ROCK HARD FESTIVAL X / 25.05.2012 – Gelsenkirchen, Amphitheater, Tag 1

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Philipp: Endlich! Mein dritter Anlauf, das ROCK HARD FESTIVAL zu besuchen, verläuft erfolgreich! Ich hatte tatsächlich schon zwei Mal ein Ticket, musste beide Gelegenheiten aber sausen lassen. Beim ersten Mal waren meine Kollegen konstant dermaßen… in Feierlaune… , dass sie es nicht mal geschafft hatten, mein Ticket zu verscherbeln. Aber man gibt ja gern Knete für ‘nen guten Zweck aus, unterstützt lohnenswerte Projekte. Solidarität und so…

Dieses Jahr steht alles auf Sieg! Ein geniales Billing, das Streckermobil wieder flott (Strecker: „Es gibt auch neue Reifen, ein neues Radlager, eine eingestellte Achse und einen neuen Kat“), Wetter pervers gut, das Festival ausverkauft und das Bier handwarm.

Dat Areal

Doppelbericht von Strecker und Philipp. Bilder von Oliver "Bomber" Barth. Thanx!

 

Da flutscht die Fahrt nur so, wir checken im Hotel ein (einer der wenigen nicht so geilen Aspekte beim RHF: Es gibt lediglich einen kleinen Campingplatz, und der auch ohne Parkmöglichkeit) und ab zum Amphitheater. Dort in der Nähe einen Platz fürs Streckermobil zu finden, erweist sich als gar nicht so leicht, zumal mehrere Straßen gesperrt sind. Aber wo ein Wille ist, ist auch ‘ne Seitenstraße und bald parken wir neben Hamburger_innen, die schön Mucke aussem Kaserekorder hören.

Wegbier und Bänderakquise dauern leider so lang, dass wir DEATHFIST verpassen. Klingt von weitem nach fiesem Thrash, aber viel kann man nicht hören, da an der Bändchenausgabe brüllend laute Musik an ist. Schade, aber DEATH FIST bleibt die EINZIGE Band des gesamten Festivals, die wir verpassen!

Hach, wat für ein schnuckeliges Gelände! Kleiner als ich es mir von Bildern her vorgestellt hatte. Malerisch am Rhein-Herne-Kanal gelegen (ab und zu fahren da Pötte vorbei, manchmal gar mit winkender Besatzung), ein Amphitheater mit optimalen Sichtmöglichkeiten und einer Bühne in korrekter Höhe. Bier ist allerdings nicht so lecker und dafür recht teuer (3,50 Euro), zu essen gibt es gerade für Vegetarier nicht so viel, aber man kann sich ja Stullen schmieren und nach dem zehnten Bier ist der Geschmack auch latten. Natürlich gibt es nur die eine Bühne (gut so!) und was ich auch nett finde, ist die Regelung, dass jede Band von einem Rock-Hard-Mitarbeiter angesagt wird.

Strecker: Wie bereits im letzten Jahr geht es auch dies Jahr wieder zum Rock Hard Festival nach Gelsenkirchen. Aus dem Gehetze im letzten Jahr hatten wir gelernt und beschlossen so, etwas früher loszufahren. Die Anreise verläuft dann auch ohne Stau, im Hotel klappt auch alles ohne größere Probleme und so denken wir, dass wir pünktlich zu DEATHFIST auf dem Gelände sind. Leider hatten wir nicht an die Anwohner gedacht, die rund um das Amphitheater wohnen und seit 10 Jahren ein Problem mit dem Festival zu haben scheinen. Zumindest hatten die Anwohner veranlasst, dass in den Straßen nicht geparkt werden darf und dadurch ein Großteil der Parkflächen wegfällt. Mit etwas Glück finden wir dann recht schnell einen Parkplatz und sind nach einem erfrischenden Schluck Lütje Minze rechtzeitig zu JEX THOTH auf dem Gelände.

 

JEX THOTH

Philipp: JEX THOTH! Ich war ja an der Bändchenvergabe schon leicht nervös, als eine Zeitlang rein GAR NICHTS passierte. Lastet ein Fluch auf mir und dem pünktlichen Erscheinen zu einem Ritual der Psychedelic Doom-Hohepriester_innen aus San Francisco? War uns doch auf dem Weg zum letztjährigen Hamburger Gastspiel das Gefährt unterm Arsch verreckt! Falls ja, so ist der Fluch ab jetzt gebrochen! Dafür stehe ich spätestens jetzt unter dem Bann von Sängerin JEX. Mit ihrem einzigartigen Gesang, hypnotischen Bewegungen und charismatischen Blick fesselt sie den hilflosen Rezensenten nachhaltig. Die Band knarzt sich aufs herrlichste ins Doom-Nirwana. Und dann diese Songs! „Stone Evil“, „Nothing Left To Die“, „Seperated At Birth“ (ARGH!) oder “Warrior Woman” zählen für mich einfach zum Besten, was in den letzten Jahren an neuer Musik kreiert worden ist. So gehen JEX THOTH auch in der Retrospektive gleich als eine DER Bands des gesamten Festivals in die Ziellinie. Cool, dass das Rock Hard diese Kauze gebucht hat!

