FEINE SAHNE FISCHFILET, BOYKOTT / 17.11.2012 - Rendsburg, T-Stube

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"Hier, Philipp, heute spielen FEINE SAHNE FISCHFILET inner T!" - "Kenn ich zwar noch keine Musik von, aber der Verfassungsschutz empfiehlt die ja. Und BOYKOTT, dat klingt ja mal nach astreinem Deutschpunk".

Wir also hin. In Rendsburg passiert die Welt. Steht da wirklich auf einem neuen Schild im unlängst renovierten Rendsburger Bahnhof.

Vor der T-Stube ist auch schon ein guter Mob am Zocken. In einer Mülltonne werden gerade Dinge entzündet und drumrum stehen die Punks.

 

Pan: FEINE SAHNE FISCHFILET? Das ist doch die Band, die der Verfassungsschutz im Moment brandheiß empfiehlt. Also folge ich der schriftlichen Einladung meiner Begleitung nach Rendsburg, die mit den Worten "Und Boykott, der antifaschistische Rapper, klingt doch auch vielversprechend!" endet. Ich gebe zu, dass es mir bei diesen ironischen Worten schon eher kühl den Rücken runterläuft, aber gut, die FISCHFILETS will ich schon gern sehen und die Familie kann ja auch mal wieder besucht werden. Passt also.

Ganz schön pünktlich trudeln wir also Samstagabend vor den noch verschlossenen Türen der T-Stube ein und stoßen gleich auf bekannte Gesichter. Wir hatten weihnachtliche Ausmaße befürchtet, welche nicht ganz erreicht werden, aber voll ist es auf jeden Fall. Merkwürdig auch, die T-Stube mal wieder "sauber" und bei voller Beleuchtung zu sehe
n.

 

Doppelbericht von Pan und Philipp

Philipp: Gastfreundschaft wird hier immer noch großgeschrieben. Als ich eine Besucherin frage, ob ich mal an ihr vorbei zu den Salzstangen langen dürfe, flüstert sie mir einen heißen Tipp ins Ohr. Ich möge doch fragen, ob noch was vom Essen übrig sei. Und das ist der Fall. Zum Glück! Denn feste Nahrung war heute bisher nicht möglich - die Dremu-Stammleser_innen erinnern sich, dass am Vortag der NOM-Release-Gig stattgefunden hatte... Für eine Spende wird mir jetzt ein leckerer Teller Nudeln mit Schmodder gereicht. Bisschen salzig vielleicht, aber flutscht gut runter. Danke!

         
BOYKOTT. "Gegengewalt", "Solikonzert", "Angriff ist die beste Verteidigung". Parolen, bei denen man sich zu Hause fühlt. Nur - damn! - Punk ist dat nich. Gar nicht! Die Freaks machen nämlich Rap. Oder isses Hip Hop? Hab nie kapiert, ob es da einen Unterschied gibt. Aber ich will mich mal nicht lustig machen! Respekt, dass es mal wieder eine Rapband gibt, die in "unseren" Läden spielt und entsprechende Positionen vertritt (wenn auch z.T. etwas platt). Seh ich bei all meinen Konzertbesuchen erst zum dritten Mal. Ganz klar auch, dass es für diesen synchronen Sprechgesang (BOYKOTT sind zu zweit) samt Bandwurmtexten wirklich Fähigkeiten braucht! Schade nur, dass die Beats aus der Dose kommen. Ein Typ, der Vinylplatten wombelt, wär mir lieber gewesen. Und wie immer gilt: No drummer = no satisfaction. Ich kann da nix gegen machen - wenn im Hintergrund kein Berserker in die Felle drischt, dann regt sich bei mir nichts. Der Mob tobt aber und ist auch ganz schön textsicher.

         

Pan: Schon der Soundcheck von BOYKOTT gibt einen Vorgeschmack auf das, was uns erwartet. Das zwei Mal angestimmte "Mein Debüt" ist eher wenig abwechslungsreicher Sprechgesang unterlegt von Beats vom Band. Hm, mal abwarten. Vielleicht überzeugt das Konzert am Ende ja doch und bei 2 Bands am Abend werden gefälligst auch beide angeguckt. Denke ich mir so und ignoriere die Fluchtvorschläge meiner Begleitung.

Nicht meine beste Idee, wie sich später herausstellt. Das ganze Set von BOYKOTT klingt für meine undankbaren Ohren eher durchgehend unspektakulär und auch die Tatsache, dass in gefühlt jedem zweiten Lied die Rede von "Bullen ficken" ist, macht es nicht besser. Und "ganz Hamburg hasst die Polizei" finde ich schon im Stadion immer ein wenig undifferenziert. Alter Spießer-Pan. Aber ja, die politische Einstellung stimmt ansonsten und wie Philipp schon schrieb, erfordert es für synchron vorgebrachte Bandwurmtexte auch ein gewisses Maß an Fähigkeiten. Und den anwesenden Fans scheint es super zu gefallen, zumindest tummelt sich vor und auf der Bühne ein textsicherer Mob, der auch fleißig versucht, zum Mitmachen zu animieren besonders als "Mein Debüt" dann noch einmal mitten im Set gespielt wird. Als etwas (ver-)störend empfinde ich nur die "Lichtshow", bestehend aus zwei auf das Publikum gerichteten Blindern, die mir tatsächlich in regelmäßigen Abständen das Gefühl geben, zu erblinden. Die T-Stuben-Decke ist halt einfach nicht so hoch und der Abstand zwischen Bühne und Publikum nicht so groß, als dass das jetzt so ein guter Effekt wäre. Nur mal so. Als Zugabe gibt es am Ende übrigens "Mein Debüt". Tolles Lied, kannte ich noch gar nicht.


