Power-"Overthrown by Vermin"-Tour 2012, Tage 9 & 10

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26.10. Greifswald

Aufgrund der nächtlichen Reise nach Berlin ist der Weg nach Greifswald verglichen mit den an den Tagen zuvor zurückgelegten Distanzen ein Katzensprung. Wir fahren ausgeschlafen und gut befrühstückt am frühen Nachmittag los und brauchen prompt über zwei Stunden, um aus Berlin raus und auf die Autobahn zu kommen und sind damit laut Zeitplan eigentlich schon beim Soundcheck. Unfassbar!! Keine Ahnung wie das von Statten ging. Der Check vor dem Vortrag von den Crimethinc-Leuten fällt also flach.

 

 

 

Zumindest fühlen wir uns im Ikuwo auf Anhieb zu Hause. Richtig schön ist es hier und für ein linkes Zentrum wirkt das Ganze sehr gut situiert. Die zur Verfügung stehende Technik lässt jedenfalls auf ein gewisses Maß an vorhandenen Fördergeldern schließen. Der Vortrag der amerikanischen Anarchisten wirkt entsprechend dem Amerikaklischee ein Wenig wie eine professionelle Verkaufsshow. Sehr kurzweilig wird ein Abriss über die Geschichte moderner anarchistischer Bewegungen geliefert und schließlich aus lokaler Perspektive eine aktuelle Bestandsaufnahme skizziert. Zwangsläufig auf sehr geringem Abstraktionslevel und mit vielen Unvollständigkeiten, aber intelligent und leicht verständlich komprimiert, zudem mit klugen Fragen versehen. Jedenfalls bewegt es mich zum Kauf von „Message in a Bottle“, dem Buch auf dem der Vortrag aufbaut und dessen erster Eindruck recht positiv ist, auch wenn da viel Hippieromantik mitschwingt.

Dann gibt es GEHACKTES! Hinter dem großartigen Bandnamen, der mir alleine bereits den Kauf des Demos wert ist, verbirgt sich eine als Band noch recht junge Formation die eine Art polternden Crust-Deutschpunk macht. Fazit: Charmant und einladend.

Bei unserem anschließenden Gig haben wir den besten Sound der Tour. Hier gibt es nicht nur gute technische Möglichkeiten, sondern auch noch Menschen, die damit umgehen können. Nur Marco profitiert überhaupt nicht davon, weil er sich genau zwischen Monitoranlage und der geflogenen PA aufhält und dadurch beides kaum hört.

Danach kreuzen wir uns so richtig christlich einen rein. Olli wird mit Feenstaub bestreut und Teile unseres örtlichen Bekanntenkreises sind zu später Stunde mit hohem körperlichen Aufwand zwar noch zum Erbrechen, nicht aber zum Aufwachen zu bewegen. Ich mache einen Sterni-/Pfeffi-Selbstversuch der total nach hinten losgeht. Ich erwache in der Nacht mit Kopfschmerzen die möglicherweise nicht übler wären, wenn ich mir die Flaschen einfach direkt über den Schädel gehauen hätte, anstatt sie zu trinken. Satansgesöff! Eine Kopfschmerztablette bringt auch mir lediglich einen gelben Schwall Erbrochenes ein. Muss dann wohl so gehen. Nach einem großzügigen Frühstück am nächsten Tag wird alles besser, außer dass sich langsam Wehmut breit macht, weil wir heute mit Flensburg bereits die letzte Tourstation anfahren.

 

27.10. Flensburg

Auf dieser Tour haben wir zum ersten Mal eine gefühlte „Homecoming-Show“ eingebaut. Kurz vorm Hafermarkt werden wir beinahe noch schnell in einen Unfall verwickelt, aber Olli lässt einen sich beim Abbiegen verschätzenden und plötzlich unseren Fahrweg kreuzenden Fahrer mit einer Vollbremsung gerade noch passieren. Tatsächlich finden sich trotz zahlreicher vielversprechender Alternativen (BALLERNACHT in RD, TOXOPLASMA in Husum, ROBINSON KRAUSE und RANTANPLAN in HL) viele bekannte und liebgewonnene Gesichter ein, die freudig begrüßt werden. Ich bin aufgeregt wie noch vor keinem Konzert auf der Tour. Liegt sicher auch ein Wenig an meiner bevorstehenden formellen Alterung. Laden- und Veranstalterbeschreibungen kann ich mir für diesen Tag wohl sparen. Falls jemand aus dem Dremu-Einzugsgebiet den überaus charmanten Hafermarkt nicht kennen sollte, sei ihr_ihm z.B. der Besuch von Horst Spiders Geburtstagsparty mit MR. BURNS, VLADIMIR HARKONNEN und OITERCREME am 23.11. ans Herz gelegt.

Statt der geplanten drei spielen heute doch nur zwei Bands. Die ersten sind PAULI PECKER aus Schweden, die leicht angerockten Metalcore mit Grunzgesang machen. Kann man machen.

Wie erwartet ist der Abschied von zehn Tagen gemeinsam durchlebtem Abenteuer, der in unserem heutigen Auftritt steckt auf der Bühne deutlich spürbar. Das ohnehin schon längste Set der Tour wird durch endlose Rede-, Quatsch- und Naseschnaubpausen noch weiter in die Länge gezogen, zudem geraten die Ansagen zum Teil merklich emotionaler als gewohnt, woran ich wohl nicht unschuldig bin. Irgendwann während des Gigs werde ich 30, mit zehn Tage lang notdürftig geflicktem Knitter-Iro und im kleinen Roten. HA! Macht mir das erstmal nach, ihr kleinen Nachwuchsschülerpunks, die ihr in zwei - drei Jahren vermutlich größtenteils so rumlauft wie Philipp Rösler und Mario Gomez zusammen.

Im Ernst: Vielen Dank an alle die dabei waren. Da fehlen mir die Worte. Ein großartiger Abschluss.

Später tanzen ich und ein Hund mit Gaby, was spektakulär mit dem gemeinsamen rituellen Zerbeißen ihres Kopfes endet, wenn mich meine ansonsten lückenhaften Erinnerungen nicht trügen.

 

Abschließend warte ich mit Spannung auf die bewegten Bilder der reizenden Dokumentatorin und hoffe auf viele weitere Touren mit unbeschreiblichen und halbwegs beschreiblichen Momenten.

 

Vielen Dank nochmals an Chris, Bergmensch, Desna, Nathalie, Panda, Marius, Andrej + Mama, Mel, Dominik, Hafermarkt, Kafe Marat, Bleck Fleck, Sudetia Non Cantat und allen anderen Menschen die uns geholfen haben und allen, die zu den Shows gekommen sind.

Kommentare   

+2 #1 toffi 2012-10-30 09:28
Haha, das Klischee-Amerikanische fiel in Hamburg auch auf, ich persönlich fand's aber super. War der erste Vortrag bei dem ich nicht ein einziges Mal gedanklich abgeschweift und/oder halb eingepennt bin.
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