HEADBANGERS OPEN AIR XI / 24.07.08 – Brande-Hörnerkirchen, Tach 1

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Was für ein Wochenende! Die Sonne war den Freiluftschüttelrüben gnädig, blieb nur die Qual der Wahl: Force Attack, Grind The Nazi-Scum, Deichperlengedöns oder dat Headbangers Open Air? Mein fauler Klon, der es mir sonst ermöglicht, zumindest vorgeblich von mehreren Fronten gleichzeitig zu berichten,  zeigte mir ungeniert den Mittelfinger und kündigte an, sich drei Tage lang ausgiebig an meinem Kühlschrank zu bedienen. So tat ich das naheliegende, was man eben so bei harten Sinnfragen macht: Ich aß eine Buchstabensuppe, um von den übrig bleibenden Buchstaben einen Wink des Schicksals zu erhaschen. Das Ding schmeckte wie immer scheußlich, übrig blieben folgende Buchstaben: !  I – S – A – U – D – H – C – I – M – K – C – E - L

Also ab nach Brande-Hörnerkirchen, was angesichts von Bands wie DESTRUCTOR, AT WAR, EXODUS, SODOM, MORTAL SIN auf keinen Fall eine schlechte Entscheidung sein konnte.

Streckers Navi lotste uns zwar auf seltsamen Pfaden zum Garten, aber entscheidend war dann doch, DASS wir ankamen. Grill schnell aufgebaut, verschiedene Getränke durchgetestet (DER Trend diesen Open-Air-Sommer: „Lütten Minze“ oder so ähnlich, schmeckt zunächst wie ‘ne Mischung aus Zahnpasta und Spülmittel. Herrlich jedoch im Abgang und immunsystemstärkend in der Wirkung). 

Natürlich verpassten wir die ersten beiden Bands, aber DEADLY BLESSING waren Pflicht, also rauf auf das schickste Festivalgelände Deutschlands, ja vielleicht sogar Europas. Immerhin pilgern mittlerweile Freaks aus aller Welt in den Garten von Veranstalter Thomas, so gesellten sich unter unseren Pavillon zweitweise fünf FinnInnen (betrunken) und ein Ami (fast nüchtern).

Leider konnten DEADLY BLESSING nicht an die Qualität ihrer ‘88er EP oder gar ihres Meilensteines „Ascend From The Cauldron“ (1988) anknüpfen. Grund: Das Nichtvorhandensein des Originalsängers Ski, der nicht zu ersetzen war. Der Typ am Mikro versuchte es in höchsten Tonlagen, aber es klang nicht wirklich geil und auf keinen Fall so kraftvoll wie halt Ski. Dem Rest der Band kann man zwar keine Vorwürfe machen, aber „Lütten Minze“ hat deutlich heftiger geknallt. Skis neue Band soll übrigens ziemlich geil sein, hoffen wir, dass DEADLY BLESSING die Kurve auch noch kriegen.

BENEDICTUM hab ich nur kurz gesehen, aber die Kapelle  schien mir doch bisken bieder zu musizieren. Die Diskussionen im Mob drehten sich denn auch mehr um die Frage, ob die Sängerin nicht doch ein Kerl ist bzw. mal gewesen ist.

Zu EXODUS galt es jedoch pünktlich zu sein, da konnte mich auch die leckerste Tofuwurst nicht am Grill verharren lassen. Hatte ich die Thrasher doch noch nicht mit ihrem neuen Sänger Rob Dukes gesehen (ansonsten natürlich bereits etliche Male). Und tja – der Typ hat zwar eine geile Röhre, die hervorragend zu EXODUS passt, ist aber ansonsten voll die Pfeife. Das ist sehr schade, denn rein musikalisch erleben EXODUS gerade ihren dritten Frühling. Lee Altus und Gary Holt hauten die Birnenabschraubriffs am laufenden Band raus und Rückkehrer Tom Hunting muss angesichts seines präzisen Geknüppels auf jeden Fall ausdrücklich erwähnt werden. Zudem: Hammerguter Sound. Aber eben Dukes: Der kam so dermaßen arrogant und engstirnig rüber, dass es vielen den Gig versaute. Nach jedem Stück starrte er missmutig in die Menge und pöbelte, man solle doch gefälligst mehr abgehen, oder seien wir alles blöde Pussies. Vor „Children Of A Worthless God“ brachte er eine bescheuerte und einseitige Hasstirade gegen den Islam („they don’t even give razors to thier women – that’s gross!“) und am Ende musste er unbedingt eine Wall Of Death veranstalten – ohne Rücksicht oder Verständnis dafür, dass gerade vorne an den Seiten mehrere Rollstuhlfahrer um ein Eckchen Raum bangten. Man muss somit leider sagen, dass Rob Dukes ein Billy-Milano-Typ zu sein scheint, egozentrisch und ohne jegliche Befähigung, empathisch oder altruistisch zu handeln. Ich hab’s nicht gesehen, aber anderen BesucherInnen zufolge hat sich Lee Altus nach dem Konz noch öffentlich bei den Leuten  für Dukes entschuldigt. Die Playlist war indes klasse – viel altes Zeug („Metal Command“, „Bonded By Blood“, „Strike Of The Beast“, „Impaler“, ein zerstörerisches „And Then There Were None“…), einige Songs aus der Souza-Phase („War Is My Shepherd“, „Fabulous Disaster“, „The Toxic Waltz“…) und neue Songs a la „Riot Act“ oder „Funeral Hymn“. Insgesamt dennoch zwiespältig.

Der H.O:A-Mob begab sich dieses Jahr übrigens nicht gesittet zur Ruhe, wie es in letzten Jahren der Fall war, vielmehr erhob eine doch recht kapitable Feier. „Das kann ja noch wat geben!“, prophezeite einer unser finnischen Nachbarn und auch wenn er vielleicht etwas ganz Anderes meinte, so sollte er Recht behalten…

To be continued…

Kommentare   

0 #3 Strecker 2008-07-29 01:24
Jo, genau der Lütje Minze aus Lütjenburg ist gemeint. Den gibbet seit kurzem aber auch bei Plaza im Angebot.
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+1 #2 dremufuestias 2008-07-29 01:24
Har har, Gurkenwasser rult natürlich auch, du Gourmet.
Jo, glaub schon, dass et dieses Zeug war.
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+1 #1 DoctorJoyBoy Love 2008-07-29 01:24
Meinst du mit dem Gesöff 'Lütje Minze' aus der Lütjenburger Brennerei? Hab ich ja ewig nich mehr getrunken, aber noch in lebhafter Erinnerung. Beim Force Attack ging der Trend mehr zum 'Gurskey' (Gurkenwasser/Whiskey)-Longdrink.

Sehr ärgerlich, dass EXODUS jetzt so ne Pfeife als Frontmann haben. Ich fand die grade wegen ihrer Punkattidüde immer geil.
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