Wacken Open Air 2005 / 4.-6.8.05 - Wacken

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Im Rahmen unserer diesjährigen Wacken-Berichterstattung fangen wir zunächst mit einem sehr ausführlichen, privaten WACKEN-Rückblick von Semmel an. Viel Spass dabei!
Die nächsten Tage erscheint dann nach und nach der Artikel von Philipp und mir, der ein bischen stärker die Musik in den Mittelpunkt stellt.
Aber zunächst geniesst mal Semmels Atmo-Bericht!!

Was gibt es zu berichten vom WACKEN 2005? Nun als aller erstes sei gesagt, dass ich mich an kein Wacken-Festival erinnern kann, an welchem es so geschifft hat wie in diesem Jahr. Es war immerhin schon mein 8. Besuch, des mittlerweile größten Metalfestivals in Europa.

Mal nachdenken, 1999 hatte es derbe gepisst zwischen Six feet under und Cannibal Corpse. When the sky turnes black hat es vorangekündigt und bei hammer smashed face kam dann auch sogleich der Hammer, und leider war ich auf Regen so gar nicht vorbereitet. Ich hatte weder Wechselklamotten noch einen Schlafsack dabei, was mir als längste Nacht meines Lebens im Gedächnis bleiben wird. Hätte Meyer mir nicht ein paar Sachen von sich geliehen, wäre ich an den Folgen wahrscheinlich zugrunde gegangen.

Mit Kaark, Fischer und dem damals noch sehr mobilen Holger ging es zwei Jahre später zum Wacken 2001. Eigendlich war während des Festivals schönes Wetter, nur als wir am Sonntag bereits alle Zelte abgebaut hatten, setzte Petrus Regentropfen auf das Gelände, die meine Haut durch meine Kleidung komplett benetzten. Der lächelnde Kürbis von Halloween (die Best of Scheibe) hatte uns dann nach Hause begleitet, wobei uns überhaupt nicht zum Lachen zumute war.

2002 hatte es einmal durchweg eine Nachtlang so richtig gegossen, sodass Meyer und ich uns dazu entschlossen hatten unser dadurch sehr mitgenommenes Zelt auf dem Gelände zu belassen. Hier kam auch das erstemal Stroh zum Einsatz, welches über den Matsch des Festivals verstreut wurde. Sehr effektiv muss ich sagen, allerdings nur bei Regen der auch irgendwann mal aufhört. Nicht so in diesem Jahr!!


Also gut, weil Wacken mein Muss-Festival ist, habe ich natürlich jede Einzelheit genau geplant, sogar wann ich wieviel Schnaps zu mir nehme. Da es dieses Jahr schon Dienstag losging nahm ich mir vor an diesem Tag nur Bier zu trinken, die drei darauffolgenden Tage jeweils eine Flasche Rum und schließlich wieder Bier um auszunüchtern. Genügend Fleisch für Tage, 10 Kilo Kohle und das sehr praktische Grillfass hatten wir ebenfalls auf Tasch. Dann kann es also losgehen und wie im letzten Jahr mal wieder nur Hülsy, Meyer und ich. Mit Bus und Golf setzten wir uns in Bewegung und weil ich als Beifahrer mitreiste, nutzte ich diese Zeit selbstverständlich zum Biertrinken. Meine Blase war schon reichlich befüllt, als wir Wacken erreichten. Wie? Die Straße bestückt mit Headbangern und das am Dienstag, ist das zu glauben? Unser erstes Schlüsselerlebnis kam dann sogleich beim Bezahlen der Park & Campinggebühr: 25 EURO pro Auto, meine Fresse datt wird ja immer mehr! Das Zweite ließ nicht lange auf sich warten, denn die Ordner wiesen uns auf Feld „E“ ein, auf welchem wir erst weit hinten den geeigneten Platz fanden. Wir waren also erst einmal bedient. Der Pavillion und unser Zelt standen, und unsere Stühle mit Fußstütze (sehr nobel) waren aufgestellt, was nur bedeuten kann, dass wir es für Heute ruhig weiterlaufen lassen konnten. Bier her, Grill an! Dieser Grill musste allerdings erst zusammengesetzt werden. Da Meyer und ich Kaufleute sind, ist zusammenbauen nichts für uns, also blieb diese Aufgabe am Hufschmied haften. Er hat sich bemüht das Ding zu unserer vollsten Zufriedenheit aufzustellen, musste dann aber doch bei unseren Nachbarn abgucken, welche den gleichen Grill ihr Eigen nannten. So haben wir dann auch sehr schnell unsere Saufbrüder gefunden. Diese hier kommen aus Lüneburg: Axel, Ulf, Malte(? - Ich weiß nicht mehr, ob das sein richtiger Name ist, verdammt), Old-School-Metaller Werner und seine Freundin Astrud (nanu, eine Mixtur aus Astrid und Gertrud, wer denkt sich sowas aus, wobei Axel uns freudig berichtete, wenn er diesen Namen als Textnachricht in seinem Mobiltelefon schreiben will, erscheint als Worterkennungsfunktion das Wort: Brüste – ja, augenscheinlich nicht gelogen!)

