FORCE ATTACK XI / 28.07.2007. – Behnkenhagen bei Rostock, Tag 2

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Auch am Samstagmorgen trudelten noch Heerscharen Neuankömmlinge auffem Gelände ein. Beeindruckt bin ich ja immer wieder von denen, die vom Bahnhof zu Fuß zum Festival latschen, denn dat sind schon einige Kilometer Fußmarsch. Außerdem sind die Freakazoids natürlich ordentlich bepackt mit Zelten, Schlafsäcken, sonstigen Utensilien UND dem obligatorischen Kasten Bier, der meist an ’nem Absperrband befestigt unter lauten Klappern hintendrein geschleift wird (häufigste Marken Oettinger und Sternburg)… Interessant find ich auch immer die Jacken: Wie viele Nieten, was für Nieten, was für’n Aufnäher und – besonders interessant – was für’n raufgeschmierter Spruch („Bullenterror“, „Fick dich!“, „Panx not dead!“ usw.)?

 

  

Aus Neugier warf ich mal einen Blick auf die VAGEENAS. Der erste Song klang schön räudig, aber die Band wurde musikalisch ganz schnell langweilig. Außerdem war die Show der Sängerin peinlich. Die hatte sich wie eine Cheerleaderin in einen pinkfarbenen Minirock geschmissen und hüpfte auf und ab, damit man ihren Arsch bewundern konnte. Sollte wohl erotisch und/oder provokativ wirken, aber der dürren Vogelscheuche hätten viele BesucherInnen laut Kommentar gerne was zu essen auf die Bühne geworfen…

 

Ganz geil wieder die Ost-Thrasher und Legende MANOS, die mit ihren mal ordentlich nach vorne ballernden, mal Ost-Liedgut verwurstenden Songs nicht nur das Publikum auf dem With Full Force, sondern halt auch die Force-Attack-Punker zu unterhalten wussten. Sind halt jenseits von Gut und Böse und über jegliche Etikettierungen bzw. Schubladen erhaben. Die hauen wohl immer im Wechsel eine „ernste“ und eine „komische“ Platte raus – auch ein Konzept. Krass ist jedenfalls, wie fit die musikalisch eigentlich sind und was für unterschiedliche Gesangsstilistiken der Sänger/Gitarrist draufhat! Schon irgendwo ’ne coole Truppe, auch wenn ich jetzt nicht unbedingt Platten von denen haben muss.

 

Naja, über OHL muss ich mich wohl nicht lange auslassen. Natürlich gibt es einige Klassiker, natürlich sind einige Texte aber auch einfach von unterirdischem Niveau. Habse mir eigentlich nicht ansehen wollen, aber manchmal gibt man halt dem Gruppenzwang nach. Und irgendwie isses bei meiner Frisur auch immer ganz geil „Alternative langhaarige Sau!...“ mitzuschmettern, das führt manchmal zu neugierigen Nachfragen. Ich sach dann immer, dass ich eigentlich Skinhead bin, aber unglaublichen Haarwuchs hab und mit dem Rasieren manchmal nicht hinterherkomm.

 

Oi! ist ja nicht ganz meine Welt, aber auch hier gibt es so diverse Ausnahmen, die nicht nach ödem Schunkelrock in Altherrenmanier klingen. LOIKAEMIE gehören dazu, die werden immerhin mit ihrem Stück „Good Night White Pride“ sogar von RAWSIDE gecovert. Ich war aber überrascht, welches gigantische Interesse an der Band herrschte! Es kann gut sein, dass keine andere Band derart viele Leute gezogen hat, das Gelände war knackevoll. Hab mir das eher von hinten angesehen und Tausende von Fäusten hochgehen sehen, als der besagte Anti-Fascho-Song kam. Auch ansonsten gute Texte und Ansagen z.B. gegen häusliche Gewalt, zumindest was ich so mitbekommen habe. Musikalisch definitiv interessanter, abwechslungsreicher und auch härter als die meisten Oi!-Bands.

 

Danach habe ich mich lange nicht aufs Gelände begeben, unter anderem, um auf jeden Fall PÖBEL & GESOCKS zu vermeiden, aber auch, weil bei uns im Camp der totale Ratz abging. Weiß nicht, wer wem was in den Drink geschüttet hatte, aber irgendwie landeten wir mit teilweise fünf Leuten singender- und tanzenderweise auf Moes Autodach. Das beste daran: Moe konnte gar nicht über die Dellen und das stetig tiefer absinkende Dach sauer sein, weil er selbst am wildesten auf seiner Karre herumsprang, hi hi. Irgendwie fiel keiner in die umstehenden Zelte oder auf den mit Bierpullen und Scherben übersäten Boden… 

 

Natürlich waren wir rechtzeitig vor Ort um die SPERMBIRDS zu sehen! Was für ein genialer Auftritt! Vielleicht sogar noch besser als auf dem Wilwarin! Ich hatte teilweise eine Gänsehaut, das war der Hammer. Der Sound war einfach perfekt, die Gitarren klangen warm und rotzig und drückten ohne Ende. Die Band war ununterbrochen in Bewegung und Lee Hollis’ Stimme klang einfach göttlich. Ein Hammer folgte auf den anderen in anderer Playlist/Reihenfolge im Vergleich zum Wilwarin-Gig. Man konnte auch angenehm abgehen und hatte gerade genug Platz, da es nicht so voll war wie z.B. bei CASUALTIES oder LOIKAEMIE. Dennoch voll genug für ’ne Abgehatmosphäre, Band und Publikum genossen den Moment, soweit ich das beurteilen konnte. Für mich der Höhepunkt des Festivals!

 

Gleich danach gab es aber noch eine sehenswerte Band im Zelt: THE OTHER, eine der besseren Horrorpunktruppen. Neben sehr gutem Songwriting überzeugt des Sängers Stimme. Ich hörte, dass der angeblich noch vor wenigen Jahren Grindcore gebrüllt hat, was kaum zu glauben ist, denn auch oder gerade live steckte der Danzig oder Graves locker in die Tasche. Zumindest stimmlich, die Ansagen und das Bühnengebaren wirkten etwas unbeholfen. Überhaupt erzeugte die Band nicht den Eindruck, abgebrühte Bühnentiere zu sein, war insgesamt etwas steif. Das störte aber auch nicht so sehr, der Mob ging massiv mit und amüsierte sich pogenderweise zu Stücken wie „The Ghosts Of Hollywood“, „Monster-Bride“, „Passion For The Kill“ oder „Tarantula“. Schönet Dingen!

 

Wie man sieht, habe ich am Samstag nicht so viele Bands gesehen, dafür hab ich sehr nette Leute kennen gelernt und wiedergetroffen und ganz nebenbei ein (für mich) neues Getränk kredenzt bekommen: Jägermeister-Banane! Hört sich völlig pervers an, aber der Rotz schmeckt echt!

Kommentare   

0 #1 Dicki 2007-07-31 21:22
Ja ist unglaublich was man mit Jägermeister alles anstellen kann.
Mit heißem Kakao schmeckt das ähnlich wie Lebkuchen.
Denn man Prost
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