Neonazis plündern linke Subkultur
- Details
- Kategorie: News of the DreMu
- Veröffentlicht: Mittwoch, 25. Februar 2009 01:00
- Geschrieben von hendrik
- Zugriffe: 2162
Niklas Kühn* traute seinen Augen nicht. Vor wenigen Tagen erhielt der Betreiber eines Onlineshops von einer seiner Lieferfirmen eine Mail mit dem Hinweis, dass einer seiner Artikel mit dem Schriftzug Hardcore "mit hoher Wahrscheinlichkeit gegen gewerbliche Schutzrechte oder Persönlichkeitsrechte Dritter" verstoße. Sollte das Shirt nicht verschwinden, könnten ihm "erhebliche Abmahnkosten" ab 1.000 Euro aufwärts drohen, hieß es in dem Schreiben. Kühn ging der Sache nach. Über das Deutsche Markenregister ermittelte er den Namen, auf den dieser Begriff seit Januar 2009 eingetragen ist: Timo Schubert. Kühn war entsetzt: "Als ich im Internet gelesen habe, dass der Typ ein knallharter Nazi ist, bin ich fast vom Stuhl gefallen."
Hardcore-Musik hat ihren Ursprung eigentlich in der linken Szene. Sie entstand Ende der 1970er-Jahre in den USA als schnelle und brachiale Weiterentwicklung von Punkrock und hatte eine eindeutig antirassistische Ausrichtung. Kultbands wie Minor Threat oder Black Flag haben bis heute ganze Generationen von Punk- und Hardcore-Bands geprägt. Seit ein paar Jahren gibt es jedoch auch Neonazi-Bands, die diese Musik spielen, hinterlegt mit rassistischen und antisemitischen Hasstexten.
Auch Schubert hat die Hardcore-Musik aufgegriffen. Er ist Schlagzeuger der Rechtsrock-Band "Agitator" und nebenher Betreiber eines rechtsextremen Versandhauses. Auf seiner Webseite verkauft er neben T-Shirts seiner Band alles, was das nationale Herz begehrt. Von Kleidung der rechten Marke Erik & Sons über Sturmhauben bis hin zu Teleskopschlagstöcken und Tränengas.
"Mit der Markeneintragung wollen Neonazis ihren Versuch fortsetzen, linke Jugendkultur zu vereinnahmen", glaubt Toni Peters vom Antifaschistischen Pressearchiv und Bildungszentrum. Gleichzeitig gehe es aber auch um ein rein kommerzielles Interesse. "Die wollen nicht mehr nur mit Rechtsrock Geld verdienen, sondern auch in der nichtrechten Musikszene kräftig abkassieren."
Die linke Hardcore-Gemeinde setzt sich zur Wehr. "Ich war überrascht, mit welchen Mitteln Neonazis inzwischen versuchen, die linke Musikszene zu schädigen", sagte Joachim Hiller, Chef des Punk- und Hardcore-Magazins Ox. Hiller hat inzwischen Kontakt zu Plattenfirmen, Konzertagenturen und Bands aufgenommen, um gegen die Markeneintragung zu klagen.
Dass versucht wird, einen ganzen Musikstil urheberrechtlich zu schützen, sei nicht ungewöhnlich, sagt Anwalt Michael Plüschke, der auf Markenrecht spezialisiert ist. Jetzt gebe es für die Betroffenen nur zwei Möglichkeiten: Entweder man beantrage die Löschung des Begriffs im Markenregister und hofft auf den guten Willen der Behörde, ein "absolutes Schutzhindernis" für den Begriff geltend zu machen. Oder es findet sich jemand, der Widerspruch einlegt und beweisen kann, dass er schon lange vor Schubert T-Shirts mit Aufdruck "Hardcore" verkauft hat.
Das muss allerdings zügig geschehen. Bereits in wenigen Wochen läuft die Widerspruchsfrist für die Markeneintragung ab. Wird sie nicht eingehalten, könnte das Wort "Hardcore" erst mal ganz offiziell der Naziszene gehören.
