Power-"Overthrown by Vermin"-Tour 2012, Tage 3 & 4

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20.10. Ravensburg

Auf der Fahrt nach Ravensburg gabeln wir an einer Raste Gaby auf. Jedenfalls taufen wir sie so, auch wenn Gaby geschlechtslos ist. Gaby ist relativ verdreckt und müffelt etwas, aber die fast lebensgroße Puppe auf dem Altglascontainer liegenzulassen erscheint uns allen herzlos - mit Ausnahme von Bocky. Der hat heute morgen geduscht und bemängelt vehement Gabys unhygienischen Zustand. Ich gewähre ihr Zuflucht auf meinem elektrischen Musikgerät.

 

 

 

Die Cafe Bar Balthes ist von außen zum Vorbeifahren. Das tun wir auch fast, da wir zunächst nur ein sauberes Straßencafe mit Chai Latte im Angebot sehen. Doch dieser erste Eindruck täuscht gewaltig. Das Kellergewölbe des Ladens erinnert an das in der Lederer, nur dass es hier einen Tresen, eine richtige Bühne und mehr als ein Mikro gibt. Nach und nach füllen sich die Räumlichkeiten mit gut gelaunten Punks und anderen angenehmen Zeitgenoss_innen, die sich wiederum mit allen Sorten von Alkohol füllen. Auf den Konzertflyern werden wir als Gewinner der Dreckigen Schallplatte 2012 auf Dremufuestias.de beworben. Heidenei. Wir haben großen Spaß bei unserer Darbietung. Das Publikum scheinbar auch. Marco wird erneut auf Händen getragen. Danach sehen wir, was wir gestern in BOB ROONEY verpasst haben. Die Bezeichnung Thrash-Punk umschreibt das Geschehen sehr treffend. Arschgeil. Die sollten mal in Kiel spielen. Absolute Empfehlung!

Die Aftershowparty hat es in sich – vor allem Alkohol. Vielleicht ist es auch nur für uns die Aftershowparty und das läuft hier immer so ab. Aber neben diversen frisch gezapften Bieren und Schnaps wird auch ein 4(?) -Liter-Stiefel mit süßem, braunen Kopfwehgesöff gereicht, das nach und nach in den Anwesenden verschwindet. Cola-Wein, oder so ein Schweinkram. Jedenfalls tut das Zeug seine Wirkung und wir zappeln im Gewölbe zu CRO-MAGS und HELGE SCHNEIDER ab. Die Veranstalter_innen kümmern sich im besten Sinne mütterlich um uns. Irgendwann landen wir betrunken in einer gastfreundlichen wie gastreichen WG mit Raggae-Musik, mit Dirndeln bekleideten Menschen und noch mehr Alkohol. Marco und Olli kotzen vor Freude ins Waschbecken. Ich wache irgendwann auf dem Fußboden zwischen Mülleimer und Bierlache auf. Aua Kopf. Unsere Gastgeber_innen bereiten uns ein dreigängiges Menü mit Biergelee, Kokos-Kürbis-Nudeln und Seele zu. Bei letzterem handelt es sich um ein Brot mit Kümmel. Die komplizierte Herstellungsweise, die uns erläutert wird entfällt mir augenblicklich wieder. Aber traditionell soll es mit einer zwei Zentimeter dicken Butterschicht genossen werden. Überhaupt scheint man hier besonders gerne viel zu essen. Für die veganen Pfannkuchen die schließlich noch gereicht werden ist in mir kein Platz mehr, was augenblicklich getadelt wird. Eigentlich sollen wir auf Anregung der Veranstalterin Nathalie noch die örtlichen Sehenswürdigkeiten besichtigen, aber wir sind diesem Ausmaß an Gastfreundschaft leider nicht mehr gewachsen. Das müssen wir wohl nochmal nachholen.

Beim Tanken wird Olli von einer zierlichen Seniorin vollkommen zu Recht lautstark als „dumme Sau“ bepöbelt, weil er einen Hammer kaufen möchte.

 

21.10. München

 

Zum dritten Mal dürfen wir heute im Kafé Marat spielen. Damit handelt es sich um den von uns meistbesuchten Auftrittsort außerhalb Schleswig-Holsteins. Die Wiesn wird zum Glück schon abgebaut, als wir in München eintreffen. Trotzdem vertreibt sich die Zeit bis zur Öffnung des Marat sehr schleppend. München ist auch in der malerischen Herbstsonne eine doofe Stadt voll mit Bullen. Da wir kurzfristig als vierte Band auf das Konzert aufgesprungen sind eröffnen wir den Abend und Bocky und ich ersetzen das nicht verfügbare Technikpersonal.

Besuch bekommen wir heute Abend netterweise von Niles der zum Singen(!) mal eben in die bayrische Hauptstadt geflogen ist. Das Konzert ist dann auch recht sonntagabendmäßig. Eher entspannt also aber nicht verkehrt. GRIZZLY TOURS spielen anschließend eine Art Indie-Hardcore und ABYSS A.D. Bollo-Hardcore. Viel mehr bleibt bei mir heute Abend ehrlich gesagt nicht hängen. Ich pfeife fitnessmäßig gerade aus dem letzten Loch. Vom Merchstand aus schaue ich mir noch LEFT IN RUINS an, mit denen wir schon am Freitag das Vergnügen hatten. Diesmal ist der Sound besser und das Ganze wirkt noch brachialer. Der Sänger hopst gleich beim ersten Song wie ein bescheuerter Derwisch rum, als würden ihm grade sämtliche Sicherungen durchbrennen. Pure Energie in sehr hoher Lautstärke. Leider mag mein Körper nicht mehr so wie der Kopf, deswegen verfolge ich das Geschehen weiter im Sitzen.

Nach dem Konzert läuft härtester 90er-Trash. Geht heute mal gar nicht. Einzig Dokumentatorin Desna ist heute in unglaublicher Feier- und Trinklaune. Aber alle Bemühungen scheitern letzten Endes an unserem phlegmatischen Zustand und der Musik. Wir machen uns bald auf den Weg zu den Pennplätzen und verschieben das Weiterfeiern auf Leipzig.

Kommentare   

0 #4 bockfred 2012-10-27 19:07
München im großen und ganzen ist halt schon eine sehr spießige stadt, allerdings gibt es bestimmt auch dort nette orte, das kafe marat und die leute die wir dort durch die besagten drei auftritte dort kennengelernt haben wir auf jeden fall ins herz geschlossen und kommen auch gerne wieder.
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0 #3 DoctorJoyBoyLove 2012-10-25 18:58
@Reimer: München = doof, Kafe Marat = Liebe.
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0 #2 Matt 2012-10-24 06:14
Großartig, dass die dreckige Schallplatte Euch Tür und Tor öffnet. Die Weltherrschaft ist nah...
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0 #1 Reimer 2012-10-23 11:31
warum spielt ihr dann zum 3. mal in münchen, wenn ihr die stadt so doof findet?
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