KEEP IT TRUE X / 04.04.08 – Lauda-Königshofen, Tauberfrankenhalle, Tag 1

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Jetzt echt mal: WAS FÜR EIN BILLING! Zur zehnten Auflage des kultigen Festivals holten die Organisatoren Oli & Tarek im Grunde ein optimales Package ran, wenn es um 80ies Metal geht. Die Underground-Klassiker JAG PANZER, OMEN, HEATHEN, HELSTAR, TITAN FORCE, MANILLA ROAD und ATTACKER sollten auf relativ neue Qualitätsgaranten wie DOOMSWORD, CRESCENT SHIELD oder METAL INQUISITOR treffen, dazu noch Vertreter der jüngsten Thrash-Generation (FUELED BY FIRE, STRIKEMASTER, MERCILESS DEATH) oben druff. Ansonsten mit oberkorrekten Preisen und der bewährten Tauberfrankenhalle alles beim alten (okay, vorher war der erste Tag ein Warm-Up in ’ner anderen Halle). Kein Wunder, dass der Scheiß bereits ein halbes Jahr vorher ausverkauft war und ca. 1500 Schüttelrüben sich ein Wochenende ausgiebig vergnügten.

Wir starteten bereits früh am Donnerstagmorgen, um nicht die Nacht über fahren zu müssen – schließlich liegt Baden-Württemberg nicht um die Ecke und der Freitag wartete mit neun Bands auf, von denen man keine verpassen wollte. Wir nisteten uns in einer schnuckeligen Pension ein, die eine ältere Dame für wenig Schotter bereitstellte. Nach kurzer Akklimatisierungsphase ging es noch in eine Kneipe, wo die schwedische Band PORTRAIT eine art Releaseparty veranstaltete. Das hatte sich offenbar herumgesprochen – die Hütte war voller Freaks. Schon ein netter Kontrast – es stank nach Wiener Schnitzel, an den Wänden hingen so Gewehre (echt) und Hirschposter, dazu lief Metal, der frenetisch mitgebölkt wurde. PORTRAIT wurden auch gespielt – ganz geiler Stoff zwischen KING DIAMOND und MERCYFUL FATE. Besonders die anwesenden SpanierInnen rasteten ganz schön ab, schrieen in bester Kopfstimmlage Classics wie „Medieval Steel“ oder „Don’t Metal With Evil“ mit und tanzten zu vorgerückter Stunde auch ma blankziehenderweise auf den Tischen…

Gut, am Freitag denn aber Frühstück verhaften und ab zum Ort des Geschehens. Einige Die-Hards hatten vor der Halle gezeltet und standen sprichwörtlich zähneklappernd und mit Hartgas am Hals vor den Toren. Die Outfits wie immer eine Augenweide – Kutten, Badges, lilafarbene Spandexbuxen – allet da. Mit Begeisterung registrierte ich auch das Billing fürs KEEP IT TRUE XII, welches bereits Knaller wie ABATTOIR, TYRANT, RUTHLESS und EXUMER ankündigt (die Winterversion des Festivals im November kann ich leider nicht besuchen, ist wohl auch bereits ausverkauft).

Los ging es mit BATTLEROAR. Die Griechen sollten heute im Nachhinein tatsächlich die einzige Band sein, die ich lediglich als „okay“ abbuchte! Die Stimmung im Mob war bereits astrein, auch die klanglichen Verhältnisse optimal. BATTLEROAR spielen halt Power Metal, bei dem in meinen Ohren nicht sonderlich viel hängen blieb, auch wenn diverse Songs coole Momente vorweisen konnten. Der Gesang war mir auch etwas zu jodelig.

STRIKEMASTER aus „Mexico Rotten City“ sollten dann aber einen echten Paukenschlag setzen! Jaah, ich fühlte mich an SEPULTURA auf ihrer allerersten Tour erinnert und auch im Pit ging es von Null auf Hundert gleich zur Sache. Einfach herrlich brutaler Thrash Metal, und bei aller Wildheit auch noch recht differenziert gespielt. Ich musste sofort die Vinyl-Version von „Up For The Massacre“ verhaften, die auch schön roh und gemein aus den Boxen ballert (und zwar gerade… jetzt). Zwischen den Songs schimpfte die Anti-Poser-Patrol ordentlich auf alle… Poser, zudem wurde die spanische Abteilung gegrüßt, worauf sich anhand des Jubels eruieren ließ, dass diese zumindest die vorderen Reihen dominierte.  