Uns wurde schnell klar das Ulf zum Sprücheklopfer des Festivals werden würde, mit seiner Stimme, die sehr stark an eine Parodie von Gerhard Schröder erinnerte, und bei so viel Laune fließt das Bier auch schneller. So blieb es also längst nicht mehr dabei, Babalou lief sowieso nebenher, und als der erste ORO angestochen wurde, war mein oben genannter Plan verworfen. Datt Festivalgelände haben wir natürlich an dem Tag auch noch abgecheckt. Ich würde sagen ungefair einen Kilometer geradeaus auf einem gut 7 Meter breiten Trampelpfad mit Muttererde als Untergrund, was sich in den nächsten Tagen noch ändern wird, an dem Shower Camp bzw WC-Camp vorbei (hierzu später mehr) über die Hauptzugangsstraße auf das riesige Areal. Zu unserer Rechten erstreckte sich der gewohnte Paulaner Biergarten und schloss mit dem Infopoint, der Mittig in die Ebene gelassenen wurde. Ringsherum quasi als Grenze standen zahlreiche Fress-, Sauf- und Merchandisestände, schätzungsweise 30 Stück. Leider war der Eingang zu den Bühnen versperrt, es gab noch keine Bänder und der Metallmarkt war ebenfalls noch nicht geöffnet, sodass wir uns wieder auf den Heimweg machten.

Wann wir dann letzlich schlafen gingen, weiß ich nicht mehr, nur dass mein Schlaf angenehm verlängert wurde durch die zu dem Zeitpunkt noch flauschige Luftmatraze.

So um 10 Uhr begann dann für mich der Mittwoch und wie startet man am besten so einen Tag? Natürlich, ...plopp Bier auf. Unsere Zwischenbilanz besagte, dass wir bereits 1,5 Flaschen Hartstoff in uns hatten und uns somit noch 7,5 zur Verfügung standen. Sollte reichen, oder? Wir werden sehen.

Auf zum Festivalgelände, Meyer und ich besorgten uns sogleich das Wacken-Wristband, diesmal in lila, wobei Meyer gleich bemerkte, dass der Stoff sich wie Damenunterwäsche anfühlte. Dem Meyer zustimmend gingen wir kurze Zeit später auch wieder zum Zeltplatz zurück. Der ORO wartet, für welchen wir aufm Weg noch Cola besorgen mussten – Ja, es gibt tatsächlich gekühlte Cola dort zu kaufen. Im Prinzip ist Wacken auch so eine Art Einkaufszentrum für Headbanger - Campingausrüstung, Kleidung, Essen, Saufen, etc... - alles da, man braucht nur reichlich Geld. Anschließend haben wir den Hülsy aus seinem Bus gejagt. Kann ja nicht sein, bis zwölf Uhr schlafen, olles Landei. Nach der morgendlichen Grillaktion und der Leerung der übrig gebliebenen halben Portion Rum musste ich erstmal aufs Scheißhaus – kein Dixi, nein eine richtige Keramik mit Spülung, verbunden mit einer lohnenswerten Investition von 50 Cent. Stilvoll bin ich also meinen Lehm losgeworden und nun voller Tatendrang wieder zurück, um mich so richtig zu beballern. Sauft's wie die Sau! Würde Ulf jetzt sagen. Dieser Tag forderte 3,5 Flaschen ORO und ein Fass Bier von uns, Fremdalkohol nicht mitberechnet. Hülsy hatte in der Umgebung noch des öfteren nach Rauchverbündeten gekundschaftet und gleich nebenan drei Berliner Gelegenheitsmusiker von dem Duft seiner Pfeife überzeugen können. Dieser Duft war es dann wahrscheinlich auch, der Schlaubi den Pfadfinderbruder im Bunde anbeilockte. So genüßlich beim Schnaps und Gras haben sie sich dann alle innerhalb kürzester Zeit die Lampen ausgeschossen, ein wahrlich netter Anblick. Mittlerweile hatte leichter Regen eingesetzt und halbwegs ernüchtert schleppten Hülsy und ich uns wiedermal zum Festivalgelände, denn die Partie TSV Wacken vs. FC St. Pauli hatte bereits begonnen, allerdings sollten wir nie bei diesem Fußballspiel eintreffen. Der Metallmarkt war zu verlockend, also zog es uns in die Abgründe voller Merchandising und Metallspielereien, die sich nur teilweise erschwinglich darstellten, wenn ich meine Reisekasse dagegen hochrechnete – sei es drum, ich habe mir trotzdem etwas gekauft.

