WITH FULL FORCE Open-Air 19 / Tag 1 & 2 (28.06, 29.06) – Roitzschjora

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WITH FULL FORCE Open-Air 19 / Tag 1 & 2 (28.06, 29.06) – Roitzschjora

Tag 1 (28.06)

Ein größeres Festival wollte ich dieses Jahr noch besuchen und da mir das „Summerbreeze“ zu weit weg und „Wacken“ wiederum zu groß ist, fiel meine Wahl auf das „With Full Force“! 2008 und 2009 besuchte ich bereits das bunt gemischte Festival in der Nähe von Leipzig und da es mir damals unheimlich gut gefiel, waren meine Erwartungen dementsprechend hoch. Soviel schon mal vorweg: Nach klasse Konzerten, einer äußerst nervenaufreibenden Nacht mit einem Blitzeinschlag und lustigen Szene-Menschen mit riesigen Tellern in den Ohren kam ich auf meine Kosten. Wir bekamen eine lustige Truppe von 8 Leuten zusammen und das Line-Up sprach mich mit Perlen wie etwa „Lamb Of God“, „Meshuggah" und „Devildriver“ durchaus an. Als bunt gemischt betitele ich das Force aus dem Grund, da z.B. neben Blackmetal-Geballer auch etliche andere Töne zu vernehmen sind. Von Bollo-Hardcore bis zu Folk-Rock ist meist alles mit an Bord.


Wie es bei größeren Festivals üblich ist, reisten wir einen Tag früher an. Die geplante Fahrzeit wurde natürlich nicht eingehalten, da wir unverhofft in einen Stau gerieten und sich unser Bus eine Stunde lang nicht vom Fleck bewegen konnte. Der Stau und eine Mordshitze drückten ein wenig auf die Stimmung, aber das gehört halt dazu. Irgendwann ging es denn weiter und nach gut 6 Stunden waren wir denn auch endlich am Ziel. Nach ca. einer halben Stunde in der Warteschlange gelangten wir durch die Schleuse.


Wir fanden einen schicken Platz, der obendrein noch gewährleistete, dass wir höchstens paar Minuten zu dem Gelände latschen mussten. Das Festival-Gelände und der Platz fürs Camping wurden dieses Jahr übrigens ein wenig anders aufgebaut. Somit kam man eindeutig auch den Besuchern entgegen, die ein wenig später aufkreuzten, denn die Wegstrecken zu den Bands wurden mit der Aufteilung verringert. Der Donnerstag ging nach etlichen Bieren und einer ausgedehnten Grill-Session schnell vorbei. Das EM-Halbfinale wurde auf dem Festival-Gelände ebenfalls übertragen, also hatten wir schon frühzeitig die Möglichkeit, das Gelände in Augenschein zu nehmen. Ich schaute kurz bei dem Spiel vorbei, doch als wir saßen und einem Bekannten sogleich sein teurer Gerstensaft über seine Hose ergossen wurde, machten wir uns wieder vom Acker. Im Camp wurde es dann lustiger. Ich fand es immer noch erstaunlich, wie sich das Publikum auf dem Festival verändert hat. Ich habe, wenn es hoch kommt, eine handvoll Metaller mit Kutte gesehen, aber dafür alle paar Meter bunte Deathcore-Shirts mit echt großen Ohr-Plugs in den Ohrläppchen. Schon am ersten Tag startete ich einen Contest, wer die größten von den Dingern findet. Naja, wie dem auch sei, in beschaulicher Runde wurde in unserm Camp gefeiert und nach ein paar Stunden fiel ich müde ins Zelt.



Tag 2 (29.06)


