ALARMSTUFE GERD, POWER, OFF THE HOOK, WE WILL FLY / 10.02.12 – Hamburg, Rote Flora

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Da scheißt der Hund ins Bett! Wie GUT ist dieses Line-Up bitte? Und dann noch für ‘nen guten, weil antifaschistischen Soli-Zweck. UND inner geliebten Roten Flora.

Mein letzter Trip dorthin sollte ja zu AGRIMONIA gehen. Die Destruction-Crew hatte allerdings die schlechte Idee, sich für diese Reise die Karre von Tackleberry-Hannes zu leihen. Bad Trip! „Falls die Armaturen flackern, müsst ihr einfach auf 80 runtergehen“, hatte Hannes uns noch hinterhergerufen… Ich machs kurz: Von wegen flackern, alles ging AUS, liegengeblieben, arschkalt, kein ADAC, schließlich abgeschleppt von hilfsbereitem Mitbürger (naja, 150;- Flocken wollte er schon haben…), nix AGRIMONIA…

Folgerichtig entscheide ich mich heute doch lieber für die soliden NÜSSCHENBOYS. Nüsse, intellektuelle Gespräche und Ankommen garantiert! So kann man auf der Fahrt über die gewichtige Frage fachsimpeln, warum es im Star-Trek-Universum trotz Replikatoren (der Traum eines jeden Marxisten - alles für alle und zwar umsonst) „goldgepresstes Latinum“ geben müsse.

Bild schamlos von der OFF-THE-HOOK-Seite geklaut. Was das soll/ist? Lesen!



Kalt inner Flora. Warme Gedanken macht mir die Tatsache, dass Aiko olle T-Shirts und Tonträger für wenig Knete feilbietet. Wie der Gute im aktuellen FUZE erläutert, seien „Hardcore, Internet, Schnaps“ nämlich „Dinge, an denen ich jegliches Interesse verloren habe“ (FUZE # 32, S. 07). Nur hätte ihn Muttern mal früher besser mästen sollen – die Shirts kann ja kein Schwein über Size Zero tragen. Und seine 7“s sind einem Wasserrohrbruch zum Opfer gefallen. Bleiben CDs, von denen immerhin acht in die Wolter’sche Sammlung wandern (wer kennt die deutschen DROP DEAD? HAMMERPLATTE!)…

Der Film über russischen Naziterror ist zwar recht reißerisch („ein gesunder russischer Arbeiter wurde durch eine selbstgebaute Bombe verstümmelt und kann nicht mehr arbeiten!“), aber das IST auch aufs Asozialste brutal und zeigt erneut, wie heftig die Umstände in Russland sind. Mega-Respekt für russische Antifaschist_innen! Hoffentlich hat dieses Wochenende, dessen Erlöse an das soziale Zentrum “V-Club” in St.Petersburg gehen, wenigstens ein bisschen Unterstützung gebracht.

Voll ist es jedenfalls!

WE WILL FLY eröffnen den Reigen und bringen mit melodischem Hardcore/Punk sofort einige Tanzschuhe zum Glühen. Die Jungs waren übrigens in Russland auf Tour und können auch Schlimmes erzählen. Musikalisch ist mir das gerade einen Tucken zu zart. Obwohl ich ja einen ihrer Einflüsse – ANTI-FLAG – durchaus mag. Diese Referenz bestätigt die Band durch den Titel „Fuck The Flags“, den der Schlagzeuger kurz im D-Beat-Gerumpel und mit gebrüllten „Fuck The Flags! Fuck The Flags!“ antäuscht. Aber vielleicht schreibt sich der Titel auch „Fuck The Flex“ und richtet sich gegen die seltsame Ethnie der Hobby-Heimwerker? Okay, mieser Kalauer.

Einen Soli-Döner (lecker!) später kommen auch bereits OFF THE HOOK an die Reihe. Der Sänger sieht mit nackenlangen Haaren, der Günter-Netzer-Gedächtnisbuxe und DISSECTION-Tourshirt wieder burnermäßig aus. Meine Gedanken schweifen kurz ab, war ich damals doch auf eben jener „Storm Of The Light‘s Bane“-Tour und hatte den Jon Nödtveidt interviewt, der hier noch nicht erahnen ließ, dass er später zum Mörder, Hassprediger und schließlich Selbstmörder werden sollte. Waren OFF THE HOOK auf der CHAOS-CONTROL-Abschiedsgala an mir vorbeigegangen, haben die Hunde mich heute am Haken. Kommt irgendwie viel räudiger. Und das liegt nicht nur am Gitarristen, der sich gleich bei einem der ersten Anschläge derart unglücklich die Hand anratscht, dass er seine schöne weiße Klampfe fix mit Blut besudelt hat. Die ganze Band überzeugt mit sauber angepisstem, aber nicht unmelodischem Hardcore. Nervig nur einige Violent Dancer, die tatsächlich häufiger in der Flora planlos durch die Halle segeln sollen. Können die Berliner auch nix für, daher kauf ich mir von meinem allerletzten Klimpergeld das „Picture Of Yourself“-Tape (kommt sogar samt Downloadcode – alt und modern kombiniert). 