Wie ich zum Zeltplatz zurückgekommen bin und ob wir noch einmal den Grill angewarfen, ich weiß es nicht mehr, denn ab hier reißt sich ein großes Loch in meinen Verstand, ein Zeitverlust von circa 4 Stunden würde ich vorsichtig schätzen. Irgendwie hat Armin mich schließlich wohl gefunden und mich mit zu sich nach Hause genommen, welches auf einem anderen Campingfeld lag. Er führte mich die Wege entlang bis zum Eingang seines Schlosses, das Monster eines Chevrollet Pickuptruck hatte einen eigenen Pavillion als Garage, ein gigantisches Gefährt. Vor dem Tor war ein Burggraben eingelassen, mit dem ich selbstverständlich Bekanntschaft schloss und nun ein wenig angedreckt gab es das, was mir versprochen ward – Rum! Das Elexir herunterstürzend kehrte nach und nach meine Zurechnungsfähigkeit zurück. Ebenfalls kehrten seine Kollegen einer nach dem anderen aus dem Gelände zurück, als hätte ihr Häuptling sie gerufen – ich dachte, ich wäre verrückt. Gut, also Feuerspucken mit Flüssiganzünder. Das wurde mir dann doch ein wenig zu heiß und ich stolperte orientierungslos zurück zum Eigenheim. Sach, schlafen die? Nein, von hinten näherte sich die weißliche Gestalt des Verhülsdonk, sie gab mir langsam zu verstehen, dass wir weitertrinken sollten. Tolle Idee, und weil die Musik auf 1 Uhr über die Ebene zu uns rüber drang, entschlossen die Gestalt und ich uns dem anzuschließen. Kassierer und die Ar***gef****en Gummizofen wurden aufgelegt (wie? Zensur? ;), wir tranken und feierten noch so 2 Stunden lang, bis ich dann endlich in den vergnügten Promilleschlaf fiel.

Als erster wieder schlaflos, robbte ich ausm Zelt – Plopp, Bier auf! Gespendet von unseren Lüneburger Zechkollegen, na denn Prost. Es war ziemlich windig und unser Pavillion hätte sich beinahe verabschiedet, wenn ich nicht hin und wieder die Heringe in den Boden zurückgestoßen hätte. Da das Gestänge des Pavillions jedesmal beim Fluchtversuch am Bus scharbte, zwang es den Hülsy doch tatsächlich vor seiner Zeit aus seiner Koje. Das, was ich nicht hinbekommen hatte, war für den Hufschmied mit etwas Grappa und einigen zusätzlichen Heringen erledigt, ich sag doch – ich bin halt nur ein Kaufmann. Also, wir haben Donnerstag, Donnerstag? Ich befinde mich jetzt schon auf Promillehalterei um einen konstanten Wert von 1,5. Allerdings ließ ein kurzer Blick auf unseren Schnapsvorat darauf schließen, dass wir heute den Hahn etwas zudrehen werden, denn unser Übel des nächsten Rausches nannte sich OLD PASCAS. Gott wollte wahrscheinlich nicht, dass wir billigen Schnaps trinken, was wohl auch der Grund dafür ist, warum er über kommende Nacht das Weinen anfängt. Vorerst wird allerdings die Sonne scheinen. Sonne, Alkohol und ich, das kann nur eines bedeuten, genau wie beim Konzert im Vinyl am Vatertag 2005: Sonnenbrand, der beim der Entstehung entweder nicht bemerkt oder einfach ignoriert wurde.

