THE CASUALTIES - "Resistance", 2012 (Season of Mist)

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Resistance-Cover


Drei Jahre nach dem durchaus in allen Belangen annehmbaren Album "We Are All We Have" meldet sich die Streetpunk-Instanz Nr. 1 zurück: THE CASUALTIES sind wieder da! "Resistance" heißt der neue Longplayer und ich möchte an dieser Stelle direkt mal klarstellen: Punkrock ist in seinen Grundfesten schon immer auch etwas Konservatives gewesen. Es geht in so einer Musikszene nicht selten um Purismus, Werte und Verlässlichkeit. Und mit Verlässlichkeit meine ich nicht, dass Konzerte im örtlichen AZ pünkltich anfangen, hehe! Das wird sowieso keiner von uns mehr erleben ... nein, ich meine diese Konstanten, auf die man schwören kann. Was vor zehn Jahren war, wird auch in zehn Jahren noch sein. Im Rock'n'Roll erfüllen MOTÖRHEAD diese Rolle, im Streetpunk ist es zweifelsfrei besagtes Quartett aus New York City. 1990 von Ur-Straßenköter Jorge Herrera gegründet legen die Nietenpunx mit "Resistance" ihr zwöfltes Album vor und wie bei jeder ihrer jüngeren Veröffentlichung fragt man sich: Können sie es immer noch? Seit dem 2006er Album "Under Attack" haben vermehrt Metal-Elemente in die Band-Hymnen Einzug gehalten und auch die jüngsten Touren mit unter anderem TOXIC HOLOCAUST und ENGLISH DOGS ließen erahnen, dass es diesmal mitunter noch etwas thrashiger zur Sache gehen könnte, zumal die Band nun mit Season Of Mist auch auf einem reinen Metal-Label unter Vertrag steht.


Eine Weiterentwicklung in Richtung Thrash Metal ist auf der einen Seite natürlich konsequent und gut, denn ein weiteres reines Streetpunk Album von dieser Band bräuchte auch kein Mensch mehr, da könnte man sich dann auch gut und gerne mit den ersten vier Alben zufrieden geben. Auf der anderen Seite ist das ganze natürlich auch ein Stück weit eine Gradwanderung, schließlich will und sollte man auch die eingefleischten Die Hard Punk Fans nicht verschrecken. Auf den letzten beiden Alben ist der Band dieses Kunststück meiner Meinung nach geglückt, doch wird dies auch für "Resistance" gelten?


Okay, here we go! Erstmal zur Aufmachung: Ich habe die "Transparent Clear Vinyl Editon With Bonus Track" erworben. Naja ... Das Coverartwork gefiel mir erst nicht, hält man das ganze dann aber in Händen, weiss es doch zu gefallen. Alles beim Alten: Patronengurte, Gasmasken, Totenköpfe. Auf dem Backcover die Band (verschränkte Arme bzw. Mittelfinger ... Oi!) im gewohnten UK82 Outfit. Ihre größten Poserzeiten haben die Guten aber scheinbar hinter sich gelassen, insgesamt wirkt die Bande von Album zu Album abgerissener. Die Tattoos werden mehr, die Klamotten immer abgefuckter. Ich find das geil! Was gar nicht geil ist, ist aber der Preis. Knapp 23,- Euro löhne ich für mein Exemplar (Green Hell). Das schmerzt!! Was da los? Ich schreibe die Band verärgert an und bekomme wider Erwarten prompt eine Antwort von Gitarrist Jake Kolatis. Dieser sagt, er habe keine Ahnung, warum die Platte in Deutschland (Germoney, harhar ... Entschuldigt, den wollte ich immer mal bringen) so teuer ist und verweist auf die amerikanischen Shops, wo die Platte tatsächlich nur 16 Dollar kostet. Man verspricht der Sache auf der Europa Tour nachzugehen ... Ich bin gespannt! Im Gegensatz zum letzten Album liegen diesmal wenigstens wieder alle Texte bei, was ich immer wichtig finde. Gerade bei so 'ner Hymnenband will man sich schließlich nicht im Pit zum Affen machen und durch Textunsicherheiten die Singalongs verkacken, nä?


