. Keine Ansagen, keine Interaktion. Keine Verzweiflung, keine Wut. Keine Energie. Nix.
Auch wenn man es zunächst vermuten würde, sind auch die frühen Songs kein trivialer, gradliniger Krach, sondern teilweise schon recht komplex, was der Drummer einfach nicht gut hinbekommen hat. Spätestens bei Gimme Gimme Gimme fiel diese Schwachstelle unglaublich auf. Der Song wurde nach dem Intro dermaßen ausgebremst, dass ich regelrecht sauer wurde.

Die Publikumsreaktion sprach auch für sich: Gab es zu Anfang noch Pogo und und erwartungsvolle Gesichter, lichteten sich die Reihen im Laufe des Sets und der Applaus wurde verhaltener.

Gespielt wurde so ziemlich Alles aus der Pre-Rollins-Phase und die beiden neuen Songs, was eigentlich fast alle meine Lieblingssongs beinhaltet. Das hat es aber irgendwie auch nicht besser gemacht.

Fazit: Herr Ginn kam anscheinend nicht damit klar, dass seine ehemaligen Bandkollegen in den letzten 20 Jahren erfolgreich waren und es nun auch noch wagten seine Songs zu spielen. Es bring dann aber auch nichts zu versuchen den Bandnamen an sich zu reißen, eine mittelmäßige Band zusammenzustellen und nur halbwegs gut geprobt auf Tour zu gehen.
Lieber Greg Ginn, mach es wie die anderen und gründe ne neue Band, schreib neue Songs und lass die alten Zeiten hinter dir. Oder vertrag‘ dich mit den Anderen und mach ne richtige Reunion, denn FLAG mit Ginn könnte sogar funktionieren.

joomplu:6203

AFTERSHOW

Bocky:

DAS PACK und SONDASCHULE interessierten mich nicht und somit war das Liveprogramm an diesem Tag für mich gelaufen.

Allerdings gibt es seit diesem Jahr auf dem Ruhrpott Rodeo das Partyzelt, ein Zirkuszelt das eine Art Punkergroßraumdisco beherbergt. Allerdings waren wir erst mal zu doof, den Eingang zu finden. Als wir dann endlich davor standen, wollte mich der Securityhorst nicht mit meinem Bier reinlassen, auf meine Argumentation, dass ich das Bier auf dem Festivalgelände gekauft habe, kam die Antwort, dass der Mensch, der das Zelt aufgebaut hat, seinen eigenen Tresen habe. Drinnen stellte sich dann raus: Gleiches Bier, gleicher Preis, weniger Inhalt, danke Großraumdisco. Gesoffen hab ich das Zeug dann trotzdem die ganze Nacht, die Mucke war, bis auf Ausflüge in „PAPA ROACH“-Gefilde, ganz ok. Irgendwann konnte ich nicht mehr, ab in die Heia.

Casi:

Auch ich war für diesen Tag durch mit Livemusik. Vor dem Partyzelt traf man dann noch auf diverse bekannte Gesichter, Bocky hab dort ich auch wieder gefunden und es gab noch ne amtliche Sause mit Deutschpunk, Rock, NDW, ABBA, Eurodance und viel mitgröhlfaktor. Bei PAPA ROACH flüchtete ich dann aber doch lieber ins Bett und ein sehr schöner Tag ging zu ende!

Bocky:

Irgendwie klingt das hier im Artikel beschriebene jetzt alles negativer als ich diesen Tag empfunden habe, ich denke, weil viele der positiven Sachen, wie zb. Leute wiederzutreffen, die ich nicht so oft sehe, persönliche Dinge sind, die nichts in diesem Artikel zu suchen haben oder dafür zu unbedeutend erscheinen, aber trotzdem unter anderem die Erlebnisse sind, die so ein Festival so großartig machen. Sagen wir es mal so: Ich hatte an diesem ersten Tag schon mal eine Menge Spaß.

Der Bericht zum zweiten Tag, mit noch weniger Musik, aber noch mehr Spaß, der hier nicht erwähnt wird, folgt dann demnächst.

Kommentare   

+2 #3 Ingo.K 2013-05-31 16:20
22.01.1993 Beck's Pistols, Lokalmatadore, Ruhrpottkanaken im Stage (Bergstr.) & 03.06.1994 Die Kassierer, Public Toys, ZZZ Hacker im Subway (Bergstr.), demnächst im Retro-Review (äh, oder vielleicht auch nicht...)

...einfach auf's Wilwarin gehen dieses Jahr!
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0 #2 stinkmösenpolka 2013-05-30 06:27
hoffentlich kommen die kassierer bald nach kiel. am bestemn zusammen mit eisenpimmel und lokalmatadore in der meierei
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+3 #1 Ingo.K 2013-05-29 16:59
Henry hat ja mit seiner Rollins Band 2003(?) eine Tour gespielt auf der ausschließlich Black Flag-Songs dargeboten wurden. In den USA auch mit Gastauftritten von Jello Biafra und Keith Morris, in der Fabrik in HH leider "nur" mit ihm am Gesang...alle Einnahmen waren zu Gunsten der West Memphis Three (inzwischen frei gesprochen)
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