Vielleicht nicht ganz optimal von der Reihenfolge her sollten nun gleich die nächsten Vertreter der neuen Thrash-Bewegung auf die Bühne: MERCILESS DEATH. Die Amis gefallen mir auf Platte sogar besser als STRIKEMASTER, live aber wirkten sie nicht ganz so energisch und zupackend wie ihre Vorgänger. Trotzdem natürlich angenehm rabiat und roh. Die Schnelligkeit der Riffs erinnerte an DARK ANGEL, der Gesang hatte einen geilen Paul-Baloff-Einschlag. Und bei Songs wie „Deadly Assault“, „Burn In Hell“ oder „Slaughter Lord“ sieht man förmlich die flüchtenden Poserhorden vor dem inneren Auge, hi hi.

Spannend wurde es jetzt, denn ob SENTINEL BEAST 22 Jahre nach „Depths Of Death“ überhaupt noch Relevanz haben, war nicht selbstverständlich. Ich hatte mir die Platte vorm KIT noch ein paar Mal angehört und wurde jetzt positiv überrascht. Sängerin Debbie Gunn klang live wirklich original wie früher, die ganze Band war gut eingespielt. So zockte man sich dann auch durch eine Playlist mit den Highlights der LP, u.a. „Dogs Of War“, „Revenge“ und „Sentinel Beast“. Zwei gute neue Songs waren auch dabei, die genau diesem 80er Speed Metal frönten. Allerdings war das MAIDEN-Cover „Phantom Of The Opera“ zu schnell und zu undifferenziert gespielt.

METAL INQUISITOR gingen mit einem riesigen Handicap auf die Bühne – Sänger krank! Ein Grund für eine Absage, wegen der niemand hätte böse sein können. Aber Pustekuchen – die verrückten und ursympathischen Hunde rockten trotzdem die Scheiße! Gitarrist Blumi gab in seiner bescheidenen und wirklich völlig unpathetischen Art bekannt, dass er versuchen werde zu singen und auch noch später Unterstützung bekomme. Erste Überraschung: Blumi hat das klasse hinbekommen, seine Stimme ähnelt der von El Rojo sogar sehr – vielleicht nicht ganz so hoch, aber auch klar und kraftvoll. So gab es eine Superversion von „Doomsday For The Heretic“, die begeistert mitgesungen wurde. Blumi bat dann einen Gast auffe Bühne, der sonst in einer JUDAS PRIEST-Coverband namens BRITISH STEEL spielt und natürlich „Invader“ sang. Das war wohl recht spontan, klappte aber gut. Nach weiteren eigenen Stücken gab es noch zwei Gastauftritte, die wohl ohnehin vorgesehen waren: Erst kam ohne Scheiß Jess Cox (TYGERS OF PAN TANG) auf die Bühne und es gab „Euthanasia“, wobei Jess besser sang und fitter wirkte als vorn paar Jahren in Wacken. Noch geiler dann: Ollen Brian Ross von SATAN und der Rübenabmontierer „Trial By Fire“! Richtig cool, zumal METAL INQUISITOR genau die Band ist, welche diese NWoBHM-Feger perfekt intonieren kann. Überflüssig zu erwähnen, was vor der Bühne abging.

ATTACKER hatte ich vom H.O.A.-Auftritt her etwas härter, bzw. thrashiger in Erinnerung. Damals war ich überrascht, weil die Amis derber klangen als auf Platte. Heute empfand nicht nur ich den Härtegrad dann doch wieder als „normalen“ Power Metal. Was aber nicht heißt, dass sie qualitativ nicht gut waren. Die Platten sind eh alle kult, die Stimme eigenständig kreischig. Man ergänzte die Playlist noch um ein SAXON-Cover – Denim & Leather“, welches auch durch einen kurzen PA-Ausfall nicht getrübt werden konnte – die Meute schmetterte einfach umso lauter mit.

