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COR, AND THEN THEY RUN / 25.10.12 - Kiel, Schaubude

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Kategorie: Berichte aus dem Pit

Veröffentlicht: Sonntag, 28. Oktober 2012 12:43

Geschrieben von Philipp Wolter

Zugriffe: 1896

Wie schön! AND THEN THEY RUN sind aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht und zocken wieder. Ein halbes Jahr der Untätigkeit darf natürlich jede Band mal einlegen, ohne dass man sich als Hörer gleich große Sorgen machen muss, aber in diesem Fall gingen Auflösungsgerüchte rum, sodass ich mich fast schon mit dem Ende einer der besten Bands aus Kiel abgefunden hatte.

Erst kurz vor dem Konz raffe ich, dass ATTR Support für COR machen. Wahrscheinlich hatte Niles mir das sogar erzählt und ich hatte es vergessen… Dieser Umstand zeigt mir aber noch mal, dass es für das Konzert nicht mal einen virtuellen Flyer geschweige denn Plakate auf den Stromkästen gab. Etwas schade, denn sonst wären sicherlich mehr Leute gekommen.

AND THEN THEY RUN stehen na klar weiterhin für eine geil schnell gespielte Mische aus Thrash Metal und Hardcore/Punk. Leider sind POWER auf Tour. Also, gut für POWER natürlich, aber Bocky und/oder JoyBoy fehlen schmerzlich. Der Sound ist irgendwie komisch, der Bass sehr dominant (was wiederum die Anhänger_innen des Ufo-Mannes freut), die Gitarren zu leise und der Gesang extrem schwankend - mal voll da, mal kaum zu hören. Letzteres liegt zum Teil vielleicht auch an Peter, den ich am stärksten finde, wenn er growlt, während die Kreischer zumindest heute dünn klingen. Niles blökt trotz seines Schlagzeuggeballers auch immer mal ins Mikro, kommt als gute Ergänzung zum Hauptgesang. Erwähnt werden muss auch sein gepflegter Schnurrbart, der den Hippie endlich mal seriös wirken lässt. Bei „The Jaded Empire“ könnte ich vor Begeisterung zur Eule werden. Ganz große Sache!

Der COR-Auftritt erinnert mich vom Spirit her an einen denkwürdigen Abend, den wir mal mit BONEHOUSE und DRITTE WAHL in Flensburg hatten. Es waren 20 Leute oder so gekommen - und DRITTE WAHL haben DREI Stunden gezockt. Vollständig egal, wie viele oder besser wenig Menschen gekommen sind - Punk ist, wenn DU Bock drauf hast! COR ziehen nun keine drei Stunden durch, aber gute 90 Minuten drehen sie locker am Rad. Friedemann erwischt dabei neben einigen etwas pathetischen Ansagen auch ein paar denkwürdige Momente. So lehnt er freundlich ein paar aus dem Pit dargebotene Schnäpse ab: „Kein Schnaps! Nie Schnaps, nur den Weltfrieden. Ich widme den Song jetzt meiner Mutter, die immer gesagt hat, dass ich keinen Schnaps von fremden Männern trinken solle, da können K.O./Tropfen drin sein, dann werd ich vergewaltigt und dann landet das bei YouTube“. Nach x gespielten Stücken verlangt Friedemann, dass der Pöbel sich Stücke wünschen solle. „Farben“ wird zweimal abgebrochen, weil Friedemann den Text nicht mehr weiß. Kurzentschlossen verlässt der Sänger die Bühne, schnappt sich die entsprechende COR-Platte und frischt anhand des Textblattes sein Gedächtnis auf. Eher ungeil finde ich dagegen die sich stetig wiederholende Betonung, wie sehr man doch Straße sei, sich vom Normalo unterscheide und so. Andererseits gibt es in der Hinsicht (Pathos: Antiheld) weit hässlichere Bands und Friedemann weist auch explizit darauf hin, dass ihm bei Dreck wie ONKELZ, FREI.WILD etc. einfach nur übel werde. Musikalisch könnten COR aber auch gar nicht in einen Topf mit diesen Schunkelrock/Schlager-Kapellen geworfen werden, denn nach wie vor spielen die Rüganer ihren rasselnden Trashrock. Fast alle mir bekannten Hits sind dabei, „Tsunami über Deutschland“, „Herztier“, „Definiere Underground“, „AntiPop“, „Lass sie nicht rein“, naja und so weiter. Und natürlich massenweise mir unbekannte Stücke, diese Freaks haben ja schon sieben Platten rausgehauen, die kann ja kein Schwein alle kennen. Bei einem der schätzungsweise letzten Titel vollziehen wir dann ein irisches Goodbye, denn dat spart Zeit.

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