Nun, der einzige Unterschied zum gestrigen Tag, ist die Tatsache, dass ab 18 Uhr die Bands begannen, dem schon jetzt zahlreichen Publikum, die Stromgitarrenriffs in deren Köpfe zu kloppen. Nagut, einzig wirklich erwähnenswerter Metalgig an diesem Abend wäre wohl Candlemass, die hatte ich verpasst. Stattdessen habe ich mir Mambo Kurt reingezogen. Ja, liebe Freunde der Heimorgel, Mambo Kurt ist für mich das Highlight am Donnerstag gewesen und hier zeigte sich mal wieder, dass auch ganz düstere Metaller bei Songs wie „My heart will go o­n“ mitsingen können und dieses auch taten. Eindeutig unnachahmlich war meiner Meinung nach dann doch das Slayer-Heimorgelsolo, einfach genial und wunderbar fürs Zwerchfell. Anschließend, nachdem wir uns einige Snacks einwarfen (Pommes mit Käsesoße, Riesenhotdog und immernoch hunger), erlebten wir noch den letzten Abschnitt von Oomph! Augen auf ich komme, aber erst wenn der Eckstein versteckt ist, oder so. Merkwürdige Art von Musik, aber es sah so aus, als würde sich ihr Rhythmus durch die Menge tragen. Als wir von dannen zogen, schwellerte uns noch der Operngesang der Frontdame von Nightwish in den Rücken, welcher uns dann noch schneller in Richtung Quelle anschob. Wir schenkten nun gänzlich unsere weitere Aufmerksamkeit der Dezimierung des PASCAS. Ich glaube irgendwann hatten wir die Schnauze voll und haben den Whiskey rausgeholt – ja besser, viel besser. Trotzdem sind wir früh zu Bett an diesem Tag, so um 24 Uhr war einfach der Wurm drin. Um circa 3 Uhr wurde ich dann aus meinem Traum (lecker Formfleisch) geschrien. „Deine Mutter spielt beim BVB“, Armin hatte Meyer und mich in gröbster Art überfallen, er richtete sich über uns auf und rüttelte an unseren Körpern, die weder imstande waren sich zu bewegen, noch die Lust dazu verspürten, und während seiner Aktion wiederholte er immer wieder diesen einen Satz. Ich war zwar nicht beim Bund, aber genau so hatte ich mir das immer vorgestellt. Er muss verschwunden sein, denn ich konnte mich plötzlich wieder meiner Phantasie widmen bis etwa 5 Uhr – Es regnete, und diesmal richtig. Zu meinem Entsetzen war das nicht das Einzige, was ich bemerkte. Scheinbar habe ich auf einem Arm geschlafen, der jetzt wie Gummi neben mir sein Eigenleben führte, und es hatte eine ganze Zeit gedauert, bis das Gefühl in diesen Klumpen zurückkehrte. Schon in den vergangenen Nächten schlief ich in voller Montur, nur zu diesem Zeitpunkt wurde es bitter nötig, es wurde so richtig ungemütlich, dass ich mich bis 9 Uhr im Zelt aufhalten werde. Nun aber raus – Der Freitag sollte richtig nass werden, was leider auch der Grund dafür ist, warum ich an diesem Tag so wenige Gigs miterlebt habe. Gut denn, Nach dem morgendlichen Capuccino musste ich erst einmal aufm Pott und weil schon zahlreiche potenzielle Keramikmitbenutzer unterwegs waren, reihte ich mich ein und ich sage euch, dieses wird heute nicht mein letzter Stuhlgang gewesen sein. Beim nächsten Mal bin ich sogar so verzweifelt, dass ich ein DIXI benutzen werde, und wo beim Spülklo das selbstgebaute Nest (Etwas Papier zum Abwischen der Brille benutzen, um die Brille vier Streifen Arschpappe verlegen, und darauf dann vorsichtig zur Ruhe gebettet) zum Einsatz kommt, ist es beim Dixi zwingend erforderlich hiervon eine besonders stabile Konstruktion zu erstellen und dass zusammen mit dem gleichzeitigen Bedürfnis etwas so schnell wie möglich loszuwerden – verzweifelt eben. Jetzt wo alles Unverdaute entsorgt war, musste Nachschub her denn unser Fleisch war alle, was Meyer dazu veranlasste bei diesem schon leicht angematschten Boden ein Unternehmen aufs Exempel zu statuieren, welches auch gut hätte in die Hose gehen können – Einkaufen fahren! Also wir beide im Golf und dann querfeldein zum Ausgang, wobei wir glücklicherweise nicht stecken geblieben waren. Beim Sparmarkt ordentlich Fleisch und Bier getankt (Allein durch das Wacken Open Air der letzten 16 Jahre zum Riesen Supermarkt aufgestiegen, scheint er doch für die 500 Seelengemeinde recht überdimensioniert), ging es wieder zurück zum Campinggelände und es gab tatsächlich keinen Zwischenfall. Ich erinnere mich noch an die vergangene Jahre, wo wir noch zum Supermarkt laufen mussten, dass war damals ein mehrstündiges Abenteuer, dieses hier lief etwa 45 Minuten, echt krass. Hülsy hatte sich in der Zwischenzeit eingepackt in seinem Friesennerz im Regen Marky Ramone angetan, von dessen Bericht ich entnahm, dass er sich eine ganze Ecke mehr davon versprochen hatte. Wie auch immer, zwei Flaschen Rum waren noch übrig, welche sogleich in Angriff genommen wurden. Der nächste Aktor stand bevor und wir beeilten uns die Mischungen so schnell es irgend ging zu vertilgen. Bloodbath, das ist Todmetal von Produzentenlegende Peter Tägdgren, der sich in dieser Projektband am Mikrophon einfand. Ich würde sagen, es war sehenswert aber nicht unbedingt der Grund für einen Plattenkauf, alle anderen der Bande waren nicht so überzeugt davon, naja, das sind auch nicht solche Düstermetaller wie ich. Eine Stunde später sollte auf der gleichen Bühne Obituary gleiches Genre rüberknüppeln, hätte ich auch gerne gesehen, allerdings fing es kurz vorher richtig an zu pissen. Dieser Regen wird nun etwa 2,5 Stunden anhalten und das gesamte Camping- sowie das Festivalgelände in ein Schlachtfeld verwandeln in Form einer 10-20 cm tiefen Flüssigmatsch-Schicht. Ulf hatte sich an Obituary herangetraut, er scheint offenbar ein Fan zu sein, wobei die Eröffnungsrede vom Sänger John Tardys später zu seinem Standardspruch werden wird „We have a new album out – frozen in time“, was auch bitte so zu lesen ist, wie es ausgegrunzt wird. Regen hin oder her, Machine Head musste ich unbedingt sehen, ich bin schließlich schon Fan dieser Band seit ihrem Debut „burn my eyes“, was bedeutete, ich musste raus in den Dreck mit nichts weiter als meinen Bowlingschuhen an den Füßen und ich hatte die Befürchtung eben diese Schuhe bei jedem Schritt zu verlieren. Vorerst allerdings stellte uns der gerade erst in Wacken eingetroffene Boris die Aufgabe, ihn in diesem Chaos zu finden. Unvorstellbar, dass er es mit seinem Golf bis zu unserem Campingfeld geschafft hat. Boris war der letzte im Bunde und er hatte Whiskey mit dabei, dann kann es ja weitergehen...