Strecker: Im Vorwege wurden JEX THOTH von Philipp bereits hoch gelobt und ich muss sagen zu Recht, auch wenn der atmosphärische Doom in einem dunklen Club besser funktioniert hätte als auf einer großen Open Air Bühne und strahlendem Sonnenschein. Trotzdem ein gelungener Auftakt und ich muss mir unbedingt die Platte besorgen.

 

RAM

RAM

 

Philipp: Mit RAM kann auch nichts schief gehen, die konnte man schon mehrfach abfeiern. Ohne Gnade werden Heavy-Metal-Feuerwerke von allen drei Langeisen ins Amphitheater geschossen. Meine beiden absoluten Highlights sind dabei „Under The Scythe“ und „Machine Invaders“. Meisterhafte Songs, wie sie in derartiger Qualität höchstens von alten JUDAS PRIEST abgeliefert wurden. Der Refrain von ersterem Stück hallt mir jetzt noch (!) in der Birne nach: „HELL’S AROUND THE CORNER / CHAOS AND DISORDER / RIDING NEXT TO DEATH / UNDER THE SCYTHE“. Angesichts solcher Songs und derartiger Auftritte könnten von den ganzen aktuellen Schwedenbands vielleicht tatsächlich RAM eine von denen sein, die in höhere Sphären der Popularität eindringen. Sie dürfen allerdings NIE Sänger Oscar Carlquist gehen lassen, der den Mob auch heute wieder mit tyrannischer Eisenfaust im Griff hat.

Strecker: Weiter geht es mit RAM, die klassischen 80er Metal spielen, der zwar gut gemacht ist, aber bei mir nicht so richtig zünden will, was zum Teil auch an dem eher dürftigen Sound liegt. Leider ein Problem, das einige Bands an dem Wochenende haben.

 

KRISIUN

Strecker: Als nächste sind die Brasilianer KRISIUN an der Reihe. Was soll man zu KRISIUN groß sagen? Technisch Anspruchsvoller Death Metal, der auf den Punkt gespielt wird, eine Band, die bangt, als ginge es um ihr Leben und ich frage mich immer wieder, warum eigentlich SEPULTURA so groß geworden sind und nicht KRISIUN. Sehr überzeugendes Konzert.

Philipp: Man merkt, dass bei diesem Festival bewusst darauf geachtet wird, möglichst alle Stilarten des Metal abzudecken (bzw. „alle guten“, wie Götz K. formuliert). Nur Black Metal kommt 2012 zu kurz, was aber laut Veranstalter daran gelegen habe, dass man die gewünschten Bands schlicht nicht buchen konnte. Dafür sind aber mit BOLT THROWER, UNLEASHED und KRISIUN gleich drei sehr gute Death-Metal-Bands dabei! „The Great Execution“ ist in meinen Augen das beste KRISIUN-Album seit dem Debut. Da bleibt endlich wieder von den Songstrukturen mehr hängen. Somit gehören „The Will To Potency“ und „Descending Abomination“ auch heute auf der Bühne zu den besten Stücken, wobei alte Knaller wie „Ravager“ und „Minotaur“ auch nicht zu verachten sind. Höllisch frickelig, meist hyperschnell, aber immer wieder auch mit unwiderstehlichen Walzpassagen, während derer du förmlich überall Nackenwirbel knacken hörst. Daumen hoch für die drei brasilianischen Death-Metal-Brüder Max Kolesne, Moyses Kolesne und Alex Camargo!

 

KVELERTAK:

KVELERTAK

 

Philipp: Hehe, eigentlich soll Thomas „Zompf“ Kupfer nun KVELERTAK ansagen, aber auch auf Ausrufen von der Bühne ist der Gute nicht aufzufinden. Von Bekannten höre ich später, dass sie mit ihm am Saufen waren und der Gute um die Uhrzeit bereits völlig desolat ist. Auf einem Festival ist 19.45 Uhr dafür durchaus legitim. Außerdem macht der Gute das später wett, in dem er mehrfach bei TURBONEGRO auf die Bühne will, um KVELERTAK anzusagen, wie Götz K. später erzählen wird… KVELERTAK hauen heute nochmal doppelt so kräftig rein wie sonst ohnehin schon. Vielleicht will man eventuelle Skeptiker im eher traditionell orientierten Publikum überzeugen? Oder man hat einfach mal Spaß daran, keine Sekunde stillzustehen und sein Instrument wie ein Gestörter durch die Gegend zu schleudern? Full scale attack! Die Triple-Gitarrenwand (Landa, Rolland, Ofstad) kommt sowohl auf brachiale wie auch auf filigrane Art zum Tragen, die Chöre sitzen besser denn je und mir fällt mal wieder auf, wie gut auch der Schlagzeuger Kjetil Gjermundrød ist, der gleichsam groovt, blastet und knüppelt. Der Mob hat keine Scheuklappen und feiert die Band hart. Fossegrim, Dicken!

