HEADBANGERS OPEN AIR XI / 25.07.2008 – Brande-Hörnerkirchen, Tach 2

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Freitag - ein herrlicher Tag lag vor uns – das Wetter perfekt, nämlich warm, aber durch Bewölkung nicht völlig brutal (was sich jedoch am nächsten Tag ändern sollte). Nachdem ich kurz gekotzt hatte, konnte ich das Wetter auch genießen. Unser Ami-Nachbar nötigte uns Respekt ab. Er habe sich fünf Wochen Urlaub genommen, die er komplett in Deutschland verbringe, und zwar auf fünf Festivals nacheinander. He he, das ist schon ein echter Wellness-Urlaub…

Da PARADOX leider abgesagt hatten und stattdessen abermals DEADLY BLESSING spielten, waren MORTAL SIN heute für uns die erste Station. Und gleich ein dicker Höhepunkt! Sound richtig feist, Band motiviert und ein druckvoller Thrasher jagte den nächsten. Nicht nur die Klassiker überzeugten (nämlich vor allem „Blood, Death, Hatred“, „Mayhemic Destruction“, „I Am Immortal“ und natürlich „Lebanon“), sondern auch die neueren Stücke vonner Comeback-Platte, die man offenbar durchaus ma abernten könnte. In der Form ist den Australiern noch einiges zuzutrauen, zumal sie ähnlich wie DEATH ANGEL auch optisch so wirken, als hielten sie noch ein, zwei Jahrzehnte durch.

SWEET SAVAGE sind ja neben DIAMOND HEAD die Hauptquelle, aus der sich METALLICA in ihren Anfangszeiten Riffs „geliehen“ haben. Die NWoBHM-Herren SIND bestimmt schon um die 50, was sie aber mitnichten daran hinderte ordentlich druckvoll aufzuspielen und auf breiter Basis gute Laune zu verbreiten. Echt ma sympathisch anzuschauen, wie die ihren Auftritt genossen. Natürlich gab es die Hits „Killing Time“ und „Eye Of The Storm“, mit „Breadfan“ schlich sich gar ein nettes BUDGIE-Cover ein. Geil!

Auf dem KIT VIII waren LETHAL hervorragend, daran konnte selbst die seltsame Klamottenwahl von Sänger Tom Mallicoat (Cowboyhut und Shorts - uargh) nicht kratzen. Auch heute rückte der Bursche wieder mit Hut an. Scheißegal, denn: diese Stimme! Der junge Geoff Tate wird ewig als Referenz herhalten müssen, nur dass LETHAL musikalisch viel intensiver klingen als (die heutigen) QUEENSRYCHE. Meinetwegen bräuchten LETHAL gar keine weitere Platte mehr herausbringen und dennoch weiterhin touren, dann könnte man die „Programmed“-Songs (1990) immer wieder live genießen. Meine Faves heute: „Obscure The Sky“ und „Killing Machine“. Schade nur, dass dat Mikrokabel kaputt war und es etwas dauerte, bis der Schaden, der sich in einem nervigen Knacken äußerte, behoben wurde.

YEAH, mit AT WAR kam jetzt der Killer schlechthin auf die Bühne. Ich hatte eh schon Bock auf die Truppe, aber dass sie derart geil werden würden, hätte ich nicht zu hoffen gewagt! Was für eine räudige Thrash-Attacke, der Sound war optimal mit dieser sägenden Gitarre! Neben mir stand plötzlich Chris Zenk von Ex-EROSION und hatte genau wie ich ein seliges Lächeln im Gesicht, wenn er nicht gerade die Fäuste in die Luft reckte. Die Typen von AT WAR hatten ma fett Charisma, als wären sie direkt aus dem Jahr 1986, in welchem „Ordered To Kill“ erschienen ist, in die heutige Zeit gehüpft! Kultige Stücke wie „Ilsa – She-Wolf Of The SS“, „Eat Lead“, „Church And State“, „Capitulation“ oder das MOTÖRHEAD-Cover „The Hammer“ böllerten herrlich stumpf und brutal aus den Boxen. „Die einzige Band bisher, die was mit Hardcore/Punk zu tun hat“, brüllte mir Zenk denn auch begeistert ins Ohr.

