Force Attack Open Air / 29. - 31.07.2011 - Klingendorf, Tag 3

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Hier Teil 3 vom Force Attack-Bericht von Casi und mir.

Bocky: Nach dem doch etwas heftigen Samstag brauchte ich am Sonntag ein wenig Zeit, um in Gange zu kommen, jedoch gabs von musikalischer Seite noch ein paar Gründe, noch mal Gas zu geben, außerdem sollten ja noch ein paar Leute nachkommen, die nur anreisten, um sich noch den letzten Tag des Festivals zu geben. Das Wetter hatte sich übrigens auch um einiges gebessert, die Sonne schien zwischendurch, es wurde echt ziemlich warm und geregnet hat es am Sonntag auch nicht mehr (wenn ich mich richtig erinnere).

Nachdem die Nachzügler_innen angekommen waren, war der Plan nach vorne zu gehen und schlechte Bands zu gucken, doch die Umsetzung dieses Plans war gar nicht so einfach, BESETZT, die den Sonntag im Zelt eröffneten, verpassten wir, weil wir zu langsam waren und erst mal am Tresen festhingen.


PIPES AND PINTS


Casi: Der Sonntag begrüßte mich mit strahlendem Sonnenschein, so dass es einigen Leuten fast schon zu warm war... Nachdem wir die letzten Nachzügler (die vermutlich saubersten Menschen auf dem Gelände) begrüßten, scheiterte der Plan, schlechte Bands anzuschauen daran, dass PIPES AND PINTS gar nicht schlecht waren, sondern eigentlich ganz geilen (Street)-Punkrock spielten, nur der Dudelsack nervte ein wenig. Trotzdem bekam ich die Band eher aus der Ferne mit.

Bocky: PIPES AND PINTS machten uns das auch nicht gerade leichter, da will man schlechte Bands gucken, um abzulästern und dann ist die Band, die da spielt, auf einmal gut, son Scheiß.

PIPES AND PINTS, aus Prag, spielen ziemlich geilen Streetpunk, der durch einen Dudelsack leichte Folkeinflüsse hat, aber ohne dabei wie der fünfzigste DROPKICK MURPHYS-Abklatsch zu wirken.

Allerdings nervte mich das Gedudel nach `ner Zeit etwas, der Rest der Musik hingegen ging gut nach vorne, irgendwann wendete ich mich dann aber dem Tresen zu, hörte mir die Band von dort aus weiter an und beschäftigte mich mit Cola-Rum (Bier schmeckte am dritten Tag irgendwie nicht mehr).


FREI SCHNAUZE

So verpasste ich auch fast komplett FREI SCHNAUZE, kannte die Band vorher nicht, war nur durch den Rechtsstreit, den die Combo gerade mit den Kommerz-Nationalisten-Spinnern von Frei.Wild hat, auf die aufmerksam geworden.

Die letzten beiden Songs bekam ich dann noch mit und war von der Musik irgendwie nicht so begeistert, ziemlich rumpelig und auch nicht gerade einfallsreich, naja, habe ich doch noch 'ne schlechte Band gesehen.

Jedenfalls kündigte der Sänger noch an, dass man SN-Punx-Stand Frei.Wild schießen könnte, mit ner Zwille auf 'nen Plastikhirsch und wer die Rosette trifft, kriegt n Pfeffi, lustige Aktion.


PRODUZENTEN DER FREUDE

Casi:PRODUZENTEN DER FOIDE passten da schon eher in unser Beuteschema, zumindest musikalisch. Prolliger Oi!-Punk/Streetrock, so in Richtung TOXPACK. Dennoch waren die selbsternannten „Szeneverräter“ aus Stuttgart sympathisch, so spielte man vor einem riesigen ANTIFASCIST-ACTION-Banner, vor der Bühne wurden Antifa-Fahnen geschwungen und es gab Ansagen gegen nationalistische Scheiße wie Frei.Wild und Nix-Gut, die deren T-Shirts hergestellt haben. Aber musikalisch, wie gesagt, irgendwie nicht so mein Ding, weshalb ich mich wieder auf den Zeltplatz machte.

Bocky: Von den PRODUZENTEN DER FROIDE hatte ich schon öfter in verschiedenen Zines gelesen, dachte aber immer, ach, noch so eine witzige Oi-Band, Punkten konnten die dann schonmal mit einem übergroßen Anti-Fascist-Action-Backdrop und der Eröffnungsansage „Wir sind die Szenespalter aus Stuttgart und scheißen auf nix gut, wer Handel mit Nationalisten treibt, soll sich verpissen“ (oder so ähnlich), das ganze bezog sich darauf, dass das Deutschpunklabel einst Shirs für Frei.Wild gedruckt hat, womit wir schon wieder bei dem Thema gelandet waren.

