DEVASTATION - signs of life

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Härtemäßig im Bereich Slayer/Sadus (also am oberen Ende der Skala) zu finden, haben sie Ende der Achtziger/Anfang der Neunziger drei völlig radikale auf-die-Fresse-Alben gemacht, die weder spielerisch noch soundtechnisch mit den ganz großen Mithalten konnten, dafür aber jede Menge Aggression, ungezügelte Energie und Punk-Spirit atmeten. Letzterer äußert sich wie bei vielen anderen Thrash Metal Bands der Zeit neben dem Tragen von Broken Bones shirts in Endzeittexten über atomare Vernichtung und andere Wege, wie die der Mensch die Menschheit um die Ecke bringt. Songtitel wie "Eye for an Eye", "Tomorrow we die" oder "Contaminated" könnten auch von Nuclear Assault oder Sacred Reich stammen. Das ganze wurde auf dieser Platte (und den beiden anderen auch) verpackt in relativ straighte und fast durchgehend sehr schnelle Songs ohne übermäßige technische Kabinettstückchen. Wie erwähnt lag man spielerisch ein Stück hinter den Besten, war aber trotzdem keine Stümpercombo. Kann ja nicht jeder spielen wie Mustaine oder Lombardo. Auch auf einen Scott Burns-Sound konnte man auf deiser Platte noch nicht zurückgreifen. Trotzdem klingt die für die Zeit immernoch gut. Das spielerische Defizit machte die Combo wett durch ein Energielevel, dass einem bei entsprechender Lautstärke erst die Mundwinkel Richtung Ohren und dann die Zimmerdecke abhauen. Zudem hatte die Band zwei Gitarristen, die sich die typisch unmelodischen Rupf-Riffs an der Grenze zwischen Metal und Hardcore gleich im Dutzend aus den Rippen geschnitten haben. Mir fallen in unserer schönen "Dremunity" (diese Schöpfung lass ich mir sofort patentieren) auch spontan einige Leutchen ein, die das Ding haben dürften und noch ein paar mehr, denen´s gefallen würde. Übrigens ebenso wie der Nachfolger "Idolatry", der dann tatsächlich von DER Soundikone der Zeit produziert wurde und meiner Meinung nach den besten Sound hat, den Scott Burns je hingekriegt hat. BRUTAL AS FUCK, sozusagen...aua, jetzt tut mein Hirn weh. ---Punkte: 9
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EPIDEMIC - exit paradise

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Epidemic kommen rüber wie die metallischen Vorbilder dieser großartigen Hardcore-Bands (allerdings ohne die störenden Melodien, ha!). Das heißt: das Tempo variiert von finsterem Doom über groovige und ultrabrachiale Midtempowände bis hin zu Blastbeatgehacke. Die Songs sind nicht immer beim ersten Durchlauf zu knacken, denn auch die Arrangements sind manchmal schwer und zerren an den Nerven. Wohlgemerkt: sie gehen einem nicht AUF die Nerven, denn die Band schaffte es, ihre Stilmittel sehr songdienlich einzusetzen, sich nicht in Komplexität zu verzetteln oder mit Kreischgesang, Feedbackorgien und ähnlich sinnlosen, vermeintlich heftigen Motiven um sich zu werfen. Und hat man die Platte mal geknackt, dann bleibt sie mit ziemlicher Sicherheit für immer. Denn irgendwann zwischen dem fünften und dem zehnten Durchlauf hat man die geilen Hooks, Riffs und Ideen geschnallt und fährt sich diesen Brutalofilm immer wieder rein. Diese Platte gehört für mich zu den intensivsten und atmosphärisch negativsten, die ich kenne (auf einer Höhe mit Neurosis oder den frühen Pitch Shifter). EPIDEMIC waren eine der Bands, die es je nach Gemütslage schafften, apokalyptische Bilder von verbrannter Erde inner Rübe entstehen zu lassen, wenn man die Platten hört oder die Vorstellung zu wecken, man würde mit ner Axt bewaffnet durch den Reichstag oder das Weiße Haus oder sonstwo durch laufen und ein paar Schaltzentralen der Macht zerlegen. Dazu passend auch die ziemlich unfröhlichen Texte, die an der Menschheit und ihrem Wirken nicht allzu viele gute Seiten entdecken. Songtitel gefällig? Void, Vulture, Deaden, Exit Paradise, Institution of Ignorance, Everlasting Lie... Dazu brüllt einen ein tierisch angepisstes, aggressives Urviech an - was für ne geile Stimme - und macht klar, dass hier nicht gelacht wird. Der Sound ist fett, authentisch und rauh, die Gitarren sind tiefgestimmt, ein Schlag mit Anlauf auf´s Maul. Spieltechnisch waren sie auch auf der Höhe, so dass eigentlich für jeden Fan extremer, düsterer und aggressiver Musik, ob nu Metal oder Hardcore, nur der Weg in den Second Hand Shop (oder vielleicht zum Plattenregal, meine Damen und Herren?) bleibt, um zu diesem vergessenen Meisterwerk durch den Raum zu pogen. Vergleiche mit anderen Bands fallen schwer, ich kenne keine, die Metal so radikal und völlig unkommerziell interpretiert wie EPIDEMIC das getan haben (heutzutage schon garnicht mehr). Als Hidden Track enthalten übrigens eine komplett abgefuckte Prügelversion des Ozzy-Osbourne-Songs "Over The Mountain". Also Leute, enttäuscht mich nicht: wer besitzt dieses Brett auch noch?
Ranting of the hypnotized
Smother your free thinking mind
Question repressed one more time
Choke on the lie
Ja, verdammt noch mal! ---Punkte: 9
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VOMITORY-revelation nausea