IMPALER ließ ich danach sausen, AT WAR mussten erst verdaut werden und Strecker ließ auch schon wieder den „Lütten Minze“ kreisen. Pünktlich zu DETENTE waren wir aber zurück, schließlich konnte man diese weitere US-Thrash-Legende noch nie zuvor in Deutschland erleben. Aber leider wird das auch nie so richtig was werden, da die Sängerin Dawn Crosby schließlich 1996 verstorben ist (Leberversagen). Dawns Part übernahm Ann Boleyn von HELLION. Die machte das an sich nicht schlecht, aber es fehlte einfach etwas. Ich verbinde mit den Songs von „Recognize No Authority“ einfach das raue und irgendwie kaputte Organ von Dawn Crosby. Die Band war ansonsten fit und man konnte gut sehen/hören, was für gute Musiker das eigentlich sind. Und die Songs bleiben zeitlos – das Album ist gerade wiederveröffentlicht, lohnt sich für Freunde von US-Thrash mit Hardcore-Einflüssen absolut!

Eine echte Überraschung gab’s in Form von olle Blaze Bayley. Ich hab den mit seiner Band zwar schon mal vor ein paar Jahren in Wacken gesehen, aber so heavy hatte ich das gar nicht in Erinnerung. Die Band gab ordentlich Gas und Blaze wirkte äußerst motiviert, zeigte sich in den Ansagen regelrecht enthusiastisch, was völlig ungekünstelt wirkte. Das war doch gleich sympathischer als der griesgrämige EXODUS-Gartenzwerg vom Tag zuvor, zumal Blaze schon deutlich größere Menschenmengen gewohnt sein dürfte. Neben zahlreichen eigenen Stücken kredenzte man natürlich auch diverse IRON MAIDEN-Songs aus Blaze‘ Zeit („Man On The Edge“, „Futureal“, „Lord Of The Flies“ und das unterbewertete „Virus“). Seit den MAIDEN-Tagen hat Blaze ‘n paar Kilo zugelegt, was doch gleich mehr hermacht (ich steh nich auf so dürre Spacken).  

Die Mannstoll-Feuershow ist nicht so meine Welt, aber meinetwegen soll die H:O:A-Crew das ruhig beibehalten, da hat man mal ‘ne Pause und kann sich in Ruhe auf die nächste Band vorbereiten. Das sollten dann SODOM sein. Im Vorfeld hatte ich gedacht, dass SODOM für dieses Festival zu bekannt sind und eine weitere Undergroundkapelle mir lieber gewesen wär. Doch letztendlich war es ein sehr sehenswerter Auftritt, der von der Band mit Begeisterung angegangen wurde. Man hatte das Gefühl, dass SODOM es zu würdigen wussten und das H:O:A als exklusive Veranstaltung ansahen. In seiner herrlich trockenen Art sagte Tom dann auch: „Jo, dat ist doch eine gelungene Gegenveranstaltung zu Wacken hier. Ich hab schon gehört, dass die meisten von euch da gar nicht mehr hingehen wollen. Nächster Song…“ Eine Bemerkung a la „guter Sound“ kann ich mir mittlerweile wohl sparen, denn es gelang der Crew im Grunde bei jeder Band das übersichtliche Gelände hervorragend zu beschallen. So machte das natürlich richtig Spaß, zumal SODOM sich quer durch ihre 26-jährige Geschichte zockten und mit „Sodomy & Lust“, „Agent Orange“ und „Obsessed By Cruelty“ ein paar meiner Faves spielten. Das ONKEL-TOM-Stück „Es gibt kein Bier…“ hätte ich nicht haben müssen, aber naja. Nach guten 90 Minuten SODOM war immer noch nicht jeder Kracher gespielt, was irgendwie für die Band spricht (ich hätte z.B. gern noch „Nuclear Winter“ gehört).

Alright, wir hätten ma ins Bett gehen können jetzt, ließen es unvorsichtigerweise jedoch erst mal bleiben, aber dazu später mehr.

TBC

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