DEVIN TOWNSEND PROJECT, AEON ZEN / 09.03.11 – Hamburg, Grünspan

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Ich muss einfach lernen, die Arschbacken zusammenzukneifen und mich auf eine gleichsam nüchtern-distanziert wie professionell journalistische Aussage zu konzentrieren: HELL FUCKIN‘ YEAH, DAS WAR MAL EINES DER GROSSARTIGSTEN KONZERTE, DEM ICH JE BEIWOHNEN DURFTE!

HeavyDevy

Pics von Jazz Afire

 

Okay, der Reihe nach: Wir trudelten im Grünspan ein, als AEON ZEN bereits zockten. Zunächst schenkte ich der Band wenig Beachtung und wollte sie bereits unter der Kategorie „uninspirierter Frickelprog“ mental wegheften. Dann fiel mir auf, dass der Sänger eigentlich ziemlich geil schmetterte und auch Melodien hängenblieben. Überhaupt waren die Songs zwar genretypisch überlang, aber doch auch von guter Quali. Wenn ich das korrekt mitbekommen habe, handelt es sich bei AEON ZEN um ein Ein-Mann-Projekt des englischstämmigen Bassisten, der für die Liveumsetzung talentierte Knechte ranholt, auf dieser Tour war es z.B. der DRAGONFORCE-Typ an den Keyboards (welche dieser übrigens nicht zu aufdringlich einbrachte). Die Band hat verstanden, dass sie hier eine große Chance zur Promo hat und vertickte ihren aktuellen Longplayer für 5,- Euro. Hab ich doch gleich mal mitgenommen. Schön auch, dass Sound und Licht bereits mehr als stimmten, die Band sogar die beiden Videoleinwände ihrer Gastgeber nutzen durfte.

Ah, aber so richtig war ich dann doch nicht mehr bei der Sache, denn nun stieg die Spannung. Zwar hatte ich DEVIN TOWNSEND bereits gesehen, aber immer mit STRAPPING YOUNG LAD, noch nie solo mit der DEVIN TOWNSEND BAND (oder dem -PROJECT), deren Songs ich insgesamt sogar besser finde.

Zunächst lief fieseste Disco-Mucke… Wir regten uns schon über das unfähige Grünspan-Personal auf, aber merkten dann, dass zu den Songs die Leinwände liefen – und zwar mit einem hämisch grinsenden ZILTOID (kennste nicht? Dann googel oder besser ixquicke nach dem grandiosen Album „Ziltoid The Omniscient“), entweder als Handpuppe, der zu der Gülle tanzte, oder als Animation a la Space Invaders, der aus einer fliegenden Kaffeetasse die Erde mit Laserstrahlen verwüstete (so ein Kram lief dann auch den ganzen Gig über). Schön, schön, Mr. Townsend ist also nicht inzwischen erwachsen geworden oder so…

HeavyDevy

Irgendwann dann LIGHTS ON und Devin Townsend marschierte glatzköpfig, im Anzug und breit grinsend ob der jubelnden Meute begleitet von ein paar bärtigen und langhaarigen Freaks auf die Bühne. Hatte er auch schon mal Grund zu, denn das Grünspan war ordentlich gefüllt. Von Anbeginn an strahlte das Charisma dieses Mannes hell. Unkonventionell, charmant und mit einem zu keinem Zeitpunkt berechenbaren Humor ausgestattet führte der Synästhetiker durch den Streifzug seiner Soloplatten. „Wall of sound“ – dieser Begriff wird gern inflationär verwendet, hier traf er vollständig zu, als die Band mit „Addicted!“ breitbandmäßig loslegte. Wer nicht in orgiastische Zuckungen verfiel, der stand mit breitem Grinsen da. Denn was Devin an Grimassen und Verrenkungen abzog, spottete jeder Beschreibung. Vor allem konterkarierte er die eigene Musik durch dermaßen alberne Gesten, dass das Rockstargehabe abgeschmackter Poserbands hohl und leer dagegen wirkte. Als er z.B. vom Brüllkreischgrunzgesang plötzlich in eine megakraftvolle, fast opernhafte Passage stieg, pulte er sich dabei lässig an den Nippeln (gitarrespielenderweise natürlich). Eine Zwangspause wegen eines zerkickten Bassdrumpedals (Schlagzeuger = Tier) überbrückte er, indem er die erste Reihe per Handschlag begrüßte – und plötzlich die Krücke eines Besuchers in der Hand hielt, die er gleich in Maschinengewehrpose aufs Publikum hielt und verkündete: „Now we’re gonna shoot ya with some love goo!“. Love goo, gutes Stichwort, die Musik, die ganze Art der Darbietung auch, war eine geniale Mischung aus positiver Energie und kompletter Durchgeknalltheit, wie ich sie ähnlich nur bei Ozzy Osbourne erlebt habe. Letzterer allerdings nicht mir dieser genialen (schon wieder ein Begriff, den man vorsichtig verwenden sollte) Mischung aus verschiedensten Gesängen, filigransten, ja wunderschönen Harmonien und aggressiven Extrem-Metal-Attacken. Die Meute kreischte vor Begeisterung, man kann in der Tat sagen, dass eine besondere Stimmung herrschte. Mich freute, dass mit „By Your Command“, „Ziltoida Attaxx!!“ und „The Greys“ mehrere „Ziltoid“-Songs dabei waren, wobei auch „Earth Day“, „Kingdom“ oder „Deep Peace“ Höhepunkte waren. Nachdem man bereits das Zugaberitual verarscht hatte, kam man ein weiteres Mal auf die Bühne. Devin bat Tanzwütige auf die Bühne, was nach kurzem Zögern auch ca. 30 Nasen wahrnahmen und es gab den Tanzflächenfeger „Bend It Like Bender!“ (Anneke van Giersbergens Stimme kam natürlich vom Band). Euphorie in und auf der Bühne („Can you do the Cancan?“), die Townsend noch steigerte, indem er erst Cancanmäßig die Beine in die Luft warf, um dann vor seinen Mittänzern auf den Knien Gitarre zu spielen. Ein Typ wuchtete sich ihn schließlich auf die Schultern, von wo aus DT seine letzten Riffs ins Grünspan schleuderte.

Bin einfach nur froh, dabei gewesen zu sein!

HeavyDevy

 

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Kommentare   

0 #3 Philipp 2011-03-12 20:15
Bilder von Jazz Afire ergänzt. Besten Dank!
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+1 #2 Andy 2011-03-10 20:15
ZILTOID!
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0 #1 Philipp 2011-03-10 19:11
Fotos folgen wahrscheinlich noch...
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