SACRED REICH, AFTER ALL, DEGRADEAD / 10.06.2012 – Hamburg, Markthalle
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- Kategorie: Berichte aus dem Pit
- Veröffentlicht: Mittwoch, 13. Juni 2012 15:57
- Geschrieben von Matt Kötter & Philipp Wolter
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Matt: Nach dem grandiosen Reunion Gig auf Wacken vor einigen Jahren, war die Entscheidung schnell gefallen, als wir hörten, dass die Thrash-Legende SACRED REICH wieder auf Tour ist und dabei auch in Hamburg Station machen – hin da!
Philipp: Mist, da erfahre ich erst im Laufe des Abends, dass heute auch ASKA KASK auf dem Gaussplatz gespielt haben. Da es ein Frühkonzert war, hätte man statt der beiden langweiligen Vorbands lieber dorthin gehen können und wäre pünktlich zu SACRED REICH in der Markthalle gewesen. Das belegen die Jungs der THRASHING PUMPGUNS, die das genau so gemacht haben.
DEGRADEAD sind wirklich verzichtbar. Eine IN-FLAMES-Kopie ohne spannende Ideen. Schlimmer könnten fast nur die heutigen echten IN FLAMES sein. Als die Band mit Synchronhüpfen anfängt, gehe ich raus und lasse mir lieber von Zenk zum x-ten Mal vom TED-NUGENT-Auftritt in der Fabrik erzählen.
Matt: Selbes Konzert, verschiedene Meinungen, deshalb ist ein Doppelbericht ja so schööön.
Zu DEGRADEAD zum Beispiel, die bereits angefangen hatten, als wir nach Merchandise-bestaunen und Flüssigkeit-erwerben in der Halle ankamen. Ich habe von den Schweden nichts erwartet und dann doch mehr bekommen. Ja, der Vergleich zu IN FLAMES liegt in der Tat nahe, deren Freund ich im Übrigen auch nicht bin. Im Gegensatz zu Mitfahrer Doc Doom, der von der Band angetan ist und vor allem den variablen Gesang lobt. Tatsächlich hat der Sänger (schön im Muskelshirt, ohaueha) eine große Spannbreite von Grunz und Shout zu Gesang, was mir auch gut gefällt, obwohl der Gesang nicht so gut gemischt ist und ziemlich breiig rüberkommt. Zudem gibt die Band Gas, obwohl die Halle NICHT gut gefüllt ist. Und schafft es tatsächlich, die „Masse“ ganz gut zu animieren. War OK.
Im Gegensatz zu AFTER ALL. AFTER ALL habe ich auch schon öfter gesehen, und es ist nichts im Gedächtnis hängengeblieben. Und nun weiß ich auch wieder, warum - uninspirierter 08/15 Metal mit Eierkneifer Gesang, grausig. Und im Gegensatz zu Mitbesucher Wolter ist es bei mir gerade der Gesang, der dafür, dass die Band für mich gar nicht geht. Aber wie gesagt: Doppelbericht, Vielfalt der Meinungen, daher hier der ANDERE Blickwinkel:
Philipp: AFTER ALL gebührt immerhin der Respekt, ohne wirklichen Erfolg bereits seit 1987 dabei zu sein und 14 Releases veröffentlicht zu haben. Hartnäckige Hunde! Das gefällt mir schon mal. Aber andererseits hab ich die Band auch schon hier und da gesehen und weiß: Der Status als ewige „Vorband“ kommt leider nicht von ungefähr. AFTER ALL haben einen guten Sänger, dessen hohe Screams den Gig aus der völligen Mittelmäßigkeit retten. Die Songs sind leider echt nichts Besonderes. Dazu setzten sich AFTER ALL zwischen alle Stühle, aber nicht auf gekonnte, sondern eher auf orientierungslose Art. Würde die Band traditioneller klingen, hätte sie bei Old-School-Metalheads eine Chance. Doch sie setzt auf fies getriggerte Plastikdrums und Stakkatoriffs. Von den Songs bleibt nichts hängen, höchstens einzelne Momente lassen aufhorchen. Die neue Platte kommt übrigens über Ván-Records und im Ed-Repka-Cover. Sollte dies die erste schwache Scheibe sein, zu welcher der Mann das Artwork erstellt hat?