Jetzt aber schnell, datt Konzi läuft bereits. Mein schon erwähntes Vertrauen in Machine Head war nicht unbegründet, sie waren sogar noch besser als der Hammer den ich erwartet hatte. Und es hat sich auf jeden Fall gelohnt dieses Mistwetter dafür zu ertragen, einfach stillstehend habe ich mir den Deathmetal-Prost von Rob Flynn angehört, was dermaßen sympathisch rüberkam, sodass ich mir gleich ein Bier kaufen musste. So überzeugt von dieser Band, hatte ich schließlich Cateract verpasst, die Zeitgleich spielten, welcher Zustand sich am Samstag noch öfter wiederholt, als mir lieb war. Den beschwerlichen Weg zurück zum Zeltplatz hatte ich gerade so überstanden, bespritzt mit Dreck und beinahe abgepackt durfte ich dann auch gleich wieder umdrehen, Hülsy und Boris nahmen mich bei der Hand und schleiften mich mit zu der Instumentalpräsentation von Apocalyptica. Erst ging Hülsy verloren und schließlich auch Boris, ob er noch weiß, wie er zurück zum Lager kommt? Man wird sehen...

Ich habe also das Musikspektakel von Apocalyptica erlebt, ich muss sagen, es war ganz nett. Teilweise habe ich sogar mitgesungen, das lag aber wahrscheinlich eher daran, dass alle dieses taten. Nun ist aber gut, ich kann nicht mehr stehen und will einfach nur auf festem Untergrund zurück. Im Gehen vernahm ich noch das fiese Organ vom Gorefest Sänger und dachte mir so im Stillen – noch eine Band, die du verpasst hast. Das muss morgen anders werden.