Die Mucke war dann eher so 08/15-Oi, tat nicht wirklich weh, langweilte mich aber nach `ner Zeit, so das ich wieder meinen Platz am Tresen einnahm und auf THE MOVEMENT wartete.


THE MOVEMENT

Es war jetzt schon das zweite Mal nach der Reunion, dass ich die Band live erleben durfte (siehe Wilwarinbericht),

Das Konzert war dann auch ähnlich wie auf dem Wilwarin, die Songs größtenteils von der ersten Scheibe „Move“ und dem zweiten Album „Revolutionary Sympathys“, zum diesjährigen Line-Up, das mit Bands wie zb. SUBHUMANS ja schon politischer geworden ist, passte THE MOVEMENT natürlich prima und so ein bisschen Mod-Pop-Rock lockerte das Ganze auch ganz gut auf.

Begeistert war ich wieder von der Tatsache, das Frontman Lukas Scherfig dem Publikum durch ständigem Blickkontakt das Gefühl gibt, ein Teil der Show zu sein.

Am 24.9. dann in der T-Stube in Rendsburg, auf jeden Fall n Pflichttermin.

Casi:Nach einer kurzen Verschnaufpause und Lütje-Minze-Doping (Pfeffi is' was für Amateure) wartete dann wieder ein Highlight. THE MOVEMENT hatten schon auf dem Wilwarin (Dremu berichtete) gezeigt, dass sie es noch drauf haben. Auch diesmal konnten sie mit ihrem Mod-Punk auf ganzer Linie überzeugen. Der Slogan „Clean living under difficult circumstances“ passte diesmal aber zumindest vor der Bühne nicht unbedingt. Zu meiner Freude wurde diesmal nach lautstarker Forderung auch „Truth Is“ als Zugabe gespielt... Fein, die kann ich mir echt nicht oft genug anschauen. Die Freude auf das hoffentlich bald kommende Album ist nochmals gewachsen.


KOTZREIZ

KOTZREIZ hab ich zwar auch grad' erst auf dem Wilwarin gesehen und was wirklich Neues gab es auch nicht, allerdings doch einige
erinnerungswürdige Momente. Als ein Zuschauer begann, die Band mit Schlamm zu bewerfen, reagierte man souverän mit den Worten „Ey, du schuldest mir 5€ für 'nen Satz Saiten, aber den Schlamm nehm' ich trotzdem...“, was das Publikum wiederum als Aufforderung sah, noch mehr Schlamm auf die Bühne zu werfen. Der Band schien dies zu gefallen, dem Bühnentechniker weniger, woraufhin das Publikum aufgefordert wurde, sich doch lieber selber mit Schlamm zu bewerfen... Ich hab noch nie so schnell so viele Leute aus dem Pit rennen sehen, das hatte schon fast was von 'ner „Wall of Nerds“.


DIE ART

Danach folgten DIR ART. Auf die war ich ziemlich gespannt. denn die Band war bei mir jahrelang als belangloser DDR-Rock abgespeichert, was darauf zurückzuführen ist, dass ich irgendwann mal billig die anscheinend schlechteste Platte von denen abgegriffen hatte. Erst viel später wurde ich auf die beiden kürzlich erschienenen Best-Of-Platten (eine mit englischen, eine mit deutschsprachigen Songs) aufmerksam, die meine Meinung schlagartig ändern sollten. Live gab es dann glücklicherweise auch keinen DDR-Rock, sondern eine Mischung aus (Post)-Punk, 80er-Indie und Goth-Rock, der mich irgendwie an Phillip Boa, New Model Army oder Fliehende Stürme erinnerte. Im Gedächtnis blieben Songs wie „My Color Is Black“ oder auch „Wide Wide World“ und abschließend dann leider doch noch den endlos erscheinenden Ostrock-Smasher „Das Schiff“, der übrigens auch der Titeltrack oben erwähnter Schallplatte ist. Insgesamt aber ein wirklich geiles Konzert.