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VOMITORY - revelation nausea

Diese Platte und die ganze Band sollten viel bekannter sein. Hier ist wirklich für jeden was dabei, der auf so richtig extremes Gebolze steht. Das Grundgerüst besteht aus Old-School-Schweden-Deathmetal, wie ihn Entombed mal gemacht haben und Dismember heute noch machen, erweitert durch Blicke über den Tellerrand in Richtung Blastbeats, Grindcore und immer wieder gerne Crust. Und wenn sie dann das Tempo mal rausnehmen (selten), ist man sofort versucht, nachzuschauen, ob man da jetzt nicht unerklärlicherweise plötzlich Bolt Thrower hört. Aber diese Hommage ist sicher so gedacht. Überhaupt machen die Musik und die Typen, ähnlich wie bei BT, ein bisschen den Eindruck, als würde ein Haufen Zecken Metal spielen. Zusammen mit dem tiefen Gegrunze (klingt echt, aber ich würde den Harmonizer nicht ausschließen) und dem superfetten, sogar einigermaßen authentischen Sound ergibt sich eins der brutalsten Alben, die man so haben kann und sogar noch eines, das handwerklich hervorragend umgesetzt ist. Denn eins hört man: die üben viel, besonders der Schlagzeuger ist ne Rakete. Dies, meine Freunde, ist ein Pflichtalbum für alle, die behaupten, es wirklich derb zu mögen und trotz des geringen Alters (erschienen 2000) ein Klassiker. Übrigens: in einem Song singt Cliff von den Asi-Rentnern Driller Killer mit. Schön auf die Fresse.

www.vomitory.net

Hendrik

---Punkte: 10
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SABBAT-Dreamweaver

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Endlich mal wieder ein Klassiker-Review, macht doch immer wieder Spaß. Sabbat aus England sind eine der besten Thrash-Metal-Bands aller Zeiten, Punkt. Leider sind sie nie aus dem Untergrund rausgekommen. Ende der 80er/Anfang der 90er machten sie drei Platten, von denen die ersten beiden absolut groß waren, die dritte aber durch veränderte Besetzung und schlechteren Sound nicht mehr so ganz mithalten konnte. Für mich ist die Kombination von Musik, Text und Sound, bei Sabbat immer alles etwas anders als beim Rest, auf der zweiten am besten gelungen. Härtemäßig waren sie eher am oberen Ende der Thrash-Skala zu finden, wobei die Songs anspruchsvoll, aber nicht verfrickelt und von allen Beteilgten sehr gut gespielt waren. Instrumentalmelodien (sprich: Schwedenscheiße) gab´s zum Glück damals noch nicht, und auch der Sänger hielt sich damit sehr zurück. Gebretter eben. A propos Sänger: hier polterte der spätere Skyclad-Frontmann Martin Walkyier, und seine natürliche, ungekünstelte Stimme hörte sich schon damals mächtig an wie 'ne Gerölllawine in voller Fahrt. "Dreaweaver" ist ein Konzeptalbum über die heidnisch-spirituelle Tradition Britanniens (nach Brian Bates: "The Way Of Wyrd"), zum Glück umgestzt in intelligent formulierten Texten ohne affektierte Peinlichkeiten. Die Christen müssen zu der Zeit schon da drüben gewesen sein, denn deren Terrorherrschaft kriegt hier doch einiges ab. Auch immer wieder geil ist der Sound, man hat sich hörbar bemüht, die größmögliche Brutalität hinzukriegen, und das hat (mit den damaligen Mitteln übrigens viel besser als heute) auch funktioniert. Es kracht und knarzt und ballert von vorn bis hinten. Interessante Fußnote in diesem Zusammenhang: einer der Gitarristen war Andy Sneap, heute einer der angesagtesten Metal-Producer, der es noch immer hingekriegt hat, dass seine Produktionen klingen wie der hinterletzte Plastikdreck. Seine eigene Truppe klang gut. Komisch. Egal, dieses Album hat Härte und Energie, Hirn und Anspruch, einen fetten Sound und (als LP) sogar noch ne coole Aufmachung: das muss dann wohl ein Klassiker sein, der im Übrigen in jede halbwegs ernst gemeinte Sammlung gehört. Gerüchten zufolge soll es die Band sogar wieder geben. Schön wär's, die mal live zu sehen. sabbat-wildfire.tk ---Punkte: 10
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HEATHEN-victims of deception