Glücklicherweise verlor ich auch diesesmal meine Schuhe nicht und gesellte mich schließlich zu dem im Pavillion verweilten Hülsy, der gerade damit beschäftigt war eine Gute Nacht Mischung zu vertilgen. Sichtlich erfreut mich und sein Trinkhorn wieder zu sehen, welches ich die Zeit über bei mir trug, schenkte er mir ebenfalls ein. Wenig später waren wir uns einig, das Boris unseren Standort im Dunkeln nicht finden würde und Hülsy legte sich schlafen. Sollte ich meine Sachen ausziehen, war ich mir im Klaren darüber, das ich morgen meine Schuhe nicht wieder anziehen können werde, also verblieb ich dort wo ich war, in meinem Campingstuhl, wo ich letztlich versackte bei Bier, Wurst und Honig-Senf-Dill Soße. Ja, richtig – ich habe die Nacht von Freitag auf Samstag im Stuhl übernachtet oder besser verbracht, und das Tolle war, jedesmal, wenn mein Bier alle war, habe ich auf dem Boden irgendwo ein neues gefunden. Das Leben kann so schön sein. Wach- und Schlafphase wechselten sich regelmäßig ab, sodass ich den Sonnenaufgang nicht verpasste, gerade rechtzeitig, denn mir war kalt. Beim glitzern der ersten Strahlen fand auch Boris sich wieder ein und stieg schlammig stinkend zum Hülsy in den Bus. Echt reger Verkehr am Morgen, denn kurze Zeit später zog Schlaubi mit dem blonden Mädchen an mir vorbei, welches er an diesem Tage kennenlernte. Amüsiert über die Tatsache, dass ich im Freien nächtigte, spekulierten sie in meiner Gegenwart darüber, was sie gleich alles im Zelt anstellen werden um sich zu wärmen. Was daraus wurde erzähl ich besser nicht, aber trotzdem eine recht lustige Geschichte, wer sie wissen will, muss mich einfach darauf ansprechen. Also, schätzungsweise eine knappe Stunde später kamen die beiden wieder bei mir vorbei, diesmal um das Weibchen nach daheim zu geleiten, welch Gentelman, wie sich noch rausstellte, war das allerdings seine Pflicht zur Besänftigung – ich sag ja, lustige Geschichte!!. Das Wetter versprach einigermaßen gut zu werden und ich rückte meinen Stuhl in Richtung Sonne. In dieser Position habe ich dann noch etwa eine Stunde schlafen können, bis mich dann die ersten Tropfen wach kitzelten. Einmal kurz Regen, das aber richtig 10 Minuten oder so, dann kam die Sonne wieder und dieser Zustand hat sich am Samstag auch nicht mehr geändert – Petrus hatte uns an diesem Tag also richtig verarscht. Es muss neun Uhr gewesen sein, als sich der Kackreitz bemerkbar machte und mich in Richtung Spülklo trug. Schlafen die denn niemals? Nagut, ich reihte mich also in die Warteschlange ein. Von Hinten drang der Lärm, der ortsansässigen Metaller zu mir, über die es auch einiges zu erzählen gibt. Denn sie feierten AUF dem Dach eines Wohnmobiles, welches sie fachgerecht für das Befeiern herrichteten. Ihr Grundstück erschloss sich hinter dem errichteten Holzzaun mit eingelassener Tür und der dazu passenden Klingel. Und genau so wie im letzten Jahr, verfügten sie auch jetzt über Musikinstrumente und Verstärkeranlagen, die sie des Abends zum musizieren und über Tag zum bepöbeln und verspotten der Vorbeiziehenden nutzten. Letztes Jahr hatte ihnen das sogar ein Auftritt auf einer der Nebenbühnen eingebracht. Es wurde also nicht langweilig, weshalb ich mir nach meinem Geschäft noch ein Baguettbrötchen einwarf um dann vergnügt schmatzend zum Rückweg anzusetzen. Ich war in Sauflaune, nur hatte ich leider alle Bierreserven im Umkreis von 10 Metern um meinen Stuhl bereits intus. Meines Wissens gab es da noch ein Bierfass und Whiskey von Boris, was beides derzeit im Bus verweilte. Dass sich im selben Moment die Bustür öffnete, kann nur etwas mit Glück zu tun gehabt haben. Whiskey ließ ich erst mal bleiben, nur köstigte ich vorerst von der Mischung, die Boris angesetzt hatte – ganz schön ekelhaft, ich hatte das Gefühl mich übergeben zu müssen, fing mich aber rechtzeitig wieder nach einmal würgen und 10 mal Frischluftzufuhr. Nach kurzer Zuständigkeitsklärung, wer den Grillschafner spielt, wurde schließlich das Grillfass befeuert um alle restlichen Fleischwaren zu vernichten, sodass es von den Seiten her Anfragen regnete, wie man nur so viel essen könne. Tja, die kennen eben nicht die Mägen von Meyer und mir. Gut, wir hatten dann doch noch genug fürs Mittagessen übrig gelassen und Boris ließ es sich nicht nehmen, eine Tüte zu bauen, welche selbst ihn aus seinen Schuhen prügeln wird. Er stieß seinen ersten Zug wieder aus und sagte: „Wie kann man von einem Zug schon so fertig sein“, und so war es, kurz nach Beendigung seiner Morgentüte wurde er schlafend in seinem Golf entdeckt. Ich glaube, jeder weiß was Fussballgas ist, und Hülsy hatte so etwas zufällig mit dabei. Das war ein Spaß, Hülsy hielt den Trichter der Hupe in die Fahrerseite und drückte kräftig drauf – keine Reaktion – noch mal – wieder nichts. WOW, der Junge erkauft sich Freitagabend ein volles Wackenticket für knapp 80 EUR oder so, und ist nur breit, ein echt teurer Trip.

