SKELETONWITCH, GOATWHORE, TOXIC HOLOCAUST / 09.12.2009 – Hamburg, Hafenklang

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Metal lebt, das ist nix Neues, aber immer wieder erfreulich festzustellen, gerade wenn man sich so einige Äußerungen von (angeblichen) Szenekennern Mitte der Neunziger rückwirkend nochmal vor Augen führt. Tatsächlich hat sich dieses Biest Neuerungen gegenüber einerseits wandelbarer gezeigt als erwartet, andererseits erreicht gerade Metal in seiner puren Essenz wieder breitere und jüngere Schichten. Dass ich mich an einem Mittwochabend inmitten einer vollen Hütte durchdrehender Zwanzigjähriger – nahezu alle mit kultigen Kutten und langen Matten versehen – befinde, ist dafür nur ein Zeugnis. Und wenn gerade TOXIC HOLOCAUST noch eine ganze Schippe räudigen Punk ins atomare Gebräu schaufeln, dann freu ich mich gleich doppelt!

 

 

Überhaupt: TOXIC HOLOCAUST! Schon ein Phänomen, was sich nicht zuletzt am Merchstand zeigt, auf den sich die Besucherinnen wie ein Schwarm Hornissen stürzen und den Leuten die knalligen TOXIC HOLOCAUST-Devotionalien aus den Fingern reißen. Schön eklig gelb prangt das Logo zu punkigen Endzeitmotiven. Die korrekten Preise und der Absatz erinnern mich an BOLT THROWER.

Die Running Order wechselt jeden Abend, daher beginnen Portland-Punk Joel Grind und seine Mietknechte - TOXIC HOLOCAUST - sogar. Die Stimmung der wartenden Meute – auch diverse Punks tummeln sich unter den Langhaarigen – geht sofort auf den Siedepunkt. Kein Wunder, denn TOXIC-HOLOCAUST-Songs erfordern kein „Reinhören“… Die Dinger explodieren auf Anhieb in deinem Schädel und eh du dich versiehst, haste auch schon die Fäuste gereckt und brüllst so wohlformulierte Titel wie „Feedback, Blood & Distortion“, „Nuke The Cross“ oder „War Is Hell“ mit. Oder dir springt gerade jemand auf den Kopf. Wie mir gerade – aua. Der Begriff „Kult“ wird inflationär gebraucht, hier ist er angebracht. Die Band ist zwar im Grunde ein Einmannprojekt von Sänger/Gitarrist Joel Grind (auf Platte auch Bass), aber dadurch kommt jeder Aspekt wie aus einem Guss. Live hat das Ganze einen unwiderstehlichen, pumpenden Groove. Magste VENOM, MUNICIPAL WASTE, BROKEN BONES und/oder CELTIC FROST? Dann dürften TOXIC HOLOCAUST wohl dein Ding sein.

CELTIC-FROST-Einflüsse (inkl. „Uuh“-Grunzern…) finden sich auch ganz massiv bei GOATWHORE, die mir bisher noch kein Begriff waren. Die Band hat es nach dem fantastischen Auftritt von TH natürlich nicht einfach, kämpft sich aber insgesamt erfolgreich durch ihr Set. Der Sänger lässt nicht eine Sekunde darin nach, zu agitieren und strahlt einen gewissen Fanatismus aus. Das zieht einen Teil der zur Bar abgewanderten BesucherInnen dann doch wieder vor die Bühne. Stilistisch sind GOATWHORE gar nicht so sehr im Black Metal verhaftet, wie ihr (eher dämlicher) Name suggerieren mag, tatsächlich wildert man in Deaththrash-Gefilden mit ‘ner gewissen Punkattitüde. Erst im Nachhinein erfahre ich, dass bei dieser Band Ex-Leute von ACID BATH, CROWBAR und SOILENT GREEN musizieren, eine typische New Orleans-Mischpoke also.

Auch SKELETONWITCH aus Ohio überzeugen mit einer intensiven und irgendwie abgefuckten Darbietung. An der an diesem Abend verhafteten Scheibe kann ich mich gar nicht satthören. So’n Aufkleber auf der Platte bezeichnet die Mucke als Modern Metal, dabei sind die Zutaten knalliger Thrash mit melodiösen Gitarren. Das wirkt live und obwohl das Gefühl nicht weicht, der eigentliche Höhepunkt habe bereits zu Beginn stattgefunden, genießen die meisten dat Konz. Zwar geht nicht mehr so wilde Stagedive- & Circle Pit-Aktion wie bei TOXIC HOLOCAUST, aber es langweilt sich auch ganz sicher niemand. Die Optik macht auch schon wat her – fast so bärtig wie VALIENT THORR und Haare wie Cousin Itt, dazu noch großzügig mit Tattoos vollgehackt. Mag ich.    

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