THE FORD BRONCOS (Speedcountry aus Kiel)
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- Kategorie: Q
- Veröffentlicht: Montag, 15. Oktober 2012 21:46
- Geschrieben von Matt
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Wahrscheinlich Bodennebel. Wahrscheinlich schmeckt eine kalte Luft, die mehr Wasser ist, nach salzigem Dung. Wahrscheinlich ist ein einsamer Baum, der irgendwo da draußen seine fahrig frisierte Krone durch das Meer aus Watte reckt, das Einzige, was den Mann am Fenster nicht an den letzten Urlaubsflug über der Wolkendecke denken lässt. All das ist wahrscheinlich, im Fadenkreuz zwischen Büsum, Elmshorn und Plön, wo die Landschaft so platt ist, dass man gestern schon sehen konnte, wer morgen zu Besuch kommt und der Misthaufen von Bauer Hinrich ganz offiziell als höchste landschaftliche Erhebung kartographiert wurde.
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checked DAS!!!!!!! http://www.facebook.com/
Das Land liegt da, wie ein feuchter, alles überspannender Tiefkühlflokati und irgendwo da ganz hinten, wo sich Oben und Unten im Nichts begegnen, muss ganz notwendig die Weltscheibe ein Ende haben. In Äonen gedacht, ist all das hier Meer und wird in naher Zukunft wieder zu Meer werden. Nasses Land, den Menschen vom Wanengott Njörd für einen erdgeschichtlichen Augenblick geliehen, darauf Schabernack zu treiben. Gefühlte 240-Stunden-Tage mit der Ereignisdichte einer Endlosschleife Tele-Tubbies. Wer hier hingeboren wird, entwickelt ganz notwendig jenen viskosen Zeitbegriff und sympathisch dickfelligen Fatalismus, der im Buck'schen Epos "Karniggels" cinematographische Ehrung und mit Brösels bräsigem "Werner" Einlass in die Weltliteratur fand – oder wird schwachsinnig.
Hier, wo ein Freundeskreis leicht einen Durchmesser im zweistelligen
Kilometerbereich besitzt, in einem Land, das genauso so weit,
so feucht und so trist ist wie Montana (oh Montana!), nur viel
flacher, genau hier nimmt sich die Geschichte der FORD BRONCOS
ihren Anfang. Sechs Freunde gründen – wen wundert's
bei dieser Kulisse?! – eine Countryband.
All das ist wichtig. All das ist wichtig, um zu erklären,
warum die Band, deren Mitglieder sich unterdessen längst
auf Großstädte wie Hamburg, Kiel oder Santiago (de
Compostela) verteilen, warum die FORD BRONCOS auf ihrem Langspieldebüt
in Zwischenspielen immer wieder zum Bluegrass früher Tage
zurückfinden, als sie mit Waschbrett, Banjo und Brimborium
über Land zogen, um auf Plätzen und in Pinten den Hut
kreisen zu lassen. Während anhaltender Überlandfahrten
im verrosteten Kleinbus bei Dope und Dosenfutter holte sich die
Band jene Spielwut, die sich heute unter dem Einfluss der Metro-Polis
zum Indiepop-Spektakel der anderen Art verdichtet hat.