HEADBANGERS OPEN AIR XIV / 28.07.11 – Brande-Hörnerkirchen, Tach 1

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Dieses Jahr hatte das metallische Gartenfest hart mit zum Teil sehr kurzfristigen Bandabsagen zu kämpfen. In einigen Fällen konnte adäquater Ersatz organisiert werden (ALPHA TIGER für SKULLFIST), andere „Ersatzbands“ konnten des traditionell hohe Qualitätslevel nicht halten (BON SCOTT beispielsweise mögen ‘ne gute Coverband sein, aber gerade für Nordlichter sind sie doch alles andere als exklusiv)…

Ob es an der Bandauswahl lag, dass das vierzehnte HOA nicht ganz ausverkauft war? Die „Konkurrenz“ ist jedenfalls größer geworden – gerade in Süddeutschland ist die Zahl an ähnlich ausgerichteten Old-School-Festivals enorm gestiegen. Aber als Besucher war es so sehr angenehm und wenn die Veranstalter sich für nächstes Jahr jetzt noch mehr ins Zeug legen wollen, dann soll mir das recht sein, hehe.

In organisatorischer Hinsicht gibt es wirklich nichts zu meckern, alles wieder sehr liebevoll gestaltet, stets frische Dixis, korrekte Bierpreise, Duschen (was übrigens total Metal ist!) etc. etc. Ach ja, und das Wetter war durchgehend genehm, erst am Sonntagmorgen hat es in Brande-Hörnerkirchen richtig geregnet.

 

Erste Band, die wir mit frischem Minzeatem bestaunen, ist das polnische Metalquartett CRYSTAL VIPER. Ein netter Auftakt, der vor allem durch die konsequent ackernde Gitarristin und Sängerin Marta zum Erfolg wird. Songs wie „The Wolf And The Witch“ oder „Metal Nation“ haben schöne 80er-Riffs und lassen zahlreiche Pommesgabeln in die Luft steigen. Zum Teil greift die Band für meinen Geschmack etwas zu sehr auf Metal-Klischees und etwas kitschige Melodien zurück, insgesamt macht ihr Auftritt aber doch Spaß.

 

Das erste und im Nachhinein leider auch einzige wirkliche Highlight des Freitags stellen dann STIKER aus Kanada dar. Ich muss jetzt noch grinsen, wenn der Refrain „METALHEAD, METALHEAD! DRINKING BEER AND BREAKING SHIT!“ wieder mal durch meine Birne kreist. Mit brachialer Power und Sirenenvocals reißen mich STRIKER vom Stand weg mit. Die Band lässt den ganzen Auftritt über den Fuß auf dem Gaspedal und klingt dennoch nicht einen Moment lang monoton! Ich komme wirklich auf Betriebstemperatur und fühle mich an ENFORCER oder andere junge Metalbands erinnert, die zur Zeit gerade klarstellen, dass Heavy Metal auch nach dem irgendwann zwangsläufig erfolgenden Abschied von PRIEST, MAIDEN etc. eine Zukunft hat. Zumal STRIKER auch noch einen richtig guten Sänger haben, der lässig und engagiert zugleich abgeht. Eine sehr überzeugende Speedversion von RAINBOWs „Kill The King“ beendet den Gig. Die beiden Vinyls „Eyes In The Night“ und „Road Warrior“ werden danach wie im Rausch abgeerntet. Sogar nach dem Auftritt sammelt die Band noch Sympathiepunkte, als wir sie dabei entdecken, wie sie auf dem Zeltplatz direkt neben Siggi Sick campen und feiern…

BON SCOTT lassen wir dann für einen ausgedehnten Rundgang übers Gelände (Motto: Bei allen Bekannten jeweils ein Getränk schnorren…) sowie ein Rock’n’Roll-BBQ sausen. Sicher keine schlechte Band, wie gesagt, aber zu oft gesehen und so. Die Stimmung scheint aber gut sein (unser Camp ist derart nah am Bühnenbereich gelegen, dass wir original ALLES mitbekommen).

Nun bin ich aber gespannt, denn mit TOKYO BLADE ist man schließlich irgendwie aufgewachsen. Ich hab sie übrigens früher nie live sehen können. Natürlich ist es aber problematisch, ohne den charismatischen Gesang von Allan Marsh oder Vic Wright auszukommen. Der neue Sänger (der x-te in der Bandgeschichte) hat eher eine etwas tiefere Classic-Rock-Röhre. Was nicht schlecht sein muss, aber die alte Magie trotz guter Leistung nicht völlig erzeugen kann. Vom Original-Line-Up sind noch Andy Boulton (g) und Steve Pierce (d) dabei. Alte Klassiker sind in Form von “Night Of The Blade”, "Mean Streak" natürlich “If Heaven In Hell” und “Midnight Rendevouz” vorhanden, logischerweise auch Stimmungshöhepunkte. Respektabel, dass die Band sich nicht auf ihrer Vergangenheit ausruht und diverse neue Stücke spielt. Die sind allerdings in meinen Ohren eher semigut. Im Fazit also höchstens ein guter Auftritt, aber nicht umwerfend.

Noch ernüchternder gerät der Auftritt von BARON ROJO. Mann, ich liebe „Volumen Brutal“ und hatte mich richtig auf die spanischen Freaks gefreut. Doch was ist das? Die Band spielt mit angezogener Handbremse und kommt viel zu lahm rüber. Zu Anfang klingt der Gesang auch noch etwas schief. Im Verlauf der ca. 80 Minuten steigern sich BARON ROJO zwar im Zusammenspiel, begehen aber dennoch in meinen Augen einen Fehler, indem sie die Kracher der „Volumen Brutal“ nicht mit spanischen, sondern mit englischen Texten bringen. Die Originalversionen von „Las Flores Del Mal“, „Incomunicación“ oder „Hermano del Rock’n’Roll“ klingen einfach besser und auch interessanter, während die Übersetzungen häufig einfach platt wirken („You‘re telling me / I’m telling you / I’ll be alright / If you want to“…äh – ja, genau). Natürlich gibt es ein paar schöne Twingitarrenmomente und am Ende kommt mehr Schmackes in die Songs, aber man muss sich doch fragen, ob man fast 30 Jahre nach „Volumen Brutal“ nicht zu viel erwartet hat. Das STATUS-QUO-artige Gitarrengeschunkel wirkt jedenfalls unfreiwillig scheiße.

Aber genug gemeckert, die (berechtigte) Vorfreude auf kommende Kracher an den beiden Folgetagen überwiegt schnell wieder, zumal zu später Stunde bei uns im Camp noch der Hammer kreist. Auch wenn das Metalzebra uns mit dem Versuch, durch pyromanische Aktionen Licht ins Dunkel zu bringen, fast niederbrennt…

Kommentare   

+1 #3 Metal_Zebra 2011-08-02 00:20
Großartig! Freue mich auf den zweiten Bericht. :-)
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+1 #2 Philipp 2011-08-01 20:54
Tja, so unterschiedlich sind die Geschmäcker...
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0 #1 thorsten 2011-08-01 19:20
... "classic-Rock-Röhre"??? "vornehmlich neue Stücke" ... waren wir auf verschiedenen Festivals?? 1.der Sänger ist eher ein klassischer Metalsänger,.. und steckt meiner Meinung nach alle bisherigen mal locker in die Tasche. 2. war die Setlist mit Ausnahme von 3(!!) Songs NUR Klassiker,...

Ich fands ultra fett und vor allem mehr power und energie & entertainment als der sogenannte Headliner,.. da hast du ausnahmsweise recht,.. das war nüscht.

Gruß T.
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