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Kategorie: Tonträger Reviews
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Veröffentlicht: Dienstag, 19. Mai 2020 20:23
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Geschrieben von Philipp Wolter
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Zugriffe: 4094

Optimalerweise müsste jeder musikalische Erstkontakt so ablaufen, wie es in meinem Falle bei ANGORA CLUB geschah: Wir bewegten uns über diesen weiten Acker des Enzo-Festivals auf das Konzertgelände zu, von weitem hörten wir eine uns unbekannte Band zocken. Das Gehörte klang gleichzeitig vertraut und frisch. Als wir die Musikanten dann auch sehen konnten, ergab das gleich Sinn, kannten wir doch Knotts Gitarrenspiel und Ollis Gesang von unzähligen MR. BURNS-Auftritten (und den Alben der Band). „Vertraut und frisch“ beschreibt den Stil von ANGORA CLUB möglicherweise auch für diejenigen, die MR. BURNS nicht kennen, denn der Vierer (Simon am Bass und Helge am Schlagzeug) vereint Einflüsse von frühen BUT ALIVE, early TURBOSTAAT, Jensen-Sachen wie DACKELBLUT oder OMA HANS und macht daraus etwas Eigenes. Es wird Leute geben, die „Hasenangst“ als Klon dieser Bands abtun, aber dafür ist diese Platte einfach zu GUT! Knotts warmer Gitarrensound, Ollis heiser-melodische Stimme, die tuckernd-wummernden Basslinien und der mal treibende, mal entspannte Groove markieren die Eckpunkte diverser Punkrock-Volltreffer. „Nasser Hund“, „Erika.Alt.Entf.“, „Toter Winkel“ oder „Leguan“ bleiben nach wenigen Durchgängen im Ohr, bieten aber auch genug Substanz, um sich wiederholt in das Album reinzuknien. Dazu tragen auch die teilweise leicht kryptischen Texte bei, die sich einer eindeutigen Interpretation manchmal gekonnt entziehen, aber doch triste Realität, Depressionen, Selbstbetrug thematisieren. Ich habe diese Scheibe übrigens am Erscheinungstag im Flensburger Musikalast abgeerntet, geiler Laden. Da dürfte es die noch geben, geht ma hin, ist einen Besuch wert. Jetzt verspüre ich einen unbestimmten Drang nach Eierlikör mit Sprite, komisch.
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Kategorie: Tonträger Reviews
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Veröffentlicht: Dienstag, 14. April 2020 20:46
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Geschrieben von Philipp Wolter
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Zugriffe: 1953

Wer angesichts des Covers nicht sofort die Manifestierung des Gedankens “Geil, muss ernten!” im Kopf verspürt, braucht diese Rezension im Grunde nicht weiterzulesen.
Der Vierer mit Mitgliedern aus Hamburg, London und Brasilien verkündet „Four super-rockers together to keep Rock’n’Roll alive!“ Nun gibt es ja unzählige MOTÖRHEAD-Clones, die kein Mensch und kein Alien braucht, aber das Erfrischende an VENENO ist, dass sie lange nicht so sehr nach ihrem Idol klingen wie andere Bands, die keinen Lemmy auffem Cover haben. Will sagen: VENENO verweisen derart ehrlich auf ihre Einflüsse, dass ihnen keine*r böse sein kann, watschen dem (neu)gierigen Motörheadbanger aber ihre ganz eigene Version des dreckigen Rock’n’Roll um die Lauscher. Da steckt ganz viel HELLACOPTERS drin, und zwar in einer sehr derben, breitbeinigen Spielart, quasi „Supershitty To The Max“ in noch räudiger. Die drei Stücke heißen „Motörheadbanger“, „Rock In Hell Together“ und „High Energy Rock’n’Roll“, kümmern sich inhaltlich somit sofort erkennbar um die wirklich essentiellen Themen, denen sich Denker*innern, Philosoph*innen und Höllenhunde seit Anbeginn der Menschheit widmen. Der Opener vesetzt dich gleich in die Golden-Years-Phase von Lemmy, Philthy und Fast Eddie, der Groove zwingt zum Durch-die-Bude-Stampfen und dabei Haustier und/oder Partner*in herumzuwirbeln und als Luftgitarre zu bespielen. Wer bei „Rock In Hell Together“ die Augen schließt, findet sich fix in einem Tarantino-Streifen wieder. Geil geschmettert übrigens von „Rodge V“, der sonst unter bürgerlichem Namen in einer Hamburger Death Metal-Band röchelt (ihr kennt ihn alle….). Dreckig, aber mit der Schüppe Melodie, die für derartigen Rock’n’Roll nötig ist, bzw. diesen noch suchterzeugender werden lässt. Das Schlagzeug klingt natürlich und galoppelt treibend, fast schon crustig voran. Jeder Song besitzt einen coolen Mittelteil, mit denen AC/DC ein ganzes Stadion zum Ausrasten bringen könnten. Der dritte Track bleibt durch punkige „Ohh! Oh! Oh!” als erster richtig tief im Hinterhirn kleben, wobei alle drei Songs nach wenigen Durchläufen mitgeschmettert werden können. Wilde Soli runden die Sache ab, sodass VENENO auch nicht ansatzweise langweilig oder nach dieser biederen Bierzelt-Rock-Variante klingen, die es ja leider auch gibt.
Das Tape sowie das sechsseitige Booklet kommen passend in Giftgrün, der Klang ist hervorragend.
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