Oh Oh, es waren tatsächlich mehr Bier als erwartet. Ich wurde irgendwann gegen 9 von der Hitze geweckt und mit fehlender Stimme und einem pochendem Schädel kroch ich aus meinem nagelneuen Wurfzelt. Wirklich praktisch diese Dinger. Wie ich später feststelle nur nicht immer wasserdicht. Sei es drum, nun suchte ich erstmal schleunigst Kaffee. Natürlich, ich war mal wieder der letzte, der aufgestanden ist, und somit begrüßten mich die Anderen noch ein wenig ausgemergelt in unserem Camp. Keine 10 Meter von unseren Zelten waren mehrere Stände mit einem großen Gerüst, der den Campingbereich 1B markierte. Dieses Gerüst sollte im Laufe des nächsten Tages noch für reichlich Furore sorgen, doch dazu später mehr. Bei den Ständen wurde ich fündig und auch wenn er nicht so wie bei Mutti schmeckte, würgte ich mir das heiße Gesöff in den Rachen. Als nächstes war Frühstück angesagt und ich finde es immer gut mit ein paar Vitaminen zu beginnen, darum zückte ich meine Packung Äpfel. Bis zu dem Opener saßen wir illustrer Runde und hörten Musik und zig Mal die Knight Rider-Hörspiel-Verarsche von Zatzen. Weltklasse das Ding. Die Bands in dem Zelt ließ ich mal gekonnt außer Acht, denn da waren die Bands absolut nicht mein Fall  (z.B. Do Or Die, Poison Idea, We Butter The Bread With Butter). Es zog mich also zur Main-Stage:


SKELETONWITCH

 

Pünktlich um halb 3 begannen die Amis von Skeletonwitch. Ich kannte nur zerstreut ein paar Songs, doch das Gebotene wusste zu gefallen. Die Truppe schreibt sich Black/Thrash auf die Fahnen und genau das wurde einem um die Ohren geballert. Funktionierte merkwürdigerweise verdammt gut und lud sogleich zum Bangen ein. Meist melodische Riffs begleitet von mal groovigen und mal rasenden Drums, wohingegen der Sänger mit typischem Blackmetal-Gekeife daherkam. Die Musiker selber waren richtig zottelige Bombenleger und rundeten den Eindruck positiv ab. Das ist Metal verdammt noch mal. Ich werde die Band im Auge behalten, wenn sie in naher Zukunft mal Hamburg heimsucht.


DEVILDRIVER

 

Wohl kaum eine Band habe ich so oft auf einem Festival gesehen wie die Jungs rund um Dez Fafara! Konnte ich bei den ersten Gigs nur wenige Songs einordnen, so kenn ich nun, bis auf die Nummern von dem neuesten Output „Beast“, so ziemlich jeden Song der Truppe. „Devildriver“ sind immer ein gottverdammte Macht live und sie sind meines Erachtens nicht zu unrecht eine feste Größe im modernen Metal. Das häufige touren nagt jedoch anscheinen durchaus an den Bandmitgliedern und so wirkten die Burschen ein wenig routiniert. Darüber hinaus wurde ihnen ein reichlich beschissener Sound spendiert, bei dem man des Öfteren gar keine oder nur eine Gitarre hören kann. Wie dem auch sei, es ist schließlich ein Festival und da ist das ja bekanntlich keine Seltenheit. Nichtsdestotrotz machte der groovige Metal der Amis eine Menge Spaß und sorgte für kreisende Köpfe und tobende Pits. Positiv hervorzuheben sei eindeutig der langjährige Drummer der Band, der einen gehörigen Einfluss auf den alles zermürbenden Groove der Band hat. Egal ob man ihre Musik mag oder nicht, man kann sich das Kopfnicken bei manchen Parts nur schwer verkneifen, will ich meinen. Zusammengefasst ein guter, jedoch routinierter Gig mit einem schlechten Soundgewand. Außerdem fehlten mir ein paar Bandklassiker wie etwa „Knee Deep“ oder „Devil’s Son“, aber man kann ja nicht alles haben.


INSOMNIUM

 

Die Finnen mit dem äußerst melancholischen Touch kenn ich schon ein paar Jahre, doch kam ich bisher noch nicht dazu, mir ihre Version des schwedisch geprägten Melodic Death anzusehen. Darum blieb ich aus Neugier einfach mal stehen und schaute mir das Schauspiel an. Meine Befürchtungen wurden allerdings bestätigt. Die Band spielte mir, auch wenn sie mal den einen oder anderen Ausbruch zu bieten haben, einfach zu austauschbaren und melancholischen Melodic Death. Für gewisse Stunden ist es eindeutig der richtige Soundtrack, doch nach einem sehr energiegeladenen Gig wie der von „Devildriver“ wirkten „Insonium“ verdammt fehl am Platze. Hervorzuheben sei jedoch das Growl-Organ des Sängers, die kompetente Instrumenten-Fraktion und der geringe Einsatz von Clean-Geheule, welches meist der Grund ist, warum ich mir moderne Melodic Death Bands nicht anhören kann. Club Gigs stell ich mir von der Band eindeutig mitreißender vor und wer Bands wie die neuen „Amorphis“ oder „Eternal Tears Of Sorrow“ mag, der sollte mal reinhören.