Nein, ich muss wieder scheißen, ich glaube es nicht. Samt Arschpappe machte ich mich also auf zum Spülklo, wo ich schmerzlich feststellte, dass ich dort länger warten würde als in der Warteschleife der Telekomhotline – Verdammt, also zurück zum Dixi, meine kostengünstigere aber keines Wegs bessere Alternative. Hier warteten etwa 6 Leute auf die erlösende Entleerung. Zwei Dixi`s standen nebeneinander, und als der Dritte das rechte Dixi erklomm, rechnete ich damit doch schnell an der Reihe zu sein, aber nein – links war die Zeiteinhaltung human, 5 Minuten durchschnittlich, aber der im rechten Dixi hat sich Zeit gelassen, soviel Zeit, dass alle Verbliebenen samt mir auf das linke Dixi gehen mussten, wonach er immernoch draufgesessen haben muss, denn der nach mir in der Reihe wartete nach wie vor geduldig. Mal nachrechnen, knapp 4 x 5 + 5 macht fast 25 Minuten auf einem Dixiklo, wo jeder andere sich bereits auf die Scheißpyramiede erbrochen hätte, verspürte dieser hier wohl eine intime Zuneigung zum Kotgeruch, wahrlich unmenschlich!

Für den Samstag nahm ich mir vor doch ein paar Bands mehr zu sehen, denn ab 14 Uhr war die gesamte Running Order der Blackstage sehenswert, da kommt einiges zusammen: Suffocation, Holy Moses und Dissection, Marduk und Finntroll, Noice Forest aus Kiel, Kreator, Torfrock und Sentenced, wenn ich noch nicht all zu fertig sein sollte hatte ich mir sogar o­nkel Tom aufm Zettel vermerkt. Also auf zur Blackstage.

Wir hatten sogar den vollkommen dichten Boris dazu bewegt mitzukommen, wo er dann im Stroh weiterschlief. Tanzbarer, neuartiger Deathmetal – ich muss sagen, Suffocation haben mir sehr gut gefallen, von denen werde ich mir wohl auch noch eine Platte besorgen müssen. Holy Moses waren wie gewohnt gut, nur konnte ich den Rest vom Gehen nicht abhalten und auch für Dissection konnte ich keinen überzeugen, allerdings fand ich deren Auftritt auch weniger gut. Die mit Bier befüllte 1 Liter Colaflasche war selbstverständlich längst geleert, sodass wir auf Teuerbier vom Festivalgelände ausweichen mussten, wo ich mir leider sehr viel von besorgt hatte. Im Metalmarkt stellte ich wenig später fest, welche Konsequenz das für mich bedeutete, denn es war nur noch ein Restbetrag von 30 EUR übrig, und ich wollte mir noch so einiges an CD`s besorgen. Gereicht hatte es dann nur noch für die Kette, die ich für mein neu erworbenes Portmonaie benötigte, sowie für eine CD von einer Band Namens Raging Speedhorn, die ich mir schon vor Zeiten zulegen wollte. Den Einkauf am Lager lassend, versackten wir natürlich wieder bei Fleisch und Bier, sodass wir Marduk und Finntroll verpassten. Marduk war nicht so schlimm, die hatte ich bereits in den vergangenen Jahren mitgenommen, aber dass ich Finntroll ausgelassen habe, bedaure ich jetzt zutiefst, denn ich habe mir später sagen lassen, dass diese Band eine so gute Stimmung verbreitet hatte, wobei erstens der Platz für das Publikum vor der Partystage nicht ausreichend genug war und zweitens sämtliche Fans auf die angrenzenden Bäume kletterten um dort mitzubangen, wo vom bloßen Zusehen die Angst aufkam, dass der Baum unter dieser Last nachgeben könnte. Sehr schade, vielleicht ein anderes Mal. Aber Noice Forest, an dieser Band führt nun kein Weg mehr vorbei, hatten zwar schon begonnen, weil die Security mal wieder beim filzen die Zeit vergaßen und letztlich doch alle Restlichen durchlaufen ließen, doch lieber zu spät als nie. Sehr überzeugend druckvoll und schnell aber auch teilweise schleppend rythmisch zum mitnicken, kurzum – mal wieder eine sehr geile Band aus der Kieler Metallschmiede. Auf dem Weg zum Paulaner Biergarten trafen wir schließlich Phillip von Bonehouse und tauschten erstmal einige Erlebnisse aus, und Phillip und seine melodramatische Beschreibung des Finntroll ist auch der Grund, warum ich bedauere nicht dabei gewesen zu sein. Auf diesen Schock gibt's erst mal ein kühles Gezapftes, ahrghrg... kein Geld, also doch zum Lager. Wie Wahnwitzig, dort angekommen konnten wir gleich wieder umkehren, denn Kreator hatten sich vorangekündigt. Die Berliner- und Lüneburger Meute im Schlepptau, setzten wir uns also mit vereinten Kräften in Bewegung um guten alten Trashmetal zu sehen, die alte Schule sogesagt, welcher Kreator wieder treu ergeben sind. Suicide Terrorist und Enemy of God fallen mir auf Schlag ein und sind nur zwei empfehlenswerte Songs vom neuen Hammer-Album der Band. Wer noch nicht reingehört hat, sollte sich unbedingt einmal die Zeit dafür nehmen, es lohnt sich!!

