HACKFRESSEN UND LAMETTA X / 23.12.2009 – Schleswig, Zentrum

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„Fiede, ey! Fiede – SET C! SET C – Balladen raus, schnelle Songs rein!“

 

Dass die Jubi-Ausgabe dieses liebenswerten Festivals besonders erfolgreich ist, zeigt sich allein schon am Punschkonsum: Bereits nach der ERSTEN Band ist das Zeug alle, während im Vorjahr noch zwanzig Liter weggeschüttet werden mussten. Ein Grund dafür mag der Termin direkt vorm Weihnachtsfest sein, denn da sind viele Ex-Nordlichter schon für den jährlichen Besuch zu Hause. Die Bands sind natürlich obendrauf gut zusammengestellt, aber das ist ja jedes Jahr der Fall.

Die TYPHOON MOTOR DUDES sind heute nur zu dritt (Bassist Jens muss wohl den Weihnachtsbaum schmücken, höre ich, aber das ist bestimmt nur ein haltloses Gerücht…), aber dann hängt sich eben Ole das Ding um und ab geht’s. Allerdings nicht mit einem regulärem Set: Schon das veränderte Backdrop zeigt scharfäugigen Beobachtern, dass heute alles anders ist: Mitten ins Logo ham die Duden nämlich das SLOPPY SECONDS-Männchen gepappt. Und tatsächlich – heute gibt es nicht einen einzigen TYPHOON MOTOR DUDES-Titel, sondern ausschließlich Coverstücke von halt SLOPPY SECONDS. Nur die frühe Uhrzeit verhindert wohl, dass der Mob mehr mitgeht, denn selbst bei Unkenntnis der Band dürften Gute-Laune-Raketen wie „Steal Your Beer“, „The Horror Of Party Beach“, „Janie Is A Nazi“ oder „Come Back, Traci“ jeden Arsch in Wallung bringen. Kommt alles schön original rüber, mehrstimmig gesungen und rotzig gezockt. Witzige Idee und für die Band sicherlich einfach mal nett, nach zehn Jahren was völlig Anderes zu machen (wie mir die Jungs erzählen, wird da vielleicht eine Parallelband draus, wir werden sehen).

„Keinen Punk, keinen Metal – puren Hardcore“ versprechen uns SET SAILS, was eher selten ist, denn meist tendiert eine Hardcoreband ja doch eher zu einem Punkbackground oder zu einem Metaleinschlag. Die ehemaligen OPTIMUS PRIME donnern aber tatsächlich im Mitt-/Endachtziger-Hardcorestil nach vorne, die Optik - Bandanas vor den Birnen – passt auch, sodass man denken könnte, dass man gerade von MADBALL oder BRIGHTSIDE bearbeitet wird. Die Leute steigen sofort drauf ein, es gibt den ganzen Auftritt über ein ordentliches Geschubse und Im-Kreis-Gewetze. Für mich insgesamt eine positive Überraschung, hatte ich OPTIMUS PRIME nie gesehen. Ein Pluspunkt noch für dat maritime Image!

Inzwischen ist es auch richtig voll geworden und man hat eine bunte Mischung aller möglichen Altersklassen und Subkulturen miteinander verschmolzen. Das Gerücht, das dat Zentrum mittlerweile von einer Art Nazi-Security namens „Viking Security“ beschützt wird, erweist sich übrigens als haltlos. Die Truppe ist dieselbe wie seit eh und je. Ist natürlich generell schade, dass die hier sein müssen (?), aber es wäre niemandem bekannt, dass in deren Reihen mal ein Fascho gestanden habe. Da hätte „Hausmeister“ Fiede wohl auch ‘nen Auge drauf.

Jetzt zimmert Fiede aber erstmal für ALIAS CAYLON in die Schießbude und ALTER – wie gut sind die denn geworden? Ich bin mal echt baff, der Atze-Gig haut mich schlicht um. Offenbar hat das häufige Spielen die Jungs enorm reifen lassen, (obwohl sie ja schon immer gut waren). Aber heute offenbart sich eine Qualität in der Musik, die mir so noch nicht bewusst war. Wenn sie zubeißen, dann kracht es richtig, wenn sie dann „ruhiger“ werden, tritt eine beeindruckende Dynamik hervor. Man muss ausdrücklich auch den Mischer loben, der Thays‘ Gesang super in Szene setzt – dezente Effekte wie Hall und Zerre kommen in genau richtiger Dosierung. Es sitzt jedenfalls einfach alles und dennoch bleibt Raum für spontanen Quatsch und so geht die Band auf den begeisterten Mob ein und spielt – siehe oben – gegen Ende vor allem ihre Stücke, die die BesucherInnen endgültig in die Knie zwingen. Vollständig geil!

Eigentlich hätten LOUD AND DIRTY nicht so spät spielen sollen, aber es ging bei ihnen arbeitstechnisch nicht anders. So haben sie es nach dem AC-Auftritt erst mal nicht ganz leicht, denn die Vorgänger hatten nun mal einen perfekten Auftritt hingelegt. Aber egal – Augen zu, Vollgas und durch! Die Stimmung bleibt gut, die Hackfressenparty nimmt ihren ungehemmten Lauf. Schön energisch rotzen uns Wille & Kollegahs ihre Mischung aus Hardcore, Metal und Punk entgegen.

Und es gibt sogar NOCH eine Band – SOLEX sind spät mit ins Boot gehüpft, als dat Programm eigentlich bereits feststand. Netterweise hat die lamettöse Crew ihnen dann angeboten, noch als letztes zu spielen. Die Typen sind recht jung, aber schon fit auffe Instrumente. Sich an 70er Rock (Hendrix und so) zu versuchen, könnte gut auch in die Hose gehen. Ist auch nicht ganz so meine Musik, aber die Band macht das recht selbstbewusst und hat vor der Bühne eine Menge tanzwilliger Leute, die zu charmant präsentierten Nummern wie „Foxy Lady“ ihre Pirouetten drehen.

Börps. So, war mal wieder klasse auffem Hackfressen und Lametta. Immer wieder ein liebevoll gestaltetes Fest.

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