RESTARTS

Mir ist in letzter Zeit aufgefallen, dass kaum noch eine Band klassischen, einfach gestrickten Punkrock spielt, die RESTARTS machten
das. Und das sehr geil, wer braucht schon viel Gitarrengefrickel, wenn der Song n geilen Refrain hat.  Ab und zu schleicht sich hier zwar mal
ein Offbeat ein, aber den Kontrast zwischen rohem Punk und „fröhlichem“ Ska find ich geil. An die Setlist kann ich mich jetzt nicht mehr so
recht erinnern, aber zumindest „Outsider“ und „Enemys Enemy“ waren dabei.


NONSTOP STEREO

Nachdem ich wieder alle anderen verloren hatte, schaute ich nochmal bei NONSTOP-STEREO vorbei. Die wurden mir von den NÜSSCHEN BOYS an Herz gelegt und sind die Nachfolgeband von BASH!. So spielten sie dann auch prompt „WO IST MEIN BIER“. Irgendwie wirkte das alles aber ein wenig bemüht, außerdem war ich so unglaublich müde, dass ich mich lieber auf einer Bierbank ausruhte. Mit Mühe konnte ich mich auch bis zu CITIZEN FISH wach halten, immer mit der Angst schlafend von der Bank in den Schlamm zu kippen.


CITIZEN FISH

Bocky: Geplant war nicht, dass THE MOVEMENT die vorletzte Band gewesen sein sollte, die ich mir reingezogen hab, aber irgendwie versackte ich auf dem Zeltplatz und so verpasste ich schonmal KOTZREIZ, zwischendurch war ich dann noch in eine ca. 200 Leute umfassende Schlammschlacht verwickelt (Force Attack, ich liebe dich) und wollte dann nach vorne, um mir die RESTARTS anzugucken.

Schnell n Drink am Tresen holen und dann zur Bühne, aber scheiße, wieso stehen da auf einmal wieder die SUBUMANS auf der Bühne?

Mist, die RESTARTS hatte ich auch verpasst und die Band, die da nun auf der Bühne stand, war CITIZEN FISH, die eigentliche Nachfolgeband der SUBHUMANS, die aber nach wie vor aktiv ist, auch nach der Reunion der SUBHUMANS, und fast dieselbe Besetzung hat, das wusste ich nur zu dem Zeitpunkt nicht und guckte dumm aus der Wäsche.

Musikalisch schlägt das beides fast in dieselbe Kerbe, wobei es bei CITIZEN FISH einiges mehr an Ofbeatgeplänkel gibt und auch mehr Witz in den Texten zu sein scheint:“ the next song is about the anarchist Problem with Traffic Lights, basically go on red and stop on green“.

Offbeat ist ja nun nicht so meins aber das sympathische Auftreten der Band und der gut gemachte Bogen zwischen Politik und lustigen Themen aus dem Leben machte das Ganze schön kurzweilig.

Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, die Nacht noch durchzufeiern, musste dann allerdings kapitulieren, da ich einfach viel zu müde war, ich gab mein letztes Geld für was zu essen aus und lag um kurz nach Zwölf im Zelt, hörte von dort aus noch wie die REAL MC KENZIES ihren Auftritt begannen und schlief ein.

Casi:Schade, dass ich nicht fitter war, CITIZEN FISH entpuppten sich nämlich als die albernere Variante von den SUBHUMANS, sowohl personell (bis auf den Drummer ist die Besetzung meines Erachtens gleich), ansagentechnisch (politisch, aber mit mehr Witzen) als auch musikalisch (viel Offbeat). Nachdem der Sänger auf den von mir bis dato immer noch nicht bekannten Stand mit vegetarischen, indischen Spezialitäten aufmerksam machte, bekam ich unglaublichen Hunger. Als ich den Stand dann endlich fand, musste ich bemerken, dass ich keinen Pfennig Geld mehr hatte und ging lieber ins Bett.


Fazit

Bocky: Das war ein großartiges Festival, geile Bands, vielleicht n bisschen wenig los (ich kann seitdem auch keine Leute mehr ertragen, die über Regen rumheulen, SCHÖNWETTER PUNX FUCK OFF), ich hatte `ne geile Zeit und hoffe, dass das Force Attack die finanziellen Probleme, die durch die geringe Besucher_innenzahl enstanden sind, überleben wird.

Casi: Wenn es Line-Up-Technisch nächstes Jahr in die gleiche Richtung geht, kann sich das Force Attack vielleicht doch wieder zu einem schönen Festival entwickeln. Bleibt nur die Frage ob es wegen des Wetters und der damit verbundenen verhältnismäßig kleinen Besucherzahl so stressfrei war oder ob das Line-Up einfach uninteressant für stumpfes Oi!-Publikum ist. Das wird sich dann vermutlich nächstes Jahr beantworten.

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