Alles klar, Seite A auf den Teller!
Das Massaker beginnt, "My Blood, My Life, Always Forward" heißt der erste Track. Direkt alles drin, was die Band gut kann: Geschwindigkeit, harte, tighte Drums und mitgröhltaugliche Refrain-Partien. Stark! Mit "Behind Barbed Wire" schließt sich ein ähnlicher Smasher an, Jorges Opening Shouts lassen das gute Feeling von der 2001er Scheibe "Die Hards" zurückkehren: Es klingt, als kotzt dir ein Straßenköter aus der Bronx direkt in die Fresse!! Arrrghhh! Mit dem dritten Song macht man dann aber auch direkt den ersten Ausfall ausfindig: Ausgerechnet der titelgebende Track "Resistance" ... Zu trivial, zu poppig ... Obwohl: Ist heute nicht alles Pop? So vielleicht auch der "Widerstand"? Wären die CASUALTIES CRASS würde ich ihnen ja glatt ein Konzept dahinter unterstellen ... Aber neee ... Ganz klarer Rohrkrepierer, auch wenn der Oi!-Chorus mich fast versöhnlich stimmt. "Modern Day Slaves" und "Warriors On The Road" hingegen überzeugen im Anschluss und erinnern vom Songwriting und Meggers Drumspiel stark an das 2006er Album "Under Attack". Letztgenannter Song ist eine schöne Liebeserklärung an das Touren und damit an " ... lousy food, coffee and beer" und natürlich an die "Casualties Army", die sowieso "about to explode" ist! YÜAH!
Mit "Southeast Asian Rebels" widmet sich die Band einer sehr aktuellen Thematik, nämlich den Schweinerein in Jakarta (Indonesien), wo das islam-faschistische Regime Punx verhaftet und im Sinne der Scharia "umerzieht". Die CASUALTIES haben dort erst kürzlich DIY getourt und wissen, wovon sie reden. Ein starker Song, ein starkes Statement! In eine ähnliche Richtung zielen auch die Songs "Brick Wall Justice" und "Morality Police", in dem es treffend heißt: "Fuck Your Religion, You can't control us!".
Das Highlight der A-Seite spart man sich allerdings bis zum letzen Lied auf: "Always Walk Alone" ist wieder einer dieser Streetpunk-Smasher, wie ihn scheinbar nur die CASUALTIES zu schreiben in der Lage sind: Geiles Gitarrenspiel und dazu dieser Chorus, der sich einbrennt: "No, they don't really care, no, they don't really care, no, they don't really care,  no, they don't really care!!!" Man will sich sofort totsaufen! Wahre Schönheit kommt von Innen, guck auf meine Leberwerte!
Puh, schon sind wir beim dritten Pils und bei der B-Seite angelangt!
"Constant Struggle" legt direkt heavy vor mit Stand-Tom-Geballer, das anschließende "It's Coming Down on You" scheint Abbild der amerikanischen Krise zu sein: "You lost your Job, you got no hope". Wurde von der Band übrigens live in NYC bei den Occupy Demos gespielt. "Life on The Line" und "No Hope" gehen wieder voll auf die Zwölf und werden ihre Freunde bei den Leuten finden, die schon "Under Attack" gut fanden. Wer eher das Frühwerk der Band mochte, wird spätestens ab Mitte der B-Seite die Lust verlieren. Auf den den Quietsch-Sound der ersten Jahre, der auf den vorherigen Alben zumindest immer mal wieder durchblitzte, wird komplett verzichtet. Dafür ist mit "Corazonas Intoxicados" mal wieder ein Song mit spanischen Vocals dabei. Etwas weniger Geschwindigkeit, aber druckvoll ist der Track auf jeden Fall zu den Highlights der Platte zu zählen: Anspieltip! "Voice of The Outcast" und "Soul of Fire" beschließen die Platte, besonders letzteres wird wieder ein dieser Live-Hits werden. Absolut gröhltauglich und durch seine Schlichtheit bestechend. Es ist wie's ist: "Carry On - Fight On!!".

Fazit: Auf die CASUALTIES ist nach wie vor Verlass. Definitiv das beste Album der Band seit "On The Frontline". Druck, Produktion und nicht zuletzt textlich stimmt hier alles. Wer sie bisher nicht mochte, wird sie auch immer noch scheiße finden. Wer sie liebt, hält mit dieser Platte mal wieder 'nen guten Grund in der Hand, weiterhin seine Zeit mit dieser Subkultur zu verschwenden. Ich freu mich auf die Tour und kann nur jedem raten, sich die Band live anzusehen! Alcohol&Peace! 8/10

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