FUCK POWER! Die Kieler Kollegen bringen die erwähnten Kampfzwerge noch mehr auf Touren. Aber durch Mackos friedfertige Ausstrahlung eskaliert die Situation zum Glück nicht. Nur Bocky muss den Mob natürlich wieder anheizen, indem er gegen diese gerade überall penetrant nervende Unterwäsche-Propaganda hetzt: „Näxter Song ist gegen David Backham, der sein Gemächt gerade an jeder Plakatwand in Deutschland präsentiert. Blödes Arschloch!“ Bevor der Feudel total herrscht und zum Plakatwandschreddern loszieht, lassen ihm neue und alte Hardcore-Knüller aus dem Hause POWER Hören und Sehen vergehen. Die neuen Songs weisen hart geile Einflüsse von UNHEILIG und Metalcore auf. Immer wieder eine Freude! Könnte aber etwas lauter sein heute, was vor allem für die beiden letzten Bands gilt.

DER BRÜLLER sind mal wieder ALARMSTUFE GERD. Ein Miniatur-Hit reiht sich an den nächsten – „Jesus Freaks und diese Black-Metal-Satan-Futzis sind hundert pro Geschwister“, „Es gibt keine Missgeburten außer Nazis“, „Ordnungsamtnazis Must Die“, „Gerd gegen den Rest der Welt“, „Übermenschen, Zäune und Untermenschen“, „Work Eat Fuck Sleep“, "Chronisch kein Bock", „Weightwatchers Are Watching You“ und „Drei Akkorde halten mich am Leben“… Immer flott und – natürlich – kurz rausgehustet, dazu das hyperventilierende hohe Geschrei des Sängers, der auf der Bühne hin- und hertigert und den begeistert Textzeilen mitbrüllenden Menschen das Mikro hinhält wie ein junger Ian MacKaye. Fast noch besser natürlich die Ansagen, in welchen uns erzählt wird, dass man AUF GAR KEINEN FALL „Essen Thrashcore“ mache (wie auf dem Flyer verlautet), sondern Castrop- Rauxel-Hardcore! Die Band muss man einfach lieben… Am Ende wechseln Sänger und Gitarrist Mikro und Gitarre. Und dann… ja dann… Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll… Die Instrumente böllern los und der neue Typ am Mikro fiept und quiekt dadaistisch wie eine Mischung aus Beaker und Miss Piggy, die gerade am Spieß geröstet wird. Damit hat die Band wirklich das GESAMTE Publikum im Sack, hysterisches Kichern allerorts…  

Bleibt nur zu hoffen, dass der folgende Abend ebenso stimmungsvoll und gut verlaufen ist. MORE POWER TO THE RUSSIAN ANTIFA!

Kommentare   

0 #9 bockfred 2012-02-18 22:25
Genau!
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+2 #8 Bolle 2012-02-18 21:35
Das er das Interesse an dir verliert und dich in der FLora verkauft?
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+2 #7 bockfred 2012-02-18 16:01
Ich arbeite bereits stark daran dass aiko mich im nächsten jahr auch in dieser kategorie nennt.
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+1 #6 Bolle 2012-02-18 15:52
Also an Schnaps das Interesse verlieren ist ja nur logisch und außerdem sehr begrüßenswert. Internet ist schon schwieriger, aber wie kann man bitte das Interesse an Hardcore verlieren? Das' ja nun Quatsch.
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+1 #5 Philipp 2012-02-17 14:01
Musste bei POWER noch 'nen Satz ergänzen. Wichtig.
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+2 #4 Kuchen 2012-02-14 19:06
Hab 'n neues Auto. Läuft.
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+3 #3 stephen 2012-02-14 05:15
es waren in der flora übrigens im ganzen 400 gäste, leipzig war nicht ganz so gut besucht mit ca. 250 beim konzert, dafür hat in leiptig die aftershow-disco; von der ein teil des eintritts auch in den soli fließt; mit 750 gästen ne ordentliche ansage gebracht
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+6 #2 toffi 2012-02-13 19:47
Haha, die Zugabe von Alarmstufe Gerd hab ich glatt schon wieder vergessen gehabt.^^

Die "Doku" fand ich im Nachhinein doch eher unpassend, zumindest den Umgang damit... Kurze Ansage, Dreiviertelstunde Menschen totprügelnde Psychos, Musik an, "Hier gibt's Bier!" vom Tresen. Nen Vortrag mit Infos über dortige Antifa-Strukturen hätt ich deutlich sinniger gefunden als durch Nazis gefilmte Gewaltorgien, aufbereitet im RTL2-Nachrichtenstil. Ansonsten war's ein toller und wichtiger Abend.
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+1 #1 NilsH 2012-02-13 19:27
Die Doku gibts auch online: http://vimeo.com/12133544
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