Rendsburg - Rock Festival / 17. - 19.Juli 08 , Hanerau-Hademarschen, TACH ZWEI

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Samstag, 19.07.08

Der Samstag beginnt noch früher, aber dafür ohne Polizeikontrolle. Tagesgäste für Samstag durften also anscheinend ihre Drogen und Waffen mit zum Festival bringen ohne Probleme zu bekommen - nun ja.

 

Um 13Uhr und bei leichtem Regen wird dem Liedermacher BODO Zeit gewidmet. Es gibt Songs über Bonzen und Schwarzfahren zu hören und dann ins Trockene aka Wiesenbühne geflüchtet, wo um 13:30Uhr sowieso CRY MY NAME zu spielen beginnen.

CRY MY NAME kommen aus Rendsburg und verheimlichten ihre Identitäten bis zum RD-Rock sehr gut. Es soll sich dabei wohl um ein Allstar-Projekt handeln, ich kann lediglich sagen, dass der eine Gitarrist Sascha bei Mummlox spielt. Es gibt eine Sängerin und einen Sänger und musikalisch zielt man ab in Richtung Arch Enemy und As I lay dying. Während das Gitarrenspiel geradezu virtuos genannt werden kann, wiederholt sich beim Schlagzeug ständig die gleich Drummelodie und die Sängerin und der Sänger wechseln sich mit Geschrei und clean Vocals ab. Schade dabei ist, dass der Band ein wenig das Eigenständige fehlt. Die Songs klingen leider nur nach Kopien der Songs der oben genannten Bands und bewegen sich mit der Welle des Metalcore-Trends.

Während CRY MY NAME spielen, bewege ich mich mal runter zur Heckenbühne, auf der der Liedermacher CLÖSE anarchistisches Liedgut wie vorher BODO zum Besten gibt. Sehr schön, aber kalt und feucht ist es hier, daher gehe ich wieder zurück ins warme und trockene Zelt und erlebe gerade noch mit, wie der Sängerin von CRY MY NAME ein Heiratsantrag von ihrem Freund gemacht wird. Irre romantisch ist das und ruft Begeisterung des eher spärlich gesähten Publikums hervor.

Danach ist viel Zeit zu Überbrücken - erst in fast 3 Std spielen MORBUS DOWN, so dass wir uns zum Auto begeben und dort unsere Zeit mit Essen und anderen Aktivitäten totschlagen. Nach etwa einer Stunde im Auto fängt es an zu schütten - bestes Festivalwetter kann man sagen. Der Guss erweitert sich zu einem Gewitterschauer und ist ziemlich heftig, so dass kurzerhand die Mainstage absäuft und erstmal trocken gelegt werden muss. Dadurch verschieben sich die Bands natürlich und N:o:M beschließen, als letzte Band im Zelt zu spielen um allen anderen die Möglichkeit zu geben noch vor Publikum spielen zu können. Das das gar keine so gute Idee ist, zeigt sich später. Die Waldwege zum Festivalgelände sind sumpfig, das Gelände selbst schwimmt, aber davon lässt sich ja ein echter Norddeutscher nicht abschrecken und so wird munter weitergefeiert, zur Not auch unter dem Vordach des Bierstandes oder mit Regenschirm.

MORBUS DOWN beginnen dann auch eine Viertelstunde zu spät, aber dafür ist immerhin alles trocken und man rutscht vor der Wiesenbühne nicht aus. Es werden vor allem neue Songs gespielt und die Band tut, was sie am besten kann: amtlich rocken. Verglichen mit dem Releasegig ist sicher eine Verbesserung, dass Gitarrist Meysel nicht an der Gitarre kleben bleibt, darüber hinaus ist aber auch viel mehr Power und Kraft sowohl von Instrumenten als auch von Sänger Semmel zu merken. Zwar sind alle Jungs leicht verkatert, aber da sie vorher noch keine Chance zum Saufen gehabt haben, klappt alles sehr gut. Zum Song “Gammel und Ranz” verkleidet sich Semmel als Möchtegern-Cowboy ohne Pistolen, weil er die vergessen zu besorgen hat, und zum Song “Nur ein Nationalsozialist” werden Anti-Nazi-Broschüren mit Gratis-CD verteilt, sehr geil! Das Heftchen soll in Dithmarschen als Antwort auf die Schulhof-CD der NPD verteilt werden und ein Song von MORBUS DOWN ist auf dem Sampler auch vertreten. Sehr schön, ey.