Philipp: Nun, wir lassen uns lieber von Jan ML vom DORO-Konzert vorschwärmen: "Doro war total solide!" Selbst schuld: Für den Rest des Abends wird Jan in "Solide" umgetauft.

Nicht ganz so solide ist der "Mein Kampf"-Aufnäher eines Kuttenträgers. Da wird dann doch gern mal höflich nachgefragt. Es handele sich um eine völlig unbedenkliche Band, die schließlich voll unpolitisch und aus Japan sei... So unpolitisch wie andere japanische Bands namens ROMMEL, ROSENFELD und so wahrscheinlich...

         
Das passt zum Thema: FEINE SAHNE FISCHFILET hatten in der Vergangenheit allerdings weit ernstere Begegnungen mit kranken Hirnen aus der Nazi-Dimension. Was für mich supersympathisch kommt, ist die Tatsache, dass FSF dieser hässlichen Fratze den Stinkefinger und ein klares antifaschistisches Standing mit einem breiten Grinsen entgegenstrecken. Und was soll ich euch sagen? Rendsburg asozial kann skanken! Vor der Bühne ein entfesselter Mob, aber wirklich entspannt und positiv. Von reinem Skapunk kann man auch nicht durchgehend sprechen, sag doch einfach Punkrock mit 'ner Tröte, du. Ist ja auch alles egal - was zählt, ist, dass man mal wieder eine Band vor der Nase hat, die richtig brennt! Der Schlagzeuger gibt mir das, was ich bis jetzt heute vermisst habe. Songs wie "Dorffeste im Herbst" und "Komplett im Arsch" gefallen mir auf Anhieb. "Geschichten aus Jarmen" widmet Sänger Monchi seiner Mutti, welche den Song offenbar schon auf der Feier zu ihrem 50igsten live genießen konnte: "What the fuck is Jarmen? Jarmen, eine Kleinstadt mit 3000 Einwohner_innen in Vorpommern, in der der beliebteste Jugendclub die Bushaltestelle oder Tanke ist. Der Ort, aus dem unser Sänger kommt, und in den wir seine Mutter mit einem Geheimkonzert zu ihrem 50. Geburtstag überraschten. Ein Dorffest ohne Nazis, mit viel Alkohol und Feuerwehrleuten, die sich im Suff in die Feuertonne schmeißen... Yeah". So steht's in den Liner-Notes auffer Innenhülle der neuen Platte und ich finde, dass das hier beschriebene Gefühl viel über die Band aussagt. Keine prätentiösen Gesten, sondern voll nach vorne, mal etwas melancholisch, mal kämpferisch voller Energie, dann wieder schlicht DER Soundtrack zum Umtrunk. Alles relevant und angenehm.

         

Pan: Danach bin ich sehr gespannt auf FEINE SAHNE FISCHFILET. "Punkrock mit Bläsern" stand in der Einladung meiner Begleitung und so bin ich doch einigermaßen gespannt, was mich nun live erwartet. Die Band legt gleich mit ordentlich Power los und sofort wird getanzt und gefeiert. Alle Beteiligten haben von Anfang an richtig Bock und auch mein Tanzbein zuckt verdächtig und trägt mich kurz darauf quer durch die T-Stube. Das Ganze ist nur leider ganz schön schnell wieder vorbei und das sogar nicht nur subjektiv empfunden. Ich habe zu dem Zeitpunkt ja schon längst Kontrolle über Zeit und Raum verloren, aber aus einer sicheren Quelle erfahre ich etwas von einer Dreiviertelstunde, in der das Set runtergespielt wurde. Schade. Auch schade, dass die Quelle sich nicht dazu hinreißen lässt, "Das war ja fast so solide wie DORO!" zu sagen, ich hätte es gern noch hierher geschrieben...


Philipp: Jan ML nutzt die Chance, einen am Merch schnorrenden Punk auszustechen: "Also, von MIR würdet ihr für ein Freivinyl sogar eine CD mit guten Fotos vom Konzert bekommen!" Unfassbar: Diese schäbige Masche ist sogar von Erfolg gekrönt. Nette Typen!
Es wäre noch ein Zug bzw. Schienenersatzdingsie gefahren, aber da diverse Kieler Fraktionen vor Ort sind, werden wir glatt mitgenommen. Alles toll.

Kommentare   

+2 #3 JanML 2012-12-18 00:32
So, Bilder sind jetzt auch eingebaut.
Weitere hier:
FEINE SAHNE FISCHFILET
www.dremufuestias.de/index.php?view=category&catid=291&option=com_joomgallery&Itemid=35

BOYKOTT
www.dremufuestias.de/index.php?view=category&catid=290&option=com_joomgallery&Itemid=35

FEINE SAHNE FISCHFILET sollen sich mal bei mir melden, damit ich ihnen eine CD zuschicken kann, oder ihnen einen Downloadcode klarmachen kann. Auf meine E-mail kam bisher keine Antwort.
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+2 #2 Andy 2012-11-22 17:17
Lustig ist ja eigentlich das diese ganzen japanischen Speedmetal Bands, die mit der Nazisymbolik gespielt haben aussehen wie Mötley Crüe oder Teilweise sogar nich weiblicher. Merkwürdiges Image.
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+2 #1 MetalSon 2012-11-22 16:37
Astrein!

Die japanischen Bands kamen mir auch als erste in den Sinn. Bei Rommel hast Du das Trennungszeichen zwischen Rom und mel nicht dargestellt? Komisch ;-)

Achja, Doro war wirklich gut. Jan muss sich nicht schämen, dass er da war und es "voll solide" fand!
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