*Name von der Red. geändert
Quelle: http://www.taz.de/1/leben/alltag/artikel/1/hardcore-begriff-ist-jetzt-rechte-marke/
Kommentare
Ernst der Lage wohl nicht gecheckt oder wie?
GOOD NIGHT WHITE PRIDE!
Und es ist ja wohl klar: Hardcore ist, was WIR daraus machen.
Gruß
Philipp
Was folgt ist eine zusammen fassung des Textes auf der Website:
Was wir jetzt unternehmen können ist das Deutsche Markenamt mit Protestmails zu Bombardieren, natürlich vernünftig geschrieben und nicht gepöbelt, an folgende Adresse infodpma.de .
Ansonsten hat die kampagne KEIN BOCK AUF NAZIS einen Anwalt der die Löschung des Eintrags beantragt, es kann aber gut sein das dieser Antrag abgewiesen wird.Daraufhin soll dann gemeinsam mit Fanzines,Plattenfirmen usw. Einspruch eingelegt werden, was aufgrund der Anwaltskosten sehr teuer werden kann.
Ausserdem hat die Kampagne jetzt extra ein 'HARDCORE' Shirt in den Mailorder gestellt,die Einnahmen dieses Rettershirts sollen für die Anwaltskosten draufgehn.
Hier jetzt noch eine Mustermail an das Markenamt von der KEIN BOCK AUF NAZIS-Website:
Sehr geehrte Damen und Herren,
die unter dem Aktenzeichen 302008045099.1 von Herrn Timo Schubert aus 37120 Bovenden angemeldete Wortmarke „Hardcore“ dürfte einem Eintragungshindernis unterliegen, worauf ich Sie hinweisen möchte.
„Hardcore“ ist ein beschreibender Begriff für eine Jugend- und Musikkultur (siehe Wikipedia). Ein Musikstil der seit Jahrzehnten ganz klar gegen Rassismus und rechte Ideologien Stellung bezieht. Ich bin erschrocken, dass ein Rechtsextremist wie Timo Schubert jetzt versucht dieses Wort zu vereinnahmen. Es ist davon auszugehen, dass Timo Schubert die Eintragung vor allem dazu nutzen wird nicht-rechte Hardcore-Fans zu verklagen.
Ich hoffe sehr, dass Sie Ihre Entscheidung über die Eintragung der Marke nochmals überdenken.
Für eine baldige Antwort Ihrerseits wäre ich Ihnen dankbar.
Mit freundlichen Grüßen...
Natürlich nicht das ganze einfach so abtippen, seid Kreativ.
HARDCORE IS MORE THAN MUSIC
vor einiger zeit gab es doch auch ärger mit den aufnähern,wo ein durchgestrichenes hakenkreuz zu sehen ist. zum glück hat sich das gelegt.und dann kam auch noch überflüssigerweise diese modewelle die bis dato anhält,das neonazis sich genauso anziehen wie die die leute vom schwarzen linken block,die leider gottes auch nicht jeden tolerieren,der ihnen nicht in den kram passt und z.b.ohne begründung konzerte gewisser bands verhindern,die sich auch den hardcore auf die fahne gesteckt haben .
und wegen hardcore:da rufe ich auch einen gewissen herrn in die pflicht sich doch auch mal in die diskussion einzuschalten,dessen band damals z.b. mützen mit ihrem bandlogo vertrieb,auf denen auch das wort hardcore aufgenäht worden worden war.;-)
und kennt sich da jemand juristisch aus,um den hernn t.s. das schmutzige handwerk zu zerstören?
unterstützung in sachen TV wird auf jeden fall von mir angeboten.
wenn jetzt nicht gehandelt wird,dann können ganz viele leute einpacken.und das muß nicht sein.und wer sich darauf verlässt das der deutsche staat rechtzeitig handelt ist ganz schnell verlassen
gez.
steve steel
schlagzeuger der Hardcore/Glamrock/Trash Kapelle
Sexx Action Babes
Alle Kommentare dieses Beitrages als RSS-Feed.