Und dann OMEN. Kenny Powell hat viel Pech gehabt, mit Platten wie „Escape To Nowhere“ oder „Reopening The Gates“ auch schwaches Material veröffentlicht – die frühen Platten sind jedoch unbestritten Killer. Für diesen Auftritt sah es im Vorfeld nicht gut aus, musste doch Sänger Kevin eine Hüftoperation über sich ergehen lassen. Aber der Ersatzmann – Matt Storey – war eine echte Entdeckung und sang die alten OMEN-Classics erstaunlich gut! Das hätte ich nach der ’97er Tour mit Greg Powell (Kennys Sohn!) nie erwartet – OMEN doch noch in derart bestechender Form zu erleben. Diese besondere Melancholie, die J.D. Kimball (R.I.P.) in seiner Stimme gehabt hatte, war präsent! Kenny Powell wirkte wie elektrisiert und zuckte über die Bühne, „Teeth Of The Hydra“ wurde den griechischen Fans gewidmet, als Gast kam noch der DANTESCO-Sänger dazu. Von den drei relevanten Alben KONNTE natürlich gar nicht alles gespielt werden, aber die magischen Stücke wie „Battle Cry“, „The Axeman“, „Make Me Your King“ oder „Warning Of Danger“ waren dabei. Grandios! Ach ja, es gab zwei neue Songs, die immerhin okay gingen.

Also, vom Gefühl her konnte es eigentlich nicht so gut weitergehen, aber doch: Wenn HELSTAR im kompletten Line-Up der „Remnants Of War“-Platte auf die Bühne gehen, die gesamten „Remnants…“-Songs bei sehr gutem Sound spielen UND um weitere Klassiker ergänzen, dann gibt es kein Halten mehr. James Rivera muss als eine der besten Metal-Sirenen durchgehen und klang wirklich keinen Deut schlechter als vor 20 Jahren. Von weitem sah er sogar noch genau so aus – erst als er am nächsten Tag im Publikum rumlatschte, sah man dann doch so’n paar Knitterfalten. Jo, zu diesem Zeitpunkt hatte ich natürlich bereits ein paar Bier getrunken, aber ich erinnere mich kristallklar daran, dass es auch noch „Run With The Pack“ und „The King Is Dead“ gab.

Immer zwischen den Songs wurde kurz frische Luft geschnappt und über das Gesehene geschnackt. Nebenan parkten die Jungs von PORTRAIT und feierten eine einzige lange Metalparty. Ich weiß nicht, ob die überhaupt mal drinnen waren, wenn ja, sind sie immer nach mir gegangen und vor mir zurückgekommen…

TITAN FORCE hatte ich noch als sehr gut von ihrer Tour mit ANVIL in Erinnerung. Aber erstens war das ein paar Jährchen her und konnte nach all diesen Knallern etwa noch ein WEITERES Highlight kommen? Verdammt, JA! Ich muss wirklich mal überlegen, ob ich schon mal auf einem Festival mit einem derartig konstantem Niveau gewesen bin. Hat natürlich auch mit Glück zu tun – die Bands müssen motiviert sein, ’nen guten Tag haben usw. Es sollte sich auch zeigen, dass der zweite Tag qualitativ nicht ganz mithalten konnte, aber dazu später mehr. Einen mittelmäßigen Tag hat der „Tyrant“ Harry Conklin aber offenbar NIE. Er bewies heute UND am nächsten Tag mit JAG PANZER, dass es international kaum einen gleichwertigen Sänger gibt, der mit solch einer Stimme und Präsenz auftrumpfen kann, es war, als stünde der junge Paul Di’Anno oder der junge Rob Halford auf der Bühne (nur, dass Conklin kein Twen mehr ist, aber halt in Bestform). Dabei war heute ja noch die „gemäßigtere“ Band am Start, TITAN FORCE sind ruhiger und verspielter als JAG PANZER. Aber fuck – die Truppe war hervorragend eingespielt, was ja nicht selbstverständlich ist, wenn es jahrelang nix an Aktivitäten gibt (JAG PANZER zeigten sich übrigens am nächsten Abend definitiv weniger tight, das vorab). Die Titel geisterten mir danach wirklich tagelang im Kopf herum – „Winner/Loser – there’s no winners in this game of greed – winner/loser – lust for power is a demon seed“. Exquisite Gitarren, kristallklarer Klang, perfektes klischeefreies Songwrtiing, scheiße, ich kann leider echt nicht mit ’nem Verriss dienen. „New Age Rebels“, „Chase Your Dreams“, „Master Of Disguise“, wat weiß ich noch alles, auf jeden Fall HITS, ihr Wemmser!

Zwoter Tach folgt ASAP, ihr Gierschlünde!

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