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Kategorie: Lesefutter
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Veröffentlicht: Mittwoch, 15. September 2010 00:00
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Geschrieben von Philipp Wolter
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Zugriffe: 4489
Joey Keithley – „Ich, Shithead. Mein Leben als Punk“
(Iron Pages Books)
Bei dem letzten Gastspiel von D.O.A. in Kiel hab ich mir Joey Shitheads Bio gegönnt und jetzt endlich mal verschlungen.
Bei aller Sympathie für den guten Tommy Molotow muss zunächst gesagt werden, dass die Übersetzung echt mal grottenmies ist. Das lässt sich bereits an der Übertragung des Originaluntertitels „A Life in Punk“ in „Mein Leben als Punk“ erahnen… Molotow übersetzt diverse Begriffe nicht in ihrer übertragenen Bedeutung, nimmt sie vielmehr oft wörtlich („bloody“ = „blutig“) und versemmelt so manchen auf Wortspielen basierenden Spruch.
Aber das kann dennoch nichts daran ändern, dass die Lektüre einen Riesenspaß bereitet. Joe Keithley berichtet sehr humorvoll über die Geschichte von D.O.A. und wie er und seine Kumpels irgendwie den Hardcore/Punk erfunden haben. Das wird zum Glück nie peinlich oder gar prollig, eher untertreibt der Kanadier oder amüsiert sich selbst bei der Erinnerung über die unzähligen Pleiten, zusammenbrechenden Busse oder haarsträubenden Chaos-Situationen auf der Straße. Immer wieder wird deutlich, dass für Mr. Keithley Punk nicht bloß Lärm und Saufen ist, „talk minus action = zero“ halt. Beeindruckend, wie D.O.A. ihr Ding mit der Brechstange durchgezogen haben - jahre-, nein jahrzehntelang auf D.I.Y.-Level... Für uns deutsche Leser sind natürlich besonders Passagen interessant, in denen von Europa-Touren erzählt wird, so ist Shithead völlig begeistert von der Squatter-Szene und erklärt den Leser_Innen erst mal, wie das so abgeht in besetzten Häusern in Europa…
Das Buch ist zudem vollgestopft mit kultigen Fotos und Flyern – da hat einer eifrig archiviert!
Wer das Ding noch nicht kennt, sollte zuschlagen, eigentlich handelt es sich um Hardcore-Pflichtlektüre.