THOSE DANCING DAYS, BELLE AND SEBASTIAN / 05.04.11 - Hamburg, Grosse Freiheit 36

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Im März habe ich erfahren, dass die Glasgower Popband Belle and Sebastian nach Hamburg kommt und war seitdem ein kleines bisschen aus dem Häuschen. Das führt nun sogar so weit, dass ich meinen ersten Dremubeitrag schreiben muss.

 

Als wir gegen viertel nach 8 die Grosse Freiheit 36 betreten, spielt die Vorband „Those Dancing Days“ bereits eine Weile. Wahrscheinlich ist es das erste Konzert, das ich besuche, auf dem die Uhrzeit auf der Karte mit dem tatsächlichen Beginn übereinstimmt. Mädchen in Hippie-Flattergewändern spielen ein paar nette, eingängige Lieder, die mir nicht im Ohr geblieben sind, betonen immer wieder, dass gleich die Hauptband spielt und verabschieden sich, eine nach der anderen, von der Bühne, bis schließlich auch die Drummerin ihre Sticks niederlegt. In der halbstündigen Pause entsteht bei dem entspannten, leicht gealterten Publikum, das recht gesittet wirkt, eine erwartungsvolle Stimmung.

 

Mit ein paar Stücken des neuen Albums „Write about Love“ geht es dann endlich los. Das letzte Gründungsmitglied der Band, Stuart Murdoch, sieht aus und bewegt sich ähnlich elegant wie der Charakter Sheldon Cooper aus der „Big Bang Theory“. Die Bühne wirkt mehr wie ein Wohnzimmer, in dem sich die Musiker der Band wohlfühlen. Diese gewollte Atmosphäre betont Murdoch auch in seinen Ansagen. Die Besucher dürfen sich fühlen, als würden sie gerade einen lieben Onkel besuchen und sollen alles machen, wonach ihnen der Kopf steht. Um die 12 Menschen wuseln auf der Bühne herum, davon drei Violinisten aus einem Hamburger Orchester, eine Cellistin Sängerin, Keyboarderin, ein Pianist, Menschen mit Flöten, Tamburin und Trompete, Bass, Schlagzeug und diversen Gitarren. Jeder spielt mal mit, Instrumente werden teilweise ausgetauscht, oder man besucht auch mal ein anderes Bandmitglied auf der Bühne zu einem kurzen Plausch. Die Band wirkt wie zusammengewürfelte Kunden eines Supermarkts, nur eine gewisse Bewegungslegasthenie und Ausstrahlung von Zufriedenheit scheinen Aufnahmekriterien gewesen zu sein. Für die Bühnenpräsenz und auch die Musik der Gruppe fallen mir kaum andere Vokabeln als putzig oder niedlich ein. Nahezu jeder steht mal im Mittelpunkt bei dem ein oder anderen Song. Diese setzen sich ungefähr zu gleichen Teilen aus Stücken des neuen Albums und alt bekannten wie „The Boy with the Arab Strap“ oder „The Fox in the Snow“ zusammen. Die neuen Songs klingen etwas weniger verspielt und massentauglicher, die Themen sind wie immer friedlich und heiter. In der Welt der Band scheint die Sonne, man ist barfuß und Geld ist doof – trotzdem kostet eine Karte 30 Euro und die Merchartikel sind ebenfalls kaum erschwinglich.

Wider erwarten passen Belle and Sebastian mit ihren seichten Klängen in einen so großen Raum. Murdoch klettert auch mal singend auf der Ballustrade herum und fragt, ob ihn jemand auffangen würde, fröhlich hüpfende Konzertbesucher dürfen zu 2 Liedern mit auf der Bühne tanzen und unter dem Vorwand, eine Gitarre sei nicht funktionsfähig, wird ein Techniker auf die Bühne gelockt, der dann etwas peinlich berührt ein Geburtstagsständchen über sich ergehen lassen muss.

Zu den 2 Zugaben kommt der Frontmensch mit einer Jeansjacke auf die Bühne zurück und offenbart seine Zuneigung gegenüber David Hasselhoff. Nach mehr als 1,5 Stunden ist es dann leider vorbei. Raus aus Geklimper und Watte, zurück in den Alltag, Mist.

Kommentare   

+1 #4 sick 2011-04-08 07:08
schöner bericht! hat spaß gemacht zu lesen.
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0 #3 DoctorJoyBoyLove 2011-04-06 20:52
Super Artikel. Besonders, weil das Wort "Geklimper" darin vorkommt.
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0 #2 bockfred 2011-04-06 14:40
Am sonntag hat sie noch behauptet sie könne es nicht und heute beweist sie eindrucksvoll das gegenteil.
super einstand, will mehr davon.
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0 #1 Philipp 2011-04-06 14:18
Na, herzlich willkommen, sag ich da!
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