PENNYWISE

 

Als die guten alten Pennywise ihren langjährigen Sänger Jim Lindberg verloren und dieser durch Ignite-Fronter Zoli ersetzt wurde, war die Verwirrung flächendeckend groß. Bei den Songs vom neuesten Album find ich seine Stimme irgendwie merkwürdig deplaziert und ich muss halt andauernd an Ignite denken, doch Live funktionierte die Geschichte meiner Meinung nach besser. Je nach Song kam seine Stimme unterschiedlich zur Geltung. Ein Klassiker wurde nach dem anderen verheizt und die Stimmung im Publikum war feuchtfröhlich. Die Band fühlte sich sichtlich wohl, verharrte jedoch recht bewegungsarm auf ihren Plätzen. Nach den eher bangfreudigen Konzerten stellte der melodische Punk eine willkommene Abwechslung dar.


Interlude ...


Nach dem Stau kam mit der Absage von „Lamb Of God“ ein zweites Tief auf uns zu. Waren die Kerle aus Richmond doch ein Hauptgrund, wieso ich mich für das Force entschied. Sänger Randy Blythe wurde ein Tag zuvor vor einem Gig in Tschechien festgenommen und kurzerhand ins Gefängnis verfrachtet. Vor 2 Jahren soll er in Prag einen Fan von der Bühne geschubst haben, welcher nach den Folgen des Sturzes 2 Wochen später verstarb. Eine ziemliche fiese Geschichte, die seit Tagen hohe Wellen schlägt und bis jetzt andauert. Mehr dazu bietet Google. Unsere Stimmung war jedenfalls im Keller und zu allem Überfluss sollten nun auch noch „Emmure“ auftreten, die ich für eine fiese Ausgeburt des Szene-Deathcores halte. Obendrein spielen die irgendwie nicht mal richtige Riffs in ihren Songs. Ab diesem Zeitpunkt wurde „Emmure“ jedenfalls unser Running-Gag! Wenn irgendwo eine Band ausfiel, war das ja nicht so schlimm, denn „Emmure“ wären schließlich schnell zur Stelle. „Suicide Silence“, die anschließend auf dem Programm standen, find ich nur geringfügig besser, also entschloss ich mich, erstmal eine Zeitlang im Camp zu sitzen.


MACHINE HEAD

 

Ich hing zu dem Zeitpunkt wie ein Schluck Wasser in der Kurve und war echt müde, doch wurde ich mit zu dieser Kapelle geschleppt. Zugegeben, ich bin kein großer Fan der Band. Klar, ich kenne ihre älteren Werke und habe diese auch mal ausgiebig gehört, doch das Interesse starb schon vor Jahren. Ihre Live-Performance ist jedoch über jeden Zweifel erhaben. Der Sound ist der Knüller, das Auftreten der Bandmitglieder, mit dem Fokus auf Front-Bulle Robert Flynn, und vor allem die Power der Songs gehen durch Mark und Bein. Das Bühnenbild (inkl. Leinwand im Hintergrund) war sehr stimmig und aufwendig gestaltet und färbte die Bühne abwechselnd in passende Farben, die die Stimmung der Songs unterstrich. Es wurden viele Songs der neueren Alben „The Blackening“ und „Unto The Locust“ gespielt, doch auch alte Perlen wurden ausgegraben. Der Gig wirkte jedoch ein wenig ruhiger, sprich mehr Balladen, als ich bei den vorigen Shows in Erinnerung hatte, doch den Fans hat es gefallen. Mir im Grunde auch und somit ging ich zufrieden zu unsrem heimischen Pavillion, um mich auf die bekannte „Knüppelnacht“ vorzubereiten.