Dann heißt es wieder warten. Mit einem speziellen Musikgeschmack und zwar einem, der Ska nicht so richtig einschließt, gibt es manchmal eben Zeiten zu überbrücken. Das nette Ambiente des RD-Rocks macht es hier aber recht einfach sich wohl zu fühlen. Es gibt die besten Maiskolben überhaupt und alle sind nett und aufgeschlossen. Bei dem miesen Wetter fühl ich mich allerdings im Auto wohler.

Zeitgleich starten dann ABSTURTZ und FRANKIE´S FREAKSHOW. Zuerst gucke ich auf der Heckenbühne ABSTURTZ, die ihren Dithmarscher Punkrock zaubern. Die Vocals klingen erwachsener als beim letzten Mal und auch die instrumentale Unterstützung macht was her. Vor der Heckenbühne wird sogar gepogt, wo sonst nur wenig Bewegung zu sehen ist.
FRANKIE´S FREAKSHOW rocken derweil die Wiesenbühne. Dort ist der Andrang zwar recht groß, denn jeder scheint die Band interessant zu finden, getanzt wird aber leider nur von einem überschaubaren Personenkreis. Trotzdem gibt die Band ihr Allerbestes mit Songs wie “I am SM” und “Sex, Drug and Rock´n`Roll” und trifft damit die Herzen vieler Zuhörer. Hier und da hört man nach dem Gig etwas von “den Tag gerettet” und “genau wie Marilyn Manson, mit unglaublich viel Charme”. Scheint, als habe sich eine Band eine neue Gruppe von Fans erspielt und zwar verdienterweise.

Mit Schrecken muss man dann feststellen, dass DENYING TRUTH sich seit dem letzten RD-Rock gar nicht weiter entwickelt haben. Es ist immer noch der gleiche Ablauf wie das Jahr zuvor und auch der Stil ist exakt der gleiche geblieben. Es gibt Nu-Metal mit Screamo-Parts auf die Ohren. Das Geschrei von Sänger  Kalle geht ins Ohr und kommt da auch nicht mehr so schnell raus, aber der Rap-Style von Jeff geht mir persönlich schnell auf die Nerven und treibt mich damit auch bald wieder weg vom Platz.

THE DETECTORS geben richtig Gas, allerdings gelingt es mir mal wieder nur zwei Songs aufzuschnappen. Es gibt Hardcorepunk und das Zelt ist gerammelt voll als gäbe es keinen Morgen mehr. Es wird getanzt, gegroovt und gejubelt, wie es sich gehört.

Aufgrund des Slottausches von NoM spielen nun schon SMOKE BLOW auf der großen Bühne. Es regnet nicht mehr oder nieselt nur leicht und Letten und MC Straßenköter haben richtig viel Spaß beim RD-Rock zu sein. Es werden viele alte Sachen gespielt, wie z.B. “Dark Angel”, “Dancing With The Dead“ und “777 Bloodrock”. Die Menge tobt, schreit, singt und grölt, die Betrunkenenzahl erhöht sich sekündlich und es macht einfach nur Spaß jetzt hier zu sein und Rock´n`Roll zu hören. Der Auftritt kommt einem so kurz vor, als hätte er nur 5 Minuten gedauert und entsprechend gibt es mit “Junkie Killer” und “Alligator Rodeo noch zwei Zugaben für die musikhungrige Meute, bis sich aber auch SMOKE BLOW dem Gesetz des Festivals beugen und von dannen ziehen.

Danach spielen MR.BURNS auf der Wiesenbühne. Auch hier ist es wieder relativ voll und es wird mitgesungen und gepogt. Es werden alle möglichen Songs gespielt, sowohl von der neuen Scheibe “Static”, als auch die Single “Restbestand” und von “Where is your freedom?” auf jeden Fall der gleichnamige Titeltrack.
Ich kenne mich mit der Band nicht aus und wippe auch eher am Rand mit, aber der Auftritt war echt gut und sehr sauber gespielt. Kompliment an die Band.