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HEATHEN - "victims of deception"

Wochenende, Klassikerzeit! Diesmal: HEATHEN. Sie gehörten zur zweiten Welle des Bay-Area-Thrash, kamen also kurz nach Metallica, Slayer, Exodus und Megadeth um die Ecke, dafür ungefähr gleichzeitig mit weiteren legendären Truppen wie Testament, Forbidden, Death Angel oder Vio-lence. Schon jetzt hat im Übrigen jeder Spätgeborene/Uneingeweihte genügend Bandnamen für den näxten Besuch im Secondhand-Laden erfahren. Aber zur Sache: HEATHEN haben nur 2 Alben auf die Kette gebracht, von denen dieses das letzte - und für meinen Geschmack stärkere - ist. Die Musik passt einerseits ins damalige Thrash-Raster, weil die typisch ruppigen Anti-Melodie-Riffgewitter allgegenwärtig sind. Andererseits unterschieden sich die Herren nun wieder ziemlich deutlich von ihren Mitstreitern. Die Songs waren komplex und fast durchweg recht lang (die Platte geht über eine Stunde) und der Gesang war etwas melodischer als bei den meisten anderen. Vielleicht vergleichbar mit dem Typen von Forbidden, nur ist Mr. HEATHEN technisch leider nicht so gut. Das ist auch schon der einzige kleine Kritikpunkt an der Platte, denn der Rest ist einfach genial. Gibt es eigentlich eine brutalere Art, Gitarre zu spielen, als Thrash? Es ist schnell, es ist aggressiv, und wie bereits erwähnt, gibt es keinen besseren Weg, jede störende Melodie aus dem Spiel zu verbannen und sie durch ruppige Aggression zu ersetzen. Womit wir beim springenden Punkt der Platte wären: was die Gitarristen hier abziehen, ist einfach mal unglaublich. WAS FÜR GEILE RIFFS!!! Dazu kommen Soloparts, in denen die beiden zeigen, dass sie mit Sicherheit zu den talentiertesten und versiertesten der damaligen Szene gehörten. Nicht umsonst spielten sie sowohl vor als auch nach HEATHEN in diversen, z.T. deutlich bekannteren Bands (z.B. bei Die Krupps). Aber das ist noch nicht alles: die Jungs können noch mit weiteren Pfunden wuchern. Da wären zunächst die politischen und immer wieder sehr religionskritischen Texte. Da war früher mal mehr Hirn im Metal als heute oder? Als letztes muss der Sound erwähnt werden, der für damalige Verhältnisse absolut over the top war und auch (bzw. gerade) heute Referenzklasse hat. Fett, transparent, natürlich. Wie geil, wie geil. Warum HEATHEN anders als viele andere genannte Bands irgendwie bei vielen nicht mehr so auf dem Schirm zu sein scheinen, verstehe ich nicht. Dieses Album muss jeder besitzen, der auf Thrash-Metal steht, basta. Ich weiß, was jetzt kommt, ist uncool (weil Werbung), aber trotzdem eine Empfehlung wert: irgend so´n Label, von dem ich noch nie was gehört hatte (Metal Mind) legt die ganzen alten Roadrunner-Klassiker aus der Zeit wieder auf, an die man heutzutage nur für extrem viel Knete oder garnicht mehr drankommt. Dabei sind die ersten paar Alben von Thrash-Truppen wie Sadus, Toxik, Realm, Xentrix und Atrophy, aber auch andere Richtungen wie Gorguts, Disincarnate oder Solitude Aeturnus. Alles Pflichtplatten. Ich drück jetzt noch mal Play.

heathenmetal.com

 

written by: Hendrik 

 

---Punkte: 10
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