Aber dann: Grinsend wie ein Honigkuchenpferd stapft Phil Rind auf die Bühne – und es gibt eine gewaltige Dosis GUTE-LAUNE-METAL! Watsch! Bumm! Peng! Wo kommen plötzlich all die Leute her? ASTA KASK? Fußball? Hatte man eben noch gedacht, dass die Veranstaltung besser im Marx hätte stattfinden sollen, so ist es plötzlich immerhin angenehm gefüllt und aus ca. 200 Leuten sind ca. 600 geworden. „Independent“ und „Love...Hate“ donnern als Eröffnungsdoppel in die Markthalle und werden begeistert gefeiert. Danach gleich ein absolutes Highlight: „Ignorance“, der Titelsong vom legendären Debut. Neben der Zugabe „Surf Nicaragua“ vielleicht sogar der Stimmungshöhepunkt. Wenn ich meckern müsste, würde ich sagen, dass ich gern noch mehr ganz alte Songs und vielleicht ein, zwei Stücke von der „Heal“ gehört hätte. Die Band konzentriert sich jedoch sehr auf „The American Way“ und „Independent“ (sowie natürlich die „Surf...“-EP). Phil Rind hat kein Problem damit, dass nicht jede_r Anwesende in den Moshpit springt und weist darauf hin, dass er das kenne – man werde alt, habe Angst hinzufallen und sich etwas zu brechen – was soll's, mit den Händen in den Hosentaschen in der Ecke stehend könne man ganz sicher auch Spaß haben... Weitere Songs sind meiner Erinnerung nach „Violent Solutions“, „One Nation“, „Administrative Decisions“, „Free“, „War Pigs“ (fuck yeah!), „Crimes Against Humanity“, „Who's To Blame“, „I Don't Know“, „Death Squad“, „The American Way“ sowie erwähnte Zugabe. Und die ganze Zeit muss man mit Phil Rind mitgrinsen... Wobei ich jetzt schon zum wiederholten Male Rind erwähne, dabei gilt es eigentlich, die gesamte Band zu würdigen – besonders der Schlagzeuger Grag Hall gibt alles und trommelt sich mit Herz und Einsatz den Arsch weg. Geil!
Als Fazit kann ich nur sagen, dass ich die Band unzählige Male live gesehen habe – sie waren immer top und nie besser als heute.
Matt: Diesen Eindruck kann ich nur unterstreichen, und da sind wir uns endlich mal einig... SACRED REICH schalteten die Zeitmaschine an und beamten und direkt zurück in die Endachtziger / Beginnenden Neunziger. Und im Gegensatz zu damals ist die Band jetzt FIT, was Sie früher nicht immer war, vermutlich bedingt durch den ungesunden Lebensstil einer jungen tourenden Band... Da ist die Band offensichtlich gereift und das tat der Performance sichtlich gut!
Mit Phil Rind verfügt die Band zudem über einen der sympathischsten Frontleute überhaupt, alleine zu sehen, wieviel Spaß dieser Mann bei der Mucke hat, und wie relaxt er ist, macht schon Böge. Die Musik empfand ich im Übrigen – obwohl rund 20 Jahre alt - -als absolut zeitgemäß, bin allerdings nicht ganz objektiv, da „The American Way“ zu meinen Top 10 Alben ever gehört. Ich fand die Songauswahl auch super, alles Wichtige war dabei (was man im vorgegebenen Zeitfenster halt bringen kann), da habe ich nix zu meckern, im Gegenteil.
Was kann man da noch sagen außer: Thrash rules!!!
http://www.youtube.com/watch?v=iRu1q9zrdxg