Auf der großen Bühne spielen jetzt COR vor nur noch etwa 50 Menschen. Es mag an der Kälte und dem Regen liegen, dass sich viele eher in Zelt oder Auto begeben haben, aber davon lässt sich natürlich bei COR niemand stören. Ein paar vermummte Gestalten in der Pit, die jeden Song zu kennen scheinen, lösen bei mir kurzes Stirnrunzeln aus: Warum eigentlich im Pit vermummen? Aber ich denke gar nicht weiter drüber nach und rocke einfach mit bei Songs wie “Heiligendamm”, “Körpereinsatz”, “Freistil Kampfstil Lebenstil” und “Definieren Sie Underground”. Es ist die vielleicht intensivste Show des Festivals, weil die Gefühlsäußerungen der Band hundertprozentig echt und ohne Zweifel real sind. Noch in der gleichen Nacht wollen die Jungs wieder 4 Stunden nach Rügen gurken - ob sie das wohl durchgezogen haben?

SEENOT gibt es nun auf der Wiesenbühne. Das hat diesmal nix mit dem Regen zu tun. Es ist eine Hardcore-Band, die melodischen Hardcore macht, auf den man sich erstmal einlassen muss, um ihn ansatzweise gut zu finden - bin ich jedenfalls der Meinung. Ich lasse mich mal darauf ein, denn während des Wartens auf NoM gibt es eh nichts anderes zu tun. Bandmitglied der besagten NoM sind auch schon in Sicht, wirken allerdings eher weniger nüchtern, so dass man schon eine Vorahnung hat, dass es lustig werden könnte. Naja, SEENOT sind nun erstmal da und machen Musik, kriegen aus dem leeren Zelt eher weniger Zuspruch, sind aber deutlich druckvoller und irgendwie auch erwachsener als beim letzten Mal, als ich sie gesehen habe. Es wird langsam spät, mittlerweile ist es wohl so 3 Uhr nachts und ich kann höchstens schätzen, dass SEENOT so um und bei 30 min spielen.

Auf der Hauptbühne bei erneut eingesetztem Regen spielen sich ENRAGED die Finger kaputt. Dort gibt’s noch eine letzte Portion Metal, die Kälte und Nässe lässt mich aber mal wieder ins Zelt flüchten. Zwar hört sich echt prima an, was da hinüber schallt, im Zelt ist die Aufregung aber größer.

Der Bass-AMP von Andi ist verschwunden. Er wird an allen Bühnen und im Büro gesucht, dann wird vermutet er sei geklaut, was verständlicherweise zur Hasskappe führt, bis VH-Frontmann Phillip erklärt, er habe ihn vielleicht tags zuvor von der Bühne geräumt und zu den anderen VLADIMIR HARKONNEN Sachen ins Auto gestellt - ein kleiner Hoffnungsschimmer immerhin. Captain Koch besorgt schließlich einen anderen Amp und so gegen 4 fangen NOM nun auch an. Zwischendrin gibt es immer wieder Danksagungen für die tolle Organisation des Festivals, aber leider gibt es auch diverse Ausfälle des Basses und so richtig Stimmung will im Zuschauerraum auch nicht aufkommen. Man merkt doch extrem, dass es schon spät oder schon wieder früh ist, dass die Menschen einfach nicht mehr können oder wollen. Die Mucke von NOM ist trotzdem gut, durch technische Pannen eingeschränkt, aber was sie können, tun sie auch.  Es gibt eine Mischung aus neuen und alten Songs auf die Ohren, also quasi wie beim Gig zuvor, nur in einer kürzeren Version.
Der Gitarrist Andre ist merklich verwirrt und redet Schwachsinn und läuft panisch auf der Bühne herum. Es gibt also doch den ein oder anderen Grund zum Schmunzeln, aber der fehlende AMP drückt auch auf die Gemüter.
Am Ende spielt dann sogar der Bassist Gitarre und der Sänger von FRANKIES FREAKSHOW gibt stimmliche Unterstützung bei “Fuck Club 88”.
Und danach? Logo, wird gefeiert bis zum Morgengrauen, was allerdings auch nur noch ne halbe Stunde entfernt gewesen ist und noch viel weiter .. Mit Schlammcatchen und co.

Hoffen wir fürs nächste Jahr auf besseres Wetter, so dass die Atmosphäre noch angenehmer wird und freuen uns schon aufs RD-Rock 2009!

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