KEINE ZÄHNE IM MAUL ABER LA PALOMA PFEIFEN, MISSES NEXT MATCH / 15.04.11 – Kiel, Hansastr. 48

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Ein Besuch eines KEINE-ZÄHNE-IM-MAUL-ABER-LA-PALOMA-Konzertes lohnt sich aus vielerlei Gründen:

-          Man trifft unzählige nette Menschen (wieder).

-          Es gibt lebensnotwendiges Merch wie den Split-Jutebeutel mit MISSES NEXT MATCH.

-          Musik wird auch gespielt.

 

 

Ich begebe mich also um ca. 21.45 Uhr in die schöne olle Hansastr. 48, stelle aber fest, dass man hier die Ruhe weghat und eine Stunde später noch nichts auf der Bühne passiert. „Mensch, Philipp, hättest du noch zu Hause ein bisschen Platten sortieren können“, will ich schon zu mir selber sagen, aber da tritt Grund zwei ein und die Zeit bis zum Konzi (dürfe man NIE so abkürzen, wurde mir mal gesagt. Fuck off! Konzi Konzi Konzi) vergeht wie im Fluge.

 

MISSES NEXT MATCH gefallen mir im Vorfeld nicht nur auf dem Split-Jutesack, sondern auch auf der Split-7“ zum Beutel… Und jetzt livehaftig sind sie gar noch besser, erbauliches Gewummer, Geklimper & rotznäsiger Gesang. „Ich seh schon, bei ‘Let’s Dance‘ sind wir hier nicht", sagt der Sangesknecht nonchalant angesichts des Kieler Respektabstandes von ca. fünf Metern. Heißt aber auch nicht, dass es den Menschen nicht gefiele! Im Gegenteil, überall sind begeisterte Kommentare zu belauschen. Besonders der Drummer verblüfft mit seinem e-Schlagwerk. Sieht schon kurios aus, etwa so als hämmere der Kollege mit Sushi-Stäbchen auf ein iPad ein. „Das is ja gar nich echt!“, gibt es dann auch einen entsetzten Kommentar. Aber was ist schon echt? Folgt man dieser Sichtweise, müsste man dann nicht auch der Stromgitarre abschwören? Werden da nicht auch auf sinistre Weise die Dinge verzerrt, verstromt, aufgebläht, die der Musikant spielt? Zu dem 7“-Knaller „Sagt meinem Mörder, es sei ihm verziehen“ gesellen sich weitere Elektro-Pop-Wundertüten mit hörenswerten Texten. Auszug: „Blick niemals zurück, wenn du aus Sodom läufst. / Blick immer weit nach vorn bei Dingen, über die du dich freust“ („Wer neu ist im Fight Club, muss kämpfen“) oder „Die Geister, die ich rief, sind noch immer erschienen – ob gute oder schlechte, in die Gedankenruinen zogen sie ein.“ („Das jüngste Gericht“). Ob man jetzt auf derartige Musike steht, ist einerlei, aber das Songwriting an sich sollte auch ein Elektro-Verächter als überdurchschnittlich gelungen anerkennen.

http://www.myspace.com/missesnextmatch

Danach folgt: KZIMALPP vs. Die TECHNIK, Untertitel: Die Rache der IRON-MAIDEN-COVERBAND. Unsere Kieler Heroen haben es heute nicht leicht und müssen gleich an mehreren Fronten gegen die Tücken ihres Equipments kämpfen. Zum Vergnügen der Zuschauer, wie ich gemeinerweise sagen muss. Ist doch langweilig, wenn immer alles heile ist. Hab sogar mal ein Interview mit den Metal-Giganten ACCEPT gelesen, in welchem der Gitarrist sinngemäß aussagte, er stehe auf Pannen, das bringe den menschlichen Faktor in Konzerte. Eine ähnliche streitbare Einstellung zeigen Horst Pillau Jr. und Kollegas heute! Erst kloppt Steffen das Bassdrumfell kaputt (HPJ: „Ich hatte das ja mal im Proberaum vorhergesagt“ -  Steffen: „Jaa, aber ich war zu faul dazu, das zu wechseln“), worauf man der Sache mit Gaffa beikommt. Bei jedem Stück klebt Steffen mehr Gaffaband auf die Trommel (auf der immer noch Horsts Döner-Discothek-Logo prangt, mit welchem er damals das Iron-Maiden-Banner des vorherigen Besitzers überklebt hatte), bis sein Klöppel schließlich in der klebrig und matschig gedroschenen Pampe stecken bleibt. Doch auch jetzt bleiben die Zahnlosen sportlich, schließlich hat man einen ganzen Sack Songs, bei denen das Schlagzeug vom Band kommt und Steffen Gitarre spielt (und singt): „Die Elektro-Songs sind eh viel besser!“ Ach, und Lars‘ Bass spuckt urplötzlich auch keine Töne mehr heraus, was aber ruckzuck behoben wird, indem der Mann furchtlos direkt in den Amp einstöpselt. Und so kommen wir allen Widernissen zum Trotz  in den Genuss solcher Titel wie „Immer noch nicht gebumst“, „Subunternehmer“ oder „Knack den Code“. Ich weiß nicht, ob die Band den Auftritt negativ in Erinnerung behalten wird, falls ja, müsste ich persönlich vehement widersprechen.

http://www.myspace.com/keinezaehne

Mit der roten Variante des erwähnten Jutebeutels (davon kann man nicht genug in petto haben) und dem Vinyl von MISSES NEXT MATCH geht es somit befriedigt hinaus in die laue Aprilnacht.

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