KOMMANDO SONNE-NMILCH, DYSE, TOTAL KONFUS / 06.02.09 – Hamburg, Fabrik

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Während gewisse Bands zur allgemeinen öffentlichen Belustigung rechtliche Streitigkeiten austragen, welches Ex-Mitglied denn nun den Bandnamen benutzen darf, denkt sich Jens Rachut offenbar, dass Namen eh nur Schall und Rauch seien und überhaupt: Sieben Jahre sind genuch… Dabei wären sein charismatisches Organ und auch die völlig eigenständigen Texte (die sämtliche Epigonen nicht annähernd so gelungen hinbekommen) durchaus Grund genug, um trotz Besetzungswechsel einen Namen wie BLUMEN AM ARSCH DER HÖLLE oder ANGESCHISSEN zu behalten. Stattdessen jedoch gibt Jensen seinen Bands immer äh …eigenwilligere… Namen wie DACKELBLUT oder OMA HANS. Taktisch noch verwirrender war der letzte Coup, mit seiner Truppe OMA HANS in die bereits vorhandene Identität von KOMMANDO SONNE-NMILCH zu schlüpfen, die bis dato eher ein Elektro-Projekt waren. Und meiner Ansicht nach die bisher gelungensten Platten der ganzen Jensen-Bands, „Jamaica“ und „Scheiße, nicht schon wieder Bernstein“, zu veröffentlichen. Doch so ganz unbemerkt von der Öffentlichkeit ging das nicht vonstatten – überaus gut gefüllt ist es in der Fabrik, als das KOMMANDO die Bühne entert!

Nach ‘nem Intro latschen die Musiker entspannt auf die Bühne – außer der Sängerin alle mit Fahrradhelmen auf den Köppen, die auch später nicht abgenommen wurden. Typisch Jens Rachut – hippes Aussehen und der Versuch, jedem Trend hinterherzuhecheln, werden anderen Bands überlassen. Die Schrulligkeiten zeigen sich auch beim Merch, wo potthässliche Unterhemden in den unmöglichsten Größen und Topflappen (mit KOMMANDO SONNE-NMILCH-Logo) verscherbelt werden. Der Kult kostet allerdings – acht Euro sind mir dann für so’n Lappen doch zu viel, zumal der Eintrittspreis mit 15,- Euro auch nicht gerade läppisch ausfällt. Immerhin sind es heute drei Bands und KOMMANDO SONNE-NMILCH reißen restlos mit. Gleich der Einstieg mit „Geiztherapeuten“, „Tierskulpturen“ und „Die Holzfänger“ („Sie hassen ALLES!“) ist so dermaßen geil, dass mein Bierbecher im Mob zerquetscht wird. Überhaupt geht heute mehr im Publikum ab als bei manchem Hardcore-Konz, dabei sind KOMMANDO SONNE-NMILCH nun wirklich kein Aggro-Geprügel. Jensen findet einige Auswüchse auch gar nicht so gut: „Lasst mal das Stagediven. Das ist so öde.“ Lieber verweist er auf die klar erkennbare Schwangerschaft der zusätzlichen Sängerin und macht Bemerkungen über die Fruchtbarkeit der Band. Ich bin so im Moment gefangen, dass ich jetzt nicht mehr alle Titel rekonstruieren kann. Es wird aber nahezu jeder Song von „Jamaica“ und „Scheiße, nicht schon wieder Bernstein“ gespielt. Sogar das kaputte A-Cappella-Stück „Stand der Dinge“ wird intoniert. Gänsehaut bei dem überlangen „Der Wilderer“, bei welchem die Sängerin heftige Entsetzensschreie ausstößt – passend zum Text, in dem ein Mädchen ihren Vater skalpieren muss. Lob muss auch dem Gitarristen ausgesprochen werden – virtuos und rotzig zugleich. Und dem Soundmenschen – alles sehr transparent! Meine hohen Erwartungen wurden jedenfalls mehr als erfüllt!

Im Vorprogramm hatte es vorher zwei Bands gegeben, die ihre Sache insgesamt gut gemacht hatten. TOTAL KONFUS boten treibenden Punk mit deutschen Texten, hatten anfänglich ein noch sehr reserviertes Publikum, was zum Ende aber gut mitging. Noch besser konnten DYSE punkten – die „Wessies aus dem Osten“ (oder sagte er "Ossies aus dem Westen"? - angeblich aus Chemnitz, Gerüchten zufolge eine Kieler Band, aber keine Ahnung, warum man daraus ein Geheimnis machen sollte?) bestand lediglich aus zwei Typen, die an Gitarre und Gesang einen Höllenlärm machten und die Fabrik regelrecht zum Toben brachten. Die Musik war sehr rhythmisch und dynamisch, Bands wie HELMET oder TOOL kamen mir assoziativ in den Sinn. Ganz geil!

 

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