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Kategorie: Tonträger Reviews
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Veröffentlicht: Montag, 23. März 2020 21:54
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Geschrieben von Philipp Wolter
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Zugriffe: 3285
Sechs Songs GLOOMSTER plus sechs Songs KILLBITE tummeln sich auf dieser Split-LP, die schon optisch was hermacht, haben die Bands sich doch auf ein gemeinsames Artwork geeinigt, welches alle Bestandteile dieser Scheibe prägt.
Ich war ja gespannt, wie KILLBITE ohne Latex klingen würden, dessen Geröhre ich immer sehr mochte. Mögliche Sorgen oder gar Skepsis erwiesen sich bereits live als unbegründet, schlagen KILLBITE doch mittlerweile mit drei Gitarren zu und neben Clemens (g) tragen auch Ballo (d) sowie Jakob (b) etwas zu den Vocals bei. Auf dieser Scheibe haben sie sogar noch Tati (NEUROTIC EXISTENCE) zu einem Stück dazugeholt – „The Shadow Covers The Sun“ heißt das Ding, ist regelrecht melodiös und ein totaler Hit. Natürlich böllern KILLBITE weiterhin fiesen Crustcore, dessen Rhythmen unnachgiebig nach vorne peitschen. Aber jeder Song hat eine eigene Identität, die sich nicht zuletzt durch weitere Gastbeiträge von GLOOMSTER („Auf Abwegen“), ODIO SOCIAL, AGROTOXICO und MOLOTOV ATTACK („Vergonha Du Brasil“, direkt in einem brasilianischen Studio eingerotzt) herausschälen. Diese Attacke auf alle Sinne wurde von Patrick W. Engel gemastert, der möglicherweise noch etwas zum dynamischen Klangbild hinzugefügt hat.
Letzteres gilt natürlich auch für die GLOOMSTER-Seite. Die Hunde aus Eisenach knallen brutalen Hardcore („zwei Sänger, deutsche Texte, volle Dröhnung“, schrieb ich mal in einem Live-Review) aus den Hüften. Um es genauer zu sagen: Irgendwie vermögen es GLOOMSTER, New York Hardcore mit altem Deutsch-Punk zu verbinden und noch mit einer schmackhaften metallischen Kruste zu überziehen. Geil ja schon die Texte, die mit einem gewissen Flow vorgetragen werden: „Hier meldet sich ein Mitglied des Antifa e.V. / Finanziert vom Staat, fleißig wegen Demogeld / Glaubt es oder nicht, unser Lohn ist steuerfrei / 20-Stunden-Woche, Bus und Bier für lau“ („Lars Christian“). Mal marschieren die Stücke stur knochenzermahlend, mal ballern sie im ICE-Tempo. Selbstverständlich revanchieren sich KILLBITE und steuern Background-Shouts, aber auch Lead Vocals („Revisionist*innen“) bei.
Insgesamt eine sehr abwechslungsreiche Split-LP mit viel Power und kämpferischen Texten! Dazu: Rotes Vinyl, gefütterte Innenhülle, Poster mit dem Covermotiv und MP3-Kot.
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Kategorie: Tonträger Reviews
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Veröffentlicht: Donnerstag, 29. August 2019 17:27
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Geschrieben von Philipp Wolter
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Zugriffe: 1841
2000 Jahre Cis-Boy-Bands mit Songtiteln wie „Christeen Sixteen“ und leeren Versprechungen wie „All Night Long, Baby!“. Doch die kriegen jetzt alle auf die Fresse und zwar von DEUTSCHE LAICHEN. So explizit und wütend hat sich schon lange keine Band mehr über Sex und Sexismus geäußert. Ich muss einfach mal ein Zitat einwerfen, um das zu illustrieren: „Langsam färbt der Slip sich rot / Tief in dir pulsiert die Wut / Hass doch mal, das steht dir gut / Langsam färbt der Mond sich rot / Was mal war, ist jetzt tot / Langsam färbt der Po sich rot / Dieser Arsch gehört versohlt / Was Feuer war, ist jetzt verkohlt / Wütend schmierst du dir dein Brot / Was mal fein war, ist jetzt grob / Sag mir nicht, es geht dir gut / Du bist so schön, wenn du hasst.“ („Du bist so schön, wenn du hasst“). Das nenn ich mal eine gute Beobachtungsgabe, meine Lieblingszeile ist hier übrigens „wütend schmierst du dir dein Brot“. Und das kommt zur rechten Zeit, jetzt, wo man täglich einen weiteren dicken weißen Mann aus seiner Liste löscht, weil dieser plötzlich dumme Memes über Greta postet. DEUTSCHE LAICHEN gehen ohne Schnörkel nach vorne, getragen vom rotzig-melodischen Gesang, den entweder Fluse, Asche, Nille, Kralle oder Krätze eingekotzt hat. Fünf der Songs besitzen englische Texte, die anderen sechs deutsche, und die kommen mal mit ein, zwei Zeilen aus: „Wenn ich dich sehe, müssen meine Augen kotzen / Für dich bin ich ‘ne blöde Emanzenlesbenschlampe / Danke fürs Kompliment“ („Emanzenlesbenschlampe“) Oder gehen die Dinge auch mal komplexer an: „Menschen sind scheiße und Deutsche laichen / Wenn ich in der Gosse liege, träume ich, wie ich dich kriege / Deutschland ist scheiße, Deutschland ist scheiße, Deutschland ist scheiße.“ („Menschen = Scheiße“). Was soll ich sagen: Haut den ollen Renke an und erntet diese Scheibe! Alerta!