DARK FUNERAL

 

Die finsteren Schweden betraten mit lustigen Klischee-Nieten und Schablonen-Corpse-Paint die Bühne und boten ein ordentliches Blackmetal-Brett moderner Prägung. Als Sänger wurde der überaus fähige Masse Broberg (Ex-Hypocrisy) gegen den Negator-Sänger Nachtgarm ausgetauscht. Kein leichtes Erbe mein Guter Nachgarm! Masse sah, zumindest in dem Promo-Clip zu „My Funeral“, nicht nur aus wie Skelletor, sondern bestach vor allem durch ein echt fieses und markantes Organ, welches der Band echt gut zu Gesicht stand. Wie erwartet konnte Nachgarm nicht in die Fußstampfen von Herrn Broberg treten, doch er meisterte den Gig souverän. Der Drummer feuerte die berühmt berüchtigten Double-Bass-Salven ins Publikum und die Saitenfraktion mähte die Meute nieder, die danach noch stand. Ich hatte meinen Spaß und grinsend zog ich von dannen, um meine Begleiter zu suchen.



ENDSTILLE


Wer kennt sie nicht, die gemeinen Burschen, die nicht nur andauernd mit Kriegssymbolik herumspielen und darum den Unmut nicht weniger Leute auf sich ziehen, sondern auch nebenbei zu einer der erfolgreichsten deutschen Blackmetal-Bands herangewachsen sind. Ja die Rede ist von den Nachbarn von „Endstille“, die größtenteils wie ich aus Kiel anreisten. Ich muss ja gestehen, ich hatte die Band noch nie live gesehen und bis vor kurzem auch nicht sonderlich viel Interesse daran, doch die haben inzwischen doch tatsächlich Zingultus (Ex-Nagelgar, Graupel) am Mikro! Der Kerl, der bei der „Virus West“ von Nagelfar geröhrt hat. Dieses Album gehört übrigens zu meinen Lieblings Blackmetal-Platten. Wer es nicht kennt, sei hiermit aufgefordert, sich dieses Werk zur Gemüte zu führen. Björn von Kilt übernahm übrigens, nach etlichen Gastauftritten, endlich die zweite Gitarre und ist nun festes Mitglied der Band. Neugierig schaute ich mir das Treiben auf der Bühne an. Das stimmige Bühnenbild zeigte eine Art Schützengraben mit fiesen Stacheldraht-Zäunen und zerbeulten Soldaten-Helmen. Nachdem ich debil dem Mischer gewunken hatte, da ich ihn zufällig kannte (aber ich glaub, er hat mich nicht gesehen), begann das rohe Blackmetal-Inferno. Da ich kaum Liedgut der Kieler auf dem Kasten hatte, stand ich relativ ratlos im Mob. Ich wartete darauf, den Song „Bastard“ rauszuhören und ich glaube, dies ist mir auch gelungen. Wenn er sich nicht in der Setlist befand, sei mir an dieser Stelle vergeben. Zusammengefasst gefiel mir der Gig besser als erwartet. Rasende Drums und sägende Gitarren standen auf dem Programm. Der Sänger kam überraschend sympathisch und locker rüber. Die Ansagen waren jenseits des pseudobösen Blackmetal-Klischees und lockerten die Pausen auf. Ja es war ein interessanter Gig, das werde ich mir bestimmt noch einmal im Club geben. Wer jedoch nichts mit rohen und monotonen Blackmetal anfangen kann, der sollte lieber das Weite suchen.


Ich wollte eigentlich noch sehr gerne „Nasum“ und „Aborted“ sehen, doch die „Knüppelnacht“ hat wirklich ungünstige Zeiten und somit war 3 bzw. 4 Uhr wirklich zu heftig. Nach dem Geballer räumte ich das Feld und suchte mein Zelt. Soviel zu dem feucht frivolen Treiben an den ersten beiden Tagen in Roitzschora. Fortsetzung folgt …

Kommentare   

0 #2 Necro Nico 2012-07-09 23:21
Jo aber gerad diese Mischung find ich recht lustig ^^ es war auch überraschend friedlich .. wobei die szene kids mir schon angst machten
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0 #1 Philipp 2012-07-09 20:58
Schöner Bericht. Ich glaub, ich hätte mir auch ungefähr diese Bands angeguckt und die Bands gemieden, die du gemieden hast (Poison Idea hätten mich allerdings interessiert). Insgesamt spricht mich das Festival musikalisch nicht mehr so an, zuviel Metalcore und Deathcore. Andererseits...: SKELETONWITCH! Dem "Virus West"-Tipp kann ich mich übrigens nur anschließen!
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