INTEGRITY, RIGHT 4 LIFE / 20.08.03 - Kiel, Pumpe

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Dieses Konzert wurde (Teilen) der Meierei-Konzertgruppe ANNE OHAN superkurzfristig angeboten und da die Meierei diesen Monat kein weiteres Konz mehr zwischenschieben konnte, wich man halt auf die Pumpe aus. Die gute Laune über den Schill-Rauswurf, die noch allenthalben und auch an den Toren der Pumpe vorherrschte, wurde jedoch bald getrübt, als erstens Neuigkeiten über eine mögliche baldige Kündigung der Meierei (siehe News) die Runde machten und zweitens ernsthaft in Betracht gezogen wurde, den INTEGRITY-Gig zu canceln.

 

Was war passiert? Kurz vor knapp war bekannt geworden, dass zwei INTEGRITY-Leute auch bei der umstrittenen Band ONE LIFE CREW mitspielen (oder -spielten?). Ein Text dieser Band war aus dem Internet gesogen worden, der in der Tat dumpfe Parolen à la "America for Americans" rausposaunt. INTEGRITY also offen für Patriotenscheiße? Die Band wehrte sich dann wohl vehement gegen derartige Vorwürfe, der entsprechende ONE LIFE CREW-Text wurde als Provokation zu rechtfertigen versucht. Naja, allerdings gibt es wohl tatsächlich auch ONE LIFE CREW-Texte, die ganz andere (US-kritische)Positionen vermitteln. Schließlich entschieden sich die Veranstalter dazu, das Konzert durchzuziehen. Angesichts der etwas verworrenen Lage meiner Meinung nach eine richtige Entscheidung, "in dubio pro reo" oder wat?!? Außerdem waren mittlerweile doch recht viele HC-Freaks gekommen, z.T. aus HH und FL, da wäre ein Abbruch derart kurzfristig schon hart gewesen. INTEGRITY wollten auf der Bühne gar nix dazu sagen, somit gab es ein schriftliches Statement der Konzertgruppe über OLC. Im Publikum herrschte die Meinung vor, INTEGRITY zumindest eine Chance zu geben und abzuwarten, was in dieser Hinsicht noch herausgefunden wird, zumal kaum jemand Informationen aus erster Hand besaß.


Aber als RIGHT 4 LIFE aus Frankreich loslegten, konnten sämtliche Ärgernisse erstmal verdrängt werden, denn die Jungs lieferten ein spritziges Hardcore-Konz. Gut, großartig Neues boten RIGHT 4 LIFE weder musikalisch noch optisch, aber auch altbewährte Zutaten können gut munden. Die typischen HC-Ausfallschritte und zackigen Bewegungen hatte der Sänger jedenfalls gut drauf, kam aber trotzdem nicht wie'n tough guy mit zusammengekniffenen Arschbacken rüber. Nach wenigen Songs war das Eis gebrochen und vor der Bühne ging ganz gut der Ratz ab. Kein Wunder, die größtenteils schnellen, oldschooligen Songs bohrten sich ohne Umwege direkt ins Hirn und erzeugten geradezu unbändigen Bewegungsdrang. Das hatte wohl die Band selbst nicht erwartet, dass bei einem so kurzfristig anberaunten Gig (noch dazu an 'nem Mittwoch) derart gute Stimmung herrscht und stapfte schließlich freudestrahlend von der Bühne.

 

INTEGRITY wollten wenig später loslegen, doch Sänger Dwid war nirgends aufzutreiben. Alles war bereit, also zockte man instrumental ein paar US-Hardcore-Classics von CRO-MAGS ("Hard Times") bis JUDGE ("Fed Up"). Instrumental? Nicht ganz, denn der gierigen Meute wurden Mikros offeriert und besonders der JUST WENT BLACK-Fronter in der ersten Reihe bewies sich als textsicherer und phonstarker Brüllwürfel. Als Dwid ("I heard incredible voices!") endlich auftauchte, herrschte schon ordentlich Stimmung in der Hütte und so konnten INTEGRITY jegliche Aufwärmphasen gleich überspringen, als sie mit "Systems" und "Die Hard" starteten. Wie INTEGRITY auch immer zu ONE LIFE CREW stehen mögen, textliche Glanztaten erwartete eh keiner von ihnen. Nope, PROLLMOSHCORE der fiesesten Sorte war heut das Gesetz... Primitiv, brutal und unwiderstehlich HEAVY rollten die Songs über uns herein. Dwids Geschrei hörte sich dazu schwer nach Urzeitprimat an, dem man gerade Feuer, Essen oder Weibchen entwendet hatte. Da wurde doch klar, wo sich Bands wie HATEBREED, BORN FROM PAIN usw. bedient haben, das ist eine Art Hardcore, der mit Punk nicht mehr viel zu tun hat, eher mit metallischen Bratriffs (nicht umsonst hatte einer der Gitarristen 'nen MORBID ANGEL-Shirt an). Für mich war der "Humanity Is The Devil"-Triple "Vocal Test" (treibend wie Sau), "Hollow" und "Psychological Warfare" der Höhepunkt. Schon ein Spaß, auch mal wieder einige lange nicht erblickten HC-Urgesteine Kiels vor der Bühne (und in der Luft) rumwieseln zu sehen. Mit dem urgewaltig schleppenden SloMo-Hammer "March Of The Damned" endete somit ein musikalisch sicher eindimensionaler, aber verdammt effektiver Gig.
- Beitrag von: Philipp

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