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BLACK SPIRALS, ENDBRINGER / 26.08.10 – Kiel, Schaubude

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Kategorie: Berichte aus dem Pit

Veröffentlicht: Samstag, 28. August 2010 00:00

Geschrieben von Philipp Wolter

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Besorgt beugt sich Kollege Bra zu mir herüber und flüstert: „Sach ma, Philipp, ist der Schnurrbart etwa wieder im Kommen?“ Ich will ihm gerade einen Vogel zeigen und erklären, dass Schnurrbärte in Sachen Selbstkasteiung ungefähr auf dem Quällevel von Haircrimes wie Dauerwelle oder Minipli liegen, sehe mich aber gleichzeitig vorsichtshalber in der Schaubude um. Und erkenne erschrocken: ENDBRINGER tragen komplett Oberlippenbärte! Ein Blick weiter: Bei den Franzosen von BLACK SPIRALS sind die Pornobalken gar noch ausgeprägter! Der Schock der Erkenntnis trifft mich jedoch mit voller Wucht, als ich mich bei den anwesenden Kielern umblicke: AND THEN THEY RUN - Schnauzbart-Metaller! Bolle - Schnauzer, gewichst! Mir wird schwindelig. Die Gesichter vermeintlicher Freunde tauchen höhnisch grinsend und verschwommen vor mir auf: Bocky - Popelbremse mit Dali-Antennen! Dicki - Kaiser-Wilhelm-Bart mit hochgezwirbelten Enden! El Tofu - dreiecksförmiges Menjou-Bärtchen! Mir bleibt nur übrig, die verzweifelste aller Sinnfragen zu stellen: WARUM? Die dreiköpfige Schnauzbart-Hydra Bockydickitofu singt schief im Chor: „Es gibt keine Liebe ohne Schnurrbart!“

Auch aus dem Alptraum um das Schicksal der Schaubude gibt es leider noch kein Erwachen: Der von Dicki erwähnte wohlgesonnene Kaufinteressent scheint nicht mehr im Spiel, wieder ist alles ungewiss. Ich denke mal, dass wir demnächst von Dicki Genaueres hören, bis dahin sollte man einfach jedes Schaubudenkonz genießen.

ENDBRINGER (Essen) schieben sämtliche Spekulationen mit einer dicken Klangwand beiseite. Düsterer Hardcore, den man getrost als „modern“ einstufen kann. Geil finde ich schon im Vorfeld, dass die Band ein Banner von Sea Shepherd aufgehängt hat (auch liegen am Merch diverse Prospekte dieser Non-Profit-Umweltorganisation). Entsprechend reflektiert fallen die Ansagen des Sängers aus. Zum Beispiel, wenn er von einem Freund berichtet, der in der U-Bahn aufgrund von Äußerlichkeiten als „schwul“ beschimpft, bespuckt und geschlagen wurde. In der Tat unfasslich, dass sexuelle Orientierung immer noch ein derartiges Problem in unserer Gesellschaft darstellt. Die Band ist ansonsten gut in Bewegung, die Gitarren werden geschwungen, das Mikrokabel peitscht mir ein-, zweimal durch die Fresse und der Schweiß des Sängers spritzt mir ins Auge… Sehr gelungen die mal melodisch-filigranen, mal brachialen Gitarren. Der Gesang könnte zum Teil etwas kraftvoller sein, aber bei einer absolvierten Tourwoche bleibt ‘ne gewisse Heiserkeit nicht aus. Sehr empfehlenswert sind übrigens die „Empoison The Harvest“-10“ sowie die „Bruises“-7“ (beide schick aufgemacht, die 10“ finde ich musikalisch etwas stärker). 

Die Franzosen BLACK SPIRALS wurden uns eben noch von ENDBRINGER als „beste Band aus Paris neben KICKBACK“ empfohlen, da legen sie auch bereits los. Im Vergleich zu ENDBRINGER klingen BLACK SPIRALS stilistisch weniger klar festgelegt. Angenehm wild geht es zu – mal wird old school-mäßig genüppelt, mal gibt es auch hier walzende Passagen. Ein INFEST-Cover belegt die geschmackssichere Ausrichtung der Band. Der Bassist stößt Zarc Harkonnen vom Thron der „schmerzfreie-T-Shirt-Motive-Supporter“ – auf seinem Shirt prangt eine verfickte KATZE (die zweite Schicht offenbart später allerdings ein NEGATIVE-APPROACH-Logo)! Der Sänger geht manisch ab, springt, schreit, verrenkt sich und bedankt sich höflich für die Aufmerksamkeit. Auch hier gibt es eine musikalisch wie optisch überzeugende 7“ abzuernten („Consuming The Rests“), sodass ich mit prall gefülltem Jutesack (auch neu und mit ENDBRINGER-Düster-Motiv) nach Hause wanke.

Im Schlaf tauchen weitere Schnurrbärte auf, so z.B. dieser:

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