Nach Kreator gab es erst einmal 2 Stunden Ruhe bis Torfrock und Sentenced wie auch so viele andere Bands zeitgleich spielen sollten. Nur was war das? Nein, nicht schon wieder aufs Scheißhaus, zu meinem Glück waren wir von der Blackstage rechtzeitig gen Lager aufgebrochen, sodass die Warteschlange recht dürftig ausfiel. Irgendetwas stimmt doch da nicht, Reizdarm oder etwas Ähnliches, ich werde das wohl mal von einem Doktor untersuchen lassen müssen. Wie auch immer, um Punkt 1 Uhr stapften wir durch den Schlamm um diese beiden Bands zu sehen. Wir entschieden uns erst Torfrock einzuverleiben und anschließend gegen halb zwei zu Sentenced überzuwechseln, was sich 10 Minuten danach als Fehler herausstellt. Torfrock hatten wieder einmal die Menge zum Tanzen gebracht, mit ihren besten Partysongs, wovon mindestens einer auf jeder Feier angestimmt wird, und unverwechselbar wie immer war natürlich die Flöte von Klaus, welche mich auch jetzt zum Lachen und Fröhlichsein mitriss. Allerdings werde ich Torfrock spätestens nächstes Jahr wiedersehen, Sentenced nicht, denn es war des letzte Konzert der Finnen, so sagten sie. Fernab nahm ich wahr, dass sie nicht nur neue Songs spielten sondern auch sehr viele vom Album Down, und dieses Album zählt zu meinen Lieblingsplatten. Es ärgerte mich, dass Sentenced nicht die im Programm versprochene Stunde einhielt. Trotzdem genoss ich die letzten 10 Minuten dieser großen Band. Mit Gänsehaut und den Tränen nahe schloss ich meine Augen, träumte von weit entfernten schöneren und helleren Orten, dermaßen unerreichbar, als dass ich sie je im diesseits erleben könnte.

Nur halb imstande zum Gehen entschloss ich mich o­nkel Tom ausfallen zu lassen, ich war müde und dem Meyer ging es dabei nicht anders. Nur diesesmal werden wir nicht im Zelt nächtigen, welches der Regen ganz schön mitgenommen hatte, sondern im Golf, was zwar nicht so angenehm war, aber trocken. Diese unspektakuläre Nacht verging, da ich wie ein Stein in den tiefsten Schlaf verfiel und war am Sonntag Morgen froh, dass es endlich vorüber war. Wir machten den Hülsy wach, räumten eine Fahrrinne für den Bus frei, ließen Zelt, Pavillion und Stühle an dem Ort, wo sie sich befanden, zurück und fuhren gemütlich in Richtung Ausgang, welchen wir Dank Hilfe der Ordner zügig aufindig machten. Da Hülsy die Befürchtung hatte, bei einer Polizeikontrolle lilafarbigen Urin zutage zu fördern, wurde ich damit beauftragt den Bus zu fahren, was ich meiner Meinung nach auch gut hinbekam. Ich nahm mir für zu Hause vor, die Badewanne zu besteigen, nachdem ich mich aus meiner Kleidung geschält haben sollte. Dort angekommen – nanu, wie seh ich denn aus – ließ mich dann erst einmal der Casinobart meines Spiegelbildes in dem Glauben, ich wäre das Lichtdubel von Dr. Schiwago. YEAH BABY, YEAH

- Beitrag von: Matt

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