Strecker: Als ich erstmals von KVELERTAK gehört hatte, wusste ich nicht so recht, was mich da erwarten würde. Die Idee, Norwegen-Rock’n‘Roll und Black Metal zu mischen, kann doch nicht funktionieren, sonst wäre da doch vorher schon mal jemand drauf gekommen. Dachte ich mir zumindest. Die Platte überzeugte mich dann schon vom Gegenteil und was dies Band live bietet, ist großartig. Ich habe KVELERTAK nun schon mehrfach gesehen und bin immer wieder überrascht, mit wie viel Enthusiasmus die Band auf der Bühne agiert. Alle Musiker werfen sich in Rock´n`Roll Posen und sind ständig in Bewegung. Dazu dann noch Songs, die schön eingängig sind und zum Mitwackeln animieren.

 

TURBONEGRO:

TRBNGR

 

Philipp: Nun darf Mühlmann ran und fragt: „Wer von euch ist Leichtmatrose?“ „Urgh!“ – „Wer von euch ist Vollmatrose?“ – „URGH!“ – „Wer ist einfach nur voll?“ – „U.R.G.H.!“. Das Amphitheater ist bis an den Rand besetzt, auf das dann von Mühlmann gegrölte „O-ho-ho“ erschallt ein tausendfaches „I GOT ERECTION!“ Gespannt darf man sein, wie sich TURBONEGRO nun präsentieren. Ich nehme es vorweg: Mir gefällt das richtig gut! Und ich fand TURBONEGRO seit der Reunion komplett irrelevant! Aber der neue Sänger Tony Sylvester passt in die Band. Er hat eine etwas tiefere und rauhere Stimme als Hank von Helvete und eine souveräne Bühnenpräsenz. Es macht zudem Spaß, der wirklich SEHR tighten Band zuzusehen und zu hören. Es mag überraschen oder auch nicht – aber das Publikum kennt sich sehr gut mit den Songs aus und singt lauthals mit. Überhaupt herrscht eine Superatmosphäre – endlich ist es dunkel, überall sind die Lichter an… Nicht nur die ganz großen Hits wie „Get It On“, „Are You Ready For Some Darkness“, „Prince Of The Rodeo“ oder „I Got Erection“ machen Dampf, nein, auch ganz neue Stücke wie „Shake Your Shit Machine“ überzeugen und halten das Stimmungslevel. Da darf man auf den demnächst erscheinenden Longplayer „Sexual Harassment“ gespannt sein.

Strecker: Nach dem mitreißenden Konzert von KVELERTAK erwarte ich von der letzten Band des Tages TURBONEGRO nicht viel. Gespannt bin ich schon, wie TURBONEGRO mit neuem Sänger funktionieren, aber ich halte normalerweise von Reunions nicht sonderlich viel und bin skeptisch, ob es klappt. Mit dem ersten Song „All My Friends Are Dead“ sind dann aber fast alle Zweifel beseitigt. TURBONEGRO können es noch und auch der neue Sänger Tony Sylvester weiß zu überzeugen.  Mit reichlich Spaß in den Backen (sowohl bei Band und Zuschauern) werden alle Hits der Band gespielt und entsprechend gefeiert. Ein gelungener Abschluss des ersten Konzerttages, der dann noch mit einigen Kaltgetränken vor dem Auto analysiert wird.

Philipp: Wir sind danach voll sozial und fahren noch einen Metalhead nach Essen rum. So lange währt der Abend nicht mehr, ein paar analytische Runden samt Minzeverhaftung und ab zu Bett. Denn morgen steht uns was bevor: Ein Festivaltag, der mit DR. LIVING DEAD beginnt und mit BOLT THROWER endet, KANN nicht schlecht werden!

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Tag 1

Tag 2

Tag 3

Kommentare   

0 #2 Philipp 2012-11-05 17:12
Fotos wieder drin. Für IMMER, Ollen.
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+2 #1 MetalSon 2012-06-05 17:49
Super!

Freue mich auf die restlichen Eindrücke.
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